12. Tag: 17. Februar
Aloha ‚Oe – Kailua-Kona nach Los Angeles
Mein letzter Tag bricht an und der beginnt wieder mit auschecken. Trotzdem habe ich noch bis heute Abend Zeit, denn mein Flug startet erst um 21:45 Uhr. Aus einer Laune heraus schaue ich nochmals auf die Seite vom Mauna Kea Observatorium. Viel Hoffnung mache ich mir nicht, dass die Straße heute endlich offen ist, doch dann traue ich meinen Augen kaum, da steht tatsächlich „open”. Damit ist klar, ich nehme den höchsten aller Berge unter die Räder.
Doch vorher schaue ich mich in der Morgensonne noch ein wenig in meiner Hotelanlage um. Der Blick vom Balkon ist doch schon mal vielversprechend.
Fast das ganze Gelände rund um das Hotel ist ein vulkanischer Garten, sehr schön angelegt mit Wegen, kleinen Teichen und viel Grün.
Zum Meer hin ist ein kleiner Strand angelegt.
Dann geht es aber wirklich zurück zur Lobby zum Auschecken. Auch hier ist alles wieder, typisch Hawaii, sehr offen angelegt. Ich liebe das, diese Gebäude ohne Fenster.
Und noch einen Stopp mache ich auf dem Weg zum Mauna Kea – hier an der Parker Ranch, einer der größten Ranches der USA. 2004 war ich schon einmal hier, doch erinnern kann ich mich nicht mehr so genau und deshalb will ich also heute noch einmal hierher.
Da die neunhundert Quadratkilometer große Ranch noch heute bewirtschaftet wird, etwa 60.000 Rinder leben hier, ist nur ein kleiner Teil für Besucher geöffnet. Hier stehen die historischen Ranchhäuser der Eigentümer. Der letzte, Richard Smart, verstarb 1992. Seitdem wird die Ranch vom Parker Ranch Foundation Trust verwaltet.
Die 1847 gegründet Ranch, ist eine der ältesten noch arbeitenden Ranches der USA. Gegründet wurde sie von John Palmer Parker, der das Land von König Kamehameha I. persönlich bekam. Leider darf man in beiden Ranchhäusern nicht fotografieren. Das weiße Holzhaus ist das Ältere. Hier sind viele persönliche Gegenstände und Fotografien der Familie ausgestellt.
Jetzt hält mich aber nichts mehr und ich breche zur Mauna Kea Access Road auf. Dazu fahre ich wieder ein Stück die alte Saddle Road und dann die Neue.
Den Berg hinauf, wie schon vor zwei Tagen, …
… und dann kommt der Moment, wo ich das Visitor Center erreiche und die Stelle, wo vor zwei Tagen die Straßensperre stand. Doch jetzt ist sie weg, es geht weiter.
Zuerst ist die Straße noch asphaltiert, doch bald geht der Belag in Gravel über. Und der ist zuerst in sehr schlechtem Zustand. Teilweise ist es so schlimm, dass ich krampfhaft beide Hände am Lenkrad halten muss, damit mir der Wagen nicht wegrutscht. Am Schlimmsten ist die Steinhaufenreihe, die sich immer wieder über die Straße zieht. Doch bald entdecke ich den Grund dafür, es wird frisch gegraded. Doch die Maschine ist nicht breit genug für die ganze Straße und so sammelt sich ziemlich viel Geröll auf der Straße. Die nächste Herausforderung ist, den Grader zu überholen.
Irgendwann geht das dann auch an geeigneter Stelle und die Fahrt geht nun ruhiger voran. An einer Kurve habe ich sogar einen schönen Blick auf das Visitor Center weiter unten im Tal.
Und sogar die Kreuzung von Saddle Road und Mauna Kea Access Road ist zu erkennen.
Rechts und links der Straße erstreckt sich eine vulkanische Landschaft, die mir ausgesprochen gut gefällt.
Die Schilder hier haben alle große Löcher. Ansonsten würden sie die großen Windgeschwindigkeiten, die hier herrschen, nicht überstehen.
Einige Kilometer vor dem Gipfel, ist die Straße dann seltsamerweise wieder asphaltiert. Und das besser als im unteren Teil. Eine richtige Rennstrecke ist das hier und fährt sich fantastisch.
Plötzlich sehe ich neben der Straße den ersten Schnee. Auf Hawaii ist das für mich auch etwas Neues.
Und dann habe ich es geschafft. Ich bin ganz oben am Mauna Kea Observatory angekommen. Knapp 4200 Meter bin ich jetzt hoch, so hoch war ich zuvor nur auf dem Mount Evans in Colorado. Nicht mal der Pikes Peak reicht hier heran. Und wenn man bedenkt, dass der Mauna Kea noch 6000 Meter unter die Oberfläche des Pazifiks reicht, dann bin ich heute auf dem höchsten Berg der Erde.
Was für eine klare Sicht das hier ist. Es ist einfach traumhaft und fast komplett windstill. Dadurch fühlen sich die etwa 0 Grad in der Sonne auch gar nicht so kalt an.
Sogar den Kilauea Vulkan kann ich von hier rauchen sehen.
Und bis nach Maui blicken. Etwa fünfzig Kilometer ist die Insel von hier entfernt. Doch heute scheint sie direkt nebenan zu liegen.
Am Observatorium entdecke ich auch dieses Gerät. Doch der Sinn der Maschine hat sich mir nicht erschlossen.
Nach einer guten Stunde nehme ich Abschied und breche dann wieder ins Tal auf. Ich würde gerne noch einmal hierher zurückkommen. Doch ob das so schnell möglich ist, steht buchstäblich in den Sternen, denn momentan ist der Berg für Besucher leider gesperrt. Es gab Proteste der Hawaiianer gegen ein neues Observatorium auf ihrem heiligen Berg, die eskalierten. Seitdem hat die Regierung den Zugang geschlossen.
Inzwischen scheint der Grader seine Arbeit beendet zu haben, denn nun ist die Straße in einem weitaus besseren Zustand. Doch vorsichtig fahren muss ich trotzdem, denn das Gefälle ist ziemlich groß und im Straßenverlauf gibt es einige scharfe Kurven.
Wieder an der Saddle Road fahre ich zurück in Richtung Kona. Leider ziehen immer mehr Wolken auf, umso näher ich dem Städtchen komme. Auch die Parkplatzsituation sieht nicht so rosig aus, doch ich habe Glück, auf einem kleinen Parkplatz direkt hinter der Hauptstraße wird eine Lücke frei, als ich vorbeikomme. Schon nach wenigen Schritten bin ich dann wieder am Wasser, wo ich als Erstes einer der offiziellen Start- und Zielpunkte des Ironman entdecke.
Als Nächstes erreiche ich den Hulihe’e Palace. Das ist der offizielle Königspalast auf Big Island. Hier verbrachten viele hawaiianische Könige sozusagen die Ferien. Heute ist der Palast ein Museum und kann besichtigt werden. Da ich jedoch schon 2004 drinnen war und die nächste Tour erst in über einer Stunde beginnt, schaue ich mir den Palast nur von außen an.
Gleich gegenüber dem Palast steht die Moku’aikaua Church. Sie wurde 1820 von Asa und Lucy Goodale Thurston gegründet, die mit dem ersten Missionarschiff nach Hawaii kamen.
Ich bummele noch ein wenig durch Kona und schaue in ein paar Geschäfte, kaufe jedoch nichts mehr.
Da ich noch Zeit habe, fahre ich noch ein wenig weiter die Küstenstraße entlang.
Schließlich erreiche ich St. Peters by-the-sea, die kleinste katholische Kirche der Insel. Die Kirche wurde 1889 an der Stelle eines hawaiianischen Tempels errichtet. Heute ist sie ein beliebter Ort zum Heiraten.
Schließlich muss ich mich doch trennen und fahre in Richtung Flughafen. Hier haben sich die Wolken inzwischen verzogen. Südlich des heutigen Flughafens liegt die alte Start- und Landebahn von Kona. Heute ist hier eine State Recreation Area mit wunderschönem Blick aufs Meer.
Gegen 19:30 Uhr erreiche ich schließlich Alamo und gebe meinen Mietwagen ab. Dann geht es mit dem Shuttle zum Terminal. Hier ist alles ein bisschen größer als in Hilo, aber wirklich nur ein bisschen. Als ich den Terminal erreiche, muss ich lauthals loslachen. Das ist Hawaii. Der Check-in findet de facto draußen statt, nur ein Dach ist über den Schaltern. Dann geht es durch die Security, die als einziges in einer Art Glaskasten untergebracht ist. Danach stehe ich wieder draußen, denn auch der Wartebereich der Gates ist hier draußen. So sitze ich praktisch gegenüber meiner Maschine, die mich nach Los Angeles bringen soll.
Gate 2A ist mein Ausgang.
Die Boeing 737 ist sehr neu und deutlich besser ausgestattet, als die 777, die mich nach Honolulu gebracht hat. Da kann ich bestimmt auch ein bisschen schlafen.
Dann rollen wir zur Startbahn. Zu sehen ist nicht mehr viel, denn inzwischen ist es komplett dunkel. Und Lichter sind auf Big Island von oben kaum zu sehen, denn aufgrund des Observatoriums dürfen Lampen nur zum Boden ausgerichtet sein. Mir passt das ganz gut, denn so fällt der Abschied etwas leichter. Bei Tag möchte ich hier nicht abfliegen müssen, außer vielleicht es regnet in Strömen.
Meilen: 181
Wetter: heiter, 21–29 Grad
Hotel: Flug