11. Tag: 16. Februar
Malama Ka Aina – Kailua-Kona
Schon sehr früh bin ich heute Morgen unterwegs, denn ich habe eine ziemlich lange Fahrt vor mir. Eigentlich war das alles anders geplant und der heutige Tag hätte gestern stattfinden sollen, doch im Süden der Insel war das Wetter nicht so gut, weswegen ich die Pläne umgeworfen hatte. Nun ist es nur ein bisschen mehr Fahrweg, aber das finde ich nicht so tragisch. Ich bin ja gern unterwegs und so groß ist die Insel nun auch wieder nicht.
Los gehts in Richtung Süden bis zur äußersten Südspitze von Big Island. Von der Hauptstraße, die rund um die Insel führt, biege ich auf eine kleine Nebenstraße ab. Nach mehreren Meilen erreiche ich schließlich eine Weggabelung, auf der es entweder zum Southernmost Point oder zum Green Sands Beach geht. Der Green Sands hätte ich zwar gern gesehen, aber ich habe noch viel vor und dorthin kommt man nur, wenn man ein ziemliches Stück wandert. Ich biege in die andere Richtung ab.
Am Ende der Straße habe ich dann auch das Ende der Insel und das südliche Ende der USA erreicht. In Key West stand ich ja schon öfter und dort ist es auch etwas netter und gepflegter, hier bin ich hingegen zum ersten Mal. Viel ist nicht zu sehen, nur eine raue Küste. Zum eigentlichen Punkt ist es wohl noch etwas zu laufen, aber ich suche nicht danach und schaue mich einfach nur so um. Auf die zwei Meter kommt es mir irgendwie nicht an, denn so toll zu laufen ist es hier nicht.
Ein paar Angler hat es außer mir noch hierher verschlagen und zwei bis drei andere Autos. Ich bleibe nicht sonderlich lang, denn die weiteren Ziele des Tages reizen mich mehr.
Auf dem Weg Richtung Osten komme ich schließlich auch am:
vorbei. Auch hier konnte ich in 2004 leider nicht hin, war ich ja auf einer geführten Tour unterwegs. Nun soll sich das aber ändern. Und der kleine Strand enttäuscht nicht, der Sand ist wirklich kohlrabenschwarz.
Dabei ist er aber nicht grobkörnig, nur heiß. Barfußlaufen ist kaum drin, so aufgeheizt ist der Untergrund. Ich jedenfalls finde ich fast zu heiß an den Fußsohlen.
Spaß macht es aber, hier ein wenig umher zu laufen. Und die Farbkontraste sind auch nicht schlecht, bin ich doch sonst eher weißen oder gelben Sand gewöhnt.
Irgendwann reiße ich mich aber dann doch los und fahre weiter. Ich erreiche schließlich Naalehu, wo ich von Manu und Peter den Tipp bekommen habe, den:
zu besuchen. Ich fahre auf den gut gefüllten Parkplatz und kann gerade so noch eine Lücke ergattern. Muss ja wirklich gut sein, hier stehen nicht nur Mietwagen rum.
Durch ein Fenster kann ich sogar in die Backstube schauen, bevor ich den Verkaufsraum erreiche. Und die Auswahl ist wirklich gigantisch. Mehrere Vitrinen sind bis zum Rand mit Backwaren voll geschlichtet. Doch ich weiß ja, was ich unbedingt probieren möchte, Malasadas sind es, ein Pfannkuchen ähnlicher Kuchen, den es mit vielen exotischen Füllungen gibt. Als ich dran bin, erzähle ich der Dame hinter dem Tresen, dass ich aus Deutschland bin und Deutsche mich auch auf das Geschäft aufmerksam gemacht haben. Sie ist total aus dem Häuschen, dass sich der Laden schon um die halbe Welt herumgesprochen hat. Dann wähle ich ein paar Malasadas aus, zum Mitnehmen.
Einen probiere ich jedoch gleich und der ist ja sowas von lecker. Daran könnte ich mich gewöhnen. Mein Ziel ist schließlich der:
Elf Jahre ist es nun her, dass ich hier war, doch die Einfahrt hat sich nicht verändert. Zuerst halte ich am Visitor Center, denn ich will etwas klären, das mir schon lange im Kopf rumschwirrt. Seit einigen Jahren ist die Rim Road nicht mehr komplett befahrbar, doch ich hatte immer in Erinnerung, sie 2004 komplett gefahren zu sein. Das wurde von einigen Leuten immer wieder bezweifelt, sodass ich jetzt eine Rangerin gefragt habe. Diese bestätigte mir, dass ein Teil der Straße 2008 geschlossen wurde.
Den Teil bis zum Visitor Center am Kilauea Crater kann ich aber fahren und so ist das auch mein erster Stopp. Und hier sieht man gleich, was der Grund für die Sperrung ist. Eine große weiße Raumwolke steigt aus dem Krater auf. Seit 2008 ist das nun schon so und nachts soll man wohl auch ein rotes Glühen sehen können. Die Gase ziehen auch dicht über die Straße und sind nicht ganz ungefährlich, weswegen die Rim Road in Teilen geschlossen wurde.
Zurück am Parkplatz habe ich noch einen schönen, wenn auch durch den Rauch etwas verschleierten, Blick auf den Mauna Loa.
Sogar der Mauna Kea ist in der Ferne zu sehen. So habe ich praktisch alle drei großen Vulkane von Big Island auf einmal im Blick.
Und hier am Parkplatz ist meine Fahrt auf der Rim Road auch zu Ende. Weiter geht es an dieser Stelle nicht mehr. Ob sich das in den nächsten Jahrzehnten ändern wird, ist mehr als ungewiss.
So muss ich nun also ein ganzes Stück zurück. Unterwegs halte ich noch an einem weiteren Parkplatz. Hier kommt aus vielen Felsspalten weißer Rauch, ein Zeichen von vulkanischer Aktivität. Und der ist teilweise ganz schön heiß.
Ein paar hübsche Blümchen entdecke ich noch, …
… bevor ich wieder am Auto bin. Am Abzweig zur Chain of Craters Road erreiche ich schließlich das andere Ende, der noch befahrbaren Rim Road.
So bleibt mir nur sofort auf die Chain of Craters Road einzubiegen. Diese Straße wollte ich schon immer einmal bis zum Ende fahren. Damals im Bus war das auch nicht drin, nur bis zur Thurston Lava Tube sind wir gekommen.
Nun aber ging es weiter für mich, erst durch den üppigen Urwald und dann wieder durch riesige Lavafelder.
Auch diese Schilder sehe ich zu Hauff. Die Leute unterwegs erzählen mir jedoch, dass sie nirgends auch nur eine Nene gesehen hätten.
Hier sieht man ganz gut den Verlauf der Straße. Sie führt von 4000 Fuß Höhe bis auf Meereshöhe. Auch zu sehen sind die alten Lavaströme.
Schließlich komme ich am Ende der Straße an. Hier geht es seit einem anderen Vulkanausbruch nicht mehr weiter. Nun ja, ganz korrekt ist das eigentlich nicht mehr, denn seit einiger Zeit wird hinter der Absperrung kräftig gebaut. Hier wird eine Ersatzstraße angelegt, sollte der derzeitige Lavastrom Pahoa doch noch vom Rest der Insel abschneiden. Begeistert ist über den Schritt keiner, denn das würde viel mehr Durchgangsverkehr für den Park bedeuten, doch die Menschen hier haben derzeit kaum eine Wahl, wollen sie die Gegend um Pahoa nicht ganz aufgeben.
Ich parke also mein Auto am Straßenrand und laufe die restlichen paar Meter zur Küste. Auch hier trifft der Pazifik mit rauer Brandung auf die Klippen.
Unter meinen Füßen sind hingegen richtig interessante Lavamaserungen erkennbar.
Ich laufe ein Stück weiter und sehe den Holei Sea Arch, der jedoch komplett im Gegenlicht liegt. Und von der anderen Seite kommt man leider nicht heran.
Ich bin etwas abseits der ausgetretenen Wege unterwegs und will mich gerade zurück zum Auto begeben, da höre ich ein Rascheln. Das ist auch nur möglich, weil ich die Asiatengruppen endlich hinter mir gelassen habe. Unglaublich laut sind die und machen überall Dutzende Selfies in den merkwürdigsten Posen. Plötzlich sehe ich hinter einem Busch einen Kopf auftauchen. Und tatsächliche, es ist eine Nene.
Ich bleibe stehen und bin ganz leise. Nach und nach sehe ich immer mehr Vögel um mich herum. Sie scheinen sich gar nicht an mir zu stören und ich stelle ganz langsam die Kamera auf das Stativ und beginne zu fotografieren und zu filmen.
Eine ganze Weile beobachte ich die Tiere nur. Das ist einfach schön. Irgendwann kommen mal ein paar Wanderer vorbei, doch die scheinen sich nicht so sehr für die Nenes zu interessieren. Komisch, es wird ein Foto gemacht und schon geht es weiter. Einer redet sogar ziemlich laut, doch zum Glück lassen sich die Vögel nicht so ganz vertreiben. Noch eine ganze Weile schaue ich ihnen zu, bevor ich den Rückweg antrete.
Auf dem Rückweg zum Parkausgang halte ich noch an einer weiteren Parkbucht. Man muss schon genau hinsehen und wissen, wo man stoppt, aber dann kann man die alte Chain of Craters Road gut erkennen.
Im Jahr 1972 wurde die Straße vom Alae Lava Shield Flow unter sich begraben. Nur kleine Teile sind noch zu sehen. Doch genau das finde ich total interessant, denn so kann man sich das viel besser vorstellen, wie die Lava alles unter sich begräbt.
Ich laufe vorsichtig umher, denn ganz so einfach ist es nicht, sich den Weg über die Lava zu bahnen. Oft ist sie uneben, es gibt breite Spalten und scharfe Kanten.
Und überall grünt es zwischen der alten Lava. Die Natur erobert die Gegend langsam zurück.
Schließlich fahre ich den ganzen Weg wieder zurück. Fast 18 Meilen sind es bis zur Rim Road. Kurz davor gibt es noch einen größeren Parkplatz. Hier beginnt der Trail zur Thurston Lava Tube. Es ist recht voll, doch ich habe Glück und bekomme auf Anhieb eine Lücke. So kann ich gleich loslaufen, durch den üppigen Urwald, den man hier kaum vermuten mag.
Überall wo ich hinschaue, ist der Pfad von riesigen Farnen und anderen Gewächsen gesäumt.
Fast sieht es ein bisschen wie im pazifischen Nordwesten aus.
Ziemlich abrupt endet der Weg dann vor einem dunklen Loch im Fels, dem Beginn der Thurston Lava Tube.
Im Jahr 1913 wurde das Gebiet vom Lokaljournalisten Lorrin Thurston entdeckt. Damals sah es hier fast wie in einer Tropfsteinhöhle aus, doch die Stalaktiten wurden im Laufe der Zeit von Souvenirjägern abgebrochen.
Entstanden aber ist die Röhre durch einen Lavastrom, der hier vor mehreren hundert Jahren entlang geflossen ist. Mich schaudert es ein bisschen, wenn ich mir vorstelle, dass hier einmal kochend heiße Lava entlang geflossen ist. Irgendwie ist das schon ein bisschen unheimlich.
Wieder im Tageslicht angekommen, stehe ich nochmal im Urwald, durch den der Weg auch zurück zum Parkplatz führt.
Da noch eine lange Rückfahrt vor mir liegt, trenne ich mich schließlich vom Park. Zum letzten Mal bin ich hier aber sicher nicht gewesen. Pünktlich zum Sonnenuntergang komme ich schließlich wieder am Hotel an. Von der Lobby kann ich die Sonne gerade noch im Meer versinken sehen.
Abendessen habe ich noch von meinem Supermarkteinkauf im Kühlschrank und so mache ich es mir nach diesem aufregenden Tag noch ein bisschen auf meinem Balkon gemütlich.
Meilen: 283
Wetter: sonnig, 21–29 Grad
Hotel: Waikoloa Beach Marriott Resort, €269 für 2 Nächte