Abingdon County Hall Museum, Abingdon-on-Thames, England
Abingdon-on-Thames ist alt, sehr alt und obwohl das in England auf viele Orte zutrifft, so nimmt Abingdon für sich in Anspruch, die älteste dauerhaft bewohnte Stadt in Großbritannien zu sein. Mit der Abingdon Abbey besitzt man hier auch eines der ältesten Klöster des Landes, doch die Hauptattraktion der Kleinstadt ist jüngeren Datums, denn die County Hall wurde erst im 17. Jahrhundert erbaut, ist jedoch heute einzigartig.
Ich erreiche Abingdon mit dem Auto und parke den Mietwagen auf einem städtischen Parkplatz am Rande des Stadtzentrums, der für zwei Stunden kostenloses Parken anbietet. Zwar gibt es auch ein paar kleinere Parkplätze direkt in der Stadt, doch die sind an einem geschäftigen Freitagvormittag komplett voll. Weit ist es trotzdem nicht bis zur County Hall, die ich heute besichtigen möchte. Zuerst laufe ich über die Themse Brücke und schaue auf den Fluss, der hier gemächlich entlang fließt und noch so gar nichts mit dem breiten Gewässer gemeinsam hat, dass sich mitten durch London schlängelt.
Hier ist der Fluss noch recht schmal und plätschert gemütlich vor sich hin, an seinem Ufer ein alter Pub, der auch heute noch Gäste bewirtet.
Rund 100 Meter weiter stehe ich dann schon im Zentrum von Abingdon. Hier befinden sich nicht nur der Marktplatz und die County Hall, sondern auch der Zugang zum berühmten Kloster mit seiner Kirche für das Volk, durch dessen Tore schon Heinrich VIII. spazierte, bevor er auch diese Anlage auflöste.
Dann sehe ich sie zum ersten Mal vor mir, die Abingdon County Hall. Ganz schön groß ist sie, aber doch schmal und von allen Seiten von Straßen umgeben. Wie auf einer Insel steht das Gebäude im Stadtzentrum.
Die Abingdon County Hall wurde zwischen 1678 und 1683 gebaut. Den Entwurf lieferte wahrscheinlich Christopher Kempster, der beim berühmten Christopher Wren lernte. Das Gebäude war bis 1867 Verwaltungssitz des County Berkshire, bevor Abingdon seine Position als Countysitz an Reading verlor.
Der eigentliche Grund für den Bau war ein ganz anderer. Noch bis 1972 gab es in England und Wales den Court of Assize, das waren Gerichte, die ständig durch die Gegend zogen und an bestimmten Orten regelmäßig alle anstehenden Verfahren erledigten. Diese Art der Gerichtsbarkeit wurde erst mit dem Courts Act abgeschafft, der dafür sorgte, dass permanente Gerichte gegründet wurden.
Als ich um die County Hall herumgehe, entdecke ich einen schmalen Turm, der auf der Rückseite angebaut wurde. Noch kann ich mir keinen rechten Reim darauf machen, doch bei meinem Besuch habe ich erfahren, dass sich darin das Treppenhaus befindet. Man hatte nämlich während des Baus vergessen, im Inneren des Gebäudes eine Möglichkeit zu schaffen, von einem Stockwerk ins andere zu kommen. So kam man also auf die Idee, das Treppenhaus an der Rückseite anzubauen.
Und eben über dieses Treppenhaus gehe nun auch ich in den ersten Stock, denn das Erdgeschoss des Gebäudes ist nur ein offener Raum.
Im ersten Stock befindet sich jener Raum, der damals der Gerichtsaal war. Heute befindet sich hier ein Heimatmuseum, dass die Geschichte von Abingdon und der Umgebung erzählt. Schon seit 1919 wird die Sammlung zusammengetragen und immer noch erweitert.
So wird auch von der Zeit berichtet, als hier Gericht gehalten und Straftäter verurteilt wurden.
Eine andere Ausstellung zeigt die verschiedenen Arbeitgeber, die es in der Stadt gab. So wurde hier lange Bier gebraut und auch der berühmte englische Autobauer MG hatte hier ein Werk. Das Auto, das heute in der Ausstellung zu sehen ist, ist übrigens der letzte MG, der in Abingdon vom Band lief.
Die Abingdon County Hall kann übrigens nicht nur von innen besichtigt werden, man kann ihr auch, sozusagen auf den Kopf steigen. Auf dem Dach gibt es eine kleine Aussichtsterrasse, die bei schönem Wetter geöffnet ist. Besonders im Winter ist das nicht jeden Tag der Fall, doch bei meinem Besuch habe ich Glück, denn die Sonne scheint und das Holz ist trocken.
So werde ich gegen ein Eintrittsgeld von zwei Pfund von Janet, die hier arbeitet, nach oben begleitet. Ansonsten ist der Besuch der County Hall kostenlos, nur der Aufstieg hier hoch kostet die kleine Gebühr. Das aber lohnt sich, denn ich habe einen fantastischen Rundumblick über Abingdon.
So sehe ich die St. Nicolas Church, die zum ehemaligen Kloster gehört. „The little church by the gate” wurde ursprünglich für die Bediensteten im Kloster gebaut, ebenso wie ein Verbindungspunkt zwischen dem Kloster und der Stadtbevölkerung.
Beim Blick nach Süden fällt mir das alte Gefängnis ins Auge. Im Jahr 1803 wurde es gebaut, als die alten Gefängnisse als inhuman und überfüllt galten. Hauptgrund dafür war, dass Gefangene nicht mehr nach Amerika verschifft werden konnten. Heute ist das Gebäude aber kein Gefängnis mehr, sondern beherbergt möblierte Wohnungen.
Der Blick nach Norden zeigt ein ganz anderes Bild. Im Vordergrund erstreckt sich eine der Hauptstraßen durch die Stadt, ganz hinten am Horizont sind Teile des alten MG Werks zu sehen. Ganz in der Nähe liegt auch Nuffield Place, das Anwesen der MG Autobauers, das heute vom National Trust verwaltet wird. Das Backsteingebäude links hinten ist die alte Brauerei, in der lange hiesiges Bier hergestellt wurde.
Richtung Westen schaue ich schließlich noch über die alten Gebäude der Innenstadt.
Mein letzter Blick gilt dann dem Marktplatz. Hier findet, in unregelmäßigen Intervallen, ein ganz besonderes Ritual statt, das Bun Throwing. Der Bürgermeister und Stadtverordnete werfen von hier oben Brötchen in die Menge, meist zu royalen Ereignissen, wie einer königlichen Hochzeit oder einem Kronjubiläum.
Genauer erklärt wird das Spektakel dann in einer kleinen Vitrine im Flur. Woher das Ritual stammt, weiß eigentlich keiner mehr so genau, denn das Bun Throwing wird schon seit Jahrhunderten praktiziert. Im Museum selbst sind sogar einige Brötchen zu sehen, vom 60. Thronjubiläum von Königin Victoria und das war im Jahr 1897. Die Brötchen werden nämlich normalerweise nicht gegessen, sondern konserviert und sind dann sozusagen Erbstücke, die in den Familien weitergegeben werden.
Zum Schluss laufe ich noch in den Keller. Hier befindet sich nicht nur ein Café, sondern auch die alten Pumpen, die fast die gesamte Stadt einst mit Wasser versorgten.
Nach der Besichtigung der County Hall gehe ich an der St. Nicolas Church vorbei zu den Abbey Gardens. Die Grünanlage war einst der Mittelpunkt des florierenden Klosters. Neben der Kirche sind nur noch einige Nebengebäude erhalten.
Ein paar Mauern hier und ein paar Steinreste dort, mehr ist nicht zu sehen, außer einer schönen Gartenanlage.
Heute überblickt die Statue von Queen Victoria die Anlage, doch vor noch im 19. Jahrhundert war dieses Gelände ein privater Garten.
Davon zeugt auch diese Ruine, denn wer nun denkt, einen Teil des alten Klosters gefunden zu haben, der irrt. Diese Ruine wurde extra erbaut, um im Garten einen schönen Hingucker zu haben.
Die große Abtei stand einst hier auf dieser großen Grünfläche. Zu sehen ist davon nichts mehr, denn schon kurz nach der Auflösung des Klosters wurde die Kathedrale zerstört und die Steine über die Themse abtransportiert. Einzig ein Bild zeugt nach von der großen Kirche, die hier einst gestanden hat.
Nachdem ich den Garten verlasse, laufe ich noch kurz zum Ufer der Themse.
Lange bleibe ich aber nicht, denn ich muss weiter, weil ich noch einiges vorhabe. Und so verabschiede ich mich von Abingdon und laufe über die alte Themse Brücke zurück zu meinem Auto um weiterzufahren nach Blenheim Palace.
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