Tag 10: Mittwoch, 08. September 2021
Old Times – Gozo
„Because when you stop and look around, this life is pretty amazing.” – unknown
Eine Zeitreise kann man ja auf Malta und Gozo fast überall unternehmen. Viele der Bauten auf der Insel stammen mindestens aus dem 14. und 15. Jahrhundert. Doch die Bauten, die wir heute besuchen wollen, sind noch viel älter. Sie gehören zu den ältesten noch erhaltenen frei stehenden Bauten auf der Erde. Seit 1980 gehören die Ġgantija-Tempel sogar zum Weltkulturerbe der UNESCO und können, zusammen mit einem Museum, besichtigt werden.
Das Museum ist dann auch der erste Ort, den wir besichtigen. In unzähligen Vitrinen werden Ausstellungsstücke aus der Jungsteinzeit gezeigt, die etwa 3600 bis 3200 vor Christus entstanden. Dazu gibt es Erläuterungen zu Herstellung und Nutzen, aber auch zu den beiden Tempeln, die die Hauptattraktion des archäologischen Parks sind.
Nicht alle Stücke, die im Museum zu sehen sind, wurden allerdings hier vor Ort gefunden. Einige stammen auch von anderen Ausgrabungsorten auf Gozo. Die Sammlung zeigt die wichtigsten und interessantesten Entdeckungen aller prähistorischen Anlagen auf der Insel.
Nachdem wir die Ausstellung ausgiebig erkundet haben, geht es für uns zur Tür im hinteren Teil des Museums. Die unscheinbare Pforte führt in den Außenbereich der Anlage.
Vom Museum aus ist aber noch nichts von der Tempelanlage zu sehen. Zunächst führt ein gepflasterter Weg durch die spärliche Vegetation.
Von einem erhöhten Punkt des Weges haben wir dann einen ersten Blick auf die Anlage, allerdings von der Rückseite, wo der Tempel eher wie eine Steinmauer aussieht.
Der Komplex der Ġgantija-Tempel ist etwa 5600 Jahre alt und besteht aus zwei Tempeln, wobei der kleinere Tempel rund 150 Jahre später erbaut wurde. Der Name stammt von dem Glauben, dass es Giganten gewesen sein müssen, die ein solches Bauwerk errichtet haben.
Ein Bohlenweg führt uns in den ersten Tempel hinein, sodass wir ihn auch aus der Nähe besichtigen können. Jeder der Tempel war mit einem Altar ausgestattet und die Zugangswege waren wohl früher einmal mit Platten gepflastert.
Auf einigen Steinen sind Graffiti zu sehen, die von früheren Besuchern stammen. Daten aus dem 19. Jahrhundert sowie Namen zeugen von den Menschen, die schon vor 150 Jahren hierherkamen.
Während wir durch die Anlage laufen, huschen einige Male kleine Geckos über die Steine. Manchmal schaffen wir es sogar, einen im Bild festzuhalten.
Die Wände um die Tempelanlage sind übrigens noch heute bis zu sechs Meter hoch und die riesigen Steinbrocken, die teilweise über fünfzig Tonnen schwer sind, zeugen davon, dass die Tempel einst sogar noch höher waren.
Die Tempelanlage war damals auch überdacht, doch davon ist heute nichts mehr erhalten, sodass diese Erkenntnisse nur auf Forschungen beruhen.
Von der Tempelanlage schlagen wir nochmals den Weg nach Norden ein. Bei der Fahrt durch Xaghra sehen wir noch mehr Dekorationen anlässlich des Feiertages.
Bald sind wir jedoch aus dem Ort heraus und die Straße wird zunächst immer enger, bis wir an einer Sackgasse landen. Hier müssen wir das Auto abstellen und zu Fuß weitergehen, um unser nächstes Ziel zu erreichen.
Der Weg ist ausgebaut und lässt sich gut laufen. Nur gibt es keinen Schatten, sodass es bei fast dreißig Grad ziemlich heiß ist und wir ins Schwitzen kommen.
Am Ende des Weges haben wir einen ersten schönen Blick auf die Ramla Bay, eine schöne Bucht an der Nordküste von Gozo und einer der wenigen nennenswerten Strände der Insel.
Ebenfalls zu sehen ist die ehemalige Ulysses Lodge, die inzwischen eine Ruine ist. In den 1980er Jahren war die Anlage eine begehrte Eventlocation, in der viele Hochzeiten und Feiern stattfanden.
Unser eigentliches Ziel aber ist die Tal-Mixta Cave, eine Höhle, aus der man den wohl schönsten Blick auf die Bucht haben soll.
Leider sind wir in der Höhle nicht allein, es ist sogar fast etwas voll, denn viele Urlauber kommen auch vom Strand hierher.
Wir laufen zum Auto zurück und wollen nun auf die andere Seite der Bucht. Eine kleine Nebenstraße soll uns dorthin bringen. Was wir nicht ahnen, für unseren Aygo wird das der ultimative Test. Die Straße weist nämlich am Ende eine so extreme Steigung auf, dass wir es kaum nach oben schaffen. Zunächst fährt das Auto eher rückwärts und nur mit Vollgas kommen wir den Berg geradeso hoch. Auf der anderen Seite der Bucht führt schließlich ein gut ausgebauter Weg zu einem Aussichtspunkt.
Und so haben wir auch von dieser Seite einen schönen Ausblick auf die Ramla Bay und können sogar die Höhle am oberen Rand des gegenüberliegenden Tafelberges entdecken.
Da wir gut in der Zeit liegen, beschließen wir, nun einmal quer über die Insel zur Südküste zu fahren. Die Wege auf Gozo sind ja nicht weit, sodass wir nur eine gute Viertelstunde unterwegs sind. Von einem Aussichtspunkt an der Straße haben wir einen schönen Blick auf Comino und die blaue Lagune.
In der Ferne können wir sogar St. Juliens auf Malta erkennen, wo wir zuvor fünf Tage im Hilton gewohnt haben.
An der Küste vor Gozo ankert heute auch ein kleines Kreuzfahrtschiff. Größere Schiffe laufen nun den Grand Harbor auf Malta an.
Wir folgen nun der Südküste von Gozo, zumindest so weit das möglich ist, denn nicht überall ist die Küste erschlossen. So gelangen wir nach kurzer Fahrt nach Xlendi Bay, einem malerischen Ort, der an einer Meeresbucht zwischen hoch aufragenden Felsen liegt.
Von einem Aussichtspunkt können wir den Weg erkennen, der zum Xlendi Tower führt, einem weiteren Wachturm, der um 1650 erbaut wurde.
Das Örtchen Xlendi selbst liegt am Ende der engen Bucht und war lange Zeit ein verschlafenes Fischerdorf, bevor es vom Tourismus wachgeküsst wurde. Heute gibt es hier ein paar kleine Hotels und Restaurants.
Immer weiter der Südküste zu folgen, ist gar nicht so einfach. Bevor wir die südwestliche Ecke von Gozo erkunden können, müssen wir erst einmal ein ganzes Stück landeinwärts fahren, um dann wieder zurück zur Küste zu kommen. Diese Ecke der Insel ist wenig erschlossen und es führt nur eine Straße am Meer entlang, die mehr von LKWs der hiesigen Bergbaufirmen als von Touristen genutzt wird. Trotzdem gibt es einige schöne Ausblicke.
Am Nachmittag erreichen wir schließlich wieder unser Hotel, wo wir heute noch ein wenig den Pool nutzen wollen, denn so eine Abkühlung tut bei der Hitze richtig gut.
Am Abend fahren wir nochmals zu dem Ort, an dem sich bis 2017 das Azure Window befand. Auch ohne den markanten Felsbogen ist es hier sehr schön und wir genießen die Landschaft im letzten Licht des Tages.
Kilometer: 50
Wetter: sonnig, 22 bis 30 Grad
Hotel: Kempinski Hotel San Lawrenz, Gozo