Tag 9: Dienstag, 07. September 2021
Salt and more – Nordküste, Gozo – Teil 2
„Everyone knew that all islands were worlds unto themselves, that to come to an island was to come to another world.”—Guy Gavriel Kay
Von Victoria geht es für uns an die Nordküste. Hier befinden sich die Salzpfannen von Xwejni Bay, die wir schon von einem Aussichtspunkt gut erkennen können. Doch nicht nur für ihr Salz ist die Küste hier berühmt, es gibt auch interessante Felsformationen und an einigen Stellen eignet sich die Küste hier sogar zum Baden, zumindest im Sommer, wenn das Wasser warm genug ist.
Xwejni Bay, unser erstes Ziel, wird auch gleich von interessanten Felsen eingerahmt. Das kleine Plateau verfügt auch über Höhlen auf der Meerseite, die erkundet werden können.
Über eine steile Straße fahren wir hinunter zur Küste. Unser Toyota Aygo muss mal wieder zeigen, was in ihm steckt. Der Kleinwagen hat immer wieder ganz schön zu tun, die teils heftigen Steigungen zu bewältigen, und auch bergabwärts laufen die Bremsen auf Maximum. Auf der Küstenstraße fühlt er sich dann doch reichlich wohler und bringt uns hier direkt bis an das Mittelmeer, das hier in sanften Wellen auf die Küste von Gozo trifft.
Auch wenn man in Xwejni Bay baden kann, einen breiten Sandstrand darf man nicht erwarten. So etwas gibt es auf Malta und Gozo so gut wie gar nicht, nur ein kleiner Kiesstreifen bildet hier den Zugang zum Meer.
Aber zurück zu den Salzpfannen, die der Hauptgrund für unseren Besuch sind. Salz wurde auf Gozo schon zu Zeiten der Römer gewonnen, genau auf dieselbe Art und Weise wie noch heute. In flachen Becken wird Meerwasser gesammelt, das schließlich verdunstet. So ähnlich habe ich das bereits auf Fuerteventura kennengelernt.
Auf Gozo wurden die Pfannen zur Salzgewinnung direkt in die weichen Felsen geschlagen. Auch wenn die heutigen Salzpfannen natürlich nicht mehr aus der Römerzeit stammen, so sind viele doch schon wieder über einhundert Jahre alt. Die Salzgewinnung auf Gozo hat Tradition und wird auch heute noch betrieben, wenn auch in kleinerem Rahmen.
Salz aus Gozo gehört zu den besten der Welt, da es einen hohen natürlichen Mineraliengehalt hat und besonders weich, leicht löslich und magnesiumhaltig ist. Vor Ort kann das Salz in kleinen Läden gekauft werden, oft direkt von den Erzeugern.
Dass die Salzpfannen ein beliebter Ausflugsort sind, erleben wir immer wieder, denn ganz allein sind wir hier nicht unterwegs. Es ist aber auch nicht überlaufen, das erlebt man auf Gozo doch selten, vor allem schon deshalb, weil die meisten Besucher nur für einen Tag auf die Insel kommen.
Wir folgen der Küstenstraße weiter und bewundern sowohl die interessanten Felsformationen als auch die kunstvoll in den Stein geschlagenen Salzpfannen und natürlich den schönen Blick auf das Mittelmeer.
Apropos Meer, das mit dem Schwimmen hat zumindest Nicky Farrugia so richtig ernst genommen. Der maltesische Triathlet und Freiwasserschwimmer schaffte es 1985 in dreißig Stunden und siebzehn Minuten von Sizilien nach Malta zu schwimmen und traf schließlich an dieser Stelle der Nordküste von Gozo wieder auf Land. Nachmachen sollte man das aber lieber nicht, denn die 85 Kilometer Mittelmeer, die die beiden Inseln trennen, sind nicht ganz ungefährlich. Zum Schutz vor Haien war auch Farrugia die ganze Zeit durch einen Stahlkäfig gesichert.
Wir bleiben dann auch lieber auf dem Trockenen und machen den ein oder anderen Fotostopp, denn die bizarren Felsen, die Salzpfannen und das Meer sind einfach ein tolles Fotomotiv.
Umso weiter wir fahren, desto weniger Menschen treffen wir an. Die meisten Ausflügler halten anscheinend nur direkt an der Xwejni Bay und kehren dann wieder um. Wir aber fahren weiter bis zum Raqqa Point und sind hier praktisch allein unterwegs. So können wir die Salzpfannen und auch die Felsformationen in aller Ruhe erkunden.
Als nächstes Ziel haben wir uns das Giordan Lighthouse ausgesucht. Eigentlich soll eine kleine Straße zu dem 1851 erbauten Leuchtturm führen und man soll von der Spitze des 160 Meter hohen Gurdan Hill, auf dem der Turm steht, einen tollen Blick haben. Nur leider ist die Straße auf den Berg gesperrt. Warum, das können wir nicht herausfinden, nur befahrbar ist sie eben leider nicht. So bleibt nur der Blick aus der Ferne.
Schneller als geplant geht es für uns weiter zur Basilika ta’ Pinu in der Nähe von Gharb. Das Gotteshaus wurde zwischen 1920 und 1932 errichtet und bereits kurz vor seiner Fertigstellung von Papst Pius XI. zur Basilika erhoben. Der Bau im neoromanischen Stil hat einen 61 Meter hohen frei stehenden Glockenturm und ist mit Fenstern in 76 Farben sowie sechs Mosaiken ausgestattet.
Wir parken unseren Mietwagen direkt an der Straße und laufen die wenigen Meter zum Haupteingang der Kirche, die für eine kleine Insel wie Gozo irgendwie überdimensioniert wirkt und aufgrund ihrer exponierten Stellung auch weithin sichtbar ist.
Schon vor dem Eingang sind verschiedene religiöse Statuen sowie riesige Mosaike zu sehen.
Die Basilika ist übrigens täglich kostenlos zu besichtigen, sodass auch wir uns das Gotteshaus von innen anschauen. Es ist übrigens gar nicht so einfach, Bilder ohne Menschen zu machen, denn hier ist erstaunlich viel los. Warum das so ist, erfahren wir aber erst in einem Nebenraum.
Neben dem Kirchenschiff gibt es einen Raum mit zahlreichen Dankesbekundungen, denn die Basilika ist ein Pilgerort für viel Kranke, die durch Gebete zur heiligen Maria wieder genesen sind.
Zurück geht das übrigens auf eine Marienerscheinung im Jahr 1883 an genau dieser Stelle. Eine Malteserin namens Karmni Grima kam an dieser Stelle vorbei, wo sich seinerzeit nur eine kleine Kapelle befand. Aus dem Inneren habe sie die Stimme der Mutter Gottes vernommen, die sie aufforderte, drei Ave Maria zu sprechen. Karmni Grima tat genau das und kurze Zeit später war auf wundersame Weise ihre schwer kranke Mutter genesen.
Wenige Kilometer weiter steht noch eine weitere Kirche, die Basilica of the Visitation, die sich im Herzen von Gharb befindet. Gharb wurde 1679 unabhängig und die Kirche zwischen 1699 und 1729 errichtet. Leider ist die Kirche verschlossen, sodass wir sie nur von außen anschauen können.
Gozo war für viele Jahre berühmt für das Azure Window, einen natürlichen Steinbogen, der aber vor einigen Jahren bei einem Sturm zerstört wurde. Doch gibt es auf der Insel noch einen weiteren beeindruckenden Steinbogen, der allerdings etwas beschwerlicher zu erreichen ist. Vor Gharb geht es zunächst auf kleinen, etwas rauen Straßen nach Norden. An einem unbefestigten Haltepunkt stellen wir das Auto ab und müssen von hier zu Fuß weiter. Ein schmaler Weg mit etlichen Stufen führt an einer engen Bucht entlang zum Meer.
Hier befindet sich das Wied-il-Mielah-Window, ein riesiger Felsbogen, der durch Erosion entstanden ist.
Zum Abschluss des Tages fahren wir noch zur Westküste der Insel, zu jenem Ort, wo sich bis 2017 das Azure Window befand, der berühmteste Felsbogen der Insel. Weithin zu sehen ist schon der Dwejra Tower, ein 1652 erbauter Wehrturm.
Richtig beeindruckend ist aber auch die Dwejra Bay mit ihren beeindruckenden Felsformationen und hohen Steilküsten.
Schließlich können wir auch die Stelle erkennen, an der sich einst das Azure Window befand, das 2017 ins Meer stürzte.
Unser zweiter Abend auf Gozo endet noch mit einem interessanten Sonnenuntergang, bevor wir uns in unser Hotel zurückziehen und Pläne für den morgigen Tag schmieden.
Kilometer: 25
Wetter: sonnig, 23 bis 31 Grad
Hotel: Kempinski Hotel San Lawrenz, Gozo