Zwischen den Zeilen – La Casa de Robert Graves, Deia, Mallorca
Mallorca war für mehr als fünfzig Jahre die Heimat des englischen Schriftstellers Robert Graves. Bereits 1929 erwarb er ein Grundstück in Deià an der Westküste der Insel. Rund 140 Bücher schrieb der Autor größtenteils in diesem Haus, das sich hoch über der Küste des Mittelmeers befindet. Seit 2006 ist das Haus für Besucher geöffnet und gibt einen kleinen Einblick in das Leben des berühmten Schriftstellers.
An der nördlichen Ausfallstraße von Deià, direkt in einer Kurve, befindet sich das Tor zum Anwesen von Robert Graves. Der englische Autor hatte hier sein Paradies gefunden, in dem er bis zu seinem Tod lebte.
Gleich am Eingang steht ein Häuschen, in dem die Eintrittskarten verkauft werden. In der Hauptsaison wird empfohlen, die Tickets online zu bestellen, doch im ruhigen Winter ist das nicht nötig. Neben mir waren gerade mal eine Handvoll anderer Besucher vor Ort.
Das Grundstück empfängt mich mit einem kleinen tropischen Garten, der teils aus altem Baumbestand sowie aus Neupflanzungen von Robert Graves besteht. Alles ist sehr sauber und gepflegt, als sei das Anwesen noch heute bewohnt.
Mein Besuch im Museum beginnt mit einem Besuch im Auditorium. Hier wird ein Film über das Leben von Robert Graves gezeigt. „Ich-Graves” wird in der Ich-Perspektive erzählt und für die Produktion wurden viele historische Aufnahmen sowie ein Interview der BBC mit dem Autor zusammengetragen.
Das Haus ließ der Schriftsteller 1932 für sich und seine damalige Lebensgefährtin Laura Riding erbauen. Er nannte es “Ca N’Alluny” (Das Haus in der Ferne). Damals wie heute befindet sich das Haus etwas außerhalb von Deià, dessen Zentrum in rund fünf Minuten zu Fuß erreichbar ist.
Auf dem Weg zum Haus sind einige Gerätschaften ausgestellt, die das Leben auf dem Anwesen zur damaligen Zeit erleichterten. Dazu gehörte auch dieser Generator, der zwischen 1935 und 1963 für die Versorgung mit Elektrizität sorgte.
Das Haus selbst ist, bis auf kleine Veränderungen, so erhalten, wie es Robert Graves bis zu seinem Tod im Jahr 1985 bewohnt hat. Mit dem Umbau zum Museum musste an der Rückseite allerdings ein behindertengerechter Zugang gebaut werden und im Obergeschoss wurde eine kleine Ausstellung eingerichtet.
Das Haus kann ich auf eigene Faust besichtigen und mein Rundgang startet in der Eingangshalle. Die formelle Haustür wurde jedoch nur selten genutzt, denn meistens betraten die Bewohner ihr Haus durch die Küche.
Der erste Raum, den ich betrete, ist das Wohn- und Esszimmer. Der mallorquinische Walnussholztisch war eines der ersten Möbelstücke, das in das Haus einzog.
Gleich nebenan befindet sich die Küche, die zuerst mit einem Holzofen ausgestattet war und später modernisiert wurde. Im Sommer wurde wegen der großen Hitze jedoch größtenteils in einer Außenküche gekocht.
Ebenfalls im Erdgeschoss befindet sich das Arbeitszimmer von Robert Graves. Hier entstanden viele seiner Werke, zu denen auch der Bestseller „I, Claudius” gehört. Seine Bibliothek befindet sich zwar inzwischen in Oxford, doch einige der wichtigsten Nachschlagewerke wurden an ihrem Platz belassen.
Graves arbeitete mit Feder und Tinte, radierte in seinen Werken, schnitt auseinander und klebte wieder zusammen. Jeden Abend übergab er die Seiten seinem Assistenten, der diese dann abtippte und ihm am nächsten Tag eine saubere Kopie gab.
Im Nebenraum befindet sich die Druckerpresse, die sogar heute noch betriebsbereit ist.
Direkt über dem Arbeitszimmer von Graves befand sich in den 1930er Jahren das Arbeitszimmer seiner damaligen Lebensgefährtin Laura Riding. Später wurde der Raum als Kinderzimmer für den Nachwuchs mit seiner zweiten Frau Beryl genutzt. Erst als das Haus zum Museum wurde, rekonstruierte man der Raum anhand alter Fotografien.
Der Raum nebenan war ursprünglich ein Gästezimmer und die Schlafzimmer befanden sich, wo heute die Ausstellung zu finden ist. Nachdem Graves mit seiner zweiten Frau Beryl nach Mallorca zurückgekehrt war, richtete sich das Paar jedoch hier ihr Schlafzimmer ein.
Aus den Fenstern habe ich hier einen schönen Blick über die Küste und hinaus aufs Mittelmeer.
Einige der Räume im Obergeschoss wurden zu einer kleinen Ausstellung umgebaut, als das Haus zum Museum wurde. In den Vitrinen sind viele Stücke aus dem Leben des Autors sowie Erstausgaben seiner Werke und Auszeichnungen zu finden.
Dazu gehört unter anderem das Telegramm, das Robert Graves erhielt, als sein Sohn im Zweiten Weltkrieg gefallen war.
Natürlich dürfen auch Bücher in verschiedenen Sprachen seines wohl berühmtesten Werkes „I, Claudius” nicht fehlen.
Interessant sind auch die Pläne zum Bau des Hauses, die Robert Graves selbst gezeichnet hatte.
Während die ursprünglichen Schlafzimmer von Robert und Laura zum Ausstellungsraum umgebaut wurden, ist das Arbeitszimmer von Beryl wiederum erhalten geblieben.
Nach meinem Rundgang durch das Haus setze ich meine Besichtigung im Außenbereich fort.
Hier entdecke ich unter anderem jenes Fahrrad, das in seiner Kurzgeschichte „A bicycle in Mallorca” berühmt wurde.
An der Rückwand des Hauses ist heute wieder eine alte Wasserpumpe zu finden, wie sie bis 1963 hier installiert war, um das Wasser aus dem Reservoir oberhalb der Terrasse in das Haus zu befördern. Die Pumpe wurde später entsorgt, mit Eröffnung des Museums aber durch ein Replikat ersetzt.
Umgeben ist das Haus von einem kleinen Garten. Die Orangen- und Mandarinenbäume wurden von Robert Graves gepflanzt und tragen noch heute Früchte. Bei meinem Besuch komme ich mit dem Gärtner ins Gespräch, der mich von den süßen Früchten probieren lässt.
Da die Straße direkt am Tor vorbeiführt, kann man kaum vor dem Grundstück halten. Zwar gibt es einige Parkplätze am Straßenrand, doch Parken ist hier unsicher, sodass ein Parkplatz um die Ecke eingerichtet wurde. Außer mit dem Auto kann das Museum auch mit dem Bus erreicht werden, der von Palma nach Sóller fährt.
La Casa de Robert Graves
Carretera Deià a Sóller s/n., 07079 Deià
April-Okt. Mo-Fr 10–17 Uhr, Sa 10–15 Uhr
Nov.-März Mo-Fr 9–16Uhr, Sa 10–14 Uhr
Eintritt: 7 Euro (2022)
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