Sightseeing im Großraum Danzig, Polen
Auf einer Städtereise nach Danzig ist die Besichtigung der Altstadt natürlich das Highlight. Doch auch in anderen Stadtbezirken gibt es viele interessante Orte für Besucher. Auf meinen Kurzbesuch habe ich mich aufgemacht, einige dieser Orte zu besuchen.
Sightseeing im Großraum Danzig – Westerplatte
Einer der Orte, der die Geschichte der Welt im letzten Jahrhundert wie kaum ein anderer verändert hat, ist die Westerplatte. Die sandige und bewaldete Halbinsel liegt zwischen dem Danziger Hafen und der Ostsee. Heute zeugen nur noch wenige Plätze von der wechselvollen Vergangenheit der Halbinsel. Auf Teilen ist wieder geschäftiger Hafenbetrieb, andere hat sich die Natur zurückerobert. Doch es gibt Orte, an denen die Geschichte wieder ein wenig lebendig wird.
Ich parke meinen Mietwagen auf dem großen Parkplatz am Ende der Straße, die auf die Halbinsel führt. Von hier geht es nur noch zu Fuß weiter. Ganz in der Nähe ist eine gepflasterte Promenade, die an die Vergangenheit des einst mondänen Strandbades Westerplatte erinnern soll.
Seit den 1830er Jahren wurde auf der Halbinsel ein Kurbad errichtet. Warme und kalte Bäder wurden angeboten und Badehäuser sowie Logierhäuser entstanden. Westerplatte wurde zum Kurort von Danzig und war über Fähren und die Straßenbahn mit der Stadt verbunden.
Geblieben sind davon nur noch alte Fotografien und Postkarten, von denen einige heute auf Schautafeln zu sehen sind, die in der Nähe der Promenade aufgestellt wurden, dort, wo einst die Kurgäste flanierten.
Um 1900 war Westerplatte nicht mehr nur Kurort, sondern auch Strandbad. Im Sommer badete man in der dann recht warmen Danziger Bucht.
Das alles fand jedoch bereits mit dem Ersten Weltkrieg ein jähes Ende. Die damals Freie Stadt Danzig gestand dem Staat Polen die Westerplatte als Ort zum Löschen, Lagern und Transport von Sprengstoffen und Kriegsgerät zu. Das Strandbad sowie alle Kureinrichtungen wurden aus diesem Grund geschlossen und abgerissen.
In die Weltgeschichte eingehen sollte die Westerplatte dann am 1. September 1939, als hier der erste Schuss im Zweiten Weltkrieg abgefeuert wurde. Schließlich wurde die Halbinsel eine ganze Woche bombardiert. Zurück blieben nur noch Ruinen, von denen eine einzige als Mahnmal erhalten ist.
Heute ist die zerstörte dreistöckige Kaserne wieder begehbar. Sie wurde durch Betonverstärkungen vor dem weiteren Verfall gesichert und eine Treppe sowie Plattformen eingebaut.
Von der Kaserne führt ein breiter Weg zur Spitze der Halbinsel. Am Rand stehen Bänke und Schautafeln erklären den derzeit stattfindenden Umbau einiger Denkmäler auf der Westerplatte. So wurden Relikte aus der Zeit der russischen Besatzung entfernt, denn diese hatten nichts mit der historischen Vergangenheit zu tun.
An der Spitze der Halbinsel erhebt sich heute ein künstlicher Hügel, auf den ein Weg zu einem 1966 errichteten Denkmal führt, das zu Ehren der polnischen Verteidiger errichtet wurde.
Vom Fuße des Denkmals habe ich einen Blick über den noch immer aktiven Danziger Hafen, der aber nur eine untergeordnete Rolle gegenüber dem großen Hafen in Gdingen spielt.
Sightseeing im Großraum Danzig – Oskars Bank
Von der Westerplatte fahre ich zurück in die Stadt, genauer gesagt in den Stadtteil Langfuhr, der Heimat eines weltberühmten Literaten und Inspiration für eines seiner berühmtesten Werke war. Der Literat ist Günter Grass und er sitzt zusammen mit seiner berühmtesten Romanfigur, Oskar Matzerath, auf einer Parkbank, die mitten in einem Wohnviertel zu finden ist.
Das war übrigens nicht immer so, denn viele Jahre saß Oskar allein auf der Bank. Günter Grass sprach sich zeitlebens gegen ein Denkmal seiner Person aus. Erst ein halbes Jahr nach seinem Tod im April 2015 kam eine Skulptur des Schriftstellers dazu. Diese lagerte zuvor dreizehn Jahre in einem Magazin, da man sich dem Wunsch von Grass beugte, das Denkmal erst nach seinem Tod aufzustellen.
Nur wenige Querstraßen weiter ist dann auch das Wohnhaus zu finden, in dem der große deutsche Schriftsteller, Bildhauer, Maler und Grafiker am 16. Oktober 1927 das Licht der Welt erblickte. Eine Tafel erinnert noch heute an diese Begebenheit.
Sightseeing im Großraum Danzig – Schloss Oliwa & Kathedrale
Rund zehn Minuten Fahrt sind es mit dem Auto von Langfuhr nach Oliwa (früher Oliva), das heute ebenfalls zur Hansestadt Danzig gehört. Ich parke in einer Seitenstraße, die direkt an den Schlosspark grenzt, der hier mein Ziel ist.
Im Park steht der zwischen 1754 und 1756 errichtete Äbtepalast, der zum ehemaligen Kloster Oliva gehörte, das jedoch bereits 1831 liquidiert wurde. Heute beherbergt das Gebäude ein Museum für Kunst und wird gerade saniert, weswegen es in Teilen eingerüstet ist.
Umgeben ist der Palast von einer herrlichen Parkanlage, die zum Flanieren einlädt. Hier sind neben Touristen auch viele Einheimische unterwegs, denn der Park ist kostenfrei zugänglich.
Immer wieder entdecke ich im Park auch schön angelegte Blumenrabatten, die selbst im Herbst noch einmal neu bepflanzt wurden.
Schließlich gelange ich zur Flüstergrotte, die auch „Ohren des Dionysos“ genannt wurde. Sie ist ein Überbleibsel der einst barocken Gestaltung des Parks. Durch die besondere Akustik können sich zwei Personen, die an den verschiedenen Enden der Grotte stehen, flüsternd unterhalten.
Einen weiteren Stopp lege ich beim futuristisch wirkenden Palmenhaus ein, das wegen Renovierung leider momentan geschlossen ist.
Gleich neben dem Park steht der Dom zu Oliva, der einst die Kirche des Zisterzienserklosters Oliva war. Die heutige dreischiffige Basilika wurde in mehreren Bauabschnitten errichtet, der Grundstein bereits in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts gelegt wurde.
Leider kann ich das beeindruckende Gotteshaus nur eingeschränkt besuchen, da gerade an diesem Tag ein Konzert im Kirchenschiff stattfindet und die Besucher sehr zahlreich in das Gebäude strömen. So hält sich dann auch die Möglichkeit zu fotografieren etwas in Grenzen.
Insgesamt befinden sich die dem 107 Meter langen Kirchenschiff dreiundzwanzig Altäre, von denen der größte der barocke Hochaltar mit dem Chor ist. Im Jahr 1699 errichtet, ersetzte er einen früheren Altar aus der Renaissance.
Im Dom befinden sich drei Orgeln. Am prächtigsten ist aber wohl das Barockprospekt der Hauptorgel von 1793, das heute das größte noch erhaltene Barockprospekt der Welt ist.
Ich verlasse die Basilika durch einen Seiteneingang, der ebenfalls prächtig verziert ist.
Noch einmal führt mich der Weg nun durch den Schlosspark von Oliva, der derzeit ein prächtiges herbstliches Kleid trägt.
Sightseeing im Großraum Danzig – Plane Spotting am Danzig Airport
Mein letzter Stopp meiner kleinen Rundfahrt durch die Außenbezirke von Danzig führt mich zum Flughafen. Rund um den Perimeterzaun hat man hier ein Herz für Spotter gezeigt und gleich mehrere Spotterplätze errichtet.
Von den Hügeln, die extra angelegt wurden, hat man einen wunderbaren Blick auf die Start- und Landebahn. Schade, dass in Danzig größtenteils kleinere Maschinen landen und der Flugverkehr außerhalb der Saison auch nicht sehr groß ist.
Ein paar Schnappschüsse gelingen mir aber doch, denn der Blick ist wirklich fantastisch. Schade, dass es sowas nicht an mehr Flughäfen gibt.
Interessant finde ich noch die Wohnsiedlung gleich neben dem Flughafenzaun. Während in Deutschland selbst weiter entfernte Orte noch gegen Fluglärm protestieren, werden hier sogar neue Häuser direkt neben der Landebahn gebaut.
Sightseeing im Großraum Danzig – Fazit
Meine Rundfahrt durch die Außenbezirke von Danzig hat mich zu einigen interessanten Orten geführt, die teilweise sogar Weltgeschichte geschrieben haben. Wer übrigens keinen Mietwagen hat, gelangt hier trotzdem hin, denn in Danzig gibt es einen recht gut ausgebauten öffentlichen Verkehr mit Bussen und Bahnen, der nebenbei auch recht preiswert ist.
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