Kaiservilla, Bad Ischl, Österreich
Bad Ischl im Herzen des Salzkammergutes war schon zur Kaiserzeit weit über seine Grenzen bekannt. Nach Ischl kamen die Adligen und die Prominenten. Größte Berühmtheit aber erhielt der Ort als Sommerresidenz von Kaiser Franz Josef I. und seiner Sisi. Die Kaiservilla, in der das Paar residierte, ist noch heute in der Hand der Habsburger und wird auch von einem Familienmitglied bewohnt. Ein Teil ist aber als Museum öffentlich zugänglich und kann einschließlich des Anwesens besichtigt werden.
Der Nachmittag ist schon recht weit fortgeschritten, als ich das Gelände betrete und ich glaube eigentlich gar nicht daran, heute noch die Villa besichtigen zu können. Vor mir kauft eine Dreiergruppe noch ein Ticket und dann wird auf ausverkauft geschaltet. Ich frage die Dame an der Kasse, die mir erklärt, dass die nächste Führung erst am morgigen Tag stattfindet. Etwas enttäuscht will ich gerade wieder abziehen, als sie mich fragt, ob ich allein unterwegs sei. Das Bejahe ich. Daraufhin sagt sie, dass sie noch ein einzelnes Ticket hätte und ob ich Interesse hätte. Habe ich natürlich und so mache ich mich kurze Zeit später auf den Weg zur Kaiservilla.
Das Grundstück am Fuße des Jainzenberges gehörte ursprünglich dem Wiener Notar Josef August Eltz, der hier ab 1834 eine Villa im Biedermeierstil errichten ließ. Im Jahr 1850 kaufte der Arzt Eduard Mastalier das Anwesen, bevor es drei Jahre später von der Erzherzogin Sophie als Hochzeitsgeschenk für ihren Sohn, Kaiser Franz Joseph I., erworben wurde. In den folgenden Jahren wurde die Villa im neoklassizistischen Stil umgebaut und erweitert. Der Mittelteil wurde um die zwei Seiten erweitert und die ursprüngliche Rückseite zum neuen Eingangsportal umgebaut. Das Gebäude hat die Form eines E, was als Hommage des Bauherren an seine Ehefrau, die Kaiserin Elisabeth, verstanden wird.
Vor dem Eingang steht die Skulptur der Lauscher, die ein Geschenk der englischen Königin Victoria an Kaiserin Elisabeth ist.
Der Marmorbrunnen vor dem Mitteltrakt wurde 1884 von Viktor Tilgner geschaffen.
Die Villa ist von einem weitläufigen Park umgeben, der mit Wanderwegen durchzogen ist. Ich nehme zuerst an der Führung teil, die hochinteressant ist und sehr kurzweilig. Leider herrscht auch hier strenges Fotoverbot, aber ich kann den Besuch wirklich wärmstens empfehlen. Anschließend darf ich mich noch nach Belieben im Park umsehen, auch wenn der Zugang zum Anwesen bereits versperrt ist. Es gibt einen Seitenausgang und keine Zeitbegrenzung.
Auf einer Anhöhe im Park steht das Marmorschlössl, das ich nur noch von außen besichtigen kann. Das kleine Haus diente besonders der Kaiserin als Rückzugsort, aber auch ihre Kinder und Enkel hielten sich hier gern und oft auf. Seit 1975 ist das Gebäude für fünfzig Jahre an das Land Oberösterreich verpachtet, das sich im Gegenzug zur Renovierung verpflichtete und das Haus als Ausstellungsfläche nutzt.
Von der Front des Marmorschlössl habe ich einen schönen Blick hinunter auf die Kaiservilla. Es macht sich nun auch bezahlt so spät am Tag hier zu sein, denn so laufen kaum noch Menschen durch mein Bild. Die meisten Besucher haben das Grundstück kurz nach der Führung bereits wieder verlassen.
Ich folge einem der Pfade durch den Park, der mich zum Spiegelpavillon bringt, einem kleinen Rastplatz an einer der höchsten Stellen des Grundstücks.
Am Ende meines Rundgangs komme ich noch an einem Pavillon vorbei, in dem sich Kaiser Franz Josef I. mit Herzogin Elisabeth in Bayern einst verlobt hat.
Als ich wieder vor der Villa ankomme, ist es ruhig geworden. Die Türen sind verschlossen und ich scheine ganz allein auf dem Grundstück zu sein. So wende ich mich auch dem Ausgang zu und kehre zurück zu meinem Auto.
Kaiservilla
Jainzen 38, 4820 Bad Ischl
Juni-Sep. tägl. 9:30–17 Uhr
Okt. 10–16 Uhr
Park mit Kaiservilla und Marmorschlössl: €21.50
Park und Kaiservilla: €15.50
Park: €5.20
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