Otto Lilienthal und der Gollenberg, Stölln, Brandenburg

Der Gol­len­berg im Havel­land ist mit sei­nen 109 Metern eigent­lich eine unspek­ta­ku­lä­re Erhe­bung im Westen Bran­den­burgs. Wäre da nicht der bedeu­tend­ste deut­sche Flug­pio­nier, der eben jenen Berg für sei­ne Flug­ver­su­che aus­wähl­te und der Regi­on so nicht nur zum älte­sten Flug­platz der Welt, son­dern auch zu anhal­ten­der Berühmt­heit verhalf.

Der Gollenberg im Havelland

Wer sich dem Gol­len­berg von Westen nähert, dem fällt zuerst ein Flug­zeug auf, das in der dörf­li­chen Land­schaft doch eher fehl am Platz wirkt. Doch die Lady Agnes gehört inzwi­schen genau­so zu Stölln, wie die Erin­ne­rung an jenen Mann, der der Mensch­heit Flü­gel gab – Otto Lilienthal.

Bevor es auf den Gol­len­berg geht, ent­decke ich noch einen Gedenk­stein für Paul Bey­lich. Eigent­lich war der jun­ge Mann aus Mas­sen für sei­ne Leh­re in Lili­en­thals Dampf­ma­schi­nen­fa­brik gekom­men, doch ent­deck­te der Flug­pio­nier bald sei­ne Talen­te. So wur­de Bey­lich tech­ni­scher Zeich­ner, Flug­ge­rä­te­mon­teur und per­sön­li­cher Assi­stent von Otto Lili­en­thal. Er war auch Zeu­ge jenes letz­ten Flu­ges, der genau hier am Gol­len­berg stattfand.

Dann geht es aber los, hin­auf auf den Gol­len­berg, der immer­hin die höch­ste Erhe­bung im Havel­land ist. Ganz schön steil geht es den san­di­gen Pfad hin­auf, in den heu­te eini­ge Stu­fen ein­ge­las­sen sind. Unter­wegs wei­sen Schil­der den Weg, der aber kaum ver­fehlt wer­den kann.

Von ver­schie­de­nen Punk­ten habe ich einen schö­nen Blick über das Havelland.

Ganz so wie zu Zei­ten Lili­en­thals sieht der Berg jedoch nicht mehr aus. Heu­te ist der Gip­fel bewal­det, sodass es nur noch weni­ge Sicht­ach­sen gibt. Als Otto Lili­en­thal hier sei­ne Flug­ver­su­che durch­führ­te, war der Gip­fel hin­ge­gen fast kahl. Anson­sten hät­te das mit den Flug­ver­su­chen sicher­lich nicht geklappt.

Nach einem doch recht anstren­gen­den Auf­stieg ste­he ich auf dem Gip­fel des Gol­len­bergs. Hier star­te Lili­en­thal sei­ne Flug­ver­su­che. Heu­te erin­nert ein Monu­ment an den Flug­pio­nier. Die „Wind­har­fe” zeigt einen 1,30 Meter hohen Men­schen mit Flü­geln, der auf einer zwei­ein­halb Meter hohen Ste­le steht, die mit Kon­struk­ti­ons­zeich­nun­gen von Lili­en­thal ver­ziert ist. Bei genü­gend Wind erzeu­gen die Spann­dräh­te Klän­ge wie die einer Harfe.

Nur weni­ge Meter wei­ter steht ein wei­te­rer Gedenk­stein, dies­mal in kyril­li­scher Schrift. Auf­ge­stellt wur­de er von sowje­ti­schen Sol­da­ten, die hier einst auf einer Radar­sta­ti­on sta­tio­niert waren. Damals war der Gol­len­berg übri­gens Sperr­ge­biet und konn­te nicht erwan­dert werden.

Noch etwas anstren­gen­der ist dann der Weg zur Absturz­stel­le, jeden­falls wenn man wie ich vom Gip­fel kommt. Fast ein biss­chen hals­bre­che­risch ist der kur­ze, stei­le Pfad den Berg hinunter.

Mit­ten am Steil­hang des Gol­len­bergs befin­det sich ein wei­te­res Denk­mal, das an die Ereig­nis­se an jenem 9. August 1896 erin­nert, als Otto Lili­en­thal hier mit sei­nem selbst­ge­bau­ten Flug­ge­rät abstürzte.

Vom Denk­mal aus geht es auf Trep­pen wei­ter hin­un­ter in Tal. Alter­na­tiv kann auch der Rück­weg über den Gip­fel ein­ge­schla­gen wer­den, der dann an den Rund­weg auf dem Gol­len­berg anknüpft.

Das Ikarus-​Mosaik

Folgt man der Trep­pe den Berg hin­ab, steht am Ende des Weges das Ika­rus Mosa­ik, das aber auch durch eine kur­ze Zufahrts­stra­ße erreicht wer­den kann. Geschaf­fen wur­de es von Erhard Grütt­ner, der das Werk im Auf­trag des Mini­ste­ri­ums für poli­ti­sche Bil­dung und Kunst der DDR erschuf.

Lilienthal-​Museum in Stölln

Ein paar hun­dert Meter vom Gol­len­berg ent­fernt, mit­ten im Zen­trum von Stölln, befin­det sich noch die alte Bren­ne­rei, in der sich seit 2011 das Lili­en­thal Zen­trum befin­det. Auf rund fünf­hun­dert Qua­drat­me­tern wird hier die Geschich­te des Flug­pio­niers erzählt und es gibt eini­ge Nach­bau­ten sei­ner Flug­ge­rä­te zu bestaunen.

Inter­es­sant ist auch das gro­ße Wand­bild, das sich an einer Haus­mau­er direkt am Park­platz befin­det. Es zeigt die Chro­nik von Stölln in Bildern.

Die Stör­che, die Otto Lili­en­thal stu­dier­te, um sei­ne Flug­ge­rä­te zu bau­en, gibt es übri­gens eben­falls noch heu­te in Stölln. Gleich neben dem Lili­en­thal Zen­trum befin­det sich ein gro­ßer Horst, in dem eine gan­ze Fami­lie behei­ma­tet ist.

Und auch moder­ne Flug­ge­rä­te gibt es am Him­mel zu sehen, zumin­dest ab und zu, wenn sie auf ihren Rou­ten in alle Welt das klei­ne Dorf Stölln über­que­ren, selbst wenn den mei­sten Pas­sa­gie­ren sicher nicht bewusst ist, dass sich hier jener Ort befin­det, der den Anschub für die­ses Trans­port­mit­tel gege­ben hat.

Wei­te­re Arti­kel die­ser Reihe:

Lady Agnes – IL-​62 am Gol­len­berg, Stölln, Brandenburg

Otto Lili­en­thal und der Gol­len­berg, Stölln, Brandenburg

Otto Lili­en­thal – auf Spu­ren­su­che in Ber­lin und Brandenburg

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Betty

Es gibt nichts, was ich mehr liebe als die Welt zu bereisen. Immer mit dabei ist meine Kamera, wenn ich spannende Abenteuer erlebe und neue Reiseziele erkunde. Das Reisen bereitet mir so viel Freude, dass ich nun auch meine Leser an meinen Erlebnissen und Erfahrungen teilhaben lassen möchte.

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