Schlösser und Herrenhäuser im Havelland, Brandenburg, Teil 1

In mei­ner Rei­he Schlös­ser und Her­ren­häu­ser habe ich schon vie­le inter­es­san­te Gebäu­de in der Mark Bran­den­burg vor­ge­stellt. Mei­ne neue zwei­tei­li­ge Repor­ta­ge führt nun in den Land­kreis Havel­land, wo ich wie­der eini­ge inter­es­san­te Orte besucht habe.

Schloss Kleßen

Mei­ne Tour star­tet im klei­nen Ort Kleßen-​Görne, das gera­de mal rund 350 Ein­woh­ner hat, aber gleich über zwei Guts­häu­ser ver­fügt. Eines davon ist Schloss Kle­ßen, das im Her­zen des gleich­na­mi­gen Orts­teils befin­det. Kle­ßen ist bereits im 13. Jahr­hun­dert als Adels­sitz belegt und wur­de 1352 an Peter von Bre­dow ver­ge­ben. Die Fami­lie von Bre­dow war es dann auch, die vie­le Jahr­hun­der­te die Geschicke in Kle­ßen ver­wal­te­ten, auch wenn der Besitz durch ver­schie­de­ne Zwei­ge der Fami­lie ging.

Das heu­ti­ge Schloss wur­de zwi­schen 1723 und 1730 für Geb­hard Lud­wig Fried­rich von Bre­dow erbaut, der von sei­nem Enkel Graf Fried­rich Lud­wig Wil­helm von Bre­dow beerbt wur­de. Wäh­rend des Feld­zu­ges von Napo­le­on gegen Preu­ßen wur­de das Gut 1806 durch die Trup­pen von Mar­schall Joa­chim Murat, dem Schwa­ger Napo­le­ons, geplün­dert. Es erfolg­te ein müh­sa­mer Wiederaufbau.

Um 1858 über­nahm Alfred Georg Hans Her­mann von Bre­dow das Gut und ließ die Wirt­schafts­ge­bäu­de des Gutes erneu­ern. Bis­her bestan­den sie aus Fach­werk und wur­den nun durch Back­stein­bau­ten ersetzt. Die­se sind noch heu­te, inklu­si­ve des Was­ser­turms, erhalten.

Der spä­te­re Besit­zer Joa­chim von Bre­dow ging jedoch 1932 in Kon­kurs und war gezwun­gen, das Gut zu ver­kau­fen. Danach hat­te Schloss Kle­ßen zwei wei­te­re Besit­zer, bevor es 1945 ent­eig­net wur­de. Nach Kriegs­en­de wur­de das Gebäu­de als Kon­sum, Kin­der­gar­ten, Dorf­ki­no und bis 1981 als Alters­heim genutzt. Danach stand das Schloss leer und ver­fiel zuse­hends. Nach der Wen­de stan­den eigent­lich nur noch die Mau­ern, selbst Türen und Fen­ster fehl­ten, bevor das Haus von pri­va­ten Eigen­tü­mer erwor­ben und in den 90er Jah­ren auf­wen­dig saniert wur­de. Zu jener Zeit wur­den auch das gro­ße Lünet­ten­fen­ster sowie die sechs Dach­gau­ben auf der Gar­ten­sei­te eingebaut.

Zum Schloss Kle­ßen gehö­ren zwei Grün­an­la­gen, der Schloss­gar­ten direkt hin­ter dem Schloss sowie der Schloss­park am Kle­ße­ner See. Der Schloss­gar­ten kann gegen Ein­tritts­geld besucht wer­den. Er umfasst zwei Hekt­ar und wur­de wahr­schein­lich zuerst als Barock­gar­ten ange­legt, bevor er um 1900 im Stil des Neo­ba­rocks neu gestal­tet wur­de. Von all­dem war 1993 jedoch so gut wie nichts mehr erhal­ten und erst mit der Sanie­rung des Schlos­ses wur­de auch der Gar­ten neu angelegt.

Inzwi­schen ist hier aber wie­der ein rich­tig schö­ner mär­ki­scher Guts­gar­ten ent­stan­den, mit gro­ßer Rasen­flä­che, Rank­py­ra­mi­den und einem histo­ri­schen Spring­brun­nen. Das alles wird auf zwei Sei­ten von gro­ßen Bäu­men flankiert.

Das Schloss selbst wird heu­te teil­wei­se als Wohn­haus, aber auch als Feri­en­woh­nung sowie Ver­an­stal­tungs­raum genutzt. Auch eini­ge der Häu­ser im Wirt­schafts­hof wer­den ver­mie­tet und es gehö­ren ein Spielzeug- sowie ein Kin­der­buch­mu­se­um zum Ensemble.

Neben dem Schloss befin­det sich die Oran­ge­rie, in der heu­te ein Schlossca­fé ein­ge­rich­tet ist. Dane­ben befin­det sich eine Log­gia, die den Zier­gar­ten vom Wirt­schafts­gar­ten trennt. Hier wur­den wie­der Bee­te ange­legt und Obst­bäu­me gepflanzt, ganz so wie es zu Zei­ten der von Bre­dow gewe­sen ist.

Gutshaus Görne

Im Orts­teil Gör­ne befin­det sich ein wei­te­res Guts­haus der Fami­lie von Bre­dow, das Guts­haus Gör­ne. Im Jahr 1786 wur­de das Gebäu­de zunächst als ein­ge­schos­si­ger Putz­bau für Chri­stoph Phil­ipp Ger­hard von Bre­dow errich­tet. Nach umfang­rei­chen Umbau­maß­nah­men im Jahr 1898 erhielt das Her­ren­haus ein ver­zier­tes Gar­ten­por­tal, einen neu­en Ein­gang sowie einen Seitenflügel.

Nach der Ent­eig­nung im Jahr 1945 wur­de das Her­ren­haus als Schu­le, Kin­der­gar­ten und zu Wohn­zwecken genutzt. Schon vor der Wen­de befand sich das Gebäu­de in ziem­lich schlech­ten Zustand. Nach lan­gem Leer­stand wur­de das Haus schließ­lich an pri­va­te Eigen­tü­mer ver­kauft und wech­sel­te mehr­mals den Besit­zer, zuletzt erst 2020. Die Sei­te, die zur Dorf­stra­ße zeigt, befin­det sich inzwi­schen in recht gutem Zustand und der Sei­ten­flü­gel ist sogar bewohnt.

Sehr bau­fäl­lig ist aber wei­ter­hin der 1898 ange­bau­te Mit­tel­ri­sa­lit, der einer drin­gen­den Sanie­rung bedarf. Zwar sind vie­le der auf­wen­di­gen Ver­zie­run­gen noch zu erken­nen, doch hat hier gewal­tig der Zahn der Zeit genagt.

Wenig erhal­ten ist von der Park­an­la­ge, die das Gut einst umgab. Auf der Gar­ten­sei­te kann man eigent­lich nur erah­nen, dass sich hier einst ein Park befun­den hat. Heu­te ist hier eine unge­pfleg­te Wie­se, die von Maul­wurf­hü­geln über­sät ist.

Kle­ßen und Gör­ne wur­den auch von Theo­dor Fon­ta­ne auf sei­nen berühm­ten Wan­de­run­gen durch die Mark Bran­den­burg besucht. Ihm zu Ehren steht in einem klei­nen Park neben dem Guts­haus sei­ne Büste. Dar­un­ter erin­nert eine Tafel an den Besuch im Mai 1889, als der Schrift­stel­ler bei den von Bre­dow zu Gast war.

Neben dem Guts­haus gibt es in Gör­ne auf einem Dorf­spa­zier­gang. Noch eini­ge ande­re histo­ri­sche Bau­ten wie die­se alte Scheu­ne zu entdecken.

Schloss Lötze

Auf mei­ner wei­te­ren Fahrt durch das Havel­land kom­me ich am Schloss Löt­ze vor­bei, das eigent­lich nie ein Schloss war, son­dern viel­mehr ein Her­ren­haus eines wohl­ha­ben­den Indu­stri­el­len. So rich­tig viel ist über das Gebäu­de nicht bekannt, doch eini­ge Fak­ten konn­te ich aus­gra­ben. Die Vil­la direkt am Ufer des Hohen­naue­ner Sees wur­de 1914 für Robert Hen­necke erbaut, der hier auch bis 1927, als er sich im Schloss erschoss. Die wei­te­re Geschich­te liegt ziem­lich im Dun­keln, doch nach der Ent­eig­nung 1945 wur­de die Vil­la Mit­tel­punkt eines Feri­en­la­gers des VEB Carl Zeiss Jena, was sie bis 1990 bliebt. Spä­ter wur­de das Haus von pri­va­ten Inve­sto­ren über­nom­men, die hier eben­falls eine Feri­en­an­la­ge betrei­ben. Rund um das Haus wer­den der­zeit Bau­maß­nah­men durch­ge­führt, sodass der Zugang ein­ge­schränkt ist.

Damit endet der erste Teil mei­ner Repor­ta­ge über Schlös­ser und Her­ren­häu­ser im Havel­land. Im zwei­ten Teil wer­de ich unter ande­rem Schloss Rib­beck besu­chen, jenes Her­ren­haus, das durch Theo­dor Fon­ta­ne unsterb­lich wurde.

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Betty

Es gibt nichts, was ich mehr liebe als die Welt zu bereisen. Immer mit dabei ist meine Kamera, wenn ich spannende Abenteuer erlebe und neue Reiseziele erkunde. Das Reisen bereitet mir so viel Freude, dass ich nun auch meine Leser an meinen Erlebnissen und Erfahrungen teilhaben lassen möchte.

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