TAG 6: Mittwoch, 20.02.2013
Very British – Nassau, Bahamas
Ich bin wieder früh wach, denn gegen 8 Uhr soll die Norwegian Sky in Nassau festmachen. Als ich an Deck komme, ist bereits die Silouette des Atlantis Resort im Morgenlicht zu erkennen. Es verspricht ein weiterer traumhafter Tag zu werden, denn schon jetzt zeigt das Thermometer 22 Grad an und der Himmel ist fast wolkenlos.
Während ich an Deck beim Frühstück sitze, zieht dann das Harbor Lighthouse an uns vorbei. Das ist so einer der Momente, die ich an Kreuzfahrten so liebe. Ich sitze ganz gemütlich mit meinem Spiegelei, Brötchen (und auf den Schiffen backen sie komischerweiser immer europ. Brot und Brötchen) und Apfelsaft und sehe gleichzeitig die schöne Landschaft an mir vorbeiziehen.
Das letzte markante Bauwerk, dass die Norwegian Sky vor dem Eindocken passiert, ist das altehrwürdige British Colonial Hilton, noch heute eines der schönsten Hotels auf Providence Island.
Wieder sind wir pünktlich am Dock und so kann ich schon gegen 8:30 Uhr das Schiff verlassen. Als Erstes steht heute Morgen ein Spaziergang durch Nassau auf dem Programm. Seit meinem letzten Besuch sind doch einige Jahre vergangen. Zuerst laufe ich den Pier entlang, vorbei an den anderen Kreuzfahrtriesen, die hier neben uns liegen. Mit dabei auch eine alte Bekannte, die AIDA aura, auf der ich vor einigen Jahren mal unterwegs war.
Um in die Stadt zu kommen, muss man in Nassau durch den Festival Place laufen, ein kleines Hafenterminal mit vielen Geschäften, einer Touristeninformation und einem kleinen Postamt. Davor tummeln sich dann dutzende Taxifahrer und Touroperator, die alle ihre Dienste anbieten. Ich lehne jedoch freundlich ab, denn heute Morgen will ich die Stadt zu Fuß erkunden. Das ist auch gar nicht schwer, denn die Innenstadt von Nassau ist sehr kompakt.
Als erstes besuche ich den Parliament Square. Hinter diesen rosafarbenen Wänden tagt das Parlament der Bahamas. Davor sitzt in strahlendem weiß Königin Victoria, auch heute noch ein stiller Zeuge der britischen Kolonialzeit.
Auf den Bahamas sind übrigens alle offiziellen Gebäude pink, denn das ist die Farbe der Flamingos. Die wiederum sind der Nationalvogel der Bahamas und stehen hier unter Naturschutz.
Weiter geht mein Spaziergang durch Nassau. Inzwischen sind fast alle Wolken verschwunden und die Sonne strahlt vom Himmel. Mir wird es im T‑Shirt und kurzen Hosen schon zu warm, um mich herum sehe ich aber dutzende Menschen in Anzug in Krawatte, die in den umliegenden Büros arbeiten. Auf der Arbeit sind die Menschen hier immer sehr akurat gekleidet. Für die Damen zählen dazu auch Nylons und Pumps.
Immer weiter gehe ich die Hügel hinauf, immer mein nächstes Ziel vor Augen, Government House. Hier residiert der Governeur, der die Queen auf den Bahamas vertritt, denn die Inseln sind noch immer Mitglied im Commonwealth. Eigentlich gehe ich davon aus, dass ich Fotos nur vom Zaun aus machen kann, doch einer der Guards winkt mich heran und erklärt mir, dass ich auch über das Grundstück laufen könne, solange ich etwas Abstand zum Haus halte. Das lasse ich mir natürlich nicht zweimal sagen und trete näher.
Vor dem Gebäude steht eine große Statue von Christopher Columbus, dem Entdecker der Inseln.
Gleich gegenüber von Government House steht eines der schönsten Hotels der Bahamas, Graycliff. Das Haupthaus wurde 1740 von Captain John Howard Graysmith erbaut, einem Piraten, der sein Geld durch das Kapern von spanischen Schiffen verdiente. Als Nassau 1776 von der amerikanischen Navy erobert wurde, war es das Hauptquartier der Armee. Im Jahr 1844 eröffnete es schließlich als das erste Inn der Stadt. Später wurde das Haus wieder zu einem Privathaus umgebaut. Die letzten Eigentümer waren Lord und Lady Dudley, 3rd Earl of Staffordshire. Während dieser Zeit war das Haus der Treffpunkt der High Society. Erst 1973 wurde es wieder zu einem Hotel umgebaut.
Auch hier fotografiere ich zuerst nur von der Straße. Dann jedoch werde ich von freundlichen Angestellten hereingebeten. Schon die Lobby ist ein Traum. Auch die anderen öffentlichen Räume sind wunderschön anzusehen. Da hier jedoch Hotelgäste unterwegs sind, verzichte ich auf Fotos. Hinter dem Haus erstreckt sich ein tropischer Garten, eine Oase inmitten von Nassau. Herzstück ist dieser handgeflieste Pool.
Balcony House in der Market Street ist das älteste noch erhaltene Haus in Nassau und heute ein Museum. Die letzte Eigentümerin war die Erbin des A&P Konzerns, die das Haus 1947 erwarb und hier den Winter verbrachte. Während des Drehs eines James Bond Klassiker residierte hier sogar Ian Flemming persönlich, denn er war ein enger Freund der Familie. Leider darf ich auch hier nicht im Haus fotografieren. So bleibt es bei dieser Außeraufnahme. Einen Besuch kann ich aber unbedingt empfehlen.
Gegen 11:30 Uhr kehre ich zum Hafen zurück, denn um 12 Uhr soll mein Ausflug zu den Ardastra Gardens starten. Auch dort war ich vor vielen Jahren schon mal, aber ich will gerne die Marching Flamingos noch einmal sehen. Zuvor jedoch fahren wir zum Fort Fincastle. Die Verteidigungsanlage wurde 1793 von Lord Dunmore erbaut. Von seiner Spitze habe ich einen schönen Blick über die Stadt und en Hafen. Im hintergrund steht der Watertower, der früher einmal erklommen werden konnte. Nach einigen Zerstörungen im inneren durch einen Hurrikan ist er jedoch geschlossen.
Eine der meistbesuchten Attraktionen in Nassau ist die Queens Staircase. Und auch ich erklimme die 65 Stufen zur Spitze des Bennet Hill. Die Stufen wurden zwischen 1793 und 1794 von Sklaven in den Kalkstein geschlagen. Ihren Namen erhielt die Treppe allerdings erst viel später, zum 65. Thronjubiläum von Queen Victoria.
Nach diesem kurzen Stopp geht unsere Fahrt weiter durch die engen Straßen von Nassau. Unter anderem vorbei an der National Art Gallery, die in der 1860 errichteten Villa Doyle untergebracht ist.
Dann erreichen wir die Ardastra Gardens. Hier gibt es Tiere und Pflanzen von den Bahamas und aus anderen Ländern zu sehen. Als Erstes entdecke ich diese Papageien.
Dann erzählt mir eine Mitarbeiterin, dass gleich die Fütterung der Loris (Honigpapageien) beginnen würde. Und daran könnten die Besucher auch aktiv teilnehmen. Zuerst muss ich meine Hände desinfizieren, danach geht es durch eine Art Schleuse in die riesige Voliere. Dort bekomme ich eine Scheibe Apfel in die Hand gedrückt und dann heißt es warten. Es dauert auch gar nicht lange und ich habe den ersten Lori auf meiner Hand zu sitzen. Es macht richtig Spaß, den kleinen Papageien beim Verspeisen der Äpfel zuzusehen.
Nach der Fütterung drehe ich noch eine Runde durch den Park, denn bis zur Vorführung der Marching Flamingos habe ich noch etwas Zeit. Dabei entdecke ich auch diesen schneeweißen Pfau und die kleinen Schildkröten, die sich in der Sonne ahlen.
Und dann entdecke ich sie endlich, die Flamingos. Mehr als ein Dutzend schön gefärbte Vögel laufen direkt vor mir herum und posieren geradezu für die Kamera. Flamingos sind schon recht seltsame Vögel. Ihre Gefiederfarbe ändert sich je nachdem welches Futter sie bekommen und sie laufen auf den Zehenspitzen, denn das, was auf den ersten Blick wie ihr Knie aussieht, ist eigentlich der Knöchel. Ihre Knie liegen unter ihrem Federkleid.
Nach diesem wunderschönen Erlebnis kehre ich etwas erschöpft zum Schiff zurück. Dort gibt es erstmal etwas zu Essen und ich mache mich frisch, bevor ich zurück an Deck gehe, denn das Ablegen will ich auch heute nicht verpassen. Kurz darauf werde ich auch noch mit einem schönen Sonennuntergang belohnt, der nur noch schöner gewesen wäre, wenn wir schon auf See gewesen wären.
Nachdem Nassau sich mit einem schönen Sonnenuntergang verabschiedet hat, gehe ich auch heute ins „The Crossing” zum Abendessen. Diesmal sitze ich mit einem Ehepaar aus Toronto und einem Paar aud Ohio am Tisch. Auch heute wird es interessanter Abend.
Als ich auf meine Kabine komme, liegt dort ein kleines Kuvert. innen drin ein Brief der Concierge, der mich über die Tendermöglichkeieten am morgigen Tag informiert. Da es auf Great Stirrup Cay keinen großen Pier gibt, liegt die Norwegian Sky dort vor Anker und die Passagiere werden mit Tenderbooten an Land gebracht. Normalerweise braucht man dafür am Morgen immer Tendertickets. Als langjährige Kundin der Cruiseline brauche ich mich dafür jedoch nicht anstellen. Doch dazu morgen mehr.
Wetter: sonnig, 28 Grad
Abendessen: The Crossing