TAG 16: Samstag, 02.03.2013
Down to the Beach – von Tallahassee nach Pensacola
Der Himmel ist blau, die Sonne scheint, doch die Temperaturen, die lassen an diesem Morgen erstmals wieder sehr zu wünschen übrig. Nur drei Grad zeigt das Thermometer als ich vom Hotel abfahre. Bevor ich jedoch weiter nach Westen fahre, will ich mich noch ein wenig in Tallahassee umsehen. Das letzte Mal, als ich hier war, regnete es nur und so will ich wenigstens ein paar Fotos machen. Zuerst fahre ich zum Governors Mansion, wo momentan Rick Scott zu Hause ist.
Mein zweiter Stopp ist das Old Historic State Capitol, das heute ein Museum ist. Im Hochhaus dahinter befindet sich das neue Kapitol, aus dem Florida regiert wird.
Erbaut im Jahr 1843, hat das Knott House viele Familien beherbergt, bevor es 1928 von William und Luella Knott gekauft wurde. Knott war für viele Jahrzehnte Finanzminister des Staates Florida und seine Frau eine bekannte Poetin. Seit 1992 ist das Haus ein Museum und erzählt die Geschichte dieses bemerkenswerten Ehepaares.
Etwas 30 Minuten südlich von Tallahassee befindet sich das St. Marks Wildlife Refuge. Ich habe in einem Buch gelesen, dass es hier auch einen Leuchtturm geben soll. Und den möchte ich natürlich besuchen. Auch nach Tieren halte ich Ausschau, doch denen ist es heute früh wohl zu kalt. Gerade mal 2 Vögel sehe ich auf der ganzen Fahrt, obwohl es hier doch nur so wimmeln sollte vor Federvieh, denn das Wildlife Refuge, übrigens eines der ältesten in den USA, wurde 1931 eingerichtet, um Zugvögel zu schützen, die hier überwintern.
So fahre ich recht zügig zum Ufer der Apalachee Bay, wo sich das St. Marks Lighthouse befindet. Seit 1832 steht es schon hier und ist eines der am Meisten fotografierten Motive der Region.
Vom St. Marks Wildlife Refuge fahre ich zurück zum US 98, dem ich von nun an, immer entlang der Golfküste, folge. Als ich durch das kleine Städtchen Carrabelle komme, entdecke ich plötzlich diese winzige Polizeistation. Ich halte das Ganze zuerst für einen Witz, doch bei genauerem Hinsehen stellt sich heraus, dass dies tatsächlich das kleinste Polizeirevier der Welt ist.
Gleich hinter Carrabelle befindet sich das Crooked River Lighthouse, der eigentliche Grund warum ich den Schlenker über Carrabelle gemacht habe. Mit dem azurblauen Himmel im Hintergrund gibt der Leuchtturm ein super Motiv ab. Errichtet wurde der Turm 1895, um das während eines Hurrikans 1873 zerstörte Dog Island Lighthouse zu ersetzen. Im Jahr 1995 wurde der Leuchtturm außer Betrieb gesetzt. Die US Coast Guard wollte ihn zerlegen und die Materialien meistbietend versteigern. Dagegen regte sich jedoch Widerstand und ein Verein zum Schutz des Leuchtturms wurde gegründet, der hier seitdem ein Museum betreibt. Besteigen kann ich ihn aber heute leider nicht, da das nur an 2 Nachmittagen pro Woche möglich ist.
Weiter geht meine Fahrt auf dem wunderschönen US 98, der oft meilenweit direkt am Golf von Mexiko entlangführt. Manchmal habe ich fast das Gefühl, ich würde gleich ins Wasser fahren, so dicht kommt der Ozean an die Straße heran. Immer wieder halte ich an und genieße die Seeluft an diesem schönen, in weiten Teilen noch unbebauten Küstenabschnitt.
Und während ich so dahin fahre, sehe ich plötzlich ein Hinweisschild zum St. George Lighthouse. Neugierig geworden, setze ich meinen Blinker und verlasse die US 98, eine Entscheidung, die ich nicht bereuen werde. Über 2 Brücken überquere ich den Gulf Intracoastal Waterway und erreiche schließlich St. George Island. Hier steht das Cape St. George Lighthouse. Der Leuchtturm wurde 1852 auf der Insel errichtet. Durch Erosion, besonders von Hurrikan Ivan, stürzte der Leuchtturm am 21. Oktober 2005 ins Meer. Freiwillige bargen mit Unterstützung der Bundesregierung und des Staates Florida soviele Trümmer wie möglich aus der See und bauten den Leuchtturm wieder auf. Schon am 1. Dezember 2008 konnte er eröffnet werden. Und so strahlt er heute wieder über St. George Island.
Im kleinen Örtchen Port Washington will ich anschließend noch den Eden Gardens State Park besuchen. Mittelpunkt des Parks ist dieses prächtige Südstaatenhaus, das als Wesley Mansion bekannt ist. Erbaut wurde das Haus 1897 vom Sägewerksbesitzer William Henry Wesley, der hier auch Holz verarbeitete und so sein Vermögen machte. Bis 1953 lebte sein Frau noch in dem Haus, bevor es nach ihrem Tod mehrmals verkauft wurde und schließlich mehrere Jahre unbewohnt war. 1963 kam die Journalistin und Verlagserbin Lois Maxon nach Florida und verliebte sich in das Haus. Sie erwarb das Anwesen und restaurierte es. Gekauft hatte sie das Haus als Winterresidenz und um einen Ort für ihre große Sammlung von antiken Möbeln zu haben.
Lois Maxon vermachte das Haus nach ihrem Tod dem Staat Florida, der es dem State Park System anschloß. An fünf Tagen in der Woche ist das Haus heute im Rahmen einer Führung zu besichtigen. Und der will auch ich mich heute anschließen.
Vor dem Haus treffe ich auf Rangerin Brenda, die das Wesley Mansion liebevoll ihr zweites Zuhause nennt. Schon seit mehrern Jahren zeigt sie Besuchern dieses Kleinod an Floridas Golfküste. So auch die Bibliothek, in der Lois Maxon viele ihrer Zeitungsartikel schrieb.
Lois Maxon sammelte kostbare Antiquitäten, die noch heute im Haus zu sehen sind. Mit Abstand am Wertvollsten ist dieser kleine Nachttisch – ein Original Chippendale, der allein mit $250.000 versichert ist.
Eigentlich hatte ich nach dem Besuch des Eden State Park vor, noch einen Halt in Seaside, dem kleinen Örtchen, das durch Jim Carreys „The Truman Show” weltberühmt geworden ist, zu machen. Doch hier findet heute irgendein Event statt, sodass der Ort sprichwörtlich von Menschen überschwemmt und an einen Parkplatz gar nicht zu denken ist. So belasse ich es bei einer kleinen Rundfahrt, bevor ich meinen Weg Richtung Westen fortsetze.
Umso näher ich dem westlichsten Zipfel Floridas komme, desto mehr Wolken ziehen wieder am Himmel auf, bis die Sonne hinter einer geschlossene Wolkendecke verschwunden ist. Somit ist auch der Plan den Sonnenuntergang am Strand zu genießen ersteinmal gestorben und ich fahre direkt zu meinem Hotel im Herzen von Pensacola.
Unter dem zugezogenen Himmel kühlt sich die Temperatur dann am Abend auch wieder rapide ab. Bis fast an den Gefrierpunkt fällt das Thermometer, sodass ich auf große Aktivitäten keine Lust mehr habe. So bleibt es bei einem Abendessen bei Panda Express und einem gemütlichen Abend auf dem Hotelzimmer.
Meilen: 305
Wetter: sonnig und windig, später bewölkt/ 3–11 Grad
Abendessen: Panda Express
Hotel: Hampton Inn Cordova Mall