TAG 9: Samstag, 23.02.2013
Flaglers Dream – von Miami nach Key West
Nicht trödeln, heißt heute Morgen die Devise, denn ich habe eine Verabredung. Ich möchte das Cape Florida Lighthouse besteigen und das ist nur von Donnerstag bis Montag um 10 und um 13 Uhr möglich. Der Leuchturm liegt an der Südspitze von Key Biscayne im Bill Baggs State Park. Über den Rickenbacher Causeway führt mich meine Fahrt zuerst nach Virginia Key, von wo man einen schönen Blick auf Miami hat.
Weil ich zügig voran komme, habe ich nach meiner Ankunft im State Park sogar noch etwas Zeit und sehe mich deshalb ein wenig um. Dabei entdecke ich diese Ausstellung von Eisenarbeiten aus dem Leuchtturm, die von den Restaurierungsarbeiten übrig geblieben sind.
Da der Leuchtturm auch vom Strand gut zu sehen ist, will hier mein Glück versuchen und ein schönes Foto erhaschen. Bei strahlendem Sonnenschein und angenehmen 21 Grad ist das auch gar nicht schwer.
Zurück am Eingang zum Leuchtturmgelände treffe ich Ranger James, der heute die Tour zum Leuchtturm leitet. Während wir über einen palmengesäumten Weg laufen, erzählt er mehr zur Geschichte des Cape Florida Lighhouse.
Gleich neben dem Leuchtturm befindet sich das Haus des Leuchtturmwärters, das aber derzeit leider wegen Renovierungsarbeiten geschlossen ist. So muss ich mich mit dem Anblick von außen zufrieden geben.
Dann klettere ich die 112 Stufen bis zur Spitze und genieße den wunderschönen Ausblick auf den Atlantik und die Strände des Bill Baggs State Parks.
In der Ferne kann ich sogar die Skyline von Miami Beach erkennen.
Als ich in Richtung Süden schaue, bleibt mein Blick auf einem Kuriosum hängen. Dort am Horizont, ich traue meinen Augen kaum, sehe ich Häuser mitten im Ozean stehen.
Sieben Gebäude stehen heute noch im Ozean vor der Küste Florida – ihr Name Stiltsville. Heute gehören sie zum Biscayne National Park, doch Anfang des 20. Jahrhunderts entwickelte sich hier eine kleine Siedlung mit einst 27 Gebäuden. Die meisten fielen leider Bränden, der rauen See oder schließlich Hurrican Andrew zum Opfer. Doch die 7 verbliebenen Häuser kann man auch heute noch sehen. Zu besuchen sind sie leider nicht, denn momentan ist über ihre weitere Nutzung noch nicht entschieden worden.
Und noch ein weiteres historisches Gebäude will ich besuchen, dass große Bedeutung für die Entstehung von Miami hat – die Barnacle State Historic Site in Coconut Grove.
Erbaut wurde das Haus 1891 von Ralph Middleton Munroe zu einer Zeit, als Miami noch ein kleines Dorf und die Gegend um Coconut Grove noch völlig unbesiedelt war. Ralph Munroes Passion war das Schiffsdesign und so entwarf er mehr als 50 Segelboote, von denen einige auch heute noch zu Wasser unterwegs sind.
An der Haustür treffe ich Rangerin Jennifer, die mich heute durch das Haus führen wird. Zu dieser Tour bin ich ihr einziger Gast, was der Führung eine ganz besondere Note gibt. Sie erklärt mir, dass fast alles im Haus auch heute noch original erhalten ist, da „The Barnacle” zeitlebens nur von einer einzigen Familie bewohnt wurde. Die Enkel und Urenkel von Ralph Munroe leben ürbigens heute noch in der Gegend und mit etwas Glück kann man sie während eines Besuchs sogar antreffen.
Neben diesem wunderschönen Wohnhaus aus der Pionierzeit Südfloridas ist auch die Werkstatt von Ralph Munroe erhalten geblieben. Eigentlich war sie auch das erste Gebäude, das er auf seinem Grundstück errichtete. Im Erdgeschoss entwarf und baute er seine Segelboote und darüber befand sich seine Wohnung. Das erste Gebäude fiel recht bald einem Hurrikan zum Opfer, worauf sich Munroe in den Kopf setzte, eine Hurrikan sichere Werkstatt zu bauen. Das ihm das auch gelang, sollte Ralph Munroe allerdings nicht mehr erleben. Als 1992 Hurrikan Andrew auf die Küste Floridas traf, richtete er auch im State Park Zerstörungen an. Die kleine Werkstatt jedoch hatte im Erdgeschoss sogenannte „Fallout Walls”, die beim Auftreffen einer Flutwelle einfach davonschwimmen. Das Haus selbst steht jedoch auf Stelzen und der Wohnraum blieb völlig unbeschädigt. Auch das Wohnhaus, welches er 18 Fuß über dem Meeresspiegel errichtete, wurde nur leicht beschädigt.
Nach diesem schönen und interessanten Stopp fahre ich weiter Richtung Süden. Schon nach kurzer Zeit bin ich auf der US1, die ich nun bis zu ihrem südlichsten Punkt befahren werde. Da der Besuch im State Park doch etwas länger gedauert hat, streiche ich ein Ziel schon mal von meiner Liste, Pigeon Key. Eigentlich hatte ich vor, die kleine Insel nochmal zu besuche, doch dafür reicht die Zeit nun leider nicht. Pigeon Key liegt neben der 7 Mile Bridge und war Anfang des 20. Jahrhunderts Wohnort für unzählige Bauarbeiter, die Flagler Traum von einer Eisenbahn nach Key West realisiert haben. Heute ist die ganze Insel ein Museum.
Auch den Bahia Honda State Park lasse ich diesmal links liegen. Nur für einen Fotostopp reicht die Zeit. Der muss aber sein, denn die Bahia Honda Brücke ist einer meiner Lieblingsbrücken aus der Zeit von Flagler. Sie ist eine der Originalbrücken, die im Auftrag von Henry Flagler für seine Florida East Coast Railway gebaut wurde. 1912 eröffnet, fuhren die Züge über die Brücke, bis der Labor Day Hurrican im Jahr 1935 die Strecke schwer beschädigte. Da der Wiederaufbau als zu unrentabel eingestuft wurde, legte man die Strecke still. 1938 wurde dann mit dem Bau der Straßenverbindung nach Key West begonnen. Bis Anfang der 80ziger Jahre die neuen Brücken eröffnet wurden, fuhr so der gesamte Autoverkehr auch über diese Brücke.
Kurz hinter dem Bahia Honda State Park erreiche ich Big Pine Key. Hier befindet sich das Key Deer National Wildlife Refuge. Eingerichtet wurde dieses Schutzgebiet 1957 um das vom Aussterben bedrohte Key Deer zu schützen. Schon kurz nach meiner Fahrt durch das Wildlife Refuge sehe ich das erste Key Deer.
Kurze Zeit später entdecke ich noch mehrere der niedlichen Key Deer.
Auch diese Pelikane auf der Brücke nach No Name Key möchten gerne von mir fotografiert werden und posieren geduldig für die Kamera.
Nach dem Verlassen von Big Pine Key ist es nicht mehr weit bis Key West, wo ich mit dem Sonnenuntergang ankommen. Nach diesem langen Tag bin ich froh, in meinem Hotel einchecken zu können. Zu meiner Überraschung bekomme ich nicht das reservierte Zimmer mit Queen-Size Bett, sondern eine riesige One-Bedroom-Suite.
Da ich auf Restaurantessen heute keine Lust habe, fahre ich nur schnell in den nahegelegenen Publix, um mir etwas zu Abendessen zu kaufen. Das verspeise ich dann ganz in Ruhe auf meinem Balkon bei angenehmen 25 Grad.
Meilen: 214
Wetter: heiter/ 25–30 Grad
Abendessen: Salat und Eis von Publix
Hotel: Travelodge Key West