Tag 5: Samstag, 05. September 2020
Schöne Aussicht – Innsbruck nach Kitzbühel
„Drum o Mensch, sei weise, pack die Koffer und verreise.” – Wilhelm Busch
Koffer packen tun auch wir heute wieder, denn es ist an der Zeit das AC Hotel und Innsbruck zu verlassen. Ich werfe noch einen letzten Blick aus dem Fenster und genieße die Aussicht.
Bei schönstem Spätsommerwetter verlassen wir Innsbruck zunächst auf der Inntalautobahn. Recht bald wechseln wir aber doch wieder auf Landstraßen, denn hier gibt es einfach mehr zu sehen. Unser erster Fotostopp ist am Schloss Tratzberg.
So wie das Schloss heute zu sehen ist, wurde es Brüdern Veit-Jakob und Simon Tänzl um 1500 im Stil der Renaissance erbaut. Eine erste Burg gab es an dieser Stelle aber mindestens schon seit 1296, was Aufzeichnungen belegen. Das Schloss machte über die Jahrhunderte viele Besitzerwechsel durch, bis es 1847 durch einen Erbfall in den Besitz der Tiroler Adelsfamilie Enzenberg kam. Sie renovierten den Bau grundlegend und machten ihn wieder bewohnbar. Auch heute noch wohnt die Familie hier und hat das Schloss inzwischen touristisch erschlossen.
Mit dem Auto kommen wir allerdings nur bis zu einem Parkplatz unterhalb der Schlossanlage. Hier gibt es nicht nur die Tickets, sondern man muss auch in diesen Zug umsteigen, um zum Schloss zu gelangen. Da wir heute aber noch eine recht weite Strecke vor uns haben, verzichten wir und vielleicht gibt es ja auf einer anderen Reise nochmals die Möglichkeit hierherzukommen.
Kurz hinter dem Schloss verzweigt sich die Straße. Während die Inntalautobahn uns unserem Ziel auf direktem Weg näher bringen würde, führt eine weitere Straße nach Süden durch das berühmte Zillertal. Da wir uns hier die landschaftlich schönere Strecke versprechen, schlagen wir diesen Weg ein. So gelangen wir nach Fügen, wo sich Schloss Fügen befindet, das anscheinend gerade umfassend renoviert wird, wie wir bald feststellen.
Zuerst aber stellen wir das Auto ab und schauen uns die Schlossanlage von außen an. Die ersten Teile der Schlossanlage wurden bereits um 1550 erbaut, doch erst nach dem Kauf durch Graf Ferdinand Fieger von Friedberg wurde das Gebäude zwischen 1695 und 1702 zum Barockschloss ausgebaut. Nach dem Aussterben der Familie Fieger erwarb Nikolaus Graf Dönhoff im Jahr 1802 das Schloss. Er nutzte das Schloss jedoch nicht als Wohnraum, sondern als Nadelfabrik. Im Jahr 1926 kaufte schließlich Kapuzinerpater Franz Josef Kramer das Gebäude und richtete hier eine Knabenschule ein. Dadurch bekam Schloss Fügen den Beinamen Bubenburg. Seit 2016 gehört das Schloss der Gemeinde Fügen.
Als wir auf die Rückseite des Schlosses kommen, steht die Zufahrt zum Schlosshof weit offen. So wagen wir einen Blick hinein, obwohl hier noch immer Bauarbeiten stattfinden. Am Samstag steht aber sowieso alles still. Man muss schon ein bisschen aufpassen, wo man hintritt, denn fertig ist hier noch nichts. Aber irgendwie seltsam, dass alles so offen steht. Entweder ist man hier sehr vertrauensvoll oder irgendwer hat vergessen abzusperren.
An einer Seitenwand ist diese Gedenktafel angebracht, die an ein ganz besonderes Ereignis erinnert. Anlässlich einer Konferenz von Kaiser Franz I. mit dem Zaren Nikolaus I. wurde hier 1822 zum ersten Mal das Lied „Stille Nacht, heilige Nacht” von der Sängergruppe Rainer öffentlich vorgetragen.
Neben dem Schloss schauen wir uns noch kurz die Pfarrkirche Maria Himmelfahrt an, bevor wir weiterfahren.
Schnell zeigt sich, dass wir mit der Wahl der Strecke richtig lagen. Die Fahrt macht richtig Spaß, bis auf einen Moment, wo ein Motorradfahrer anscheinend denkt, er sei allein unterwegs und dermaßen die Kurve schneidet, dass es schon recht eng wird. Nach dieser Schrecksekunde setzen wir unsere Fahrt aber ohne weitere Zwischenfälle fort.
Bei Königsleiten überqueren wir die Grenze zwischen Tirol und Salzburg. Dabei haben wir einen schönen Blick auf den Speicher Durlaßboden. Der Stausee wurde zwischen 1963 und 1967 als Teil eines Wasserkraftwerkes angelegt und dient heute auch als Erholungsgebiet.
An einer kleinen Parkbucht entdecken wir diesen Laden, in dem es viele regionale Produkte gibt. Nur Verkäufer gibt es keine. Es ist ein Selbstbedienungskiosk, der kameraüberwacht ist.
Nur wenige Kilometer weiter erreichen wir die 61 Kilometer lange Gerlos Straße, die im Tal der Salzach, vorbei am Großvenediger bis zum Gerlospass verläuft. Der höchste Punkt der Gerlosalpenstraße befindet sich auf 1628 Metern und für die Fahrt wird eine Maut von zehn Euro pro Auto fällig.
Von einem Aussichtspunkt haben wir einen schönen Blick auf die Krimmler Wasserfälle, die mit einer gesamten Fallhöhe von 385 Metern die höchsten Wasserfälle Österreichs sind.
Doch nicht nur die Wasserfälle sind von hier zu sehen, auch schöne Ausblicke auf die Berge und das Tal bietet dieser Aussichtspunkt.
Ein Stück weiter sehen wir nochmals die Krimmler Fälle. Die Wasserfälle sind bereits seit dem 18. Jahrhundert touristisch erschlossen und schon Anfang des 19. Jahrhunderts kamen Tausende Besucher, für die es sogar Malerhäuschen gab, denn Fotoapparate waren damals noch nicht erfunden. Heute gehören die Krimmler Fälle zu den großen Attraktionen von Österreich und werden von rund 400.000 Besuchern im Jahr angesteuert. Und die scheinen heute alle auf einmal da zu sein. So scheint es zumindest, als wir das Chaos am Fuße der Wasserfälle sehen. Hier macht eine Besichtigung heute sicher keinen Spaß, sodass wir schnell weiterfahren.
Unsere Fahrt führt uns nun durch eine schöne Landschaft bis nach Mittersill, wo wir wieder nach Norden fahren und kurze Zeit später von Salzburg zurück nach Tirol gelangen.
Das letzte Stück der Fahrt ist noch einmal richtig toll, denn wir haben eine freie Sicht auf das Kaisergebirge mit seinem berühmten Gebirgszug dem Wilden Kaiser.
Schließlich gelangen wir nach Kitzbühel, dem bekannten Wintersportort in Tirol. Seit 1271 besitzt der kleine Ort das Stadtrecht, doch gesiedelt wurde hier schon 1100 vor Christus. Die kleine Stadt war immer wieder in politische Auseinandersetzungen verwickelt und gehörte so über die Jahrhunderte mehrmals zu Bayern und dann wieder zu Tirol.
Auf unserer Runde durch den Ort kommen wir am Schloss Kaps vorbei, einem von zwei Renaissanceschlössern in Kitzbühel.
Als Hotel haben wir für diese Nacht das zweite Schloss in Kitzbühel gewählt, das heute ein Hotel ist. Schloss Lebenberg befindet sich auf dem rund achtzig Meter hohen Lebenberg und wurde nach 1446 als Wohnturm errichtet. Im Jahr 1893 wurde das Schloss von Johann Philipp von Lamberg erworben, dessen Nachfahre Hugo Anton Emil Graf von Lamberg um 1885 die erste Fremdenpension in Kitzbühel im Schloss eröffnete sowie Appartements an Wintersportgäste vermietete. Seit 1950 wird das Schloss schließlich als Hotel geführt und ist inzwischen um einen modernen Anbau erweitert worden.
Wir haben uns allerdings Zimmer im historischen Wohnturm reserviert, denn wenn wir schon in einem Schloss übernachten, dann natürlich auch stilecht.
Hinauf zu den Zimmern geht es allerdings nur über eine geschwungene Treppe, auch mit dem ganzen Gepäck. Aufzüge sind nur im modernen Anbau vorhanden.
Dafür bekommen wir nicht einfach Zimmer, sondern tolle kleine Suiten, die auch mit entsprechendem Mobiliar eingerichtet sind.
Im modernen Teil des Hauses ist hingegen ein weiteres Highlight zu finden, ein rund 45 Meter langer Pool unter gläsernem Panoramadach und mit Blick auf die Berge.
Gleich nebenan gibt es eine schöne Sonnenterrasse, die C. eine ganze Weile in Beschlag nimmt, während ich im Pool meine Runden drehe.
Zum Weggehen am Abend haben wir nach dem langen Tag keine Lust mehr und wollen so im Hotel essen. Das ist allerdings etwas enttäuschend, denn das Restaurant ist nur für Gäste mit gebuchter Halbpension offen und ansonsten gibt es coronabedingt nur eine kleine Karte. Eigentlich sollen wir auch in der Bar essen, können die Bedienung aber überzeugen, uns die Speisen auf der Terrasse zu servieren.
Kilometer: 158
Wetter: sonnig, 12–28 Grad
Hotel: Hotel Schloss Lebenberg