Tag 8: Dienstag, 08. September 2020
Alpenpanorama – Kitzbühel nach Fuschlsee
„Es gibt nur zwei Weisen die Welt zu betrachten: Entweder man glaubt, dass nichts auf der Welt ein Wunder sei, oder aber, dass es nichts als Wunder gibt.” – Albert Einstein
Tatsächlich hat das Wetter ein Einsehen und als ich auf den Balkon gehe, lacht mich schon der blaue Himmel an, auch wenn sich um die Berge noch ein paar Wolken halten. Dass mich das heute noch ziemlich Nerven kosten wird, ahne ich jetzt zum Glück noch nicht. Erst einmal bin ich guter Hoffnung, dass das schlechte Wetter endlich hinter mir liegt.
Nach dem Frühstück checke ich aus und verlasse das Grand Tirolia Hotel sowie Kitzbühel. Ich hatte erst geplant zumindest noch auf den Hausberg zu fahren, doch das macht wegen der tief hängenden Wolken nicht viel Sinn. Auch der Wilde Kaiser ziert sich noch sehr und zeigt gerade mal seine Spitzen. Das muss definitiv noch besser werden.
Ich fahre nach Osten, verlasse schließlich Tirol und erreiche die Steiermark. Unterwegs halte ich kaum an, denn ich habe einen langen Weg vor mir und die Aussicht wird vielerorts immer noch durch Wolken versperrt, auch wenn über mir die Sonne scheint. Nach rund zwei Stunden Fahrt erreiche ich schließlich Ramsau am Dachstein, das besonders durch die ZDF-Serie „Die Bergretter” berühmt geworden ist.
Hier ist das mit den Wolken dann richtig ärgerlich, denn anstelle des Dachsteinmassivs mit dem fast 3000 Meter hohen Hauptgipfel sehe ich nichts außer Wolken. Nur ab und zu und für wenige Sekunden ist ein Teil der Berge zu sehen.
Fahre ich also erst einmal in den Ort, um mich hier ein wenig umzusehen. Sehr groß ist die Gemeinde nicht, in der rund 2.700 Menschen leben, die aber über mehr als 6.500 Gästebetten verfügt. Direkt im Zentrum finde ich dann auch jenen Ort, der Fernsehzuschauern im deutschsprachigen Raum als die Zentrale der Bergretter bekannt sein dürfte.
Gleich nebenan steht die evangelische Kirche des Ortes, die ebenfalls in der Serie verewigt wurde. Der heutige Bau wurde bereits 1871 geplant, aber erst zwischen 1888 und 1895 umgesetzt. Überragt wird die Kirche von einem 42 Meter hohen Turm und eigentlich sollte im Hintergrund das Dachsteinmassiv zu sehen sein.
Schaue ich mir eben die Kirche von innen an, denn sich über die Wolken zu ärgern bringt ja nichts. Das Kirchenschiff ist reich mit Malereien verziert und wird an drei Seiten von einer hölzernen Empore umschlossen.
Gleich neben der Kirche befindet sich das Gemeindehaus von Ramsau am Dachstein, das mit schönen Blumenkästen verziert ist.
Etwas außerhalb des Ortes liegt auch jener Hof, der Zuschauern der Bergretter als der Wohnort einiger Hauptdarsteller bekannt ist. Leider kommt man hier nicht näher heran, denn das Gelände ist in Privatbesitz und weiträumig abgesperrt.
Als ich Ramsau gerade verlassen will, traue ich meinen Augen kaum, denn plötzlich verschwindet zumindest ein Teil der Wolken und gibt einen besseren Blick auf den Dachstein frei. Da muss ich natürlich nochmals anhalten und einige Aufnahmen machen.
Lange kann ich mich aber nicht aufhalten, denn es liegt noch ein ganzes Stück Strecke vor mir. Luftlinie wäre es gar nicht so weit, aber da ich mit meinem Auto nun mal nicht über das Dachsteinmassiv komme, muss ich drumherum fahren.
Und hier führt mich der Weg auch durch Eigen im Ennstal, wo sich das Schloss Pichlarn befindet, das in der Fernsehserie das Hotel Herbrechter ist. Das Schloss wurde erstmals bereits 1074 erwähnt, als Baujahr nimmt man aber bereits 1009 an. Es war das Stammhaus der Herren von Püchlern oder Pühelarn. Das Geschlecht scheint jedoch um 1380 ausgestorben zu sein, denn in den folgenden Jahrhunderten wurde das Anwesen von der Geistlichkeit verwaltet. Sogar Papst Pius II. soll hier zu Gast gewesen sein. Im Jahr 1555 nahmen die Herren von Stainach das Schloss in Besitz und fügten die markanten Rundtürme an. Später wechselten häufig die Besitzer. Zum Schlosshotel wurde das Haus erst um 1970 durch den deutschen Industriellen Fritz Ries umgebaut.
Nur wenige Kilometer weiter entdecke ich mit Schloss Trautenfels ein weiteres historisches Ensemble. Der Bau wurde bereits 1260 erstmalig erwähnt und in den folgenden Jahrhunderten immer wieder aus- und umgebaut. Heute ist im Schloss das Landschaftsmuseum der Steiermark zu finden.
Am Hang über dem Schloss entdecke ich noch diese kleine Kirche, bevor ich endgültig weiterfahre und die Steiermark verlasse.
Inzwischen bin ich auf der Rückseite des Dachsteinmassivs angelangt und überquere die Grenze nach Oberösterreich. Im Prinzip bin ich von Ramsau nur wenige Kilometer Luftlinie entfernt und doch musste ich rund 85 Kilometer zurücklegen um hierher zu gelangen. Nun aber stehe ich am Südufer des berühmten Hallstätter Sees, der von der Traun durchflossen wird, die in die Donau mündet.
Am Ostufer des Sees entdecke ich das 1555 erbaute Schloss Grub. Sein heutiges Aussehen erlangte es aber erst zwischen 1864 und 1890 als das Schloss im Besitz des Botschafters des Zaren, Alexander Tschaffkini, war. Das Schloss befindet sich auch heute noch in Privatbesitz und kann nicht besichtigt werden.
Mein Ziel ist Hallstatt, jenes 800 Seelen Dorf, das in den letzten Jahren zu großer Berühmtheit durch Bilder auf Social Media Kanälen gelangte. Und das spüre ich schon bei der Einfahrt, hier steppt im wahrsten Sinne des Wortes der Bär und es ist kein Parkplatz zu bekommen. Erstaunlich daran ist, dass es eigentlich heißt, der Ort sei besonders bei Asiaten beliebt. Die dürfen aber wegen Corona gar nicht einreisen. Momentan scheint es eher so, als wenn jeder Deutsche, Österreicher und Schweizer stattdessen hierhergekommen ist.
Ich fahre die Hauptstraße entlang und es ist wirklich nicht mehr schön. Überall stapeln sich Autos und Menschen und die wenigen freien Parkplätze sind heillos überteuert. So beschließe ich schon weiterzufahren und gelange in den Tunnel an der nördlichen Ortsausfahrt. Doch mitten im Tunnel gibt es einen kleinen Parkplatz und hier sind fast alle Stellplätze leer. Nur ein Motorradfahrer aus meinem Heimatlandkreis hat das neben mir entdeckt.
Gut, für Fußlahme ist der Parkplatz nicht geeignet, denn von hier führt eine ziemliche lange und steile Treppe in den Ort, aber zu sehen ist hier kaum ein Mensch, eine Wohltat. Das ändert sich rapide als ich in den Ort komme. Meine Güte, ich möchte mir gar nicht ausmalen was hier los ist, wenn sich auch noch asiatische Bustouristen im Ort tummeln, es ist schon jetzt brechend voll.
So mache ich nur wenige Bilder, denn irgendwie ist das hier nicht wirklich schön. Kurz schaue ich mir noch die zwischen 1859 und 1863 erbaute Kirche an, die sich im Ortskern befindet, dann nehme ich Reißaus.
Auf meinem Rückweg zum Auto kommt es dann auch noch zu einer etwas unschönen Szene. Ich laufe durch eine der engen Gassen und hinter mir kommt plötzlich ein Auto. Anscheinend gehe ich der Dame nicht schnell genug aus dem Weg, jedenfalls beschimpft sie mich aufs Übelste durchs offene Fenster. Ich kann ja den Frust mancher Einwohner verstehen, wenn die Touristen die Straßen verstopfen, aber das geht so gar nicht und hinterlässt bei mir keinen guten Eindruck von Hallstatt.
Ich trete schleunigst den Rückzug an. Nun habe ich sämtliche Lust auf Hallstatt verloren, da kann das Panorama noch so schön sein. Stattdessen fahre ich weiter bis nach Bad Ischl. Hier geht es wieder gesitteter zu und ich finde auch sofort einen Parkplatz.
Der Kurort im Herzen des Salzkammergutes war schon zur Kaiserzeit weit über seine Grenzen bekannt. Nach Ischl kamen die Adligen und die Prominenten. Größte Berühmtheit aber erhielt der Ort als Sommerresidenz von Kaiser Franz Josef I. und seiner Sisi. Die Kaiservilla, in der das Paar residierte, ist noch heute in der Hand der Habsburger und wird auch von einem Familienmitglied bewohnt. Ein Teil ist aber als Museum öffentlich zugänglich und hierhin bin ich nun unterwegs.
Der Nachmittag ist schon recht weit fortgeschritten, als ich das Gelände betrete und ich glaube eigentlich gar nicht daran, heute noch die Villa besichtigen zu können. Vor mir kauft eine Dreiergruppe noch ein Ticket und dann wird auf ausverkauft geschaltet. Ich frage die Dame an der Kasse, die mir erklärt, dass die nächste Führung erst am morgigen Tag stattfindet. Etwas enttäuscht will ich gerade wieder abziehen, als sie mich fragt, ob ich allein unterwegs sei. Das Bejahe ich. Daraufhin sagt sie, dass sie noch ein einzelnes Ticket hätte und ob ich Interesse hätte. Habe ich natürlich und so mache ich mich kurze Zeit später auf den Weg zur Kaiservilla.
Das Grundstück am Fuße des Jainzenberges gehörte ursprünglich dem Wiener Notar Josef August Eltz, der hier ab 1834 eine Villa im Biedermeierstil errichten ließ. Im Jahr 1850 kaufte der Arzt Eduard Mastalier das Anwesen, bevor es drei Jahre später von der Erzherzogin Sophie als Hochzeitsgeschenk für ihren Sohn, Kaiser Franz Joseph I., erworben wurde. In den folgenden Jahren wurde die Villa im neoklassizistischen Stil umgebaut und erweitert. Der Mittelteil wurde um die zwei Seiten erweitert und die ursprüngliche Rückseite zum neuen Eingangsportal umgebaut. Das Gebäude hat die Form eines E, was als Hommage des Bauherren an seine Ehefrau, die Kaiserin Elisabeth, verstanden wird.
Vor dem Eingang steht die Skulptur der Lauscher, die ein Geschenk der englischen Königin Victoria an Kaiserin Elisabeth ist.
Der Marmorbrunnen vor dem Mitteltrakt wurde 1884 von Viktor Tilgner geschaffen.
Die Villa ist von einem weitläufigen Park umgeben, der mit Wanderwegen durchzogen ist. Ich nehme zuerst an der Führung teil, die hochinteressant ist und sehr kurzweilig. Leider herrscht auch hier strenges Fotoverbot, aber ich kann den Besuch wirklich wärmstens empfehlen. Anschließend darf ich mich noch nach Belieben im Park umsehen, auch wenn der Zugang zum Anwesen bereits versperrt ist. Es gibt einen Seitenausgang und keine Zeitbegrenzung.
Auf einer Anhöhe im Park steht das Marmorschlössl, das ich nur noch von außen besichtigen kann. Das kleine Haus diente besonders der Kaiserin als Rückzugsort, aber auch ihre Kinder und Enkel hielten sich hier gern und oft auf. Seit 1975 ist das Gebäude für fünfzig Jahre an das Land Oberösterreich verpachtet, das sich im Gegenzug zur Renovierung verpflichtete und das Haus als Ausstellungsfläche nutzt.
Von der Front des Marmorschlössl habe ich einen schönen Blick hinunter auf die Kaiservilla. Es macht sich nun auch bezahlt so spät am Tag hier zu sein, denn so laufen kaum noch Menschen durch mein Bild. Die meisten Besucher haben das Grundstück kurz nach der Führung bereits wieder verlassen.
Ich folge einem der Pfade durch den Park, der mich zum Spiegelpavillon bringt, einem kleinen Rastplatz an einer der höchsten Stellen des Grundstücks.
Zum Abschluss meines Rundgangs komme ich noch an jenem Pavillon vorbei, in dem sich Kaiser Franz Josef I. mit Herzogin Elisabeth in Bayern einst verlobte.
Als ich wieder vor der Villa ankomme, ist es ruhig geworden. Die Türen sind verschlossen und ich scheine ganz allein auf dem Grundstück zu sein. So wende ich mich nun auch dem Ausgang zu und kehre zurück zu meinem Auto.
Rund eine halbe Stunde muss ich nun noch fahren, bis ich an meinem Hotel für die heutige Nacht ankomme. Gebucht habe ich das Sheraton Hotel Jagdhof, das sich oberhalb des Fuschlsees und des Schlosses Fuschl befindet.
Die Hotelanlage besteht aus mehreren Gebäuden, die einst zu einem großen Hof gehörten. Herzstück ist der historische Jagdhof, in dem sich das Hotelrestaurant befindet.
Ich bekomme ein Zimmer in einem der Nebengebäude und werde sogar mit einem Obstteller begrüßt.
Zu Abend esse ich in der Hotelbar, wo der Service leider überhaupt nicht stimmt. Erst warte ich ewig und ohne Entschuldigung auf mein Essen, das mich dann auch nicht gerade aus den Socken haut.
Schön ist dagegen der Hotelpool, in dem ich am Abend noch ein paar Runden drehe.
Kilometer: 264
Wetter: heiter, 13–24 Grad
Hotel: Sheraton Fuschlsee-Salzburg, Hotel Jagdhof