Tag 2: Mittwoch, 29.07.2020
Spuren der Vergangenheit – Brüx nach Karlsbad
„Eine Reise ist ein Trunk aus der Quelle des Lebens.” – Friedrich Hebbel
Während es gestern noch ziemlich wolkig war, ist heute endlich das Wetter, das die Wetterfrösche versprochen haben – die Sonne lacht vom strahlend blauen Himmel. Nach dem Frühstück im Hotel machen wir uns so auf einen kleinen Rundgang durch das Zentrum des heutigen Brüx auf.
Als Erstes fällt mir das Hotel Cascades ins Auge, das ebenfalls als Übernachtungsort in der Auswahl war. Das Hotel war einst die beste Unterkunft der Stadt und wurde im Zuge des Stadtneubaus errichtet. Heute scheint der Glanz allerdings ziemlich abgeblättert und nach dem Studium einiger Rezensionen habe ich mich für das Hotel Kapitol entschieden.
Weiter geht es zum heutigen Marktplatz, der allerdings nichts mit denen der alten Stadt gemein hat. Brüx hatte nämlich nicht nur einen, sondern gleich drei Marktplätze (I. Platz, II. Platz und III. Platz genannt) und war damit Städtebaulich etwas Besonderes. Der moderne Marktplatz ist durch Wohnhäuser, einen Veranstaltungsort sowie das Rathaus begrenzt.
Auf dem Platz jedoch sind einige historische Stücke zu finden, die zuvor in der alten Stadt standen und vor dem Abriss gerettet wurden. Dazu gehört die 1681 von Peter von Toscana errichtete Pestsäule, die von der Heiligen Anna gekrönt wird. Umgeben ist sie von den Pestheiligen, der hl. Rosalie von Palermo, der hl. Agnes von Rom, des hl. Sebastian und des hl. Rochus. Ursprünglich stand die Säule auf dem I. Platz in Brüx und erinnerte an den Ausbruch der Pest im Jahr 1680.
Gleich dahinter steht ein Brunnen mit dem böhmischen Löwen, der ebenfalls vom I. Platz hierher gebracht wurde.
Genauso wie das alte Stadtwappen, das vor dem Eingang zum neuen Rathaus aufgestellt wurde.
An der Ostseite des Rathauses sind vier Steinfiguren zu finden, die 1715 geschaffen wurden und die vier Elemente Wasser, Erde, Luft und Feuer symbolisieren. Sie standen einst auf dem Sims des alten Renaissance-Rathauses.
Auch wenn der heutige Marktplatz mit viel Liebe gestaltet wurde und so bestimmt zu Ostzeiten nicht ausgesehen hat, so stimmt es mich doch schon etwas traurig, dass ich die alte Stadt nicht mehr so sehen kann, wie sie meine Vorfahren erlebt haben. So richtig kann ich es immer noch nicht fassen, wie man eine komplette historische Stadt einfach abreißen kann. Aber das soll nicht der einzige Ort sein, der mich doch etwas Sprachlos zurücklässt. Manchmal ist es schon verwunderlich, was im Kommunismus so alles möglich war.
Nach dem kleinen morgendlichen Rundgang gehen wir zurück zum Hotel und laden unsere Sachen ins Auto. Noch haben wir aber ein paar Ziele vor uns, bevor es weiter geht. Einen Ort, den meine Mutti mir unbedingt zeigen wollte, ist das Haus meiner Großeltern. Schon im Vorfeld der Reise habe ich lange recherchiert, denn meine Mutter kannte nur die deutschen Straßennamen und die existieren natürlich schon lange nicht mehr. Aber im Internet findet man doch so einiges und so hatte ich die Adresse schon bereit und habe das Haus recht zügig gefunden.
Dieser Straßenzug war in den 1930er Jahren das Neubauviertel der Stadt. Heute sind diese Häuser einige der letzten Vorkriegsbauten, die noch erhalten sind. Wenn man bedenkt, dass fast die ganze Stadt abgerissen wurde, dann ist es aber schon erstaunlich, dass genau dieser Straßenzug nicht nur den Krieg, sondern auch noch den Kommunismus überlebt hat.
Vom Ende der Straße habe ich dann wieder einen schönen Blick auf die Burg Landeswarte und den Schlossberg. Im zu Füßen befand sich das sogenannte Pressfeld, ein Stadtteil, der sehr stark bombardiert wurde und von dem deshalb heute so gut wie nichts mehr erhalten ist. Inzwischen stehen hier auch neuere Gebäude.
Noch erhalten ist allerdings ein kleiner Teil des Villenviertels direkt am Hang. Hier wohnten die wohlhabendsten Bürger der Stadt. Davon zeugen auch noch einige der Villen.
Die Straße hier ist aber noch wegen etwas anderem bekannt – dem Kreuzweg. Einst führte er von der Stadt hier hinauf und in vierzehn kleinen Kapellen waren Statuen aufgestellt. Diese sind schon lange zerstört, doch zehn der Kapellen gibt es noch. Vier sind dem Bau der Schnellstraße, die heute den Berg von der ehemaligen Altstadt trennt, zum Opfer gefallen. In den letzten Jahren wurden die Kapellen renoviert, damit sie für die Nachwelt erhalten bleiben.
Da das Wetter so schön ist, beschließen wir, noch einmal zur Dekanatskirche zu fahren. Frühe hätte man dazu einfach der Straße weiter folgen müssen. Heute aber muss ich einen Umweg machen, denn Bahngleise und die Schnellstraße versperren den Weg.
Jetzt am Vormittag habe ich völlig anderes Licht und auch der blaue Himmel trägt dazu bei, dass die Außenbereiche viel besser ausgeleuchtet sind. So machen wir noch eine kleine Entdeckungstour rund um die Kirche. Startpunkt ist für uns die Skulpturengruppe des heiligen Nepomuk mit den Statuen des heiligen Borromäus und der heiligen Elisabeth, die ursprünglich am Seetor im alten Brüx stand.
Weiter geht es zum Portal der Wenzelskirche, die einst am Wenzelsplatz stand und von der nur diese Steine übrig geblieben sind.
Ebenfalls zu sehen sind die Figuren des heiligen Franziskus und der sieben Tugenden, die 1770 von Karl Waitzmann, einem österreichischen Bildhauer, geschaffen wurden. Sie standen ursprünglich im Minoritenkloster am II. Platz im alten Brüx.
Ebenfalls erhalten geblieben sind die 1681 errichtete Pestsäule aus Kommern bei Brüx (links im Bild) sowie eine weitere Nepomuksäule mit den Landespatronen heiliger Wenzel und heiliger Adalbert von Johann Adam Dietz, die früher auf dem II. Platz stand.
Gegenüber der Kirche gibt es einen kleinen Teich, von dessen Ufer ich noch einen schönen Blick auf den Schlossberg habe.
Zu erkennen sind auch einige der Villen, die wir zuvor besucht haben, sowie das Museum von Brüx, das einst das Gymnasium der Stadt war.
Zum alten Gymnasium fahre ich dann noch einmal, doch machen wir nur ein Foto. Später lesen ich, dass im Hof auch noch Statuen aus der alten Stadt stehen, doch gesehen habe ich sie nicht.
Auf Wunsch meiner Mutti machen wir noch einen weiteren Stopp am Friedhof. Sie erinnert sich noch an das imposante Krematorium und möchte gern sehen, ob es noch immer existiert. Errichtet wurde das Gebäude 1923 bis 1924 von Anton Switil nach dem Entwurf des Wiener Architekten August Kirstein. Inzwischen ist das ehemalige Krematorium allerdings ein Ehrenmal für die Opfer des Zweiten Weltkrieges. Normalerweise kann man es auch von innen besichtigen, doch ein Zettel an der Tür besagt, dass heute leider geschlossen ist.
So schauen wir uns noch ein wenig auf dem Friedhof um und entdecken einige spezielle Gräber. Was mir auch auffällt, vielen Urnen sind hier nicht im Erdreich versenkt, sondern hinter einer Scheibe neben dem Grabstein zusehen.
Nun wird es aber Zeit, Brüx zu verlassen, denn wir haben noch ein ganz schönes Stück Fahrt vor uns. Von Nordböhmen soll es heute noch nach Westböhmen gehen, in das Herz des tschechischen Bäderdreiecks. Doch natürlich fahren wir die Strecke nicht in einem Rutsch, denn dazu gibt es unterwegs viel zu viel zu sehen.
Unser erste Stopp ist in Duchov, das einst Dux hieß. Das Städtchen verfügt über einen hübschen Marktplatz, an dem ich unser Auto parke.
Dux (Duchcov) wurde bereits 1240 zum ersten Mal erwähnt und durchlebte eine wechselvolle Geschichte, in der die kleine Stadt mehrmals zerstört wurde. An verheerende Krankheiten erinnert hingegen die Pestsäule auf dem Marktplatz.
Ebenfalls am Marktplatz steht die Kirche Maria Verkündung, die um 1722 durch Johann Josef von Waldstein entsprechend der letztwilligen Anordnung des Erzbischofs Johann Friedrich von Waldstein errichtet wurde.
Die größte Sehenswürdigkeit der Stadt aber ist das Schloss Dux, das ursprünglich 1570 auf den Grundrissen einer alten Burg erbaut wurde. Zwischen 1675 und 1685 baut es die Grafen Waldstein im Barockstil um, nachdem sie das Gebäude gekauft hatten.
Das Schloss beherbergte viele berühmte Besucher. So trafen sich hier 1813 der russische Zar Alexander I:, der preußische Kaiser Friedrich Wilhelm III. und Kaiser Franz I. von Österreich zu politischen Gesprächen. Andere Besucher, die eine enge Beziehung zum Schloss hatten, waren Johann Wolfgang von Goethe, Friedrich Schiller, Frederic Chopin oder Ludwig van Beethoven, der hier 1812 sein als „Waldstein-Sonate” bekannte Klavierstück dem Grafen widmete.
Ein Zimmer im Schloss wurde aber all diesen Besuchern nie gewidmet. Diese Ehre wurde nur Giacomo Casanova zuteil, der die letzten dreizehn Jahre seines Lebens hier als Bibliothekar verbrachte und 1798 in Dux verstarb. Der Ort seines Grabes ist allerdings in Vergessenheit geraten und bis heute nicht wiederentdeckt worden.
Eigentlich hatte ich vor, das Schloss auch von innen zu besichtigen, doch das ist hier nur mit Führung möglich (wie leider in so ziemlich allen Schlössern in Tschechien). Die nächste Führung soll aber erst in über einer Stunde beginnen und so lange können und wollen wir dann doch nicht warten, vor allem wenn man bedenkt, dass die Führung selbst dann auch nochmals rund eine Stunde dauert.
So werfen wir nur noch einen kurzen Blick in den Schlosspark, der noch auf die Neugestaltung wartet. Ebenso wie die Gartenseite des Schlosses. Man sieht hier deutlich, dass viele historische Gebäude während des Kommunismus einfach vernachlässigt wurden, wie ich es auch von zu Hause kenne. Erst seitdem Tschechien in der EU ist, wird vielen alten Gebäuden nach und nach neues Leben eingehaucht.
Weiter geht die Fahrt in Richtung Westen. Kurz vor der Industriestadt Komotau machen wir noch einen kurzen Fotostopp am Schloss Rothenhaus, das heute ein Hotel ist.
Lange halten wir uns aber nicht auf und fahren, nach einer kurzen Mittagspause, stattdessen weiter zur Burgruine Hassenstein. Die Burg wurde bereits um 1320 errichtet, um die Handelsstraße zwischen Zwickau und Kaaden sowie das Königreich Böhmen zu schützen. Nach 1600 wurde sie jedoch bereits verlassen und verfiel. Erst 1891 führte ein neuer Besitzer, die Industriellenfamilie Karsch erste Sanierungsarbeiten zur Erhaltung der Burg durch.
Im Vorhof erinnert seit 1910 eine Plakette an der Besuch von Johann Wolfgang von Goethe. Der deutsche Dichter kam 1810, während eines Besuchs auf dem Schloss Eisenberg, hierher und zeichnete die Ruine. Im Jahr 1831 erinnerte er sich in seinem Tagebuch nochmals an den Aufenthalt.
Heute ist die Ruine wieder in Privathand und kann besichtigt werden. Das ist aber teilweise ziemlich anstrengend, denn der Untergrund ist uneben und die Treppen schmal und steil. Geländer sind auch nur teilweise vorhanden, sodass ich den Innenteil allein besichtige.
Einen letzten Stopp machen wir schließlich noch in Schlackenwerth, das heute Ostrov heißt. Das gleichnamige Schloss im Zentrum wurde sehr schön restauriert und beherbergt heute die Stadtverwaltung. Zu seiner heutigen barocken Form wurde das Schloss allerdings erst nach einem Brand im Jahr 1691 umgebaut. Zuvor gab es bereits ab 1207 einige Vorgängerbauten.
Bei der Sanierung im Jahr 2015 wurde der Innenhof mit einem Glasdach versehen und kann so nun als Ausstellungs- und Veranstaltungsraum genutzt werden.
Bei meinem Besuch war hier eine Ausstellung von Porzellan aus einer ehemaligen Fabrik in Schlackenwerth zu sehen. Die Porzellanfabrik Pfeiffer & Löwenstein wurde 1873 gegründet, da der Bedarf nach industriell hergestelltem Porzellan immer mehr anstieg. In den 1920er Jahren hatte die Fabrik rund 300 Angestellte. Erst im Jahr 1948 wurde der Betrieb eingestellt, nachdem die Fabrik drei Jahre zuvor enteignet und verstaatlicht wurde.
Die Ausstellung im Innenhof des Schlosses zeigt Porzellan aus der Fabrik, das für diese Ausstellung extra wieder zusammengetragen wurde. Eine begleitende Bilderausstellung erzählt die Geschichte des Betriebes.
Im Durchgang zum hinteren Gebäude stehen einige alte Allianzwappen, die einst von den Markgrafen in Auftrag gegeben wurden und Gebäude oder Tore schmückten.
Neben dem Schloss befindet sich der Zugang zum Schlosspark, der heute ein öffentlicher Park im Stil eines englischen Landschaftsgartens ist. Hier ist noch eines der Wappen an seinem ursprünglichen Ort.
Im Park befindet sich das Prinzenpalais, das auch unter dem Namen „Weißes Schloss” bekannt ist. Es wurde 1673 bis 1679 als Lustschloss errichtet und wird besonders wegen seiner reichen Innenausstattung geschätzt. Heute befindet sich im Gebäude eine Kunstgalerie, die gegen Eintritt besucht werden kann.
Von hier machen wir nun einen großen Bogen durch den Schlosspark, der uns schließlich wieder zurück zum Schloss Schlackenwerth führt.
Am Nachmittag erreichen wir schließlich Karlsbad, wo wir zuerst zum Grandhotel Pupp fahren, das ich für die nächste Nacht reserviert habe. Das Grandhotel Pupp ist das Luxushotel in Karlsbad und das wohl bekannteste Hotel der Stadt. Hier übernachten die Stars und Sternchen, wenn sie in der Stadt sind und das Hotel ist seit über 200 Jahren die erste Adresse des Kurbades. Das Grandhotel Pupp befindet sich am südlichen Ende des Karlsbader Kurbezirks. Auf dem Grundstück wurde erstmalig 1701 auf Anregung des sächsischen Herrschers August des Starken ein Vergnügungsetablissement gebaut, das den Namen Sächsischer Saal trug. Nur wenige Jahre später, im Jahr 1728, kam daneben der Böhmische Saal hinzu.
Im Jahr 1760 kam der Konditor Johann Georg Pupp nach Karlsbad, wo er zunächst für den Konditor Mitterbach arbeitete und 1775 dessen Tochter Franziska heiratete. Kurze Zeit später wurde er alleiniger Eigentümer der beiden Säle und baute dazu einen kleinen Gasthof. Die beiden Säle wurden allerdings 1892 abgerissen, um das neue Hotel zu bauen. Der alte Gasthof wurde in das Gebäude integriert. Zwischen 1896 und 1907 wurde die neuen Gebäude im neobarocken Stil gebaut und erweitert. Durch den damaligen Eigentümer Julius Pupp erlangte das Hotel danach Weltruhm.
Das Hotel besteht aus zwei Gebäuden, in denen sich 228 Zimmer befinden. Der ältere Bau ist das Parkside, in dem die kleineren Zimmer der günstigeren Kategorien zu finden sind. Wir aber haben ein Zimmer im Hauptgebäude.
Nach dem Check-in brechen wir zu einem ersten Rundgang durch das Kurviertel auf, das die Hauptattraktion der Stadt ist. Ganze neunzig Thermalquellen gibt es in der Gegend, von denen neunzehn als heilwirksam ausgewiesen sind. Und die berühmtesten sind direkt an der Kurpromenade zu finden.
Den Ort Karlsbad gibt es übrigens seit 1358, als hier ein Schloss erbaut wurde. Zuvor rastete Karl IV., damaliger römisch-deutscher Kaiser und König von Italien sowie Böhmen, nach einer Schlacht bei Crécy im Tal der Teplá im Böhmerwald. Seine Wunden aus dem vorangegangenen Kampf wurden mit Wasser aus einer der Thermalquellen gereinigt, was zur schnellen Genesung des Monarchen führte. Aus Dank dafür wurde hier eben jenes Schloss errichtet, um das sich mit der Zeit der Ort Karlsbad gründete.
Heute erstrahlt Karlsbad wieder in altem Glanz. Viel wurde hier in den letzten Jahren investiert und besonders nach dem Beitritt Tschechiens zur EU renoviert und restauriert. Das hat sich aber gelohnt, denn inzwischen zieht das alte Kurbad wieder Besucher aus der ganzen Welt an.
Publikumsmagnet sind natürlich die drei Kolonnaden mit ihren verschiedenen Heilquellen. Am heutigen Nachmittag findet an der Marktkolonnade jedoch ein Konzert statt, sodass ich nicht in Ruhe fotografieren kann. Ich beschließe hier morgen noch einmal vorbeizukommen und wir gehen weiter.
Überall wo man hinschaut, stehen wirklich wunderschön renovierte Häuser. Es ist ein Genuss, hier entlangzuschlendern. Während in der Mitte des Kurzentrums, das sich in einem engen, langgestreckten Tal befindet, das Flüsschen Teplá plätschert, flanieren auf den verkehrsberuhigten Straßen und Plätzen die Kurgäste. Zwar kommt längst nicht jeder nur noch aus gesundheitlichen Gründen, aber Wellness und Shopping wird heutzutage auch angeboten.
Am Straßenrand stoße ich auf eine Magnumflasche Becherovka. Der berühmte Karlsbader Becher-Bitter, ein grünlich-gelber Kräuterbitterschnaps wird ausschließlich von der Firma Becher hergestellt und ist auch ein beliebtes Mitbringsel. Noch heute wird das Getränk nach einem geheimen Rezept produziert, nachdem die Firma, die einst von der sudetendeutschen Familie Becher gegründet wurde, eine wechselvolle Geschichte durchlief. Nach Enteignung, Verstaatlichung und Begrenzung der Produktion, ist die Firma heute wieder in privater Hand und ihr Schnaps ein Verkaufsschlager.
Schließlich erreichen wir die Mühlbrunnkolonnade, die wohl prächtigste der drei Karlsbader Kolonnaden. Leider ist sie momentan fast komplett eingerüstet und wird renoviert, sodass nur der Blick über den Bauzaun bleibt. Schade, denn das 1881 eröffnete und 132 Meter lange Gebäude mit seinen hundert korinthischen Säulen ist auf jeden Fall beeindruckend. So habe ich wohl schon einen Grund für einen Wiederholungsbesuch.
Gleich neben den Kolonnaden stehen unzählige kleine Stände, die die berühmten Becher verkaufen, aus denen das Heilwasser Schluckweise getrunken wird. Da gibt es unzählige Formen und Farben und es sollte für jeden Geschmack etwas dabei sein.
Ein Stück weiter erreichen wir den kleinen Dvořák-Park, in dem sich eine weitere Kolonnade befindet. Die Park- oder Gartenkolonnade wurde zwischen 1880 und 1881 erbaut. Es ist jedoch nur der östliche Teil des Wandelgangs erhalten, denn große Teile musste 1965 wegen Baufälligkeit abgerissen werden.
In der Kolonnade befindet sich nur eine einzige Quelle, die Schlangenquelle. Ihr Name rührt nicht nur von der Schlange, aus der das dreißig Grad warme Quellwasser läuft, sondern vielmehr von den unzähligen Ringelnattern, die sich in früheren Zeiten hinter den Kolonnaden tummelten.
An dieser Kolonnade drehen wir um. Man könnte jetzt noch weiter bis ins Stadtzentrum laufen, doch wir entscheiden uns dafür, den Rückweg zum Hotel anzutreten. Es war schon ein langer Tag und so langsam macht sich das bemerkbar.
Einen kleinen Umweg machen wir aber noch und laufen zum Kaiserbad, das sich nur einen kurzen Fußweg entfernt vom Grandhotel Pupp befindet. Zwischen 1893 und 1895 vom Wiener Architektenduo Fellner und Helmer erbaut, war es einst das modernste Kurhaus in der Doppelmonarchie. Bis in die 1980er Jahre wurde das Heilbad noch betrieben, danach kurze Zeit als Casino genutzt, bevor es 1994 endgültig geschlossen wurde und langsam verfiel.
Erst 2008 begann eine kleine Renaissance des prächtigen Gebäudes, als es auf die Stadt Karlsbad übertragen und eine Restaurierung geplant wurde. Es sollte jedoch weitere zehn Jahre dauern, bis die Arbeiten begann. In rund drei Jahren soll das Bad nun wieder zu seinem alten Glanz zurückkehren und dann vom alten Karlsbad erzählen, das schon vor 150 Jahren die Touristen aus ganz Europa anzog.
Zum Abendessen geht es anschließend in eine kleine Pizzeria direkt an der Kurpromenade, in die es, den Bildern an den Wänden nach zu urteilen, auch schon Hollywoodstars und allerlei andere Prominenz gezogen hat. Da das Wetter noch immer schön ist, entschließen wir uns noch zu einem kleinen Abendspaziergang.
Südlich des Kaiserbades beginnen schon die Wälder, die sich rund um das Kurgebiet erstrecken. Doch direkt an der Teplá führen eine Straße sowie einige Wege entlang. Vereinzelt gibt es noch Hotels wie das prächtige Parkhotel Richmond und ziemlich viele Denkmäler, die an berühmte Besucher, wie Beethoven, Schiller oder Goethe erinnern.
Mit der untergehenden Sonne kehren wir schließlich zum Hotel zurück. Ein bisschen Ausruhen haben wir uns heute redlich verdient, denn auch morgen steht wieder einiges auf dem Programm.
Kilometer: 155
Wetter: sonnig, 16–27 Grad
Hotel: Grandhotel Pupp, Karlsbad (Karlovy Vary)