Ein Besuch auf der Bounty
Wer kennt sie nicht, die Meuterei auf der Bounty? Mehrere Filme wurden über sie gedreht und die Ereignisse rund um eines der berühmtesten Segelschiffe der Welt sind so auch heute noch unvergessen.
Eine der bekanntesten Verfilmungen ist aber wohl die aus dem Jahr 1962. Damals schlüpfte Marlon Brando in die Rolle des Meuterers Fletcher Christian. Für diese Verfilmung wurde die Bounty auch eigens nachgebaut. Eineinhalb Mal so groß wie das Original war die Kopie, damit das Filmteam genügend Platz fand. Zum Ende des Films sollte das Filmschiff dann eigentlich, wie das Original, in Brand gesteckt werden. Marlon Brando war jedoch dagegen so ein schönes Schiff zu zerstören und setzte sich persönlich für den Erhalt der Bounty ein.
Nach Ende des Films spielte das Schiff noch in unzähligen anderen Produktionen eine Rolle (unter ihnen auch Fluch der Karibik) und lag lange Zeit als Museumsschiff vor Anker. Im Jahr 2001 wurde es dann von einer gemeinnützigen Organisation erworben und aufwendig restauriert. Seitdem reiste die Bounty um die Welt und war der Star in unzähligen Häfen rund um den Globus.
So auch 2011 auf der 21. Hanse Sail in Rostock, wo das Schiff einer der Publikumsmagneten war. Auch ich hatte damals die Möglichkeit, das Schiff zu erkunden. Zwar regnete es an diesem Tag in Strömen (die Ostseeküste wurde während dieser Seit ja auch Opfer der Wassermassen) aber das hielt mich trotzdem nicht von einem Besuch ab. Mit Kamera und Regenschirm bewaffnet machte ich mich auf den Weg zum Liegeplatz 91, wo das historische Schiff festgemacht hatte.
Mein erster Eindruck, das Schiff ist ja ziemlich klein und dabei ist es schon 50 Prozent größer als das Original. Wie konnte man in so einer Nußschale nur die Weltmeere bereisen? Ich würde das jedenfalls nicht wollen. Nach der Entrichtung des Eintrittsgeldes gehe ich dann an Bord. Wegen des anhaltenden Regens entschließe ich mich dazu, erst einmal unter Deck zu gehen und das Innenleben des Schiffs zu erkunden.
Nach dem Hinabsteigen der Treppe gelange ich in den Bauch des Schiffes, der auch der Hauptraum zu sein scheint. Von hier gehen einige Türen zu den Kabinen der Crewmitglieder ab. Früher haben hier die Offiziere gewohnt. Weiter hinten sind an den Seiten Tische und Bänke zu finden, an denen die Crew ihre Mahlzeiten einnimmt oder ihre Freizeit verbringt.
Das ganze Heck des Schiffes wird dann vom Quartier des Kapitäns eingenommen. Durch eine Tür am Ende des Gemeinschaftsraumes gelangt man hierher. Als Erstes fallen mir die großen Fenster auf, die den Raum hell und einladend erscheinen lassen. Im Rest des Schiffes sind nämlich keine Fenster zu finden. Innenkabinen sind die Regel. Dass der Kapitän ein luxuriöses Quartier hat, würde ich trotzdem nicht behaupten, aber im Gegensatz zu seiner Mannschaft genießt er schon einen gewissen Komfort.
Weitere Räume gibt es unter Deck nicht zu besichtigen, denn die derzeitige Besatzung möchte trotz Besucherandrang auch noch ein wenig Privatsphäre behalten. Circa 16 Menschen nennen die Bounty ihr Zuhause. Eine von ihnen verkauft hier auch Souvenirs, deren Erlös auch dem Erhalt des Schiffes zugutekommen. Auch für Fragen stehen die Crewmitglieder hier zur Verfügung. Sie sind sichtlich begeistert von ihrem Job auf der Bounty.
Nachdem ich zurück auf das Deck geklettert bin, schaue ich mir noch das Steuerrad an, das schon in den Filmen von 1935 und 1962 zu sehen war. Nach einer Stunde beende ich meinen Besuch.
Heute bin ich froh, trotz strömenden Regens die Bounty besucht zu haben. Wer konnte damals schon ahnen, welches Ende das Schiff ein Jahr später haben würde. Am 28. Oktober 2012 ging bei der amerikanischen Küstenwache ein Notruf ein. Die Bounty sei in schwerer See, aufwühlt von Hurrikan Sandy, vor North Carolina in Seenot geraten. Sofort werden Rettungsmaßnahmen eingeleitet. Vierzehn der 16 Crewmitglieder können gerettet werden. Eine Frau wird erst später entdeckt und stirbt kurze Zeit danach. Kapitän Robin Walbridge bleibt bis heute verschollen. Die Bounty selbst wird von den Wellen des Atlantiks verschluckt.
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