Barockschloss Delitzsch, Sachsen
Das Schloss Delitzsch ist eines der ältesten Schlösser im Nordwesten Sachsens und wurden auf den Grundmauern einer Wasserburg aus dem Mittelalter errichtet. Von den Fürsten Sachsens wurde es als Reiseresidenz und Witwensitz genutzt, heute beherbergt das Gebäude ein Museum sowie Räume der Stadtverwaltung.
Das Herrenhaus ist ein viergeschossiger Bau, dessen Umbau zum Barockgebäude im Jahr 1691 abgeschlossen war. Es besitzt über einhundert Fenster und der Eingang ist mit einem Stifterportal verziert.
Der quadratische, rund fünfzig Meter hohe Turm, wurde hingegen bereits im Mittelalter als Wehrturm errichtet und war ursprünglich aus Backstein. Im Barockstil verputzt wurde er im Zuge der Renovierung des Herrenhauses und erhielt 1695 seine Zwiebelturm förmige Haube.
Barockschloss Delitzsch – Schlossmuseum
Hinter dem Hauptportal befindet sich die Eingangshalle des Schlosses, die auch den Zugang zum Schlossmuseum bildet.
Auf einem Schlossrundgang können die öffentlichen Räume erkundet werden. Einen schönen Überblick bietet das große Stadtmodell, das auch die Einbindung des Schlosses in die historische Innenstadt erklärt.
Unterhalb der königlichen Beletage befindet sich die Schlossküche. Der Raum selbst wechselte mehrmals seine Lage und bevor sich hier die Küche befand, war dies wahrscheinlich die Silberkammer. Heute ist die Küche mit historischen Utensilien ausgestattet, wie sie über die Jahrhunderte genutzt wurden.
Die herrschaftlichen Räume befinden sich im zweiten Obergeschoss des Schlosses. Das fürstliche Appartement besitzt noch immer das originale Parkett aus dem Jahr 1691 und in einigen Räumen kostbare italienische Leinentapeten aus dem Jahr 1731, die aufgrund ihres guten Zustandes ein Unikat sind.
Der größte Raum der Beletage ist der Barocksaal. Die Wanddekorationen vermitteln einen Eindruck, welche Verzierungen Stifterin Christiane von Sachsen-Merseburg bevorzugte. Sie stammen aber nicht aus dem Schloss, sondern aus der Fürstenloge der Stadtkirche.
Der nächste Raum ist das Vorgemach. Er diente als Vorzimmer für die fürstlichen Audienzräume. Die Bilder an den Wänden zeigen die fürstlichen Herrscher mit ihren Gemahlinnen.
Das Audienzzimmer war der Wohn- und Empfangsraum der fürstlichen Witwen, die Schloss Delitzsch bewohnten. Besonders schön ist das mit sternförmigen Intarsien verzierte Parkett erhalten, dazu ein schwarzer Marmorkamin mit Stuckverzierung, die bis an die Decke reicht.
Im Anschluss folgen die privaten Räume, zu denen das Ankleidezimmer, ein Baderaum und das fürstliche Schlafzimmer gehören.
Ein weiterer Raum der Beletage ist das Tafelzimmer, eines von zwei Speisezimmern des fürstlichen Appartements. Der hauptsächlich in Blau gestaltete Raum bot Platz für die oft opulenten Mahlzeiten.
Barockschloss Delitzsch – Sonderausstellung
Neben der Dauerausstellung des Schlossmuseums gibt es auch Räume für Sonderausstellungen, in denen immer wieder wechselnde Themen beleuchtet werden. Während meines Besuchs gab es eine Ausstellung zu historischen Puppen und Puppenhäusern.
Puppen gibt es schon sehr lange. Bereits 2000 v. Chr. spielten junge Mädchen mit ihnen und stellten so auch Szenen aus dem Leben jener Zeit nach. An den Höfen Mitteleuropas spielten die Kinder der wohlhabenden Bürger mit Püppchen, die in feinsten Stoffen gekleidet waren. Puppenhäuser kamen allerdings erst später auf. Das älteste bekannte Exemplar stammt aus dem Jahr 1558. Ganz so alt waren die Modelle dieser Ausstellung nicht, aber doch sehr interessant anzusehen.
Viele der kleinen Puppenstuben bieten einen Einblick in das Leben jener Zeit. Und das sollen sie auch tun, denn genau deshalb wurden sie so akkurat gebaut. Die kleinen Mädchen sollten bereits lernen, wie ein geregelter Haushalt funktioniert.
Aber nicht nur die Puppenhäuser wurden in der Ausstellung gezeigt. Früher gab es auch Puppenwerkstätten, denn wenn etwas kaputt ging, wurde es nicht weggeworfen, sondern repariert.
Barockschloss Delitzsch – Turmbesteigung
Anschließend wage ich mich an die Turmbesteigung. Die ist hier gut zu bewältigen, denn nach diesem Stück Wendeltreppen landet man in einem regulären Treppenhaus.
Und auf den Zwischenetagen gibt es immer wieder kleine Ausstellungen, die nicht nur interessant sind, sondern auch zu einer Verschnaufpause einladen.
Von der Turmspitze bietet sich dann eine schöne Aussicht auf Delitzsch und weit über die Stadtgrenzen hinaus.
Schön zu sehen ist von hier oben auch das Muster, in dem der kleine Schlossgarten angelegt ist, den ich anschließend noch besuchen möchte.
Barockschloss Delitzsch – Schlossgarten
Herzogin Christiane von Sachsen-Merseburg ließ den Barockgarten 1692 bis 1693 anlegen, nachdem sie als Witwe in das Schloss eingezogen war. Die Anlage ist heute eine der frühesten barocken Gartenanlagen von Sachen und wurde in ihren Grundrissen wiederhergestellt.
Barockschloss Delitzsch – Fazit
Im Schlösserland Sachsen gibt es viele herrschaftliche Gebäude, die zu besichtigen sind. Das kleine Schloss Delitzsch wird da oft übersehen. Doch der Barockbau nördlich von Leipzig braucht sich nicht zu verstecken und zeigt ein kleines Stück sächsische Geschichte gepaart mit einem interessanten Gebäude, das eine wechselvolle Geschichte hinter sich hat.
Barockschloss Delitzsch
Schloßstraße 31, 04509 Delitzsch
Dienstag bis Sonntag 10–17 Uhr
Eintritt: 5 Euro
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