Tag 6: Sonntag, 16. Februar 2020
Birds and the City – Algarve
„I have two places I like to be. Portugal is one.” – Cliff Richards
Als ich am Morgen die Vorhänge zurückziehe, lacht mich die Sonne schon wieder vom knallblauen Himmel an. Ich wirklich solch ein Glück mit dem Wetter, denn das kann im Winter an der Algarve schon auch etwas launisch sein. Momentan aber ist es trocken und sonnig. Für die Menschen hier, die im Winter hauptsächliche ihre Niederschläge erwarten, nicht ganz so toll, für mich aber absolut perfekt.
Nach dem Frühstück drehe ich noch eine Rinde durch die Hotelanlage, die noch viel größer ist als gedacht. Denn bei genauerem Hinsehen, geht das Hotel hinter den Gebäuden, die sich rund um den Hauptpool erstrecken, noch viel weiter und zähle am Ende vier Schwimmbecken für die Gäste.
Heute ist Sonntag und ich habe mir vorgenommen, heute nach Faro zu fahren. Die Stadt ist das Verwaltungszentrum der Algarve und die größte Siedlung der Region. Dementsprechend gibt es hier auch mehr Verkehr und vor allem viele Berufspendler. Am Sonntagvormittag aber ist die Stadt recht verschlafen und die städtischen Parkplätze kostenlos, perfekt also für mich zum Anschauen und Fotografieren.
Ich starte meinen Rundgang am Arco da Vila, dem Stadttor von Faro, das sich gleich gegenüber des Jachthafens befindet. Es wurde im 1812 auf Anordnung von Bischof Francisco Gomes de Avelar errichtet und ersetzte eines der mittelalterlichen Stadttore. Über dem Tor ist eine Statue von Thomas von Aquin zu finden, dem Schutzheiligen der Stadt.
Auf der Rückseite zeigt sich ein etwas anderes Bild, denn hier sind noch Reste des alten Stadttores aus der Zeit der Mauren zu sehen. Und noch etwas kann ich entdecken, die ersten Storchennester. Faro ist auch als Stadt der Störche bekannte und die großen weißen Vögel sind überall zu finden. Auf dem Stadttor gibt es gleich mehrere Nester.
Ich laufe weiter durch die engen Gassen der Altstadt, die am Sonntagmorgen fast menschenleer sind.
Einer der wichtigsten Plätze der Stadt ist der Largo da Sé, an dem sich auch das Rathaus der mit 50.000 Einwohnern größten Stadt an der Algarve befindet.
Ebenso zu sehen ist eine Statue von Bischof Francisco Gomes de Avelar, jenem Geistlichen, der auch für den Bau des Stadttores verantwortlich war.
Der gesamte Platz ist mit Orangenbäumen eingefasst, die derzeit voll mit reifen Früchten hängen.
An einer Seite wird der Platz vom langgestreckten Gebäudes des ehemaligen Priesterseminars flankiert.
Das wichtigste Gebäude im Zentrum der Stadt aber ist die etwas eigenwillig aussehende Kathedrale, die Igreja de Sé. Sie ist der Sitz des 1577 von Papst Gregor XIII. gegründeten Bistums von Faro. Die Kathedrale befindet sich auf dem höchsten Punkt der Stadt und erste Teile wurden bereits im 13. und 14. Jahrhundert erbaut. Nach Zerstörungen durch Feuer und Erdbeben wurde das Gebäude immer wieder um- und ausgebaut, bis es seine heutige Form erhielt.
Ich streife weiter durch die Gassen der kompakten Altstadt, in der heute leider nur noch wenige Menschen leben. In vielen Häusern ist nur noch das Erdgeschoss durch Geschäfte besetzt, da die alte Bausubstanz nicht sehr gut in Schuss ist, auch wenn viele Fassaden renoviert wurden. Schließlich erreiche ich ein weiteres Stadttor, das zur oval förmigen Stadtmauer um die Altstadt von Faro gehört.
Neben dem Stadttor sind auf Tafel aus Fliesen wichtige Ereignisse aus der Geschichte der Stadt zu finden.
Ich gehe ein Stück an der Stadtmauer entlang und entdecke dabei immer wieder schön renovierte Gebäude. Nachdem die Mauer ihre Bedeutung im 17. Jahrhundert verloren hatte, wurde auch außerhalb der alten Grenzen gebaut. Und bei genauem Hinsehen kann ich auch immer wieder Storchennester mit den dazugehörigen Vögeln auf den Gebäuden entdecken.
Ich laufe bis zum brasilianischen Konsulat. Es ist kaum verwunderlich, dass ausgerechnet das südamerikanische Land mit der stärksten Verbindung zu Portugal hier in Faro eine Vertretung unterhält.
Nach diesem kleinen Exkurs folge ich der Stadtmauer wieder zurück in die Richtung, aus der ich gekommen bin und entdecke dabei noch weitere Tafel, die die Geschichte der Region erzählen.
Rund um das alte Stadttor entdecke ich auch in den Bäumen an der Stadtmauer immer wieder Störche. Ich kann mich nicht erinnern, jemals so viele dieser Tiere so nahe gesehen zu haben. Viele der Störche überwintern in Faro, einige leben hier aber auch das ganze Jahr über.
Ich folge der Stadtmauer nun weiter in Richtung Meer. Hier sieht man, dass Teile auch einfach herausgebrochen wurden, als die Mauer ihren Zweck verlor. An anderen Stellen wurde das Bauwerk in neue Häuser integriert.
Für den Weg zurück zum Auto folge ich der Hafenpromenade. Viel zu sehen gibt es auf dem schmalen Weg zwischen Wasser und Stadtmauer nicht, aber an einigen Ständen werden Bootstouren angeboten. So komme ich mit einer Dame ins Gespräch, die für eine Tour in die Lagune vor der Stadt sowie den vorgelagerten Inseln wirbt. Dort befindet sich auch genau jener Leuchtturm, den ich beim Landeanflug entdeckt habe und entschließe ich mich, ein Ticket für den Nachmittag zu erwerben.
Mit dem Ticket in der Hand gehe ich zurück zu meinem Auto. Ich habe noch einige Stunden Zeit, sodass ich zunächst den mir nun schon vertrauten Weg zum Conrad Hotel einschlage, das ich für meine letzte Nacht an der Algarve noch einmal gebucht habe. Ich bekomme wieder ein schönes Zimmer, das dieses Mal auf die Gartenanlage des Hotels schaut.
Auf dem Tisch im Zimmer finde ich wieder ein Begrüßungsgeschenk vor, das bei diesem Aufenthalt aus einem Obstkorb und einer Flasche Sekt besteht.
Da ich bei der Buchung einen Betrag von 85 Euro zur freien Verfügung inkludiert habe, esse ich nach dem Check-in auch gleich im Hotel zu Mittag. Leider ist es für die Terrasse heute etwas zu frisch, weil ein etwas kalten Wind aufgezogen ist, auch wenn die Sonne vom blauen Himmel scheint, sodass ich das Restaurant vorziehe.
Nach einer weiteren gemütlichen Stunde, die ich im Garten und auf meinem Balkon verbringe, schnappe ich mir meine Tasche und fahre zum Hafen von Faro zurück. Mit etwas Glück kann ich eine Parklücke ganz in der Nähe des Anliegers erhaschen, die mich am heutigen Sonntag nicht mal Gebühren kostet und so sind es nur wenige Schritte bis zum Anleger, von dem meine Botstour starten soll.
Dass in Faro derzeit absolute Nebensaison herrscht, merke ich auch, als meine Tour startet. Wir sind nur sechs Passagiere auf dem kleinen Boot, die diesen Ausflug gebucht haben.
Nach der Abfahrt kann ich noch einmal sehr schön die Stadtmauer von Faro erkennen, an der ich heute Vormittag entlang gelaufen bin.
In der Ferne ist sogar der Flughafen zu sehen, auf dem heute einige größere Maschinen gelandet sind.
Über uns sind auch immer wieder neue Maschinen im Landeanflug, die vor allem Urlauber an die Algarve bringen.
Relativ schnell komme ich an Bord mit einer sehr interessanten jungen Dame ins Gespräch. Sie ist Medizinstudentin aus Santiago de Chile und macht derzeit ein praktisches Jahr in Südspanien. Für ein paar Tage ist sie nun in Portugal unterwegs, um etwas auszuspannen. Wir beschließen, den Rest der Tour gemeinsam zu machen und ich erfahre viel über ihre Heimat und ihr Studium.
Auf unserem Ausflug laufen wir heute zwei Inseln an, die die Küste von Faro vor dem rauen Atlantik abschirmen, die Ilha do Farol und die Ilha Deserta, die ich schon in der Ferne erkennen kann.
Die Insel ist rund sieben Kilometer lang und zwischen 50 und 600 Metern breit. Heute ist sie unbewohnt, zumindest fast, wie wir von unserem Bootsführer während des Anlaufens erfahren. Ein einziger Mann ist von der einst kleinen Fischersiedlung übriggeblieben, selbst seine Familie wohnt inzwischen in Faro. Und so pendelt er mit diesem Boot zwischen Festland und seiner Heimat.
Sein Hauptwohnsitz sind diese Fischhütten, von denen es früher eine ganze Siedlung gab. Die Fischer blieben hier unter der Woche, um schneller zu den Fanggründen im Atlantik zu kommen.
Und während wir dem Pfad über die Insel folgen, können wir den einzigen Bewohner sogar antreffen, der gerade auf dem Weg zu seinem Boot ist und sich so gar nicht um die Besucher kümmert, an die er sich inzwischen gewöhnt hat.
Ein Holzbohlenpfad führt durch die Dünen der Insel, von dem aus auch die Strände erreicht werden können. Da die Insel recht verlassen ist, sind hier auch FKK Strände zu finden. Im Februar ist es zum Baden allerdings viel zu kalt, sodass wir die einzigen Besucher sind, die derzeit die Ilha Deserta erkunden.
Nach rund einer Stunde kehren wir zum Anleger zurück, von dem schon unser zweites Ziel, die Ilha do Farol zu sehen ist.
Während der Überfahrt habe ich einen schönen Blick auf die Hafeneinfahrt von Faro, hinter der sich der raue Atlantik erstreckt. So ist die Fahrt zwischen den Inseln dann auch etwas wackelig, denn umso näher man dem Ozean kommt, desto höher werden die Wellen.
Nach zehn Minuten nähern wir uns der Ilha do Farol, wo ich zuerst einen Blick auf eine Station der Küstenwache werfen kann.
Ein Stück weiter befindet sich der Anleger für zivile Boote, an dem auch wir festmachen. Auf der Insel gibt es drei Ortschaften, in denen rund 1000 Menschen ganzjährig wohnen. Die meisten Häuser aber sind kleine Datschen von Portugiesen, die nur im Sommer hierherkommen.
Durch solche eine Siedlung laufen wird nun. Sie kleinen Häuser sind sehr unterschiedlicher Bauart und oft bunt verziert. Vorgärten runden das Bild ab. Bei vielen sind im Februar allerdings die Fensterläden geschlossen, denn Urlaub macht hier momentan kaum jemand.
Die Hauptattraktion der Insel, neben den kilometerlangen Stränden, die selbst im Sommer fast nie überlaufen sind, ist der 1851 erbaute Leuchtturm. Ganze 47 Meter erhebt er sich in den Himmel und sein Licht ist rund 25 Seemeilen weit zu sehen.
Nach rund einer Stunde Aufenthalt kehren wir zum Anlegen zurück, der inzwischen schon in ein schönes Abendlicht getaucht wird.
Mit dem letzten Tageslicht verlassen wir die Ilha de Farol wieder und machen uns auf die Rückfahrt nach Faro. Inzwischen ist es empfindlich kalt, denn die Sonne steht schon sehr tief und der Wind frischt immer mehr auf. Ich bin froh, dass ich eine Jacke dabeihabe und wickle mir meinen Schal um den Kopf, um meine Ohren zu schützen.
Unterwegs dürfen wir alle kurz im Sessel unseres Botsführers sitzen und unser Boot auch mal für einen kleinen Moment steuern.
Dann legt sich Stille über das kleine Schiff und die sechs Passagiere hängen ihren Gedanken nach. Nur der Bootsmotor ist neben dem Plätschern der Wellen und einem gelegentlich schreienden Vogel zu hören, als die Sonne malerisch hinter den vorgelagerten Inseln im Meer versinkt.
Es wird schon dunkel, als ich zurück an meinem Auto bin und die Rückfahrt ins Conrad Hotel antrete. Da es schon recht spät ist, entschließe ich mich, auch im Hotel zu Abend zu essen, bevor ich mich auf mein schönes Zimmer zurückziehe.
Kilometer: 70
Wetter: sonnig, 14–19 Grad
Hotel: Conrad Algarve