Tag 17: Sonntag, 05. Mai 2019
A little bit of everything – Redondo Beach nach Berlin
„The only two places where I can read for long stretches are in airplanes and in bed at nighttime.” – Khaled Hosseini
Nun ist er also da, der letzte Tag dieser Reise. Und Kalifornien empfängt mich wieder mit knallblauem Himmel und viel Sonne. Da ich noch ein wenig Zeit habe, beschließe ich, einen letzten Ausflug zu machen. So geht es auf dem San Diego Freeway in Richtung Norden bis ich noch einmal die Santa Monica Mountains erreiche.
Ich fahre zum Besucherzentrum der Santa Monica Mountains National Recreation Area und auch hier bietet sich auf dem Parkplatz ein inzwischen vertrautes Bild. Alles ist überdacht mit Solarzellen.
Das Besucherzentrum ist auf einem interessanten Gelände, denn dies war einst die Ranch von King Camp Gillette, der, wie vielleicht schon am Namen zu erahnen, die noch heute bekannten Rasierklingen erfand. Im Jahr 1926 kaufte er das Areal und ließ sich ein Wohnhaus mit Stallungen errichten. Und genau in denen ist heute das Visitor Center untergebracht.
Nach diesem kleinen Stopp fahre ich noch ein wenig durch die Berge. Das macht hier schon immer recht viel Spaß, denn die Straßen sind oft kurvig und etwas anspruchsvoller zu fahren, zumindest so lange man keinen Kurvenbremser vor sich hat. Die Ausblicke auf die Berge sind aber auch nicht zu verachten und besonders im Frühjahr erstrecken sich hier auch die weiten Blütenteppiche.
Verschiedene Straße führen durch die Canyons auch zum Meer. Hier bin ich immer besonders gerne unterwegs. Heute nehme ich den Decker Canyon, es gibt aber auch den Topanga Canyon, den Malibu Canyon, die Kanan Dume Road und wie sie alle heißen. Angefangen hat das vor vielen Jahren mal am Sunset Boulevard, der auch recht schön zu fahren ist. Eines haben die Straßen alle gemein, die enden direkt am Pazifischen Ozean.
Schon immer hat mich dieser größte Ozean der Erde fasziniert und angezogen. Es gibt eigentlich keine Reise an die Westküste, auf der ich nicht mindestens einmal den Pazifik gesehen habe. Dieses Gefühl der unendlichen Weite, das Salz in der Luft – vielleicht fahre ich auch deshalb gerne zu See, denn auf Kreuzfahrten ist das auch immer ein besonderer Moment für mich.
Heute liegt das Meer ganz ruhig da und sogar der Nebel hat sich bereits größtenteils verzogen. Doch ich habe den Pazifik auch schon anders erlebt, wild und ungezähnt mit riesigen Wellen. An solchen Tagen würde ich allerdings nicht zum Strand hinuntergehen, zumindest nicht hier direkt am Highway 1, wo es nur einen sehr schmalen Streifen gibt.
Meine Stimmung ist gedrückt, denn ich weiß, dass ich nun wieder gehen muss. Was ungewiss ist, wann ich wiederkomme, dass ich wiederkomme, da bin ich mir aber ganz sicher. Der einzige Lichtblick, dass ich zumindest eine recht schöne Rückreise haben werde. Das macht es inzwischen etwas leichter. Aber nur etwas, denn zu einem neuen Ziel aufbrechen, das würde ich dann doch vorziehen.
Nun ist er also da, der Moment des Abschieds. Früher bin ich immer zum Abschluss zum Dockweiler Beach gefahren, doch seitdem es die kostenlosen Parkplätze an der Straße nicht mehr gibt, spare ich mir das, denn für ein paar Minuten ist mir die Parkgebühr am Strand viel zu teuer.
So fahre ich ohne weiteren Stopp zum Autovermieter, wo ich meinen Mietwagen abgebe, um dann mit dem Shuttlebus zum Terminal gefahren zu werden. Ich bin etwas früher da, denn ich möchte es mir noch ein wenig gutgehen lassen.
Lufthansa fliegt in Los Angeles vom Tom Bradley Terminal, wo ich mich erst einmal absetzen lasse. Da es mehrere Flüge gibt, sind die Schalter schon offen und ich werde mein Gepäck schnell los. Es hat schon hier Vorteile, wenn man Business Class fliegt.
Jetzt könnte ich direkt zur Sicherheitskontrolle gehen und von dort in die Star Alliance Lounge, doch das mache ich nicht. Viel zu langweilig. Mein Ziel ist die Polaris Lounge von United Airlines, die erst kurz zuvor in Los Angeles eröffnet wurde. Dazu muss ich aber zum Terminal 7 und das ist gar keine so schlechte Idee, wie sich bald herausstellen soll, zumindest in der Art, wie ich das mache.
Ich könnte jetzt gleich durch die Sicherheitskontrolle gehen und dann den Terminal wechseln, doch die Schlangen sind hier lang, sodass ich mich dazu entscheide, den Terminal zuerst zu wechseln. Da ich noch das kalifornische Wetter genießen will, laufe ich einfach, auch wenn das in Los Angeles schon ein kleiner Marsch ist.
Als ich den Terminal 7 betrete, herrscht hier gähnende Leere. Die morgendliche Rush Hour ist bereits vorbei und für die Flüge am Nachmittag und Abend noch kaum jemand hier. So ist es dann auch bei der Sicherheit absolut leer. Und da man den Sicherheitsbereich mit einem gültigen Ticket in jedem Terminal betreten kann, bin ich in Rekordzeit durch alle Kontrollen. Ich glaube ich habe inklusive des Marschs hierher weniger Zeit gebraucht als die ganzen Menschen, die im Tom Bradley Terminal anstanden.
Hinter der Sicherheitskontrolle schlage ich den direkten Weg zur Polaris Lounge ein, zu der ich durch mein Lufthansa Business Class Ticket Zutritt habe.
Als ich an die Rezeption komme, werde ich gleich super nett begrüßt und man ist überrascht, dass ich mit dem Lufthansa Ticket hier bin. Die meisten Leute würden den Weg eher nicht machen. Die Mitarbeiter haben dann auch noch Zeit für einen kleinen Plausch und sogar Fotos, denn außer mir ist niemand da.
Das ist übrigens in der ganzen Lounge momentan so. Wow, der Hammer, ich habe eine ganze Polaris Lounge für mich allein. Ich muss zugeben, sowas hatte ich auch noch nicht. Und so will ich das auf jeden Fall genießen, denn ich weiß schon jetzt, dass das nicht lange so sein wird.
So drehe ich zuerst eine ausgiebige Runde durch die Lounge und beobachte ein wenig die Flugbewegungen durch die großen Panoramafenster.
Die Polaris Lounges sind für mich wirklich die besten Lounges in den USA. Die Flagship Lounges von American Airlines sind auch nicht schlecht, aber Polaris ist für mich noch ein wenig besser.
Da es bereits früher Nachmittag ist und das Frühstück schon einige Stunden her, meldet sich dann aber doch der Hunger, sodass ich mich am Buffet umschaue. Die Häppchen dort sind schon immer sehr lecker.
Ich entscheide mich dann aber doch ins Restaurant zu gehen. Denn das ist der absolute Clou, die Polaris Lounges verfügen über richtige Restaurants, was sonst eigentlich nur in First Class Lounges üblich ist.
Aus der Speisekarte suche ich mir ein Menü aus und das wird dann auch kurze Zeit später serviert. Die Bedienung hier ist einfach super nett und wir unterhalten uns eine ganze Weile, ist ja sonst auch keiner da. Beim Essen werde ich dann auch bei diesem Besuch nicht enttäuscht.
Irgendwann muss ich mich dann aber doch auf den Weg zurück zum Tom Bradley Terminal machen. Wer den Flughafen Los ANgeles kennt, der weiß, dass dieser in einer Hufeisenform angelegt ist, wobei leider nicht alle Terminals im Sicherheitsbereich miteinander verbunden sind. Die Terminals 7 und Tom Bradley sind es aber, sodass ich nicht noch einmal durch die Kontrolle muss. Der Weg ist allerdings recht lang und auch etwas ungewöhnlich. Wer schon mal in Heathrow im Terminal 5 gelaufen ist, anstatt mit der Bahn zu fahren, der ahnt vielleicht, was ich meine.
Ich veranschlage eine gute halbe Stunde für den Weg, der für mich im Terminal 7 startet. Die Beschilderung hier ist gut, sodass ich den Beginn des Weges gut finde.
Zuerst geht es durch einen oberirdischen Gang, der Terminal 7 und 6 verbindet. Von hier habe ich noch einen schönen Blick auf das Vorfeld.
In Terminal 6 geht es dann in den Untergrund. Dieser Rolltreppe folge ich nach unten zu einem Gang, der nun zum Terminal 5 führt. Der Weg zwischen zwei Terminals nimmt jeweils fünf bis sieben Minuten in Anspruch.
In Terminal 5 angekommen, muss ich nicht nach oben. Stattdessen kann ich an der Rolltreppe vorbeigehen und dem unterirdischen Gang weiter folgen.
An den Wänden kann ich mehr über die Geschichte der Fliegerei erfahren. Eine nette Idee, denn so ist der Weg nicht so langweilig.
In Terminal 4 fahre ich mit der Rolltreppe wieder ins Erdgeschoss des Terminals, den ich dann auch noch fast vollständig durchqueren muss.
Die letzte Etappe führt mich nun in den Tom Bradley Terminal und dieses Mal startet der Verbindungsweg am vorderen Ende des Terminals. Ich nehme diese Rolltreppe, die mich in den ersten Stock führt.
Der Gang ist nun wieder größtenteils verglast, sodass ich einen schönen Ausblick auf die verschiedenen Flugzeuge habe, die am internationalen Terminal angedockt haben.
Nach dem gläsernen Gang geht es nur noch um diese Ecke und ich bin endlich wieder im Tom Bradley Terminal. Auf er Ebene, auf der ich ankomme, befinden sich die meisten Airline Lounge, zu den Gates geht es eine Etage tiefer.
Im Tom Bradley Terminal angekommen, bin ich dann doch noch etwas früh dran, doch ich konnte ja nicht so ganz abschätzen, wie lange ich brauchen würde und hetzen wollte ich auch nicht. So gehe ich noch für eine halbe Stunde in die Star Alliance Lounge und bin gleich froh, dass ich hier nicht die ganze Zeit bleiben musste.
Die Lounge ist jetzt nicht schlecht, nein verglichen mit anderen Lounge ist sie schon sehr gut, aber eben nicht die Polaris Lounge. Und vor allem ist es voll, voll und laut.
Das Essen am Buffet kann ebenfalls nicht zu vergleichen mit dem, was ich gerade hatte. Und es hat auch so ein bisschen den Anschein von Schlacht am Buffet momentan.
Es gibt nur einen Ort, den ich toll finde und den so nur wenige Lounge auf der Welt haben und das ist die Terrasse. Man kann also nochmal nach draußen. Das kenne ich so nur aus Zürich, wo allerdings die Aussicht bedeutend besser ist.
Schließlich ist es aber doch Zeit für mich zum Gate zu gehen. Durch mein Business Class Ticket kann ich dann auch relativ schnell einsteigen, die Boeing 747–8 wartet schon auf mich.
Doch gleich an Bord werde ich wieder daran erinnert, warum ich kein Lufthansa Fan mehr bin. Oh Lufty, du schaffst es einfach nicht, mal einen Flug ohne Probleme anzubieten! Aber was du dir diesmal wieder geleistet hast, darf so eigentlich nicht passieren, schon gar nicht in der Business Class.
Ich gehe also an Bord und wie immer in einer Boeing 747 habe ich mir einen Platz im Upper Deck reserviert. Also hoch die Treppe und gleich rechts befindet sich mein Sitz.
Und da beginnt das Drama, das leider auch dieses Mal den Flug überschattet. Als ich auf meinem Sitz Platz nehmen will, ist dieser nicht in einwandfreiem Zustand. Es gibt eine große Lücke zwischen Lehne und Sitzfläche, die durch eine schiefe Sitzfläche entstanden ist. Als ich die Crew darauf anspreche, ist man jedoch erst einmal wenig hilfreich. Ich könne ja eine Decke in die Ritze schieben. Da dies jedoch ein Nachtflug ist und ich auch schlafen möchte, verweigere ich das als Lösung.
Daraufhin wird die Flugbegleiterin etwas unfreundlich und erklärt mir, dass man sich nicht umsetzen könne, da die Business Class ausgebucht sei. Ich dränge allerdings auf eine Lösung, sodass schließlich zähneknirschend ein Mechaniker bestellt wird. Dieser repariert dann endlich den Sitz. Ich frage mich die ganze Zeit, warum diese Lösung nicht gleich präsentiert wurde? Mit fällt da nur Geiz ein. Man wollte sich die Kosten für einen externen Techniker sparen.
Nachdem mein Sitz dann endlich repariert ist, kann ich Platz nehmen und wir verlassen zügig das Gate des internationalen Terminals.
Kurze Zeit später hebt die Boeing 747 vom Flughafen Los Angeles ab, wie immer in Richtung Pazifik. Leider sitze ich dieses Mal auf der linken Seite, da kein anderer Fensterplatz mehr vorhanden war. Die beste Sicht nach dem Start hat man in Los Angeles allerdings auf der rechten Seite. Da es heute sehr wolkig ist, ist jedoch sowieso fast nichts zu sehen, sodass es mich heute nicht so sehr stört.
Nach der großen Linkskurve, die Flugzeuge nach dem Start in Los Angeles meist fliegen, wenn sie Richtung Osten unterwegs sind, sind wir schließlich wieder über Land, wo aber immer noch viele Wolken zu sehen sind. Die Sicht wird erst in der Nähe von Palm Springs besser.
An Bord beginnt derweil der Service. Zuerst gibt es eine Getränkerunde und Nüsse, später wird dann ein Abendessen serviert.
Nachdem Essen schaue ich noch einen Film, bevor ich meinen Stuhl in die Liegeposition fahre und mein Bett vorbereite.
Nach einer geruhsamen Nacht wache ich erst kurz vor Europa wieder auf. In der Kabine wird da bereits das Frühstück serviert. Das fällt bei Lufthansa allerdings wieder mehr als mager aus. Kann ich wirklich nicht verstehen, anchdem ich genügend Vergleiche zu anderen Airlines habe.
Pünktlich beginne wir schließlich mit dem Landeanflug auf den Flugahfen Frankfurt. Heute sind mal die Hochhäuser des Bankenviertels gut zu sehen.
Schließlich erreichen wir den Terminal, wo ich mich vond er boeing 747 verabschiede. Für mich ist sie noch immer das tollste Flugzeug und es ist so schade, dass es nur noch so wenige am Himmel gibt.
Nach der Ankunft in Frankfurt gehe ich durch die Sicherheitskontrolle und dann weiter zu meinem Anschlussflug. Da ich noch etwas Zeit habe, besuche ich heute mal die neue Panarama Lounge von Lufthansa. Die soll ja etwas Besonderes sein und völlig anders, als die herkömmlichen Lufthansa Lounges.
Und ich muss sagen, was ich sehe, gefällt mir. Schade, dass Lufthansa die Lounges sonst so generisch gestaltet. Die hier gefällt mir richtig gut.
Es gibt viele kleine Räume, die eher wie Wohnzimmer ausgestattet sind. So wirkt es auch weder voll noch laut, sondern einafch nur bequem.
Aussicht und Essen sind auch in Ordnung, sodass es sich hier gut aushalten lässt, bis mein Anschlussflug startet.
Schließlich wird es Zeit, den letzten Flug der Reise anzutreten. Das ist, wie so oft, der kurze Hüpfer nach Berlin, wo ich pünktlich ankomme und diese fantastische Reise ihr Ende findet.