Goodbye, Tegel!
Der Flughafen Berlin-Tegel war seit der Nachkriegszeit Berlins Tor zur großen, weiten Welt. Doch ab dem 8. November 2020 wird das wohl endgültig Geschichte sein. Es war ein Abschied auf Raten, denn eigentlich sollte der beliebte Flughafen schon am 2. Juni 2012 schließen. Nach der geplatzten Eröffnung des BER lief der Betrieb erst einmal weiter.
Als Jagdgebiet der preußischen Könige wurde die Fläche, auf der sich der Flughafen befindet, einst geschaffen. Später wurde sie vom Militär als Schießplatz genutzt, bevor es zur ersten fliegerischen Nutzung kam. Damals wurde ein Luftschifferbataillon eingerichtet. Die Entwicklung der Luftschiffe endete jedoch nach dem Ersten Weltkrieg. Erst 1930 wurde das Gelände wieder einer Nutzung zugeführt, abermals als militärisches Übungsareal. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurde zum ersten Mal überlegt, das Gebiet zu bebauen, um die Wohnungsnot zu lindern. Im Zuge der Luftbrücke 1948 richtete die französische Besatzungsmacht jedoch innerhalb von nur sechs Wochen einen Flugplatz ein – die Geburtsstunde von Berlin-Tegel.
Bis der Flughafen das heutige Aussehen erhielt, sollten aber noch viele Jahre vergehen. Den ersten Linienflug nach Tegel nahm Air France am 2. Januar 1960 auf. Zuvor wurde bereits der Flughafen Tempelhof angeflogen, der jedoch aufgrund seiner kurzen Start- und Landebahn keine größeren Maschinen bedienen konnte, die zu jener Zeit aufkamen. So wurde Tegel immer mehr ausgebaut. Im Jahr 1964 begann PanAm als zweite Fluggesellschaft regelmäßig den Flughafen anzufliegen. Damit bekam Berlin auch seine erste Transatlantik-Anbindung nach New York, die von Tempelhof aus nicht möglich gewesen war. Schließlich zogen immer mehr Fluggesellschaften von Tempelhof nach Tegel, da hier mehr Passagiere abgefertigt und größere Maschinen eingesetzt werden konnten.
Der charakteristische Terminal wurde zwischen 1965 und 1974 erbaut. Das damals sehr junge Team von Gerkan, Marg und Partner (gmp) aus Hamburg wurde mit seinem Architekturbüro dadurch weltberühmt. Der erste Spatenstich erfolgte 1969 und drei Jahre später konnte Richtfest gefeiert werden. Das berühmte sechseckige Terminalgebäude wurde am 23. Oktober 1974 eröffnet und am 1. November für den Betrieb freigegeben. Zur Eröffnung kamen eine Lockheed L‑1011 der British Airways, eine McDonnell Douglas DC-10 von Laker Airways, eine Boeing 747–100 von PanAm sowie ein Airbus A300–B2 von Air France, alle vier waren damals die größten Flugzeuge der Welt.
Doch damit ist die Geschichte von Tegel noch lange nicht zu Ende. Eigentlich war geplant, noch einen zweiten Terminal in genau derselben Bauart zu errichten sowie viele Außenpositionen. Auch einen U‑Bahn-Anschluss sollte der neue Flughafen bekommen. Doch all diese Planungen wurden nie umgesetzt und der Flughafen mit dem Terminal A in Betrieb genommen. Das revolutionäre Design der Architekten sah dabei vor, dass der Passagier im günstigsten Fall nur 28 Meter vom Auto bis zum Flugsteig zurücklegen musste und das klappt durch den befahrbaren Innenring sogar heute noch.
Die Haupthalle wurde direkt vor den Flugzeugring mit seinen 14 Flugsteigen gebaut. In ihrem Erdgeschoss befinden sich hauptsächlich Geschäfte und Restaurants.
In der Mitte der Halle sind die großen Anzeigetafeln zu finden, die alle Flugbewegungen mitteilen. Was hier nicht zu finden ist, das gibt es auch nicht.
Einige Restaurants befinden sich auch im ersten Obergeschoss, das durch zwei Treppenhäuser an den Enden erreicht werden kann. Die Treppenhäuser befinden sich in gläsernen Türmen mit gutem Blick auf das Rollfeld und man kann durch sie auch die Verwaltung und Veranstaltungsräume auf den oberen Etagen erreichen.
Insgesamt gibt es im Terminal A fünf Airline Lounges, die sich über zwei Geschosse erstrecken. In der ersten Etage befinden sich die Lufthansa Business Lounge, die Lufthansa Senator Lounge, die British Airways Terraces Lounge und die Berlin Airport Club Lounge. Eine Etage höher gibt es schließlich noch die Air France Lounge.
Die Flugsteige sind mit der Haupthalle über breite Schrägen verbunden, die einen nahtlosen und bequemen Zugang ermöglichen.
An einigen Ecken der Haupthalle gibt es besondere Tafeln, die an bedeutende Ereignisse erinnern, wie an den PanAm Liniendienst nach Berlin.
Die vierzehn Flugsteige sind über das sechseckige Terminal aufgeteilt. Dabei haben immer zwei Flugsteige eine Sicherheitskontrolle, sodass der Wartebereich dahinter für zwei kleine oder einen großen Jet genutzt werden kann. Zwischen den Wartebereichen befindet sich jeweils ein Gepäckband mit Ankunftsbereich. Mit dem Ausbau der Schengenflüge können nur noch an A1 bis 7 sowie A12 bis 14 internationale Maschinen abgefertigt werden, da es nur hier Passkontrollen gibt.
Und der Bedarf an internationalen Verbindungen ist in den letzten Jahren immer mehr gestiegen. Neben europäischen Zielen wurden auch Verbindungen nach Peking, Singapur, in die Mongolei und natürlich nach New York eingerichtet. Die Strecke, die einst die berühmte PanAm startete, wurde zwischenzeitlich von bis zu drei verschiedenen Airlines bedient.
Als der Flugverkehr in den letzten zwanzig Jahren immer mehr zunahm, platzte der Flughafen jedoch aus allen Nähten. So wurden die Terminals B, D und E eingerichtet, die aber nur Anbauten sind. Ganz neu wurde jedoch der Terminal C gebaut, und zwar dort, wo eigentlich das zweite Hauptterminal einst entstehen sollte. Der Bereich in Leichtbauweise hat jedoch mit dem architektonischen Juwel der ursprünglichen Flughafenkonstruktion nichts gemein.
Losgelassen hat mich der Flughafen übrigens selbst in meinem beruflichen Leben nicht. Mehrmals habe ich über Berlin-Tegel als Journalistin berichtet. Darunter über die legendäre Ausstellung im Heimatmuseum Reinickendorf, die originale Stücke aus der Zeit kurz nach der Eröffnung zeigte und durch die Flughafengeschichte führte.
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Schon damals, im Frühsommer 2012, sollte der Flughafen geschlossen werden. Es war der wohl spektakulärste Abbruch einer BER-Eröffnung in dessen Geschichte. Und wieder war es Tegel, das den Großteil des Flugbetriebs aufnahm, bis heute. Doch mit der BER-Eröffnung am 31. Oktober und dem eingebrochenen Flugverkehr aufgrund der Corona-Krise werden in Tegel nun die Lichter wohl endgültig ausgeknipst. Ganz still und leise und gegen den Willen vieler Berliner, die sich in einem Volksentscheid mit einer Mehrheit für die Offenhaltung ausgesprochen haben.
Mach et jut, Tegel!
Ich werde dich nicht vergessen!
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