Tag 5: Montag, 11. März 2019
Up, up and away – Doha nach Singapur
„The only two places where I can read for long stretches are in airplanes and in bed at nighttime.” – Khaled Hosseini
Frühes Aufstehen gehört heute wieder zu meinem Tagesprogramm. Da mein Flug bereits um Viertel Neun startet, muss ich dementsprechend zeitig am Flughafen sein. Da liegt dann der Hase ein wenig im Pfeffer begraben und ich mache die einzige etwas unangenehme Begegnung in Doha und die ist mit einem Taxifahrer. Weil ich ja wieder zum Flughafen muss, ist die einzige Möglichkeit so früh am Morgen ein Taxi über das Hotel vorzubestellen. Aber anscheinend bestellt man hier an der Rezeption nicht die lizenzierten Taxis, wie ich sie am Flughafen kennengelernt habe.
Ich habe aber keine Wahl und muss los, so fahre ich mit und mir wird doppelt so viel berechnet, wie für die Fahrt in die Stadt. Ich hatte von solchen Praktiken gelesen und finde es schon sehr schäbig, dass sich das Hotel daran zu beteiligen scheint. Unfreundlich ist der Fahrer noch dazu, als wenn ihm das alles zu viel ist und ich ihm noch dankbar sein müsse. Vielleicht hat er aber auch einfach ein Problem mit alleinreisenden Frauen, so kommt es mir bald vor. Na egal, davon lasse ich mir jetzt auch nicht den Tag verderben.
Abgesetzt werde ich vor dem Premium Check-in von Qatar Airways, der sich in einem separaten Gebäudeteil des Terminals befindet. Hier haben nur Passagiere der First und Business Class Zutritt.
Der Check-in verläuft super schnell. Es gibt jede Menge Schalter und alles läuft sehr effizient ab, sodass ich wenige Minuten später schon auf dem Weg zur Sicherheitskontrolle bin. Die ist dann auch schnell passiert und ich folge der Beschilderung zur Al Mourjan Lounge, zu der Passagiere der Qatar Airways Business Class Zutritt haben. An der Rolltreppe wird der Zutritt kontrolliert und schon geht es nach oben in die Lounge.
Und was für eine Lounge das ist. Hier wurde nicht gekleckert, sondern geklotzt. Einfach riesig ist das alles, aber der Platz wird auch gebraucht, wie ich einige Zeit später feststelle. Wahnsinn, wie viele Passagiere hier abgefertigt werden.
Im Obergeschoss der Lounge befindet sich das Restaurant, wo derzeit Frühstück serviert wird. Und genau dort gehe ich jetzt auch erst einmal hin, denn im Hotel habe ich so früh nichts zu essen bekommen, sodass ich nun doch etwas hungrig bin.
Eine Stunde vor Abflug mache ich mich auf den weg zum Gate und die Zeit brauche ich auch. Erst fahre ich mit einem kleinen Zug von einem Teil des Terminals in einen anderen und dann muss ich trotzdem noch ein ganzes Stück laufen. An dem Gate, das auf meinem Boardingpass steht, bin ich dann auch noch falsch, denn hier wird inzwischen ein Flug nach Addis Abeba abgefertigt. Das neue Gate liegt aber zum Glück fast nebenan.
Pünktlich beginnt dann auch der Einstieg. Zuerst werden Passagiere der Business Class nach vorn gebeten. Trotzdem es wieder mit dem Bus zum Flugzeug geht, ist das aber auch dieses Mal kein Problem, denn ein Bus ist wieder nur für die Premium Passagiere da. Der große Vorteil an den Außenpositionen ist ja immer, dass man einen schönen Blick auf das Flugzeug hat, auch wenn es heute eine kleine Enttäuschung gibt. Eigentlich war auf der Route der nagelneue A350-1000 geplant, doch kurzfristig wurde auf einen A350-900 getauscht, der diesmal auch ohne Q Suite ausgestattet ist. Dass das aber kein all zu großer Nachteil ist, werde ich gleich an Bord erleben.
Der Sitz ist ebenso super bequem, nur das eben die Tür fehlt. Das ist wirklich schon Jammern auf sehr hohem Niveau, wenn man hier nicht auch zufrieden ist.
Auf dem Monitor verfolge ich, wie wir zur Startbahn rollen. Die verschiedenen Kameraperspektiven erlauben einen tollen Ausblick nach vorn.
Auf der Fahrt zur Startbahn sehe ich dann auch den riesigen Regierungsterminal von Katar, von dem mir der Taxifahrer gestern erzählt hat. Nur der Emir nutzt dieses Terminal und er empfängt hier auch Staatsgäste.
Dann geht es aber auch schon los und wir haben ab. Auf nach Singapur.
Der Ausblick nach dem Start auf die Stadt ist fantastisch. Wieder einmal hat es sich ausgezahlt, vorher zu recherchieren, auf welcher Seite man am besten sitzt. Ich kann den Souq Waqif erkennen und auch das Museum of Islamic Art. Der Architekt hatte mit der Lage genau recht, das Museum ist sogar aus der Luft zu erkennen.
Einen kurzen Moment später sind dann schon die Hochhäuser der Skyline zu sehen. Die Westbay habe ich auf diesem Besuch gar nicht besichtigen können. Es bleibt also noch einiges zu tun für einen Wiederholungsbesuch.
Kurz bevor wir aufs Meer hinausfliegen kann ich sogar noch einen Blick auf die künstliche Insel „The Pearl” werfen. Wahnsinn, was hier geschaffen wurde. Erst aus der Luft erkennt man die Dimensionen.
Kurze Zeit später kann ich dann ganz deutlich erkennen, was die Golfblockade für Qatar Airways bedeutet. Seitdem unter anderem der Luftraum der Vereinigten Arabischen Emirate nicht mehr genutzt werden darf, muss die Airline einen Umweg fliegen und darf nur noch iranischen Luftraum nutzen.
Während wir immer mehr an Höhe gewinnen, probiere ich die Rollos an den Fenstern aus, die hier etwas anders sind als in allen anderen Flugzeugen, die ich bisher geflogen bin. Sie funktionieren auf Knopfdruck und haben zwei Einstellungen. Eine Einstellung verdunkelt die Scheibe komplett, die andere ist noch lichtdurchlässig.
Rund eine halbe Stunde nach dem Start kann ich dann die Küste des Irans sehen. Besonders ins Auge sticht mir Kish Island, das wohl ein Urlaubsparadies ist, wenn man den Bildern im Internet glauben darf.
An Bord beginnt derweil der Service. Zuerst wird mir ein Getränk nach Wahl serviert. Dazu werden Nüsse gereicht.
Auf dem Monitor ist jetzt sehr deutlich zu sehen, welchen Umweg wir fliegen. Normalerweise wäre der Flug in gerader Linie nach Süden verlaufen. Jetzt müssen wir die Halbinsel der VAE komplett umfliegen.
Ich entscheide mich, an Bord ein zweites Frühstück zu genießen. Auch dieses Mal wird der Tisch wieder liebevoll eingedeckt. Und der Service an Bord ist auf diesem Flug wahrscheinlich der Beste, den ich je erlebt habe (mit Ausnahme der Cathay First). Die zwei Flugbegleiter, die mich betreuen, sind einfach fantastisch. Es hat fast den Anschein, als würden sie mich schon kennen und mir jeden Wunsch von den Augen ablesen. Sie haben sogar ein Gefühl dafür wie schnell ich esse und räumen dementsprechend das Geschirr ab. Mein Frühstück beginnt heute mit einem Brotkorb und frischem Obst.
Anschließend gibt es ein Omelette, das einfach unglaublich gut ist. Wenn ich daran denke, was ich in der Luft schon so alles serviert bekommen habe. Man könnte fast meinen, das wurde frisch in der Bordküche gebraten, so gut ist das.
Die weitere Flugzeit nutze ich, um ein paar Bilder auf meinem PC zu sortieren und über das Internet an Bord Kontakt mit der Heimat zu halten. Auch einen Film aus dem umfangreichen Bordprogramm sehe ich mir an. Irgendwann meldet sich wieder der Hunger und ich bestelle mir die englische Tea Time. Ich liebe Tea Time und kenne das sonst nur von British Airways. Umso mehr bin ich erfreut, dass Qatar Airways das auch anbietet.
Nach diesem Snack mache ich ein kurzes Nickerchen bevor ich noch einen weiteren Film schaue. Wir sind schon knapp neunzig Minuten vor Singapur, als ich mich entscheide, noch etwas aus dem Snack Menü zu bestellen. Schließlich werden wir recht spät in Singapur ankommen und ich möchte dann eigentlich nur noch ins Hotel.
Nach dem Essen mache ich mich so langsam für die Landung bereit. Doch kurz vor Erreichen des Flughafens werden wir erst einmal in eine Warteschleife geschickt.
Nach acht Stunden Flugzeit erreicht der Airbus 350 den Flughafen Changi und dockt an einem Gate an.
Schade, dass der Flug schon vorbei ist. Ich hätte locker noch ein paar Stunden weiterfliegen können. Nun aber geht es für mich erst einmal zur Einreisekontrolle, die ich zügig hinter mich bringe. Kurz warten, dann zwei Fragen, Stempel in den Pass und schon bin ich in Singapur.
Was dann nicht so schnell kommt, ist das Gepäck. Eigentlich hatte ich ja vorgehabt, nur mit Handgepäck zu reisen. Das hätte auch geklappt, wenn ich für Stockholm keine Wintersachen gebraucht hätte. Anfangs hatte ich überlegt, die Tasche mit Stiefeln und Winterjacke in Stockholm zu deponieren. Das jedoch ist so teuer gewesen, dass ich mich dann doch entschlossen habe, alles mitzunehmen. So kostet es mich keinen Cent, nur eben ein bisschen Wartezeit.
Die geht dann aber auch recht schnell vorbei und so bin ich kurze Zeit später unterwegs zum Hotel. Aufgrund der recht späten Ankunft habe ich mich dazu entschlossen, gleich am Flughafen zu übernachten. Dafür buchte ich das Crowne Plaza, das regelmäßig zum besten Flughafenhotel der Welt gewählt wird. Da bin ich neugierig, ob es hält, was es verspricht.
Der Zugang ist ganz bequem aus dem Terminal heraus, sodass ich schon wenige Minuten später an der Rezeption bin. Hier werde ich freundlich und effizient eingecheckt und bin so wenige Minuten später bereits auf dem Weg in mein Zimmer. Das gefällt mir auch auf Anhieb. Es ist im neuen Anbau des Hotels und hat das Bad vor dem Fenster, ein Design, das ich bisher nicht kannte. Es sollte jedoch nicht das einzige Zimmer dieser Art auf der Reise bleiben.
Im Zimmer gibt es auch wieder „Handy”, das ich schon aus Hongkong und Macau kenne. Auch hier ist es möglich, kostenlos nach Deutschland zu telefonieren sowie das mobile Internet zu nutzen.
Ich richte mich gerade häuslich ein, als nebenan ein Geschrei losgeht. Die Dame nebenan scheint sich immer mehr reinzusteigern, jedenfalls hilft auch kein Klopfen und um Ruhe bitten. Das geht in einer Tour so fort. Nach einer halben Stunde habe ich die Nase gestrichen voll. Ich bin müde und will schlafen, aber bei dem Geschrei ist daran nicht zu denken. Also melde ich mich bei der Rezeption, wo man verspricht, sich zu kümmern. Doch anscheinend ist das auch nicht von Erfolg gekrönt, sodass mir fünf Minuten später ein Umzug in ein anderes Zimmer angeboten wird.
So geht es nun mit Sack und Pack zurück ins Haupthaus. Das neue Zimmer ist eine Kategorie höher und gefällt mir ebenfalls. Leider hat es aber auch einen Haken. Während die Fenster super gegen Fluglärm isoliert sind, hat man das bei der Tür irgendwie vergessen. Und da die Flure hier nach außen offen sind, hat man zumindest ab und zu das Gefühl, gleich neben einer landenden Boeing 747 zu stehen. Okay, mich stört das jetzt nicht so wie das chinesische Geplärre, aber man sollte es wissen, wenn man diese Zimmer bucht.
Ich will jetzt nur noch ins Bett, denn es war ein langer Tag, auch wenn ich die meiste Zeit nur im Flugzeug gesessen habe. Ab morgen will ich mich aber ins Stadtleben stürzen und dafür auch ausgeruht sein.
Wetter: —
Hotel: Crowne Plaza Changi Airport Hotel