Tag 3 – Freitag, 24. August 2018
English Roots – London nach Newbury
„There are only two lasting bequests we can hope to give our children. One of these is roots, the other, wings.” – Johann Wolfgang von Goethe
Am heutigen Morgen packe ich recht schnell meine Sachen. Auch das Frühstück überzeugt mich im Hilton Watford nicht, sodass ich nur wenig Zeit vertrödele. Dann fahre ich auch schon los nach Norden. Wettertechnisch ist noch Luft nach oben, aber zumindest schafft es die Sonne immer mal wieder durch die Wolken. So erreiche ich recht bald Sulgrave Manor, das ich nun schon mehrmals aus verschiedenen Gründen nicht besuchen konnte. Heute ist aber ganz sicher geöffnet und inzwischen wird hier mein HHA-Pass akzeptiert, sodass ich nicht einmal mehr separat Eintritt bezahlen muss.
Sulgrave Manor ist berühmt dafür, der Familiensitz der Washingtons zu sein, den Vorfahren des ersten US-Präsidenten. Bis 1539 lebten sie in der Washington Old Hall südlich von Newcastle und zogen später in dieses Haus.
Im Jahr 1539 kaufte Lawrence Washington ein altes Priorat von der Krone, nachdem Heinrich VIII. die Klöster auflösen ließ. Aus diesem Anwesen schuf er Sulgrave Manor. Noch heute sind am Hausgiebel über dem Haupteingang das königliche Wappen sowie die Buchstaben ER (Elizabeth Regina) zu sehen, die Washington 1558 zu Ehren Königin Elizabeth I. anbrachte.
Darunter sind die Stars and Stripes zu sehen, zwei Balken und drei fünfzackige Sterne, das Familienwappen der Washingtons.
Die Washingtons bewohnten das Haus zwar nur für 100 Jahre, heute ist es aber wieder wie in der Tudor Zeit eingerichtet. Im Eingangsbereich steht eine Büste von George Washington, dem US-Präsidenten, der hier aber nie gewesen ist und seine englischen Wurzeln auch eher nicht erwähnte.
Im Erdgeschoss ist der größte Raum, der Rittersaal. Der Raum hat einen Steinboden und auch der Kamin ist typisch für die Tudorzeit. Rechts daneben gibt es ein Salzschränkchen, in dem noch die Initialen von Lawrence Washington zu finden sind.
Im Obergeschoss befinden sich die privaten Räume der Familie. Hier sind zwei Schlafzimmer eingerichtet, wie sie wohl vor 500 Jahren ausgesehen haben.
Über eine zweite Treppe geht es wieder hinunter in die Küche.
Daneben befindet sich noch ein weiterer Raum, der eine Art Wohnzimmer gewesen ist.
Ausgrabungen auf dem Gelände lassen vermuten, dass das Gebäude einst größer war. Heute befindet sich neben der Ostseite allerdings ein kleiner Garten.
Hier steht auch eine weitere Büste von George Washington, dem berühmtesten Nachfahren der Washingtons von Sulgrave Manor.
Ich laufe einmal um das Haus herum und schaue mir noch den Küchengarten sowie die Nebengebäude des Anwesens an.
Der Weg zum Parkplatz führt mich durch den Obstgarten. Und hier helfe ich kurz noch dem Gärtner.
Von Sulgrave Manor fahre ich wieder Richtung Süden, um noch ein weiteres Herrenhaus zu besuchen. Von Stonor Park habe ich erst vor kurzem erfahren, seitdem es auch Mitglied bei Historic Houses ist. Das Herrenhaus ist noch heute in privater Hand und wird schon seit 850 Jahren von derselben Familie bewohnt. Richard Stonor begann mit dem Bau des Hauses um 1280.
Ich kann das wirklich faszinierende Haus auf eigene Faust besichtigen, doch leider darf ich nicht fotografieren, da die Familie die Räume noch heute bewohnt. Sehr schade, aber ich muss es akzeptieren.
An das Haus angebunden ist eine Kapelle. Die Stonors sind praktizierende Katholiken und weigerte sich auch während der Reformation ihren Glauben zu ändern. Über die Jahrhunderte wurde die Familie immer wieder bestraft und bedrängt, doch sie ließen nicht von ihrem Glauben ab, sondern erlaubten sogar anderen Gläubigen aus dem nahen Dorf, die Messe in ihrer Kapelle zu besuchen.
Neben der Kapelle liegt der kleine Familienfriedhof, auf dem einige Mitglieder der Familie Stonor beigesetzt sind.
Hinter dem Haus befindet sich eine schöne Gartenanlage, die ich mir nach der Hausbesichtigung anschaue.
Vom Garten, der an einer kleinen Anhöhe liegt, habe ich auch einen schönen Blick auf die Rückseite des Hauses.
Am späten Nachmittag erreiche ich das Doubletree Newbury, wo kurze Zeit später auch U. und Frau B. eintreffen. Wir checken ein und ich bekomme ein nettes Zimmer im ersten Stock.
Am Abend fahren wir zusammen ins Zentrum von Newbury, wo wir lecker bei Bella Italia zu Abend essen. Danach sitzen wir noch eine Weile im Hotel zusammen und schmieden Pläne für morgen, denn wir haben uns entschieden, ein Stück des Weges gemeinsam zu bereisen.
Meilen: 171
Wetter: 16–19 Grad, heiter bis wolkig
Hotel: Doubletree by Hilton Newbury