Lanhydrock House, Bodmin, Cornwall, England
Lanhydrock House ist eines der bekanntesten Herrenhäuser in Cornwall. Das Anwesen gehört heute zum National Trust und ist für Besucher geöffnet. Doch die Geschichte von Lanhydrock begann schon vor vielen Jahrhunderten.
Lanhydrock ist alt, sehr alt, denn es wird schon vor 1539 als klösterlicher Bauernhof geführt, bevor es nach der Auflösung der Klöster von der Familie Glynn gekauft wurde. Durch Heirat und Erbschaften ging es durch viele Hände, bis 1621 der Kaufmann Sir Richard Robartes das Anwesen kaufte. Er ließ hier das erste Herrenhaus errichten. Spätere Generationen zogen jedoch andere Wohnorte vor, sodass das Haus immer mehr verfiel. Erst im 19. Jahrhundert kam wieder Leben nach Lanhydrock House. Das Haus wurde wieder renoviert, doch ein Feuer am 4. April 1881 machte all diese Mühen zunichte. Nur die Galerie im Nordflügel sowie das Frontportal blieben verschont. Nach dem Feuer wurde das Haus im viktorianischen wieder aufgebaut und konnte 1885 wieder bezogen werden. 1953 wurde das Anwesen schließlich dem National Trust übergeben.
Es ist kurz vor 11 Uhr, als ich im Innenhof des Hauses ankomme. Momentan hat zumindest der Regen etwas nachgelassen, sodass das Warten nicht ganz so schlimm ist. Während das Anwesen schon um 10 Uhr öffnet, kommt man in das Gebäude erst eine Stunde später. Ich will aber zu den Ersten gehören, damit es nicht ganz so voll in den Räumen ist und eine Gartenbesichtigung ist bei dem Wetter sowieso nicht so toll.
Tatsächlich öffnet sich um Punkt 11 Uhr die Tür und die ersten Besucher strömen in das Haus. Da ich schon einmal hier war, halte ich mich aber gar nicht lange auf, sondern beginne gleich mit dem Rundgang durch die 50 Zimmer, die inzwischen für Besucher geöffnet sind. So schaffe ich es, die meisten Besucher abzuhängen.
Zuerst komme ich in das Esszimmer. Was für ein Glück, dass noch keiner hier ist, denn es gibt keine Absperrungen und später am Tag ist es unmöglich Bilder ohne andere Personen zu bekommen. Jetzt aber scheine ich fast die einzige Besucherin, denn die restlichen Leute lassen sich am Eingang erst einmal eine Einführung geben.
Interessant in Lanhydrock ist der stetige Wechsel zwischen den Räumen der Herrschaft und der Dienerschaft. Auf einer späteren Reise werde ich detailliert erfahren, dass hier die Hierarchien fast noch strenger waren als bei der Herrschaft. Eines der wichtigsten Refugien eines Herrenhauses war immer die Küche und die Köchin eine der am besten bezahlten Bediensteten.
Von der Küche geht es zurück in den Arbeitsbereich. Hier war das Büro des Hausherrn, der auch der Chef über ein großes Anwesen mit Farmen und anderen Betrieben war. Dieser Raum hat einen extra Eingang, damit geschäftliche Besucher direkt in das Büro kommen konnten.
Ich aber gehe durch eine Hintertür zurück in den Wohntrakt des Hauses und lande im Billardzimmer.
Danach lande ich in einem Flur, der mit allerhand Jagdtrophäen ausgestattet ist. Hier erlebe ich eine lustige Begegnung. Ich komme mit einer der Damen ins Gespräch, die hier überall die Fragen der Besucher beantworten. Sie erzählt mir, dass sie von Kindern oft gefragt wird, warum denn hier nur der Elchkopf an der Wand hängt. Sie erzählt dann immer, dass der Rest vom Elch hinter der Wand verborgen ist. Nur fällt mir dabei auf, dass sich dort die Küche befindet. Wir müssen dann beide herzhaft lachen, denn dieses Detail wollte sie den Kindern lieber nicht verraten.
Auch im Herrenzimmer gibt es noch viele Jagdtrophäen zu entdecken.
Weiter geht der Rundgang durch zwei Schlafzimmer, wo ich dann auch wieder Krönungsstühle entdecke. Diesmal von Queen Elizabeth II. sowie ihrem Vater. Diese zeigen, dass die Familie zu diesem Event eingeladen war.
Als Nächstes lande ich in einem Klassenraum. So etwas habe ich in einem Herrenhaus so auch noch nicht gesehen.
Schließlich führt der Weg unter das Dach, wo sich die Zimmer der Dienstmädchen sowie Lagerräume für die Habseligkeiten der Hausherren befinden.
Eine Etage tiefer liegen dann wieder Schlafzimmer der Herrschaften. Diesmal etwas standesgemäßer mit Baldachin. Man beachte besonders die typisch viktorianische Tapete, mit der diese Räume nach dem Brand ausgestattet wurden.
Schließlich lande ich im Nordflügel, der als einziger vom Feuer verschont blieb und auch der älteste Teil des Hauses ist. Hier sind noch die schönen Wandvertäfelungen und Decken erhalten geblieben. Der erste Raum, den ich besichtige, ist ein großes Wohnzimmer, das durch spanische Wände in mehrere Bereiche aufgeteilt wurde.
Und dann stehe ich am Eingang der langen Galerie, dem wohl prächtigsten Raum von Lanhydrock. Besonders die Decke ist ein wahres Kunstwerk und zum Glück vollständig erhalten geblieben.
Mit der langen Galerie ist die Hausbesichtigung beendet und ich lande durch einen Seitenausgang wieder im Freien. Hier gehe ich die wenigen Schritte zu den Stallungen, wo es eine recht ungewöhnliche Ausstellung gibt. Lanhydrock hatte nach dem Feuer im Jahr 1881 eine eigene Feuerwehr und deren Gerätschaften sind hier zu sehen.
Schließlich werfe ich noch einen kurzen Blick in die schönen Gärten, doch es beginnt bereits wieder zu regnen, sodass ich es dabei belasse. Jetzt war ich bereits zum zweiten Mal hier, aber diesen Bereich des Anwesens habe ich immer noch nicht richtig erkunden können.
Lanhydrock House
Cornwall, PL30 5AD
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