Tag 8: Donnerstag, 04. Oktober 2018
Plantation Life – Kauai
„I believe Hawaii is the most precious jewel in the world.” – Don Ho
Schon am Morgen ist es wieder traumhaft warm und so drehe ich noch vor dem Frühstück eine Runde durch die Hotelanlage, bevor ich meine Sachen packe. Herrlich ist es hier. Ich liebe diese Inseln einfach. Sie sind für mich der schönste Ort der Welt, das perfekte Paradies, denn trotz der traumhaften Umgebung muss ich auf keine Annehmlichkeiten verzichten, wenn ich sie denn will.
Was ich auf Hawai’i auch mag, sind die vielen offenen Räume. Es gibt einfach keine Wände, nur ein Dach, das vor dem Regen schützt, der manchmal auf die Erde prasselt.
So vermittelt dann auch der Frühstücksraum des Hilton Garden Inns eher das Gefühl einer Terrasse. Das Frühstück ist hier übrigens nicht inklusive, es sei denn, man ist Hilton Gold oder Diamond Member. Dann bekommt man, wie auch ich, beim Check-in so ein Kärtchen, dass dem Kellner zeigt, dass ich nichts bezahlen muss. Wie beim Hilton Garden Inn üblich, gibt es ein kleines Buffet und zusätzlich eine Auswahl von Speisen auf der Karte.
Nach dem Frühstück checke ich aus und fahre zum ersten Ziel des Tages, den Opaeka’a Falls, die sich ganz in der Nähe des Hilton Garden Inns befinden.
Um zum Viewpoint zu kommen, bin ich dem Highway 580 für ein paar Meilen gefolgt. Rechter Hand kommt ein kleiner Parkplatz, der gut ausgeschildert ist. Von hier sind es nur wenige Meter bis zum Aussichtspunkt auf den Wasserfall.
Die Opaeka’a Falls sind 46 Meter hoch und einer der wenigen Wasserfälle der Insel, der direkt von der Straße zu sehen ist. Zwar gab es lange Zeit auch einen Weg direkt zum Wasserfall, doch nach einem tödlichen Unfall wurde dieser gesperrt. Auch heute noch laufen viele Besucher auf unmarkierten Pfaden, um die Opaeka’a Falls zu erreichen, doch offiziell erlaubt ist das nicht und auch nicht ganz ungefährlich.
Ich begnüge mich deshalb mit diesem Ausblick auf den Wasserfall und die dahinter liegenden Makeleha Mountains.
Schließlich fahre ich weiter zu den Wailua Falls, die sich ganz in der Nähe befinden. Dazu folge ich einer engen Stichstraße, die an einem kleinen Parkplatz endet, der ständig überfüllt ist. Doch ich habe Glück und nach wenigen Minuten fährt ein Auto ab, sodass ich einparken kann.
Nun muss ich nur noch ein paar Meter die Straße zurücklaufen, um die 53 Meter hohen Wailua Falls in ihrer ganzen Pracht sehen zu können. Vielleicht kommt dem ein oder anderen Leser der Wasserfall jetzt auch bekannt vor? Zumindest wer die Fernsehserie Fantasy Island kennt, sollte die Wailua Falls schon gesehen haben, denn dort sind sie im Vorspann zu sehen.
Gegen Mittag fahre ich nach Lihue, wo ich zuerst etwas esse. Nach dem Lunch fahre ich zur Grove Farm, einer ehemaligen Zuckerrohrplantage, deren Herzstück heute ein Museum ist. Um die Farm zu besuchen, empfiehlt es sich, online einen Platz für eine der Touren zu reservieren. Das habe auch ich getan, denn bereits seitdem ich das erste Mal von Grove Farm gelesen habe, hat mich dieser Ort fasziniert.
Zuerst fahre ich eine lange Einfahrt entlang bis zum Parkplatz, wo ich mein Auto abstelle.
Schon beim Vorbeifahren habe ich diese komischen Gebilde auf der Einfahrt stehen sehen und als ich zum Haus laufe, schaue ich mir das genauer an. Irgendetwas krabbelt da, das fast aussieht wie Bienen, doch so richtig kann ich mir keinen Reim darauf machen. Ich frage einen Angestellten, der zufällig vorbeikommt und er erklärt mir, dass es sich tatsächlich um Bienen handelt. Diese haben sich zu Hunderten auf drei Verkehrshütchen niedergelassen. Den Grund dafür kennt keiner, doch wurde bereits ein Imker gerufen, der sie wohl später abtransportieren wird.
Am Ende des Weges stoße ich nun auf eine große Rasenfläche, die an drei Seiten durch Häuser begrenzt ist. Das Haus mit dem grünen Dach ist das Haupthaus der Plantage, das ich später noch besichtigen werde.
Ich biege erst einmal rechts ab und gehe zum Haus, das einst das Büro der Farm war und heute als Besucherzentrum dient. Hier werde ich freundlich begrüßt und treffe auf eine Handvoll anderer Leute, die heute mit mir die Farm besichtigen werden. Zuerst erhalten wir eine kleine Einführung in die Geschichte, bevor wir uns auf den Weg machen.
Unser Guide heute ist Crystal, die unserer kleinen Gruppe zuerst einmal einen kurzen Einblick in die Geschichte der Farm gibt. Gegründet wurde Grove Farm 1854 vom deutschen Auswanderer Hermann A. Widemann. Er betrieb die Farm jedoch nur zehn Jahre, bis er als Richter und Kabinettsmitglied an der königlichen Hof in Honolulu wechselte. Zuerst verpachtete er sein Anwesen an George Norton Wilcox, der die Farm später kaufte. Mehr als einhundert Jahre blieb es seitdem in der Familie. Wem der Name Wilcox jetzt bekannt vorkommt, der hat nicht ganz unrecht, denn George Wilcox war einer der Söhne des Missionars Abner Wilcox, der unter anderem das Waioli Mission House in Hanalei gründete.
Zuerst besichtigen wir das kleine Haus von George Wilcox. Da sein Bruder mit Familie auch auf der Farm lebte und mehr Platz benötigte, ließ er sich 1877 dieses Haus bauen und wohnte hier bis zu seinem Tod im Jahr 1933. George Wilcox war nie verheiratet und lebte für die Farm. Er war sehr erfolgreich und spendete auch viel Geld an die Gemeinde. So sind noch heute mehrere Schulen und ein Krankenhaus nach ihm benannt.
George Wilcox wurde in Hilo geboren, als zweiter von acht Söhnen der Missionare Abner und Lucy Wilcox. Im Jahr 1846 zog die ganze Familie nach Kaua’i, wo sie sich in Hanalei niederließ. George erhielt seine Ausbildung aber nicht nur auf Hawai’i. Sein Studium der Ingenieurswissenschaften absolvierte er an der US-Ostküste an der Sheffield Scientific School, die heute zur Yale University gehört.
Zuerst bestand das Haus, das er für sich baute, nur aus zwei Zimmern, doch mit der Zeit vergrößerte George Wilcox sein Reich, sodass er nun ein Wohnzimmer, ein Arbeitszimmer und ein Schlafzimmer zur Verfügung hatte. Zum Schluss baute er noch ein großes Badezimmer an, inklusive einer neuen Erfindung, die sich Dusche nannte.
Gleich neben dem Haus von George Wilcox steht ein weiteres Gebäude. Es wurde als Gästehaus gebaut und besteht hauptsächlich aus Schlafzimmern.
Das heutige Gebäude stammt allerdings erst aus dem Jahr 1910 und ersetzte das Gästehaus, das sich vorher hier befand. Gästehäuser wie dieses waren aber nicht nur für die Familie. Im 19. Jahrhundert gab es auf den Inseln noch keine Hotels, sodass auch Geschäftsfreunde, Politiker oder auch Pastoren hier übernachteten, wenn sie die Insel besuchten.
Durch den schön angelegten Garten geht es nun weiter zum Haupthaus. Unterwegs erzählt uns Crystal einiges über die Flora und Fauna, die wir hier zu sehen bekommen.
Nun erreichen wir das Haupthaus. Ein Teil mit vier Zimmern befand sich schon auf der Plantage, als George Wilcox 1864 hierher kam. Er baute das Haus später aus und überließ es schließlich seinem Bruder Sam, der hier mit seiner Frau Emma Lyman und seinen sechs Kindern Ralph, Etta, Elsie, Charles, Gaylord und Mabel lebte.
Auch wenn George Wilcox selbst nur kurze Zeit im Haus wohnte, eine Glocke mit seinem Namen hängt noch heute an der Tür. Der Boden der Veranda besteht aus poliertem Koa Holz, das auch heute noch in einem fantastischen Zustand ist.
Durch die Haustür geht es in den Vorraum, von dem ich gleich einen tollen Blick durch das halbe Haus habe. Während der Renovierung des Haupthauses im Jahr 1915 wurden mehrere Wände durchgebrochen, um diese großen Räume zu gestalten.
Unser Rundgang beginnt aber erst einmal an der zweiten Haustür. Die führte zu einer überdachten Vorfahrt, wo noch heute eines der Autos der Familie Wilcox steht. Es gehörte den Schwestern Elsie und Mabel, die zuletzt auf Grove Farm lebten.
Gleich nebenan befindet sich ein kleines Schlafzimmer, das für Mabel Wilcox eingerichtet wurde, als es für sie zu anstrengend wurde, ständig die Treppen ins Obergeschoss zu laufen.
Ebenfalls von Flur gelangen wir in ein Büro, in dem der Hausherr seine Geschäfte regelte.
Die Eingangshalle selbst ist nicht nur Durchgangszimmer, sondern wurde ins Ensemble der offenen Räume mit einbezogen. So steht gleich neben der Treppe in Obergeschoss ein Klavier, dessen Musik man auch im Wohnzimmer hören konnte.
Das große Wohnzimmer ist der Zentrale Verbindungsraum zwischen dem Eingangsbereich und den weiteren Zimmern. Es ist in verschiedene Bereiche mit bequemen Sitzgruppen unterteilt.
Der nächste Raum ist das Esszimmer, das durch Schiebetüren vom Wohnzimmer abgetrennt werden konnte.
Ebenso konnte man auch das Frühstückszimmer mit der kleinen Bibliothek und den verschiedenen Andenken vom Rest des Hauses abtrennen. Von hier führt eine Tür dann auch wieder auf die Veranda, die das Haus an drei Seiten umschließt.
Zurück im Garten geht es weiter zur Waschküche und zu einem weiteren Gästehaus, das später als Praxis fungierte. Mabel Wilcox war gelernte Krankenschwester und bot hier Sprechstunden für alle Menschen aus der Umgebung an.
Im tropischen Garten sehen wir uns nun noch einige der Pflanzen und Gewächse an, die hier zu finden sind.
Als Nächstes erreichen wir die Garagen. Zuerst wurde das Gebäude als Kutschenhaus erbaut und dann später umfunktioniert. George Wilcox besaß das erste Auto auf Kaua’i und da es noch keine Werkstätten gab, baute er kurzerhand eine an die Garage und stellte einen Mechaniker vom Festland ein, der sich um die Wartung seines Fahrzeuges kümmerte.
Zwischen 1913 und 1917 entstanden auf der Farm noch weitere Häuser für die Arbeiter, die auf den Feldern beschäftigt waren. Eines der Häuser ist das Moriwaki Cottage. Mrs. Moriwaki wurde auf Big Island geboren, zog aber schon als Baby mit ihrer Familie zurück nach Japan. Zurück nach Hawaii kam sie als sogenannte Picture Bride, das waren Bräute, die sich Männer aus einem Katalog ausgesucht haben.
Mrs. Moriwaki wurde jedoch schon jung zur Witwe und stand dann mit zwei kleinen Kindern allein da. Sie schrieb an George Wilcox und bat ihn um Arbeit, da sie gehört hatte, dass er ein guter Arbeitgeber sein solle. Wenn man nun sieht, was für ein Haus Mr. Wilcox ihr zur Verfügung stellte, dann kann man sich denken, dass sie hier für den Rest ihres Lebens eine gute Anstellung hatte.
Im letzten Raum des Hauses liegt dann noch ein Buch aus, das Bilder eines ganz besonderen Stuhls zeigt. Dieser kann durch Umklappen zu einer kleinen Leiter werden. Nachdem viele Besucher danach gefragt hatten, wo man denn solch einen Stuhl bekäme, ist jetzt die Bauanleitung erhältlich und viele der Besucher, die den Stuhl nachgebaut haben, haben davon ein Foto geschickt, das hier zu sehen ist.
Im Haus von Mrs. Moriwaki endet die geführte Tour und Crystal verabschiedet sich von uns. Ich kann mich noch kurz bei den Tieren umsehen, die auf der Farm gehalten werden, doch dann heißt es endgültig Abschied nehmen.
Als ich Grove Farm verlasse, ist es schon sechzehn Uhr. Ich überlege kurz, was ich noch machen kann und komme auf die Idee, zum Ninini Point Lighthouse am Nawiliwili Harbor zu fahren. Auf diesem Bild ist es in der Mitte schon ganz in der Ferne zu sehen.
Im Hafen liegt heute die Pride of America, die ich schon gestern gesehen habe. Bis morgen Abend wird sie hierbleiben, bevor das Schiff seine Reise fortsetzt.
Ansonsten liegen noch einige Jachten im Hafen der vor Anker, der das wichtigste Tor nach Kaua’i ist. Alle Güter, die nicht mit dem Flugzeug kommen, werden hier angeliefert und so ist ein großer Teil des Hafens eher ein Industriegebiet.
Um zum Leuchtturm zu kommen, muss ich aber einen anderen Weg einschlagen. Der führt mich erst einmal mitten durch das Marriott Kaua’i Resort. Doch auch wenn es sich hier um Privatstraßen handelt, so ist der Weg zum Leuchtturm öffentlich und für jedermann nutzbar. Ich muss aber ganz schön aufpassen, wo ich abbiege, denn das Resort ist recht verwinkelt. Zu guter Letzt geht es quer über einen Golfplatz, der sich direkt hinter dem Ende der Landebahn des Flughafens befindet und dann hört die schön asphaltierte Straße plötzlich auf. Die Ninini Point Street ist dann eher eine Piste mit ein paar tieferen Auswaschungen, aber mit dem SUV kein großes Problem, wenn man denn langsam fährt.
Der heutige Leuchtturm wurde 1932 erbaut, doch ein Leuchtfeuer gab es an dieser Stelle, die die nördliche Einfahrt zum Nawiliwili Harbor markiert, schon seit 1897. Dass der Leuchtturm heute etwas seltsam aussieht, hat er seiner Automatisierung im Jahr 1953 zu verdanken. Damals wurde die Spitze mit der Laterne einfach entfernt und durch eine moderne Beleuchtung ersetzt.
Während ich mich noch ein wenig umsehe, fliegt eine Boeing 717 von Hawaiian Airlines über mich hinweg, die gerade vom nahen Flughafen gestartet ist. Mit einer Maschine desselben Typs bin auch ich gestern auf der Insel gelandet.
Nun sind es nur noch wenige Meilen bis ich das Courtyard by Marriott Kauai at Coconut Beach erreiche, das ich für die nächsten zwei Nächte gebucht habe. Ich checke ein und bekomme ein Upgrade auf ein schönes Zimmer mit seitlichem Meerblick.
Zum Zimmer gehört auch ein kleiner Balkon, was mir besonders gut gefällt.
Am Abend ziehen dann ein paar mehr Wolken auf. Einen schönen Sonnenuntergang gibt es heute zwar nicht, aber es ist doch interessant dabei zuzusehen, wie schnell sich die Wolken hier bewegen und immer wieder verändern.
Meilen: 90
Wetter: überwiegend bedeckt, 27–33 Grad
Hotel: Courtyard by Marriott Kauai at Coconut Beach