In the Wake of the Storms – über Hong Kong nach Hawai’i und Guam

Tag 10: Sams­tag, 06. Okto­ber 2018
Slo­wing Down – Kau­ai nach Oahu

„My best vaca­ti­ons have been in Hawaii.” – Sue Bird

Die letz­te Nacht war anstren­gend. Irgend­wie hat sich bei mir ein Husten fest­ge­setzt, der mich nicht rich­tig schla­fen ließ. Hof­fent­lich wird das nicht schlim­mer, denn mor­gen will ich ja auf einen län­ge­ren Flug gehen. Ich neh­me mir vor, den heu­ti­gen Tag etwas lang­sa­mer ange­hen zu las­sen. Dazu eig­net sich mein Bal­kon ja aus­ge­zeich­net, sodass ich den Mor­gen hier ganz gemüt­lich star­ten kann.

Nach einer Wei­le packe ich dann aber doch mei­ne Sachen. Heu­te heißt es wie­der aus­checken. Mit­neh­men muss ich aber noch nichts, denn durch mei­nen Sta­tus erhal­te ich einen kosten­lo­sen Late Check-​out. Ich ent­schlie­ße mich, noch ein­mal nach Hanal­ei zu fahren.

Ich par­ke noch ein­mal am Wai’o­li Mis­si­on District und schaue mich die­ses Mal etwas genau­er um. Eigent­lich soll­te heu­te auch das Mis­si­on Hou­se geöff­net sein, doch aus irgend­ei­nem Grund ist lei­der zu. Sehr scha­de, aber so habe ich wohl gleich mal ein Ziel für einen näch­sten Besuch auf der Insel.

Ein biss­chen Umschau­en muss aber trotz­dem noch sein und so lau­fe ich zumin­dest ein wenig um die Häu­ser im Park her­um, die einst zur 1834 gegrün­de­ten Mis­si­on gehör­ten. Hier an die­sem Ort schließt sich auch der Kreis zur Gro­ve Farm, denn Wai’o­li ist die Mis­si­on, die von Abner Wil­cox gegrün­det wur­de, dem Vater von Geor­ge Nor­ton Wilcox.

Ich hat­te die Hoff­nung, dass zumin­dest die klei­ne Kir­che geöff­net ist. Bedau­er­li­cher­wei­se ist jedoch auch das nicht der Fall, sodass ich dann doch zurück zum Auto gehe.

Wei­ter als Hanal­ei geht es dann heu­te auch wie­der nicht. Die Stra­ße ist nach wie vor gesperrt und auch das Schild zu igno­rie­ren wür­de nicht viel brin­gen, denn hin­ter der Kur­ve gibt es einen Check Point, an dem die Aus­wei­se kon­trol­liert wer­den und nur Anwoh­ner pas­sie­ren dürfen.

So fah­re ich dann noch kurz zum über drei Kilo­me­ter lan­gen Hanal­ei Beach. Lan­ge hal­te ich mich aber nicht auf. Ent­we­der ist es dem etwas bedeck­ten Him­mel, dem Abrei­se Blues oder aber bei­dem zusam­men zu ver­dan­ken, dass bei mir nicht so rich­tig Lust auf­kommt, hier län­ger zu blei­ben. Aber das ist ja einer der Vor­tei­le des allein rei­sen, ich fah­re halt ein­fach wei­ter. Wer soll­te mich dar­an hindern?

Da es aber erst Mit­tag ist, fah­re ich nach Lihue. So kann ich noch ein paar Ein­käu­fe erle­di­gen. Spon­tan ent­schei­de ich mich noch zur Kilo­ha­na Plan­ta­ti­on zu fah­ren. Die histo­ri­sche Plan­ta­ge ist heu­te so eine Mischung aus Muse­um, Shop­ping und Ver­gnü­gungs­park. Mich inter­es­siert aber nur das alte Plan­ta­gen­haus, das in den 1930er Jah­ren im Tudor Stil errich­tet wur­de. Haus­herr war hier übri­gens auch ein Wil­cox. Gay­lord Wil­cox war der Nef­fe von Geor­ge Nor­ton Wil­cox und Eigen­tü­mer von Kilohana.


Gay­lord Par­ke Wil­cox und sei­ne Frau Ethel beauf­trag­ten den bekann­ten Archi­tek­ten Mark Pot­ter aus Neu­see­land, ihnen ein Haus im eng­li­schen Tudor Stil zu bau­en. Pot­ter war auf Hawai’i bekannt und ent­warf vor allem vie­le Häu­ser im teu­rer Kaha­la Distrikt von Honolulu.

Lei­der ist von der Aus­stat­tung des Anwe­sens nicht viel erhal­ten geblie­ben. Ledig­lich im Flur erzäh­len eini­ge histo­ri­sche Fotos die Geschich­te der Zucker­rohr­plan­ta­ge und des Hauses.

Rela­tiv ori­gi­nal ein­ge­rich­tet ist ledig­lich das Ess­zim­mer, das als ein­zi­ger Raum als Muse­um fun­giert. Die rest­li­chen Zim­mer wer­den für klei­ne Shops genutzt, die Hand­ar­beits­wa­ren und Kunst verkaufen.

Der gro­ße Salon ist heu­te eine Bar und der Win­ter­gar­ten beher­bergt ein Restau­rant, sodass es für mich nicht viel mehr zu ent­decken gibt.

Auf dem Park­platz ent­decke ich noch eine klei­ne Bahn. Mit Zügen wie die­sem wer­den heu­te die Tou­ri­sten über die Plan­ta­ge gefah­ren. Dar­an habe ich aber kein Inter­es­se und gehe des­halb gleich zum Auto zurück.

Auf dem Rück­weg zum Hotel hal­te ich noch am Wai­lua River Over­look. Der Wai­lua ent­springt am Wai’a­le’a­le und ist der ein­zi­ge Fluss der Hawai’i Inseln, der mit Boo­ten, die grö­ßer als ein Kajak sind, schiff­bar ist. Auf ihm fin­den auch die bekann­ten Boots­tou­ren zur Fern Grot­to statt.

Kurz bevor ich das Cour­ty­ard errei­che, pas­sie­re ich noch eine recht gro­ße Rui­ne am Stra­ßen­rand. Ich muss zuge­ben, ich bin hier in den letz­ten Tagen schon ein paar Mal vor­bei­ge­fah­ren und habe des­halb ein biss­chen recher­chiert. Hier befand sich von 1953 bis zu sei­ner Zer­stö­rung durch Hur­ri­kan Ini­ki im Jahr 1992 das berühm­te Coco Palms Resort, das beson­ders durch sei­ne Ver­bin­dun­gen nach Hol­ly­wood bekannt war. Auch eini­ge Fil­me wur­den hier gedreht, dar­un­ter Elvis Pres­leys Blue Hawai’i.

Nach­dem das Hotel Jahr­zehn­te lang vor sich hin gerot­tet war, soll­te ihm 2016 plötz­lich neu­es Leben ein­ge­haucht wer­den, doch 2019 schei­ter­te das Pro­jekt an der Finan­zie­rung. So steht die Rui­ne nun auch wei­ter­hin am Stra­ßen­rand von Wai­lua. Ger­ne hät­te ich mich noch ein wenig mehr umge­se­hen, doch dafür bleibt mir heu­te kei­ne Zeit mehr. Ich muss wei­ter und mein Gepäck abholen.

Am spä­ten Nach­mit­tag heißt es dann lei­der schon wie­der Abschied neh­men von Kau­ai. Mein erster Auf­ent­halt nach vier­zehn Jah­ren hat mir gut gefal­len und ich hof­fe, dass es nicht wie­der so lan­ge dau­ert, bis ich noch ein­mal hier­her­kom­me. Jetzt aber gebe ich erst ein­mal den Miet­wa­gen zurück und lau­fe die weni­gen Schrit­te zum Ter­mi­nal, der in Lihue wirk­lich nied­lich ist. Der Check-​in geht zügig und die Sicher­heits­kon­trol­le eben­so. Als First Class Pas­sa­gier darf ich wie­der die Lounge nut­zen und die ist hier wirk­lich put­zig. Nicht­mal einen Tre­sen gibt. Man scannt die Bord­kar­te und die Tür öff­net sich.

Die Lounge besteht dann aus einem eigent­lich viel zu klei­nen Raum, der fast bis zum letz­ten Platz voll ist. Ich ergat­te­re für eine Wei­le sogar den letz­ten Ses­sel, wer nach mir kommt, hat Pech. Nun ja, lan­ge war­ten muss ich hier sowie­so nicht und es gibt etwas zu trinken.

Schon bald mache ich mich auf den Weg zu mei­nem Gate, das gleich um die Ecke liegt. Sehr groß ist der Flug­ha­fen sowie­so nicht.

Das Boar­ding star­tet pünkt­lich und es ist schon erstaun­lich, wie kurz die klei­nen Maschi­nen hier am Boden sind. Flie­gen auf Hawaii ist wie Bus fah­ren anders­wo. Jeder tut es, denn anders kommt man ein­fach nicht auf eine der ande­ren Inseln. Es ist ein abso­lut effi­zi­en­tes System, das auf den Inseln ent­wickelt wurde.

An Bord gibt es dann wie­der einen Ser­vice und das bei einer rei­nen Flug­zeit von viel­leicht zwan­zig Minu­ten. Da wür­de es bei den mei­sten ande­ren Air­lines ein­fach gar nichts geben.

Zurück in Hono­lu­lu las­se ich mich am Flug­ha­fen vom Hotels­hut­tle abho­len. Der bring mich zum Best Western The Pla­za, das eines von zwei Flug­ha­fen­ho­tels in Hono­lu­lu ist. Von außen und auch in der Lob­by sieht das Hotel recht alt aus. Umso grö­ßer ist mei­ne Über­ra­schung, als ich die­ses wirk­lich schö­ne Zim­mer betrete.

Nur die Schall­iso­lie­rung der Fen­ster ist wirk­lich grau­en­haft. Wer da also emp­find­lich ist, soll­te dar­auf ach­ten, dass er nicht auf der der Auto­bahn zuge­wand­ten Sei­te ein Zim­mer bekommt. Nach dem Check-​in gehe ich noch um die Ecke zum IHOP, der eines der weni­gen Restau­rants in der Gegend ist, das man fuß­läu­fig errei­chen kann. Nor­ma­ler­wei­se gehe ich zu IHOP nur zum Früh­stück, das wirk­lich toll ist. Ich weiß schon, war­um. Das Essen ist okay, aber mehr auch nicht. Abend­essen kön­nen sie bei IHOP ein­fach nicht so wie Frühstück.

Mein letz­ter Son­nen­un­ter­gang lässt mich dann etwas weh­mü­tig zurück, denn mor­gen muss ich mei­ne Lieb­lings­in­seln schon wie­der ver­las­sen. Aber ich freue mich auch, denn der Flug mor­gen wird ein ganz beson­de­rer sein.

Mei­len: 40
Wet­ter: hei­ter bis wol­kig, 28–31 Grad
Hotel: Best Western The Pla­za Hono­lu­lu Airport

zurück Start weiter