Hamburg vom Wasser – Die kleine Hafenrundfahrt für wenig Geld
Die Elbfähren Hamburgs sind wohl eine der schönsten Möglichkeiten, Hamburg vom Wasser aus zu erleben. Mit einer einfachen Fahrkarte geht es von den Landungsbrücken nach Finkenwerder, zur neuen Elbphilharmonie oder auch ins mondäne Blankenese.
Ein Ruck geht durch die Elbfähre, als die Gangway hochgeklappt wird. Aus dem Lautsprecher ist noch zu hören, dass es jetzt in Richtung Landungsbrücken weitergeht. Dann fährt sie schon hinaus auf den Fluss. Die Elbe, die sich durch Hamburg schlängelt, ist die Lebensader der Stadt. Durch sie gibt es den Zugang zum Meer und somit einen großen Hochseehafen, der schon Jahrhunderte die Schiffe aus aller Welt willkommen heißt.
Der Hamburger Hafen ist der größte Seehafen Deutschlands und nach Rotterdam und Antwerpen der drittgrößte Hafen Europas. Schifffahrtsrouten verbinden ihn mit über 900 Städten in 170 Ländern. Die großen Frachtschiffe und die vier Containerterminals sind auch beliebte Touristenziele, die gut vom Wasser aus beobachtet werden können.
Während sich gerade wieder ein riesiges Containerschiff langsam die Elbe hinunterschiebt, scheint die kleine Fähre der Linie 62 geradezu agil über das Wasser zu tanzen. Vom rechten Elbufer ans linke Ufer und dann von Anleger zu Anleger. Die Menschen an Bord drängeln sich bei schönem Wetter an der Reling, Kameras klicken und immer wieder wird diskutiert, wo der nächste Riesenpott den hinfahren könnte.
Seit etwa einem Jahrzehnt laufen aber nicht mehr nur die großen Containerschiffe den Hamburger Hafen an. Immer mehr Kreuzfahrtschiffe entdecken die Stadt an der Elbe als lohnenswertes Ausflugsziel. Inzwischen gibt es schon drei verschiedene Anleger, das Cruise Center in Altona, das Hamburg Cruise Center an der Speicherstadt sowie den Anleger in Steinwerder. Und manchmal macht eines der kleineren Schiffe sogar direkt an den Landungsbrücken fest. Oft können die Fährpassagiere auch diese Riesen der Meere hautnah erleben.
Zurück auf die kleine Elbfähre, die gerade die Ausfahrt des Anlegers Steinwerder passiert. Alle Augen drehen sich nun nach steuerbord, denn dort schiebt sich gerade ein weißer Koloss mit einem großen roten Kussmund und einem noch größeren blauen Auge in das Fahrwasser der Elbe – die AIDAperla läuft aus. Sie ist eines der neuesten AIDA Schiffe und wurde erst 2017 in Dienst gestellt. Ganz markant sind neben der typischen AIDA Lackierung die zwei Türme am Heck, in denen sich gläserne Fahrstühle sowie ein Skywalk über dem Wasser befinden.
Doch nicht nur die Riesenpötte sind auf der Elbe unterwegs. Manchmal werden die Fahrgäste der Linie 62 sogar ein bisschen in die Vergangenheit transportiert, immer dann, wenn ein alter Segler die Elbe hinunterfährt. Von den historischen Schiffen gibt es in Hamburg einige, zumal ein Museumshafen sowie das Museumsschiff Rickmer Rickmers und die Cap San Diego am Elbufer zu finden sind. Ganz so alt wie der Hafen, nämlich über 900 Jahre, ist zwar keines der Schiffe, doch kommt schon etwas Nostalgie auf, wenn die Großsegler bedächtig und ohne einen Laut zu machen, auf dem Fluss vorbeifahren.
Die Fähre macht inzwischen am Altonaer Fischmarkt fest. Ein paar Passagiere steigen aus, andere ein, doch die meisten Leute bleiben einfach sitzen, denn die Fahrt ist noch nicht zu Ende. Noch einmal drängelt sich nun alles an der Reling im vorderen Bereich, denn die Linie 62 kommt der Altstadt Hamburgs immer näher. „Achtung, zurückbleiben bitte!” tönt es aus den Lautsprechern und schon geht es weiter. Ganz dicht kommt das Schiff jetzt einer riesigen Stahlwand, die sich wie eine gewaltige, unüberwindbare Mauer aus dem Wasser erhebt. Hier liegen die Trockendocks der Werft Blohm+Voss. 1877 gegründet, gilt sie als letzte der Großwerften im Hamburger Hafen.
Auch heute liegt in einem der riesigen Trockendocks ein Frachtschiff, das die Fährpassagiere bestaunen können. Manchmal liegt hier sogar ein Kreuzfahrtschiff, das gerade zu einer Renovierung nach Hamburg gekommen ist. Selbst die berühmte Queen Mary 2 war schon bei Blohm+Voss.
Jetzt schlägt die Fähre wieder einen Kurs nach Backbord ein und sucht sich ihren Weg durch die vielen Ausflugsschiffe zum Anleger an den Landungsbrücken. Die Ausflügler und Touristen blicken aber noch immer geradeaus, denn dort zeigt sich das neueste Wahrzeichen der Hansestadt, die Elbphilharmonie. 10 Jahre wurde an dem schillernden Gebäude gebaut, das zu einer neuen Landmarke Hamburgs werden sollte. Die moderne Glasfassade wurde dabei auf einen alten Kaispeicher aufgesetzt und die geschwungene Form soll an Wasser, Wellen und Segel erinnern. In dem 110 Meter hohen Gebäude
befindet sich jedoch nicht nur ein Konzertsaal, auch Wohnungen und ein Luxushotel sind hier untergebracht. Das alles interessiert die Fahrgäste der Linie 62 momentan aber eher wenig. Sie erfreuen sich vielmehr daran, wie sich die Abendsonne in immer neuen Varianten in den Glasfenstern bricht. Die Kameras klicken wieder auf Hochtouren und auch so manchen Ahhh und Ohhh ist zu hören.
Doch plötzlich verschwindet das Panorama der Hamburger Speicherstadt aus dem Blickfeld. Ganz unbemerkt von den Fahrgästen hat sich die Fähre gedreht, um nur wenige Minuten später an den Landungsbrücken anzulegen. Aus den Lautsprechern ertönt ein: „Bitte alle aussteigen. Diese Fahrt endet hier.” An Deck greifen viele Hände hastig nach ihren Taschen und eine Traube von Menschen macht sich auf zu den zwei kleinen Treppen, die zum Ausgang führen. Einer nach dem anderen steigen sie hinab zur Gangway, um einen Moment später wieder festen Boden unter den Füßen zu haben. Die Fahrt ist zu Ende, doch in den Erinnerungen und auf den Bildern der Touristen wird sie noch lange weiterleben.
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