Tag 4: Montag, 9. Oktober 2017
Secret Nooks and Crannies – Southampton nach Bournemouth
„The printing press is the greatest weapon in the armoury of the modern commander.” – T. E. Lawrence
Das relativ schöne Wetter hält leider nicht. Als ich heute Morgen aus dem Fenster schaue, ist es grau in grau und regnet leicht. Ich gehe noch gemütlich frühstücken und packe dann meine Sachen. Es hilft ja nichts, das Wetter kann ich nicht ändern. Weit habe ich es nicht bis zu meinem ersten Ziel heute, dem Herrenhaus Athelhampton.
Athelhampton ist auch eines dieser sehr alten Herrenhäuser Englands. Schon 1066 im Doomesday Book wurde das Anwesen erwähnt und das heutige Haus um 1493 begonnen. Noch heute ist Athelhampton in privater Hand, aber an einigen Tagen für Besucher geöffnet.
Beeindruckend ist schon die Haustür, die bereits seit über 500 Jahren an ihrem Platz hängt.
Im Inneren ist das Herrenhaus, das derzeit seit drei Generationen der Familie Cooke gehört, liebevoll restauriert und eingerichtet.
Am Eingang habe ich ein paar Informationen zum Haus und seiner Geschichte bekommen und kann mich nun in aller Ruhe umsehen. Das ziehe ich geführten Touren meist vor. Schön auch, dass ich hier fotografieren darf.
Ich kann immer wieder sehen, dass Athelhampton eben kein Museum ist, sondern ein Wohnhaus, das von seinen Eigentümern auch genutzt wird. So mag ich es am liebsten, denn irgendwie strahlen diese Häuser mehr Leben aus.
Athelhampton ist von einem wunderschönen Garten umgeben. Auf acht Hektar sind hier sowohl formelle Gartenzimmer, als auch urige Pfade am kleinen Fluss angelegt worden. Zum Glück regnet es gerade nicht, sodass ich mich etwas umsehen kann.
Der kleine Turm links im Bild ist übrigens ein Taubenhaus, das aus dem 16. Jahrhundert stammt.
Über die typisch englisch Landstraßen fahre ich nun weiter gen Westen. Immer wieder regnet es und von Sonne ist nichts zu sehen. Zumindest das Fahren auf diesen engen Straßen macht immer wieder Spaß.
Mein nächstes Ziel ist Clouds Hill, das heute unter der Verwaltung des National Trust steht. Unter Schutz steht das Anwesen, weil es einst T.E. Lawrence gehörte, dem berühmten Lawrence von Arabien.
Ich parke mein Auto auf dem kleinen Parkplatz und zeige am Kiosk meinen Touring Pass vor. Dann wird mir Eintritt gewährt und ich kann mich auf dem kleinen Anwesen umsehen. Zunächst laufe ich über diesen kleinen Pfad und sehe bald durch die Bäume ein Haus durchschimmern.
Ich bin schon sehr erstaunt, wie klein das Haus ist, in dem der berühmt gewordene britische Offizier lebte. Gebaut wurde das Haus für die Förster der umliegenden Wälder. 1923 mietete T.E. Lawrence es, als er in der nahen Bovington Kaserne stationiert war und kaufte es zwei Jahre später als Ferienhaus.
Das kleine Haus hat drei Zimmer und ein Dachgeschoss, kein elektrisches Licht (als Lawrence hier lebte) und um sich vor der Kälte zu schützen, isolierte er die Wände mit Asbest und überzog sie mit Alufolie. In seinem Bücherzimmer installierte er diesen Diwan aus Leder. An den Wänden finden sich unzählige Fotos seiner Expeditionen.
Erstaunlicherweise gibt es ein komplett eingerichtetes Badezimmer, sogar mit fließendem Wasser.
Im Obergeschoss befindet sich noch ein weiterer Raum, der auch mit einem kleinen Ofen geheizt werden konnte. Hier steht die Schreibmaschine, an der T.E. Lawrence seine Geschichten verfasste.
In der Garage gibt es noch eine weitere kleine Ausstellung zum Leben des berühmten Lawrence von Arabien und den Filmen, die über ihn entstanden sind. Und hier parkte auch sein Motorrad, mit dem er 1935 verunglückte und schließlich an seinen schweren Verletzungen verstarb.
Die Panzerbrigade, in der T.E. Lawrence diente, als er zum ersten Mal in diese Gegend kam, gibt es auch heute noch. Schon die Schilder an der Straße weisen darauf hin.
Bald schon erreiche ich Dorchester, wo das Haus des englischen Schriftstellers und Poeten Thomas Hardy steht. Max Gate hat er das Anwesen genannt, das er von 1885 bis zu seinem Tod 1928 bewohnte. Im Jahr 1940 vermachte seine Schwester das Haus dem National Trust, der es heute für Besucher öffnet.
Mit dem Touring Pass bekomme ich auch hier Zutritt und kann mich nach Belieben umschauen. Auch Fotografieren ist seit einigen Jahren in fast allen Anwesen des National Trust erlaubt.
Erst seit wenigen Jahren sind alle drei Stockwerke des Hauses frei zugänglich, inklusive der verschiedenen Arbeitsräume, die Hardy in seinem Haus besaß und zu unterschiedlichen Zeiten nutzte.
Umgeben ist das Haus von einem Garten, den ich aber leider nur kurz ansehen kann, da es zu regnen anfängt.
Von Dorchester fahre ich an der Küste zurück in Richtung Bournemouth. Unterwegs stoppe ich noch am Lulworth Castle. Diesmal öffnet mir meine HHA Mitgliedschaft das Tor zum Anwesen.
Lulworth Castle wurde 1610 von Thomas Howard, 3. Lord Bindon als Jagdschloss erbaut und später zu einem Landhaus umgebaut. 1641 kaufte es Humphrey Weld gekauft und gehört noch heute seinen Nachkommen.
So schön das Haus von außen aussieht, von innen ist es nicht mehr original erhalten, denn 1929 wütete ein schlimmes Feuer in dem Gebäude. Die Familie Weld baute sich nebenan ein neues Haus und so blieb Lulworth bis 1970 eine Ruine. Erst dann wurde es mit der Hilfe von English Heritage restauriert.
Trotzdem sind im Inneren nur noch rohe Steinwände zu sehen. Es wurden nur Dach und die noch stehenden Wände stabilisiert und das Gebäude so umgebaut, dass es besucht werden kann. Im Untergeschoss sind einige Ausstellungsstücke zu sehen.
Dazu gehört das Bett des Königs, das einst in einem prächtigen Schlafzimmer im Erdgeschoss stand. Während viele kleine Möbelstücke vom Feuer gerettet werden konnten, verbrannte das Bett fast vollständig. Erst Jahre später ließ Mrs. Weld es restaurieren.
Auch Krönungsstühle von zwei Königskrönungen sind zu sehen. Während man die Stühle von Queen Elizabeth II. und manchmal auch King George VI. in vielen Herrenhäusern sieht, sind diese Stühle eher selten. Die einfachen Stühle links unten im Bild wurden zur Krönung Edward VII genutzt. Die Fahne und der andere Stuhl wurden zum 60. Kronjubiläum von Königin Victoria hergestellt.
In den Türmen ist die neue Dachkonstruktion zu sehen, die das Gebäude erhalten hat. Dadurch ist es nun vom Wetter geschützt und nicht mehr dem Verfall preisgegeben.
In den einzelnen Räumen stehen Tafel, die die Geschichte erzählen und Bilder aus der Zeit vor dem Feuer zeigen.
In einen der Türme wurde eine eiserne Treppe eingebaut, sodass Besucher dem Schloss heute aufs Dach steigen können.
Von hier oben habe ich einen schönen Blick über das Anwesen …
… bis hin zum neuen Wohnsitz der Familie Weld, den diese nach dem Feuer bezogen hat.
Zum Schluss sehe ich mir noch die St. Andrews Church an, die zum Anwesen gehört und heute noch genutzt wird.
Am frühen Abend erreiche ich schließlich Bournemouth, einen Urlaubsort an der Südküste Englands. Ich mache noch einen kurzen Spaziergang am Strand und fotografiere einige der bekannten Badehäuschen. Das Wetter lädt jedoch nicht zu einem längeren Aufenthalt an, sodass ich mich bald auf den Weg ins Hotel mache.
Als Hotel habe ich mir heute das neue Hilton Bournemouth ausgesucht. Es hat erst kürzlich eröffnet und besticht durch seine fußläufige Lage zum Strand und eine schöne Aussicht.
Das Hilton Bournemouth ist Welten entfernt von den alternden Hilton Hotels, die man sonst oft aus England kennt. Hier hat Hilton ein fantastisches neues Haus eröffnet. Schon die Rezeption zieht den Blick auf sich.
Als Hilton Diamond Upgrade bekomme ich hier dann eine riesige Suite mit Wohnzimmer, Essecke, Gästetoilette, Schlafzimmer, großem Bad sowie Balkon.
Da das Wetter nicht gerade zu abendlichen Aktivitäten einlädt, bleibe ich im Hotel. Abendessen gibt es in der Lounge, die hier ein recht gutes Angebot hat und dann genieße ich ganz einfach ein bisschen meine Suite.
Meilen: 128
Wetter: bedeckt, 13–17 Grad
Hotel: Hilton Bournemouth