Holkham Hall, Norfolk, England
Holkham Hall liegt im Norden von Norfolk in Ostengland. Das Herrenhaus gehört zu den Treasures Houses. Das sind zehn bedeutende Anwesen, die heute noch in Privathand sind, aber zu bestimmten Zeiten für Besucher geöffnet.
Durch das Vorzeigen des HHA-Passes muss ich hier keine Parkgebühr zahlen und werde gleich in die erste Reihe des Parkplatzes durchgewunken. Auch am Ticket-Counter geht alles reibungslos und so kann ich schon wenige Minuten später meine Entdeckungstour auf diesem großartigen Anwesen starten. Aber zuerst möchte ich mal den Hausherren vorstellen, Thomas Edward Coke, the 8th Earl of Leicester und seinen 2015 verstorbenen Vater.
Mein erster Weg führt mich in das kleine Museum, das in den alten Stallungen untergebracht ist und gerade neu eröffnet wurde.
Hier wird nicht nur die Geschichte der Familie erzählt, sondern auch die des Anwesens. Doch nicht nur die Vergangenheit wird beleuchtet, sondern auch die Gegenwart, denn Holkham Hall ist auch heute noch ein florierendes Agrarunternehmen.
Ein ganz besonderer Spaß ist dann dieser Tisch. Durch einen Beamer werden Bilder darauf projiziert, doch das ist nicht alles – der Tisch ist interaktiv. Es werden Fragen gestellt und verschiedene Antworten gegeben. Durch Antippen der Antwort spielt man mit. Ist die Antwort dann richtig, erscheint ein Teil eines Essens auf dem Teller. Schade, dass ich allein bin – mit mehr Mitspielern wäre das garantiert noch besser.
Doch bevor ich mich dem Haus widme, erkunde ich erst einmal das Grundstück. Ich mache mich auf den Weg zum Walled Garden. Die Felder, die ich unterwegs sehe, gehören ebenfalls zu Holkham Hall.
Auf dem Rückweg zum Haus komme ich an einem Teich vorbei, wo die Wildgänse gerade mit ihren Jungen unterwegs sind.
Zu Holkham Hall gehört, wie es sich für ein standesgemäßes englisches Anwesen gehört, natürlich auch ein Deer Park. Und die Tiere zeigen sich mir sogar in größeren Gruppen. Zu dicht herangehen klappt allerdings nicht, dann drehen sie um und ergreifen die Flucht.
Verschiedene Monumente zieren den Park des Anwesens ebenso wie ein Teich, auf dem diese farbenfrohen Enten mit ihrem Nachwuchs unterwegs sind.
Dann gehe ich zum Haus zurück, denn das ist erst ab 12 Uhr geöffnet. Nun aber ist es so weit. Holkham Hall wurde für Thomas Coke, den 1. Earl of Leicester im Stils des Palladianismus erbaut. Prototyp dieses Stils ist Chiswick House in London, doch auch dieses Haus ist ein Prachtexemplar des Baustils. Der Palladianismus war besonders bei den Mitgliedern der British Whig Party beliebt. Sie identifizierten sich mit den antiken Römern, weswegen das Haus auch an einen römischen Palast erinnerte. Der Bau hatte bei seiner Fertigstellung 1764 ganze 90.000 Pfund verschlungen, was heute in etwa 8 Millionen Pfund entspricht. Die Summer ruinierte die Familie fast vollständig, weswegen am Gebäude kaum Veränderungen vorgenommen wurden und es noch nahezu im Originalzustand erhalten ist.
Erst innen entfaltet sich dann die ganze Pracht von Holkham Hall, ein absichtlicher Kontrast zur eher schlichten Fassade. Die Innenausstattung gehört noch heute zu den prächtigsten in ganz England. Das Haus betrete ich durch die Marmorhalle, die einer römischen Basilika nachempfunden ist. Die Halle ist über 15 Meter hoch und wird von einer weißen Marmortreppe dominiert. Die goldene Decke ruht auf ionischen Säulen aus Alabaster.
Von der Haupthalle gelange ich in die State Rooms, die Repräsentationsräume des Hauses.
Wer jetzt glaubt, dass das hier alles ein Museum ist, der irrt aber gewaltig. Das Haus wird immer noch von der Familie genutzt. Dieses Schlafzimmer ist z.B. ein Gästezimmer und die Nutzung erkennt man beim genauen Hinsehen, denn es gibt Telefon, Fernsehen und ein traumhaftes Badezimmer.
In der Statue Gallery finden sich römische und griechische Statuen, die Thomas Coke auf seiner Grand-Tour erwarb.
In der grandiosen Bibliothek werden schließlich viele Schätze der Literatur aufbewahrt, die Thomas Coke ebenfalls auf seiner Europatour kaufte. Und auch die Nähe zum Königshaus kann man gut erkennen.
Im Untergeschoss, wo früher die Bediensteten lebten und arbeiteten, gibt es heute ein kleines Museum zu Holkham Hall.
Faszinierend dabei ist besonders ein Blick in die Küche, wo große Gemälde die Wände zieren. Diese zeigen alle Angestellten der jeweiligen Abteilungen. Der Earl ließ diese Bilder als Dank an sein Personal anfertigen.
Wieder draußen setze ich meine Erkundung des Parks noch etwas fort.
Und jetzt ist auch der fantastische Springbrunnen angeschaltet, sodass ich diesen ebenfalls auf ein Foto banne.
Als ich zurück zum Auto gehen will, fällt mir schließlich dieser Hund auf, der sich im Garten vor dem Haus aufhält. Diesen Teil können Besucher nicht betreten und ich erfahre kurze Zeit später, dass dies der Haushund des Earls ist. Er ist sehr zutraulich und lässt sich sogar kraulen.
Ich sage Good bye zu Holkham Hall, das mir trotz oder vielleicht auch gerade wegen seines schlichten Äußeren sehr gut gefallen hat. Hierher würde ich gerne noch einmal zurückkehren.
Holkham Hall
Wells-next-the-Sea, NR23 1AB
1. April-31. Oktober:
Garten: täglich 9–17 Uhr
Haus: So, Mo, Do 12–16 Uhr
Eintritt: 16 Pfund (2019) oder HHA
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