Tag 10: Donnerstag, 07. September 2017
Up North – Petoskey nach Manistique
„I love the sounds and the power of pounding water, whether it is the waves or a waterfall.” – Mike May
Eigentlich hatte ich vor, mich wenigstens heute Morgen noch ein wenig in Petoskey umzusehen, doch das verwerfe ich ganz schnell, denn draußen ist es bedeckt und nieselt leicht. Ein Blick auf die Wetterkarte verspricht jedoch etwas weiter nördlich besseres Wetter, genau dort, wo ich gestern schon gewesen bin, in Mackinaw City. Also verlasse ich schnell das Hotel und mache mich wieder auf den Weg.
Eine Stunde später bin ich bereits da und hier scheint tatsächlich die Sonne, alles richtig gemacht. So führt mich mein Weg noch einmal zum Leuchtturm, der heute auch geöffnet haben soll. Schaun wir mal, ob das stimmt.
Im Jahr 1889 beauftragte der Kongress den Bau eines Leuchtturms an dieser Stelle, da der Schiffsverkehr zwischen dem Lake Michigan und dem Lake Huron immer mehr zunahm und der Leuchtturm am McGulpin Point nicht gut genug zu sehen war. 1892 konnte der Turm schließlich in Betrieb genommen werden, dessen Licht für 16 Meilen sichtbar war. Die nächsten knapp 60 Jahre war der Turm in Betrieb und im Haus daneben lebte ein Leuchtturmwärter mit seiner Familie.
Nachdem der Leuchtturm außer Betrieb gestellt wurde, wandelte man ihn in ein Museum um. Heute wird er vom Mackinac State Park verwaltet und im Leuchtturmwärterhaus ist auch ein maritimes Museum untergebracht. Besonders die zahlreichen Unfälle auf den Seen werden hier dokumentiert.
Eines der schwersten Unglücke der letzten einhundert Jahre war wohl der Untergang der „Cedarville”. Der 1927 gebaute Schlepper war von Rogers Point in Michigan nach Gary in Indiana unterwegs und hatte Kalkstein geladen.
Eine Meile östlich der Mackinac Bridge geriet das Schiff auf seiner Reise am 7. Mai 1965 in dichten Nebel. Kurze Zeit später kollidierte die Cedarville mit dem norwegischen Frachter SS Topdalsfjord. Grund dafür war ein Missverständnis, denn die Schiffe wollten sich ursprünglich ausweichen, schlugen aber beide denselben Kurs ein.
Bei der Kollision beschädigte die SS Topdalsfjord die Cedarville stark, besonders unter der Wasseroberfläche. Der Kapitän versuchte noch das Schiff zu retten, indem er Wasser in einige Kammern pumpen ließ, um ein Gegengewicht zu schaffen. Außerdem wollte er die Cedarville auf Grund laufen lassen.
Doch dazu kam es nicht mehr, denn das viele Wasser drückte zuerst den Bug nach unten und führte dann dazu, dass der Frachter sich drehte und unterging. Von der 35-köpfigen Besatzung fanden zehn den Tod. Das Schiff selbst liegt noch heute auf dem Grund des Lake Huron in elf bis dreiundzwanzig Metern Tiefe.
Weiterhin werden im Museum viele andere Fundstücke aus gesunkenen Schiffen ausgestellt, die teilweise von Tauchern geborgen oder einfach an der Strand gespült wurden.
Auf den Turm kann ich hier leider nicht, nur ein Blick auf die Treppe ist möglich und die Fresnel Linse steht in einem Raum im Erdgeschoss.
Noch einmal gehe ich, wie schon gestern Abend, ans Seeufer und schaue auf die Mackinac Bridge, die ich heute noch überqueren werde.
Bei meinen Recherchen habe ich festgestellt, dass es in Mackinaw City noch einen weiteren Leuchtturm gibt und da so schönes Wetter ist, mache ich mich dorthin auf den Weg. Das McGulpin Point Lighthouse ist jener Leuchtturm, der 1869 zuerst an der Straße von Mackinac errichtet wurde. Nur war der Ort nicht sehr gut gewählt.
Das McGulpin Point Lighthouse ist der älteste Leuchtturm, der heute noch an der Straße von Mackinac erhalten ist. Das Licht des zwölf Meter hohen Turms kann bis zu 31 Kilometer gesehen, doch reichte es nicht aus, um Schiffsunglücke wirklich zu verhindern, weswegen nur zwanzig Jahre später zusätzlich das Old Mackinac Point Lighthouse erbaut wurde.
Seit 2008 gehört der kleine Leuchtturm dem Emmet County, das ihn restaurierte und das angeschlossene Leuchtturmwärterhaus wieder mit historischen Möbeln ausstattete.
So kann ich hier auch auf den Turm steigen. Vierundvierzig enge Stufen sind dafür zu überwinden. Besonders die schmale Trittfläche macht den Aufstieg schwierig.
Im Dachgeschoss gibt es dann eine kleine Unterbrechung, denn hier ist ein weiteres Schlafzimmer untergebracht.
Dann wird die Treppe immer enger und zum Schluss muss ich mich noch durch ein rund 50 Zentimeter breites Loch zwängen, bevor ich in der Spitze des Turms ankomme. Besonders mit Tasche und Kameraausrüstung ist das gar nicht so einfach.
Das heutige Licht ist nicht mehr original, genauso wie die gesamte Spitze. Nach der Deaktivierung des Leuchtturms im Jahr 1906 wurde sie abgebaut. Während der Restaurierung wurde jedoch eine Replik geschaffen und seit 2009, mit Erlaubnis der Küstenwache, auch das Licht wieder angeschaltet.
Nach Süden blicke ich vom Turm über das Grundstück, das ihn umgibt und die Wälder dahinter. Nach Norden sind heute auch fast nur noch Bäume zu sehen und ein winziger Streifen Wasser.
Vom Leuchtturm führt eine kleine Piste direkt ans Seeufer und da ich neugierig bin, ist das mein nächster Weg. Bis ganz ans Ufer führt der Weg, kein anderer Mensch ist hier, ich habe den Ausblick ganz für mich allein.
Ich stelle das Auto am Rand ab und laufe zum Wasser. Der Abstecher lohnt sich und ich werde mit tollen Ausblicken auf die Mackinac Straße und die Mackinac Bridge belohnt.
Dann wird es aber Zeit, sich vom südlichen Michigan zu verabschieden. Ich hatte schöne Tage, habe vieles gesehen und einiges ist auf der ewigen Liste für einen Wiederholungsbesuch geblieben. Für diese Reise aber geht es nun weiter nach Norden und über die Mackinac Bridge auf die Upper Peninsula, die mir noch fast gänzlich unbekannt ist.
Nur einmal war ich bisher in dieser Gegend, das war 2004. Damals bin ich von Sault Ste. Marie gekommen und nur auf dem Interstate und über die Brücke nach Süden gefahren. Die meisten Ziele links und rechts der Straße waren mir völlig unbekannt. Das ist nun anders, ich habe so viele Ziele, dass ich gar nicht alles besuchen kann. Aber egal, erst einmal geht es weiter.
Gleich hinter der Zufahrt zur Brücke gibt es einen ersten Stopp, den Castle Rock. Diese Attraktion gibt es bereits seit 1928, als C.C. Eby die 59 Meter hohe Felsnadel sowie das umliegende Grundstück kaufte und für Touristen öffnete. Noch heute wird die Attraktion von der Familie betrieben.
Bevor es an das Besteigen der Felsnadel geht, führt mich mein Weg aber erst einmal in den Shop, wo ich meinen Eintritt bezahle. Im Shop gibt es aber nicht nur typische Souvenirs, bereits seit den 50ziger Jahren bietet die Familie ansässigen Indianerfamilien eine Plattform, um ihre Produkte zu verkaufen.
Die erste Attraktion nach dem Verlassen des Shops ist dann dieser Paul Bunyan mit dem blauen Ochsen. Die Paul Bunyan Statuen gibt es überall in den nördlichen Staaten der USA, wo viel Holzindustrie zu finden ist. Der sagenhafte Holzfäller soll so groß gewesen sein, dass seine Fußabdrücke die 10.000 Seen Minnesotas schufen. Es gibt viele Geschichten und Mythen, die sich um den Holzfäller und seinen Ochsen Babe ranken.
Dann beginnt der Aufstieg. Über unzählige Stufen, die teilweise bis in den Himmel zu ragen scheinen, geht es immer weiter hinauf.
Irgendwann nehmen die Treppen dann ein Ende und ich stehe vor einer schmalen Eisenbrücke, die hinüber zur Kalksteinnadel führt.
Als auch das geschafft ist, kann ich den Ausblick auf den Lake Huron genießen. Leider hat der Wetterbericht recht behalten und es hat sich inzwischen fast völlig zugezogen. Am Horizont kann ich sogar Regenschauer entdecken. Was bin ich froh, dass ich gestern nach Mackinac Island gefahren bin.
Nach Süden hin kann ich den Interstate 75 erkennen, an dem der Castle Rock liegt. Dahinter befindet sich das kleine Örtchen St. Ignace.
Dann geht es über die Brücke und die vielen Stufen wieder hinunter. Das ist kaum weniger anstrengend, denn es geht ganz schön auf die Knie.
Wieder am Parkplatz angekommen, werfe ich noch einen letzten Blick hinauf zur Felsnadel, auf der ich gerade auch noch gestanden habe.
Rund eine Stunde fahre ich nun weiter, zuerst über den Interstate, dann über Landstraßen. Den Abzweig nach Sault Ste. Marie lasse ich rechts liegen. Ich wäre gerne nochmals zu den riesigen Schleusen gefahren, doch dieser Umweg passt einfach nicht mehr in die Tour. Ich fahre stattdessen zum Ufer des Lake Superior und halte am Point Iroquois Lighthouse.
Der 1870 erbaute, zwanzig Meter hohe Turm nebst Leuchtturmwärterhaus steht am Übergang der Whitefish Bay in den St. Marys River, einer Wasserstraße, die zu den Schleusen von Sault Ste. Marie führt. Bis 1962 war der Turm in Betrieb und nur ein Jahr nach der Deaktivierung wurde die Fresnel Linse an das Smithonian Museum nach Washington verschickt. Die Linse, die heute zu sehen ist, kommt vom Martin Reef Light.
Das Leuchtturmwärterhaus ist aber nicht nur Museum zur Seefahrt auf den Großen Seen, Teile sind auch originalgetreu eingerichtet und spiegeln das oft einsame Leben der Leuchtturmwärter Familien wieder.
Zweiundsiebzig schmale Eisenstufen führen dann in die Spitze des Turms. Natürlich klettere ich auch hier bis ganz nach oben.
Und wieder gibt es eine schmale Luke, durch die ich am Ende hindurch muss. Da heißt es erst das Fotoequipment nach oben schieben und dann selbst hinaufklettern. Anders geht es nicht.
Der schöne Ausblick auf den Lake Superior (in deutsch wird er auch Oberer See genannt) entschädigt aber für alle Mühen. Es ist mein erster Blick auf den größten der fünf Seen auf dieser Reise. Nur einmal war ich bisher hier oben, allerdings damals an der Küste von Wisconsin und Minnesota.
Immer tiefer fahre ich nun in die Upper Peninsula von Michigan hinein. Rechts und links der Straße über weite Strecken nur Wälder. Doch ich muss aufmerksam sein, denn immer wieder kreuzt Wild meinen Weg.
Eine Unterbrechung der Strecke erlebe ich nur an dieser Baustelle. Aber auch hier bin ich einige Zeit das einzige Auto, das an der Ampel wartet. Viel Verkehr herrscht nicht, dieses Gebiet ist abseits der großen Touristenströme und noch recht ursprünglich.
An der Spitze einer Halbinsel, die in den Lake Superior hineinreicht, befindet sich der Whitefish Point. Hier steht ein weiterer Leuchtturm, dem ein maritimes Museum angeschlossen ist.
Der dreiundzwanzig Meter hohe Turm, dessen Licht rund 28 Kilometer weit sichtbar ist, wurde bereits 1849 erbaut und ist der älteste Leuchtturm am Lake Superior, der noch in Betrieb ist und mit Abstand der bedeutendste, denn die Gewässer hier sind als „Graveyard of the Great Lakes”, als Friedhof der Großen Seen, bekannt.
Zuerst besuche ich das Leuchtturmwärterhaus, das auch hier wie vor rund 100 Jahren eingerichtet ist, als die Leuchtturmwärter noch in dieser einsamen Gegend lebten.
Dem Leuchtturm angeschlossen ist das Great Lakes Shipwreck Museum, eine weitere Ausstellung, die sich mit den unzähligen Schiffsunglücken auf den Seen beschäftigt. In diesem Museum stehen natürlich die vielen Unfälle an genau dieser Stelle der Schifffahrtsrouten im Mittelpunkt.
Der Beginn der Ausstellung handelt aber erst einmal von der Besiedlung dieses Gebietes und von den ersten weißen Siedlern, die auf die hier ansässigen Ureinwohner stießen.
Doch schon bald schwenkt das Thema komplett zur Seefahrt über. Dabei wird die Bedeutung der Leuchttürme betrachtet, die für viele Schiffe überlebensnotwendig waren.
Weiterhin wird auch das Thema Wracktauchen beleuchtet, das hier schon eine sehr lange Tradition hat.
Einige Fundstücke, die vom Grund des Lake Superior geholt wurden, gehören zur 128 Meter langen SS John B. Cole. Der 1902 gebaute Frachter, war einer der ersten seiner Art, der auf den Seen unterwegs war. Bis zu jenem fatalen 12. Juli 1909, als er von der Isaac M. Scott, die sich auf ihrer Jungfernfahrt befand, gerammt wurde und innerhalb von drei Minuten sank. Vierzehn der 24 Seeleute starben.
Ein weiteres großes Unglück, das sich hier ereignete, war der Untergang der Edmund Fitzgerald. Als das Schiff 1958 in Dienst gestellt wurde, war es das größte Schiff, das auf den Seen unterwegs war. Ganze 222 Meter lang und 23 Meter breit war der Frachter und konnte über 25.000 Tonnen Ladung aufnehmen. Doch am 10. November 1975 sank das Schiff und riss 29 Seeleute mit in die Tiefe. Die Edmund Fitzgerald ist bis heute das größte Schiff, das auf den Seen verunglückte.
Auf dem Gebiet rund um den Leuchtturm war lange Zeit auch eine Station der Küstenwache aktiv. Die Männer, die hier stationiert waren, setzten oft ihr eigenes Leben aufs Spiel, um Opfer von Schiffsunglücken zu bergen.
Ihnen ist ein weiteres kleines Museum gewidmet, das die Anfänge der Seenotretter am Whitefish Point erzählt.
Mit Booten wie diesem ruderten die Männer auf den See hinaus, um Überlebende zu suchen. Kein ungefährliches Unterfangen bei rauer See und Sturm.
Nach dem Besuch dieses beeindruckenden kleinen Museums gehe ich noch die wenigen Schritte bis ans Ufer des Lake Superior, der heute ganz ruhig vor mir liegt. Kaum zu glauben, dass es hier solche gefährlichen Stürme geben kann. Am Horizont sehe ich einen Frachter vorbeifahren. Auch heute spielt die Seefahrt hier noch eine Rolle.
Gedenktafeln erinnern an die vielen tragischen Schiffsunglücke, die sich hier zugetragen haben. Seit Schiffe auf dem Lake Superior unterwegs sind, gab es um die 550 Unglücke, die dokumentiert sind und an dieser Stelle wurden mehr Schiffe verloren als an jeder anderen des Sees. Heute haben die Unglücke nachgelassen, besonders dank besserer Ausrüstung. Und es sind auch nur noch rund 200 Schiffe auf dem See unterwegs, vor rund 100 Jahren waren es noch bis zu 3200.
Hier am Strand gibt es noch ein weiteres Denkmal, dass an die Edmund Fitzgerald erinnert, stellvertretend auch für die über 320 Seeleute, die bei rund 300 Unglücken an dieser Stelle ihr Leben verloren und ihre letzte Ruhe auf dem Friedhof der Großen Seen fanden.
Als ich vom Leuchtturm abfahre, ist es leider vorbei mit dem Sonnenschein, die dicken Wolken lassen nun keinen einzigen Strahl mehr hindurch. Gut, dass bei meinen letzten Ziel des Tages zu viel Sonne eher hinderlich wäre.
Durch einsame Wälder fahre ich ein Stück ins Innere der Upper Peninsula und erreiche so den Tahquamenon Falls State Park, der aus mehreren Wasserfällen besteht. Zuerst besuche ich die unteren Wasserfälle.
Wer allerdings glaubt, hier nur kurz halten zu können und dann wieder unterwegs zu sein, der wird enttäuscht sein. Der Blick vom Parkplatz sieht erst einmal nur so aus.
Um überhaupt zu einem der Wasserfälle zu kommen, bedarf es schon einer kleinen Wanderung. Hier am unteren Wasserfall führt diese über einen Boardwalk, damit man sicher und komfortabel zum Aussichtspunkt gelangt, denn das Gebiet hier ist sehr sumpfig.
Hinter jeder Biegung erwarte ich nun endlich etwas zu sehen, doch der Weg geht immer weiter. Manchmal raschelt es rechts und links im Gebüsch, aber Tiere zu sehen bekomme ich hier nicht.
Ich glaube schon gar nicht mehr am Fluss anzukommen, da macht der Weg ganz plötzlich eine letzte Biegung und dann liegen die Lower Tahquamenon Falls vor mir. Insgesamt gibt es fünf Wasserfälle, die sich rund um eine Insel ergießen. Im Sommer kann man mit dem Ruderboot den Fällen ganz nah kommen, doch die Saison dafür ist längst vorbei.
Ich laufe die verschiedenen Aussichtspunkte ab und treffe nur selten auf andere Besucher. Die meiste Zeit bin ich allein unterwegs. Hier merkt man ganz deutlich, dass die Saison mit dem Labor Day beendet ist.
Stören tut mich das aber nicht, denn so kann ich den Ausblick einfach nur genießen und dem Rauschen des Wassers zuhören.
Etwas später laufe ich zurück zum Auto. Man könnte auch zu den rund vier Meilen Flussaufwärts gelegenen Upper Falls laufen, doch der Weg ist mir so spät am Nachmittag etwas zu weit. So fahre ich mit dem Auto und parke auf dem Parkplatz der Upper Falls.
Auf diesem Parkplatz ist etwas mehr los, aber von Überfüllung keine Spur. Rund ein Dutzend Autos stehen hier und ich sehe eine Handvoll anderer Wanderer. Auch hier heißt es erst einmal laufen, allerdings diesmal nur rund 500 Meter, bis ich den ersten Blick auf den Wasserfall erhaschen kann.
Um eine bessere Perspektive zu bekommen, heißt es dann aber Treppen steigen. Ganze 94 Stufen führen zur Aussichtsplattform am Fluss.
Der obere Tahquamenon Wasserfall ist auf jeden Fall der beeindruckendere der beiden. Er ist 60 Meter breit und stürzt 40 Meter in die Tiefe. Noch viel beeindruckender ist allerdings die Menge an Wasser, die hier transportiert wird. Ein Schild, das die Ranger aufgestellt haben, besagt, dass hier rund 200.000 Liter in der Sekunde hinunter fließen, nur die Niagara Fälle und die Cohoes Falls in New York transportieren östlich des Mississippi noch mehr Wasser. Der Lärmpegel ist dementsprechend.
Die gelb-braune Färbung bekommt das Wasser übrigens durch die Zedern Bäume, die hier an den sumpfigen Ufern stehen und deren Tannine, das sind pflanzliche Gerbstoffe, das Wasser einfärben.
So schön der Anblick auch ist, irgendwann muss ich dann die 94 Stufen wieder hoch, was an den Kräften zehrt, nachdem ich heute schon einige Leuchttürme bestiegen habe und auch nicht gerade wenig unterwegs war.
Vom Wanderweg am Fluss entlang, kann man diesen hingegen kaum sehen, sondern nur hören. Es gäbe noch einen weiteren Aussichtspunkt am Ufer, doch dafür müsste ich nochmal 116 Stufen hinuntersteigen, was mir heute einfach zu viel ist.
Stattdessen begnüge ich mich mit der Aussichtsplattform, die hoch über dem Fluss gebaut wurde. Hier gibt es auch eine Tafel mit interessanten Fakten.
Die Aussicht ist von hier oben zwar nicht ganz so schön, jedoch bin ich ja eben am Fluss gewesen. Der zweite untere Aussichtspunkt ist nur etwas weiter Flussabwärts.
Ich laufe noch ein Stückchen weiter am Fluss entlang und hier kreuzen immer wieder Hörnchen meinen Weg. Ansonsten treffe ich nur wenige Menschen.
Kurz vor der Treppe mit den 116 Stufen gibt es noch einen weiteren Aussichtspunkt, wo ich ein letztes Mal halte.
Dann geht es zurück zum Auto. Diesmal aber nicht über den gepflasterten Weg, sondern über den etwas längeren Nature Trail.
Wieder am Auto, fahre ich weiter. Nun führt mich der Weg zurück in den Süden der Halbinsel und an das Ufer des Lake Michigan. Der Zickzack Kurs ist gewollt, denn ich habe mich mit der Route nicht nur den ziemlich hohen Übernachtungspreisen angepasst, sondern auch den Öffnungszeiten einiger Sehenswürdigkeiten, die ich unbedingt anschauen will. So erreiche ich dann am frühen Abend Manistique, wo ich die Econo Lodge reserviert habe.
Nach dem Einchecken fahre ich zum Big Boy, einem der wenigen Restaurants in dem kleinen Städtchen, das außer zwei Supermärkten und drei Hotels nicht viel zu bieten hat. Trotzdem gefällt es mir. Die südliche Upper Peninsula hat einen anderen Rhythmus, ruhiger ist es hier und weniger Touristen verirren sich in diese Ecke. Als Deutsche bin ich fast schon eine kleine Kuriosität.
Das Buffet im Big Boy war gut. Satt und zufrieden kehre ich ins Hotel zurück und überprüfe noch einmal die Pläne sowie den Wetterbericht für morgen, denn es stehen noch einige weitere Highlights auf dem Programm.
Meilen: 294
Wetter: meist bewölkt, 55–61 Grad
Hotel: Econo Lodge Lakeshore