Down by the Lake – Rund um die Großen Seen


Tag 10: Don­ners­tag, 07. Sep­tem­ber 2017
Up North – Peto­skey nach Manistique

„I love the sounds and the power of poun­ding water, whe­ther it is the waves or a water­fall.” – Mike May

Eigent­lich hat­te ich vor, mich wenig­stens heu­te Mor­gen noch ein wenig in Peto­skey umzu­se­hen, doch das ver­wer­fe ich ganz schnell, denn drau­ßen ist es bedeckt und nie­selt leicht. Ein Blick auf die Wet­ter­kar­te ver­spricht jedoch etwas wei­ter nörd­lich bes­se­res Wet­ter, genau dort, wo ich gestern schon gewe­sen bin, in Mack­i­naw City. Also ver­las­se ich schnell das Hotel und mache mich wie­der auf den Weg. 

Eine Stun­de spä­ter bin ich bereits da und hier scheint tat­säch­lich die Son­ne, alles rich­tig gemacht. So führt mich mein Weg noch ein­mal zum Leucht­turm, der heu­te auch geöff­net haben soll. Schaun wir mal, ob das stimmt.

Im Jahr 1889 beauf­trag­te der Kon­gress den Bau eines Leucht­turms an die­ser Stel­le, da der Schiffs­ver­kehr zwi­schen dem Lake Michi­gan und dem Lake Huron immer mehr zunahm und der Leucht­turm am McGul­pin Point nicht gut genug zu sehen war. 1892 konn­te der Turm schließ­lich in Betrieb genom­men wer­den, des­sen Licht für 16 Mei­len sicht­bar war. Die näch­sten knapp 60 Jah­re war der Turm in Betrieb und im Haus dane­ben leb­te ein Leucht­turm­wär­ter mit sei­ner Familie.

Nach­dem der Leucht­turm außer Betrieb gestellt wur­de, wan­del­te man ihn in ein Muse­um um. Heu­te wird er vom Mack­inac Sta­te Park ver­wal­tet und im Leucht­turm­wär­ter­haus ist auch ein mari­ti­mes Muse­um unter­ge­bracht. Beson­ders die zahl­rei­chen Unfäl­le auf den Seen wer­den hier dokumentiert.

Eines der schwer­sten Unglücke der letz­ten ein­hun­dert Jah­re war wohl der Unter­gang der „Cedar­ville”. Der 1927 gebau­te Schlep­per war von Rogers Point in Michi­gan nach Gary in India­na unter­wegs und hat­te Kalk­stein geladen.

Eine Mei­le öst­lich der Mack­inac Bridge geriet das Schiff auf sei­ner Rei­se am 7. Mai 1965 in dich­ten Nebel. Kur­ze Zeit spä­ter kol­li­dier­te die Cedar­ville mit dem nor­we­gi­schen Frach­ter SS Top­dals­fjord. Grund dafür war ein Miss­ver­ständ­nis, denn die Schif­fe woll­ten sich ursprüng­lich aus­wei­chen, schlu­gen aber bei­de den­sel­ben Kurs ein.

Bei der Kol­li­si­on beschä­dig­te die SS Top­dals­fjord die Cedar­ville stark, beson­ders unter der Was­ser­ober­flä­che. Der Kapi­tän ver­such­te noch das Schiff zu ret­ten, indem er Was­ser in eini­ge Kam­mern pum­pen ließ, um ein Gegen­ge­wicht zu schaf­fen. Außer­dem woll­te er die Cedar­ville auf Grund lau­fen lassen.

Doch dazu kam es nicht mehr, denn das vie­le Was­ser drück­te zuerst den Bug nach unten und führ­te dann dazu, dass der Frach­ter sich dreh­te und unter­ging. Von der 35-​köpfigen Besat­zung fan­den zehn den Tod. Das Schiff selbst liegt noch heu­te auf dem Grund des Lake Huron in elf bis drei­und­zwan­zig Metern Tiefe.

Wei­ter­hin wer­den im Muse­um vie­le ande­re Fund­stücke aus gesun­ke­nen Schif­fen aus­ge­stellt, die teil­wei­se von Tau­chern gebor­gen oder ein­fach an der Strand gespült wurden.

Auf den Turm kann ich hier lei­der nicht, nur ein Blick auf die Trep­pe ist mög­lich und die Fres­nel Lin­se steht in einem Raum im Erdgeschoss.

Noch ein­mal gehe ich, wie schon gestern Abend, ans See­ufer und schaue auf die Mack­inac Bridge, die ich heu­te noch über­que­ren werde.

Bei mei­nen Recher­chen habe ich fest­ge­stellt, dass es in Mack­i­naw City noch einen wei­te­ren Leucht­turm gibt und da so schö­nes Wet­ter ist, mache ich mich dort­hin auf den Weg. Das McGul­pin Point Light­house ist jener Leucht­turm, der 1869 zuerst an der Stra­ße von Mack­inac errich­tet wur­de. Nur war der Ort nicht sehr gut gewählt.

Das McGul­pin Point Light­house ist der älte­ste Leucht­turm, der heu­te noch an der Stra­ße von Mack­inac erhal­ten ist. Das Licht des zwölf Meter hohen Turms kann bis zu 31 Kilo­me­ter gese­hen, doch reich­te es nicht aus, um Schiffs­un­glücke wirk­lich zu ver­hin­dern, wes­we­gen nur zwan­zig Jah­re spä­ter zusätz­lich das Old Mack­inac Point Light­house erbaut wurde. 

Seit 2008 gehört der klei­ne Leucht­turm dem Emmet Coun­ty, das ihn restau­rier­te und das ange­schlos­se­ne Leucht­turm­wär­ter­haus wie­der mit histo­ri­schen Möbeln ausstattete.

So kann ich hier auch auf den Turm stei­gen. Vier­und­vier­zig enge Stu­fen sind dafür zu über­win­den. Beson­ders die schma­le Tritt­flä­che macht den Auf­stieg schwierig.

Im Dach­ge­schoss gibt es dann eine klei­ne Unter­bre­chung, denn hier ist ein wei­te­res Schlaf­zim­mer untergebracht.

Dann wird die Trep­pe immer enger und zum Schluss muss ich mich noch durch ein rund 50 Zen­ti­me­ter brei­tes Loch zwän­gen, bevor ich in der Spit­ze des Turms ankom­me. Beson­ders mit Tasche und Kame­ra­aus­rü­stung ist das gar nicht so einfach.

Das heu­ti­ge Licht ist nicht mehr ori­gi­nal, genau­so wie die gesam­te Spit­ze. Nach der Deak­ti­vie­rung des Leucht­turms im Jahr 1906 wur­de sie abge­baut. Wäh­rend der Restau­rie­rung wur­de jedoch eine Replik geschaf­fen und seit 2009, mit Erlaub­nis der Küsten­wa­che, auch das Licht wie­der angeschaltet.

Nach Süden blicke ich vom Turm über das Grund­stück, das ihn umgibt und die Wäl­der dahin­ter. Nach Nor­den sind heu­te auch fast nur noch Bäu­me zu sehen und ein win­zi­ger Strei­fen Wasser.

Vom Leucht­turm führt eine klei­ne Piste direkt ans See­ufer und da ich neu­gie­rig bin, ist das mein näch­ster Weg. Bis ganz ans Ufer führt der Weg, kein ande­rer Mensch ist hier, ich habe den Aus­blick ganz für mich allein.

Ich stel­le das Auto am Rand ab und lau­fe zum Was­ser. Der Abste­cher lohnt sich und ich wer­de mit tol­len Aus­blicken auf die Mack­inac Stra­ße und die Mack­inac Bridge belohnt.

Dann wird es aber Zeit, sich vom süd­li­chen Michi­gan zu ver­ab­schie­den. Ich hat­te schö­ne Tage, habe vie­les gese­hen und eini­ges ist auf der ewi­gen Liste für einen Wie­der­ho­lungs­be­such geblie­ben. Für die­se Rei­se aber geht es nun wei­ter nach Nor­den und über die Mack­inac Bridge auf die Upper Pen­in­su­la, die mir noch fast gänz­lich unbe­kannt ist.

Nur ein­mal war ich bis­her in die­ser Gegend, das war 2004. Damals bin ich von Sault Ste. Marie gekom­men und nur auf dem Inter­sta­te und über die Brücke nach Süden gefah­ren. Die mei­sten Zie­le links und rechts der Stra­ße waren mir völ­lig unbe­kannt. Das ist nun anders, ich habe so vie­le Zie­le, dass ich gar nicht alles besu­chen kann. Aber egal, erst ein­mal geht es weiter.

Gleich hin­ter der Zufahrt zur Brücke gibt es einen ersten Stopp, den Cast­le Rock. Die­se Attrak­ti­on gibt es bereits seit 1928, als C.C. Eby die 59 Meter hohe Fels­na­del sowie das umlie­gen­de Grund­stück kauf­te und für Tou­ri­sten öff­ne­te. Noch heu­te wird die Attrak­ti­on von der Fami­lie betrieben.

Bevor es an das Bestei­gen der Fels­na­del geht, führt mich mein Weg aber erst ein­mal in den Shop, wo ich mei­nen Ein­tritt bezah­le. Im Shop gibt es aber nicht nur typi­sche Sou­ve­nirs, bereits seit den 50ziger Jah­ren bie­tet die Fami­lie ansäs­si­gen India­ner­fa­mi­li­en eine Platt­form, um ihre Pro­duk­te zu verkaufen.

Die erste Attrak­ti­on nach dem Ver­las­sen des Shops ist dann die­ser Paul Bun­y­an mit dem blau­en Och­sen. Die Paul Bun­y­an Sta­tu­en gibt es über­all in den nörd­li­chen Staa­ten der USA, wo viel Holz­in­du­strie zu fin­den ist. Der sagen­haf­te Holz­fäl­ler soll so groß gewe­sen sein, dass sei­ne Fuß­ab­drücke die 10.000 Seen Min­ne­so­tas schu­fen. Es gibt vie­le Geschich­ten und Mythen, die sich um den Holz­fäl­ler und sei­nen Och­sen Babe ranken. 

Dann beginnt der Auf­stieg. Über unzäh­li­ge Stu­fen, die teil­wei­se bis in den Him­mel zu ragen schei­nen, geht es immer wei­ter hinauf.

Irgend­wann neh­men die Trep­pen dann ein Ende und ich ste­he vor einer schma­len Eisen­brücke, die hin­über zur Kalk­stein­na­del führt.

Als auch das geschafft ist, kann ich den Aus­blick auf den Lake Huron genie­ßen. Lei­der hat der Wet­ter­be­richt recht behal­ten und es hat sich inzwi­schen fast völ­lig zuge­zo­gen. Am Hori­zont kann ich sogar Regen­schau­er ent­decken. Was bin ich froh, dass ich gestern nach Mack­inac Island gefah­ren bin.

Nach Süden hin kann ich den Inter­sta­te 75 erken­nen, an dem der Cast­le Rock liegt. Dahin­ter befin­det sich das klei­ne Ört­chen St. Ignace.

Dann geht es über die Brücke und die vie­len Stu­fen wie­der hin­un­ter. Das ist kaum weni­ger anstren­gend, denn es geht ganz schön auf die Knie.

Wie­der am Park­platz ange­kom­men, wer­fe ich noch einen letz­ten Blick hin­auf zur Fels­na­del, auf der ich gera­de auch noch gestan­den habe.

Rund eine Stun­de fah­re ich nun wei­ter, zuerst über den Inter­sta­te, dann über Land­stra­ßen. Den Abzweig nach Sault Ste. Marie las­se ich rechts lie­gen. Ich wäre ger­ne noch­mals zu den rie­si­gen Schleu­sen gefah­ren, doch die­ser Umweg passt ein­fach nicht mehr in die Tour. Ich fah­re statt­des­sen zum Ufer des Lake Supe­ri­or und hal­te am Point Iro­quois Lighthouse. 

Der 1870 erbau­te, zwan­zig Meter hohe Turm nebst Leucht­turm­wär­ter­haus steht am Über­gang der White­fi­sh Bay in den St. Marys River, einer Was­ser­stra­ße, die zu den Schleu­sen von Sault Ste. Marie führt. Bis 1962 war der Turm in Betrieb und nur ein Jahr nach der Deak­ti­vie­rung wur­de die Fres­nel Lin­se an das Smit­ho­ni­an Muse­um nach Washing­ton ver­schickt. Die Lin­se, die heu­te zu sehen ist, kommt vom Mar­tin Reef Light.

Das Leucht­turm­wär­ter­haus ist aber nicht nur Muse­um zur See­fahrt auf den Gro­ßen Seen, Tei­le sind auch ori­gi­nal­ge­treu ein­ge­rich­tet und spie­geln das oft ein­sa­me Leben der Leucht­turm­wär­ter Fami­li­en wieder.

Zwei­und­sieb­zig schma­le Eisen­stu­fen füh­ren dann in die Spit­ze des Turms. Natür­lich klet­te­re ich auch hier bis ganz nach oben.

Und wie­der gibt es eine schma­le Luke, durch die ich am Ende hin­durch muss. Da heißt es erst das Foto­e­quip­ment nach oben schie­ben und dann selbst hin­auf­klet­tern. Anders geht es nicht. 

Der schö­ne Aus­blick auf den Lake Supe­ri­or (in deutsch wird er auch Obe­rer See genannt) ent­schä­digt aber für alle Mühen. Es ist mein erster Blick auf den größ­ten der fünf Seen auf die­ser Rei­se. Nur ein­mal war ich bis­her hier oben, aller­dings damals an der Küste von Wis­con­sin und Minnesota.

Immer tie­fer fah­re ich nun in die Upper Pen­in­su­la von Michi­gan hin­ein. Rechts und links der Stra­ße über wei­te Strecken nur Wäl­der. Doch ich muss auf­merk­sam sein, denn immer wie­der kreuzt Wild mei­nen Weg.

Eine Unter­bre­chung der Strecke erle­be ich nur an die­ser Bau­stel­le. Aber auch hier bin ich eini­ge Zeit das ein­zi­ge Auto, das an der Ampel war­tet. Viel Ver­kehr herrscht nicht, die­ses Gebiet ist abseits der gro­ßen Tou­ri­sten­strö­me und noch recht ursprünglich.

An der Spit­ze einer Halb­in­sel, die in den Lake Supe­ri­or hin­ein­reicht, befin­det sich der White­fi­sh Point. Hier steht ein wei­te­rer Leucht­turm, dem ein mari­ti­mes Muse­um ange­schlos­sen ist.

Der drei­und­zwan­zig Meter hohe Turm, des­sen Licht rund 28 Kilo­me­ter weit sicht­bar ist, wur­de bereits 1849 erbaut und ist der älte­ste Leucht­turm am Lake Supe­ri­or, der noch in Betrieb ist und mit Abstand der bedeu­tend­ste, denn die Gewäs­ser hier sind als „Gra­vey­ard of the Gre­at Lakes”, als Fried­hof der Gro­ßen Seen, bekannt.

Zuerst besu­che ich das Leucht­turm­wär­ter­haus, das auch hier wie vor rund 100 Jah­ren ein­ge­rich­tet ist, als die Leucht­turm­wär­ter noch in die­ser ein­sa­men Gegend lebten.

Dem Leucht­turm ange­schlos­sen ist das Gre­at Lakes Ship­w­reck Muse­um, eine wei­te­re Aus­stel­lung, die sich mit den unzäh­li­gen Schiffs­un­glücken auf den Seen beschäf­tigt. In die­sem Muse­um ste­hen natür­lich die vie­len Unfäl­le an genau die­ser Stel­le der Schiff­fahrts­rou­ten im Mittelpunkt.

Der Beginn der Aus­stel­lung han­delt aber erst ein­mal von der Besied­lung die­ses Gebie­tes und von den ersten wei­ßen Sied­lern, die auf die hier ansäs­si­gen Urein­woh­ner stießen.

Doch schon bald schwenkt das The­ma kom­plett zur See­fahrt über. Dabei wird die Bedeu­tung der Leucht­tür­me betrach­tet, die für vie­le Schif­fe über­le­bens­not­wen­dig waren.

Wei­ter­hin wird auch das The­ma Wrack­tau­chen beleuch­tet, das hier schon eine sehr lan­ge Tra­di­ti­on hat.

Eini­ge Fund­stücke, die vom Grund des Lake Supe­ri­or geholt wur­den, gehö­ren zur 128 Meter lan­gen SS John B. Cole. Der 1902 gebau­te Frach­ter, war einer der ersten sei­ner Art, der auf den Seen unter­wegs war. Bis zu jenem fata­len 12. Juli 1909, als er von der Isaac M. Scott, die sich auf ihrer Jung­fern­fahrt befand, gerammt wur­de und inner­halb von drei Minu­ten sank. Vier­zehn der 24 See­leu­te starben.

Ein wei­te­res gro­ßes Unglück, das sich hier ereig­ne­te, war der Unter­gang der Edmund Fitz­ge­rald. Als das Schiff 1958 in Dienst gestellt wur­de, war es das größ­te Schiff, das auf den Seen unter­wegs war. Gan­ze 222 Meter lang und 23 Meter breit war der Frach­ter und konn­te über 25.000 Ton­nen Ladung auf­neh­men. Doch am 10. Novem­ber 1975 sank das Schiff und riss 29 See­leu­te mit in die Tie­fe. Die Edmund Fitz­ge­rald ist bis heu­te das größ­te Schiff, das auf den Seen verunglückte.

Auf dem Gebiet rund um den Leucht­turm war lan­ge Zeit auch eine Sta­ti­on der Küsten­wa­che aktiv. Die Män­ner, die hier sta­tio­niert waren, setz­ten oft ihr eige­nes Leben aufs Spiel, um Opfer von Schiffs­un­glücken zu bergen.

Ihnen ist ein wei­te­res klei­nes Muse­um gewid­met, das die Anfän­ge der See­not­ret­ter am White­fi­sh Point erzählt.

Mit Boo­ten wie die­sem ruder­ten die Män­ner auf den See hin­aus, um Über­le­ben­de zu suchen. Kein unge­fähr­li­ches Unter­fan­gen bei rau­er See und Sturm.

Nach dem Besuch die­ses beein­drucken­den klei­nen Muse­ums gehe ich noch die weni­gen Schrit­te bis ans Ufer des Lake Supe­ri­or, der heu­te ganz ruhig vor mir liegt. Kaum zu glau­ben, dass es hier sol­che gefähr­li­chen Stür­me geben kann. Am Hori­zont sehe ich einen Frach­ter vor­bei­fah­ren. Auch heu­te spielt die See­fahrt hier noch eine Rolle.

Gedenk­ta­feln erin­nern an die vie­len tra­gi­schen Schiffs­un­glücke, die sich hier zuge­tra­gen haben. Seit Schif­fe auf dem Lake Supe­ri­or unter­wegs sind, gab es um die 550 Unglücke, die doku­men­tiert sind und an die­ser Stel­le wur­den mehr Schif­fe ver­lo­ren als an jeder ande­ren des Sees. Heu­te haben die Unglücke nach­ge­las­sen, beson­ders dank bes­se­rer Aus­rü­stung. Und es sind auch nur noch rund 200 Schif­fe auf dem See unter­wegs, vor rund 100 Jah­ren waren es noch bis zu 3200.

Hier am Strand gibt es noch ein wei­te­res Denk­mal, dass an die Edmund Fitz­ge­rald erin­nert, stell­ver­tre­tend auch für die über 320 See­leu­te, die bei rund 300 Unglücken an die­ser Stel­le ihr Leben ver­lo­ren und ihre letz­te Ruhe auf dem Fried­hof der Gro­ßen Seen fanden.

Als ich vom Leucht­turm abfah­re, ist es lei­der vor­bei mit dem Son­nen­schein, die dicken Wol­ken las­sen nun kei­nen ein­zi­gen Strahl mehr hin­durch. Gut, dass bei mei­nen letz­ten Ziel des Tages zu viel Son­ne eher hin­der­lich wäre.

Durch ein­sa­me Wäl­der fah­re ich ein Stück ins Inne­re der Upper Pen­in­su­la und errei­che so den Tah­qua­menon Falls Sta­te Park, der aus meh­re­ren Was­ser­fäl­len besteht. Zuerst besu­che ich die unte­ren Wasserfälle.

Wer aller­dings glaubt, hier nur kurz hal­ten zu kön­nen und dann wie­der unter­wegs zu sein, der wird ent­täuscht sein. Der Blick vom Park­platz sieht erst ein­mal nur so aus.

Um über­haupt zu einem der Was­ser­fäl­le zu kom­men, bedarf es schon einer klei­nen Wan­de­rung. Hier am unte­ren Was­ser­fall führt die­se über einen Board­walk, damit man sicher und kom­for­ta­bel zum Aus­sichts­punkt gelangt, denn das Gebiet hier ist sehr sumpfig.

Hin­ter jeder Bie­gung erwar­te ich nun end­lich etwas zu sehen, doch der Weg geht immer wei­ter. Manch­mal raschelt es rechts und links im Gebüsch, aber Tie­re zu sehen bekom­me ich hier nicht. 

Ich glau­be schon gar nicht mehr am Fluss anzu­kom­men, da macht der Weg ganz plötz­lich eine letz­te Bie­gung und dann lie­gen die Lower Tah­qua­menon Falls vor mir. Ins­ge­samt gibt es fünf Was­ser­fäl­le, die sich rund um eine Insel ergie­ßen. Im Som­mer kann man mit dem Ruder­boot den Fäl­len ganz nah kom­men, doch die Sai­son dafür ist längst vorbei.

Ich lau­fe die ver­schie­de­nen Aus­sichts­punk­te ab und tref­fe nur sel­ten auf ande­re Besu­cher. Die mei­ste Zeit bin ich allein unter­wegs. Hier merkt man ganz deut­lich, dass die Sai­son mit dem Labor Day been­det ist.

Stö­ren tut mich das aber nicht, denn so kann ich den Aus­blick ein­fach nur genie­ßen und dem Rau­schen des Was­sers zuhören.

Etwas spä­ter lau­fe ich zurück zum Auto. Man könn­te auch zu den rund vier Mei­len Fluss­auf­wärts gele­ge­nen Upper Falls lau­fen, doch der Weg ist mir so spät am Nach­mit­tag etwas zu weit. So fah­re ich mit dem Auto und par­ke auf dem Park­platz der Upper Falls.

Auf die­sem Park­platz ist etwas mehr los, aber von Über­fül­lung kei­ne Spur. Rund ein Dut­zend Autos ste­hen hier und ich sehe eine Hand­voll ande­rer Wan­de­rer. Auch hier heißt es erst ein­mal lau­fen, aller­dings dies­mal nur rund 500 Meter, bis ich den ersten Blick auf den Was­ser­fall erha­schen kann.

Um eine bes­se­re Per­spek­ti­ve zu bekom­men, heißt es dann aber Trep­pen stei­gen. Gan­ze 94 Stu­fen füh­ren zur Aus­sichts­platt­form am Fluss.

Der obe­re Tah­qua­menon Was­ser­fall ist auf jeden Fall der beein­drucken­de­re der bei­den. Er ist 60 Meter breit und stürzt 40 Meter in die Tie­fe. Noch viel beein­drucken­der ist aller­dings die Men­ge an Was­ser, die hier trans­por­tiert wird. Ein Schild, das die Ran­ger auf­ge­stellt haben, besagt, dass hier rund 200.000 Liter in der Sekun­de hin­un­ter flie­ßen, nur die Nia­ga­ra Fäl­le und die Cohoes Falls in New York trans­por­tie­ren öst­lich des Mis­sis­sip­pi noch mehr Was­ser. Der Lärm­pe­gel ist dementsprechend.

Die gelb-​braune Fär­bung bekommt das Was­ser übri­gens durch die Zedern Bäu­me, die hier an den sump­fi­gen Ufern ste­hen und deren Tan­ni­ne, das sind pflanz­li­che Gerb­stof­fe, das Was­ser einfärben.

So schön der Anblick auch ist, irgend­wann muss ich dann die 94 Stu­fen wie­der hoch, was an den Kräf­ten zehrt, nach­dem ich heu­te schon eini­ge Leucht­tür­me bestie­gen habe und auch nicht gera­de wenig unter­wegs war.

Vom Wan­der­weg am Fluss ent­lang, kann man die­sen hin­ge­gen kaum sehen, son­dern nur hören. Es gäbe noch einen wei­te­ren Aus­sichts­punkt am Ufer, doch dafür müss­te ich noch­mal 116 Stu­fen hin­un­ter­stei­gen, was mir heu­te ein­fach zu viel ist.

Statt­des­sen begnü­ge ich mich mit der Aus­sichts­platt­form, die hoch über dem Fluss gebaut wur­de. Hier gibt es auch eine Tafel mit inter­es­san­ten Fakten.

Die Aus­sicht ist von hier oben zwar nicht ganz so schön, jedoch bin ich ja eben am Fluss gewe­sen. Der zwei­te unte­re Aus­sichts­punkt ist nur etwas wei­ter Flussabwärts.

Ich lau­fe noch ein Stück­chen wei­ter am Fluss ent­lang und hier kreu­zen immer wie­der Hörn­chen mei­nen Weg. Anson­sten tref­fe ich nur weni­ge Menschen.

Kurz vor der Trep­pe mit den 116 Stu­fen gibt es noch einen wei­te­ren Aus­sichts­punkt, wo ich ein letz­tes Mal halte.

Dann geht es zurück zum Auto. Dies­mal aber nicht über den gepfla­ster­ten Weg, son­dern über den etwas län­ge­ren Natu­re Trail.

Wie­der am Auto, fah­re ich wei­ter. Nun führt mich der Weg zurück in den Süden der Halb­in­sel und an das Ufer des Lake Michi­gan. Der Zick­zack Kurs ist gewollt, denn ich habe mich mit der Rou­te nicht nur den ziem­lich hohen Über­nach­tungs­prei­sen ange­passt, son­dern auch den Öff­nungs­zei­ten eini­ger Sehens­wür­dig­kei­ten, die ich unbe­dingt anschau­en will. So errei­che ich dann am frü­hen Abend Mani­stique, wo ich die Eco­no Lodge reser­viert habe.

Nach dem Ein­checken fah­re ich zum Big Boy, einem der weni­gen Restau­rants in dem klei­nen Städt­chen, das außer zwei Super­märk­ten und drei Hotels nicht viel zu bie­ten hat. Trotz­dem gefällt es mir. Die süd­li­che Upper Pen­in­su­la hat einen ande­ren Rhyth­mus, ruhi­ger ist es hier und weni­ger Tou­ri­sten ver­ir­ren sich in die­se Ecke. Als Deut­sche bin ich fast schon eine klei­ne Kuriosität.

Das Buf­fet im Big Boy war gut. Satt und zufrie­den keh­re ich ins Hotel zurück und über­prü­fe noch ein­mal die Plä­ne sowie den Wet­ter­be­richt für mor­gen, denn es ste­hen noch eini­ge wei­te­re High­lights auf dem Programm.

Mei­len: 294
Wet­ter: meist bewölkt, 55–61 Grad
Hotel: Eco­no Lodge Lakeshore

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