Tag 11: Montag, 22. Mai 2017
Southern Beauties – Southampton nach Eastborne
„The English countryside is the most staggeringly beautiful place. I can’t spend as much time there as I like, but I like everything about it.” – Guy Ritchie
Weit habe ich es nicht bis zu meinem ersten Ziel heute und so genieße ich erst einmal das Frühstück im Hilton, das für mich gratis ist. Danach belade ich mein Auto und fahre nach Salisbury. Mein Weg führt mich ins Zentrum und ich finde einen Parkplatz in der Nähe der Kathedrale. Dann laufe ich los, durch die Straßen der Altstadt in Richtung Kathedrale. Bei meinem ersten Besuch vor 10 Jahren konnte man dort noch mit dem Auto hin, heute ist alles abgesperrt und nur noch für Anwohner zu befahren. Auf dem Weg komme ich an alten Pubs und historischen Häusern vorbei.
Schließlich erreiche ich die Salisbury Cathedral. In nur 38 Jahren, zwischen 1220 und 1258, erbaut, ist die Kathedrale eines der am besten erhaltenen Beispiele früher englischen Architektur. Im Jahr 1549 erhielt sie ihren 123 Meter hohen Turm, der noch heute der höchste Kirchturm in ganz Großbritannien ist. Ihre Uhr ist eine der ältesten noch funktionierenden auf der ganzen Welt und in der Kathedrale ist eine der am besten erhaltenen Kopien der Magna Carta zu finden. Heute schaue ich die Kathedrale jedoch nur von außen an.
Ich laufe weiter durch das Cathedral Close, den Kathedralenbezirk, der die Kathedrale umgibt und mit seinen 32 Hektar der größte in ganz Großbritannien ist. Durch Tore kann man ihn betreten, so wie ich auch hierhergekommen bin und neben der Kathedrale gibt es eine ganze Reihe Straßen mit Wohnhäusern, die heute zu den schönsten und teuersten in Salisbury zählen. Zwei von ihnen kann man besichtigen. Eines ist Arundells, das Haus des ehemaligen Premierministers Sir Edward Heath, der hier von 1985 bis zu seinem Tod im Jahr 2005 lebte …
… das andere ist Mompesson House, das seit 1952 dem National Trust gehört. Erbaut wurde das Stadthaus für Sir Thomas Mompesson zwischen 1679 und 1701. Das Haus stellt ein perfektes Beispiel dar, wie wohlhabende Bürger zu jener Zeit in der Stadt lebten, wo viel weniger Platz zur Verfügung stand, als bei den riesigen Anwesen auf dem Land. Solche Häuser sind nur selten intakt erhalten.
Das Haus kann ich, wie beim National Trust üblich, auf eigene Faust erkunden. Vor 10 Jahren war ich schon einmal hier, aber auch hier durfte ich damals keine Bilder machen.
Hier dem Haus ist noch immer der kleine Garten erhalten, der zu solchen Stadthäusern gehörte. Viele wurden später verkauft und ebenfalls zugebaut, doch hier gibt es eine richtige kleine Oase im betriebsamen Cathedral Close.
Neben dem Haupthaus ist auch noch das Nebengebäude erhalten, in dem früher die Kutschen, später Autos untergebracht wurde. Auch die Angestellten lebten hier.
Ich laufe zurück zum Auto und verlasse Salisbury, doch weit fahre ich nicht, denn gleich vor den Toren der Stadt liegt Wilton House, ein Herrenhaus, das ich als Nächstes besichtigen möchte. Wilton House ist der Stammsitz der Earls of Pembroke und für seine fantastische Innenausstattung sowie seinen wunderschönen Garten berühmt. Gleich neben dem Haupteingang liegt der Parkplatz, sodass es dieses Mal nur wenige Schritte bis zum Haupthaus sind.
Leider darf ich auch in diesem grandiosen Haus keine Fotos machen, was ich einmal mehr besonders schade finde. Es hat mir wirklich sehr gut gefallen. Gleich neben dem Haus befindet sich die Toreinfahrt, durch ich in den Garten gelange.
Wilton House befindet sich an der Stelle eines Nonnenklosters, das im 9. Jahrhundert von Alfred dem Großen gegründet wurde und im 12. Jahrhundert in ein Benediktinerkloster umgewandelt wurde. Im Zuge der Auflösung der Klöster schenke Heinrich VIII. das Anwesen im Jahr 1542 seinem Schwager, dem Politiker und General William Herbert, 1. Earl of Pembroke. Er ließ die Abtei abreißen und zwischen 1547 und 1563 ein neues Herrenhaus errichten. Danach wurde das Haus mehrere Male umgebaut, bis es seinen heutigen klassizistischen Stil erhielt.
Um 1630 begann der flämische Gartenbaumeister Isaac de Claus schließlich mit der Gestaltung des prächtigen Barockgartens. Dieser wurde jedoch im 18. Jahrhundert zu einem Landschaftsgarten umgebaut, der heute noch zu sehen ist.
Von hier kann ich dann auch einen Blick auf die private Seite des Hauses werfen. Diese ist abgesperrt und der Familie vorbehalten.
Ich setzte meinen Rundgang bei schönem Frühlingswetter fort. Überall im Garten entdecke ich dekorative Gefäße oder Statuen sowie unzählige perfekt angelegte Sichtachsen.
Eines der größten Bauwerke im Garten ist die 1737 von William Kent errichtete Brücke über den Fluss Nadder, einem Zufluss des Avon. Die Brücke ist eine verkleinerte Ausführung eines später nicht realisierten Plans für den Bau der Rialto Brücke in Venedig. Es gibt allerdings in England noch zwei ähnliche Brücken. Eine ist im Garten von Stowe zu finden, die andere in Prior Park nahe Bristol.
Es macht großen Spaß, diesen tollen Park zu erkunden. Immer wieder entdecke ich neue Sichtachsen, überrasche kleine Ecken oder auch verschiedene Gartenzimmer. Das schöne Wetter tut sein Übriges dazu, dass sich dieser Ausflug auf jeden Fall gelohnt hat.
Nach diesem fantastischen Besuch beschließe ich spontan nach Hinton Ampner zu fahren. Das Anwesen, das dem National Trust gehört, habe ich bereits 2009 einmal besucht, aber damals, wie fast immer zu jener Zeit, keine Innenaufnahmen machen dürfen.
Das erste Haus auf dem Grundstück war noch aus der Tudorzeit und wurde 1790 durch das jetzige Gebäude ersetzt. Ursprünglich war Hinton Ampner eine Jagdlodge und besaß keine Gärten. Diese wurden erst von Ralph Stawell Dutton, dem 8. und letzten Baron Sherborne ab 1930 angelegt.
Auch das Haus wurde von Dutton renoviert und als Landhaus umgebaut, in dem er seinen ständigen Wohnsitz hatte. 1960 brach jedoch ein Feuer aus und beschädigte das Haus schwer, sodass es ein weiteres Mal renoviert werden musste. Ralph Dutton hatte keine direkten Erben, sodass er das Anwesen 1985 dem National Trust vermachte.
Der Eingang zum Haus befindet sich auf der Rückseite, von wo auch ich ins Innere gelange, um mich in den Wohnräumen von Ralph Dutton ein wenig umzusehen.
Zu Hinton Ampner gehört die All Saints Church, die bereits im 14. Jahrhundert auf den Grundmauern einer noch älteren angelsächsischen Kirche errichtet wurde.
Noch ein weiteres Herrenhaus steht nun auf meinem Programm. Stansted Park habe ich irgendwo einmal auf einem Foto gesehen und wollte das Haus seitdem besuchen. Es zu finden, ist jedoch gar nicht so einfach. Ich habe zwar eine Adresse, doch da lande ich in einer Gärtnerei. Das ist jedoch richtig, denn hinter selbiger befindet sich der Parkplatz. Von dort geht es durch einen Park weiter zu Fuß bis zum Haus.
Wie so viele Anwesen ist auch dieses schon sehr alt. Bereits im 12. Jahrhundert wurde in Stansted Park eine Jagdlodge errichtet. Das heutige Herrenhaus stammt aus dem Jahr 1688 und wurde für Richard Lumley, 1. Earl of Scarbrough erbaut. Das Haus brannte im Jahr 1900 bis auf die Grundmauern nieder und wurde nur drei Jahre später als exakte Kopie wieder aufgebaut.
Im Jahr 1924 wurde das Anwesen von Vere Ponsonby, 9th Earl of Bessborough gekauft. Ponsonby war Geschäftsmann und Politiker und in der 14. kanadischen Konföderation als Govenor General of Canada eingesetzt. Sein Erbe, Frederick Ponsonby, 10th Earl of Bessborough, war es, der Standsted Park 1983 in einen Trust überführte, um es für die Nachwelt zu erhalten, da er 1993 ohne männlichen Erben verstarb. So ist das Haus heute noch zu sehen, wie er es verlassen hat, wird aber in Teilen noch weiter bewohnt.
Besonders interessant sind auch die intakten Räume der Bediensteten, die ebenfalls angeschaut werden können.
Zum Haus gehören auch umfangreiche Nebengebäude, die aber nur von außen besichtigt werden können.
Es ist schon später Nachmittag, als ich weiter in Richtung Eastbourne fahre. Während meiner Reisevorbereitung hatte ich mir noch Boxgrove Priory als mögliches Ziel aufgeschrieben, doch bei der angegebenen Adresse kann ich zunächst nichts finden. Dann entdecke ich jedoch ein winziges Hinweisschild und folge dem Weg über eine enge Zufahrt, bis ich schließlich einen kleinen Parkplatz erreiche.
Gegründet wurde das Priorat um 1123 unter der Regentschaft von Heinrich I. auf einem Stück Land, auf dem schon zuvor eine Kapelle stand. Auch dieses Priorat wurde 1536 unter Heinrich VIII. aufgelöst und die Gebäude, in denen die rund 15 Mönche lebten, verfielen.
Erhalten geblieben ist hingegen die Kirche, die seitdem der Gemeinde als Gotteshaus dient.
Nun wird es aber doch Zeit langsam voranzukommen, doch weit komme ich nicht, denn vor Arundel stehe ich erst einmal im Stau. Ein Kreisverkehr ist hier das Problem, in den immer nur ein bis zwei Autos hineinkommen. Während ich warte, habe ich einen schönen Blick auf Arundel Castle, das ich im vergangenen Jahr besucht habe.
Auch dieser alte Briefkasten aus der Zeit von King George fällt mir beim Warten ins Auge.
Interessant ist auch mein Vordermann, der ziemlich viel Gepäck dabei zu haben scheint. Da muss man dann wohl mit dem Auto auf die Insel kommen. 😉
Schließlich erreiche ich dann doch Eastbourne und wie immer, wenn ich von Westen komme, fahre ich den kleinen Schlenker über den Beachy Head. Ich finde es hier an der Steilküste einfach zu schön und komme immer wieder gerne her.
Noch ein kurzer Blick auf Eastbourne …
… und dann bin ich auch schon in der Stadt. Ich fahre die Seepromenade entlang bis zu meinem Hotel, dem Best Western Lansdowne, das direkt am Ärmelkanal liegt. Hier bekomme ich, wie so oft in typisch englischen Hotel, mal wieder ein echtes Einzelzimmer, allerdings eines mit Meerblick.
Abendessen gibt es heute auf dem Zimmer. Dazu habe ich mir vorher etwas im Sainsbury gekauft. Ich muss nämlich noch Koffer packen, denn leider geht morgen schon mein Flug zurück. Doch das hält mich nicht davon ab, auch noch einige Besichtigungen zu planen.
Meilen: 172
Wetter: heiter, 19–25 Grad
Hotel: Best Western Lansdowne Hotel