Tag 22: Donnerstag, 20. Oktober 2016
Stadtflucht – Bayonne nach Somerset
„The future belongs to those who believe in the beauty of their dreams.” – Eleanor Roosevelt
Es ist noch dunkel, als wir in den Hafen von New York einlaufen. Das war bei der letzten Reise anders, doch im Oktober wird es später hell als im April. So ist es schön, dass ich den Balkon habe und nicht an Deck stehen muss. Der Blick auf New York ist toll, nur das Fotografieren ist fällt schwer, denn noch steht die Anthem of the Seas nicht still.
Schließlich bricht dann doch der Tag an, leider ohne Sonne. Noch ist es nur bedeckt, als wir wieder in Port Liberty andocken.
Dann geht alles ganz schnell. Ich finde mich am Sammelpunkt für meine Auscheckzeit ein und wir dürfen zügig von Bord gehen. Kurz dauert es dann noch bei der Immigration, doch der Officer will nichts von mir wissen und so bin ich nach gut 30 Minuten im Gepäckraum. Meine Koffer sind auch schnell gefunden und so geht es mit dem Shuttlebus zurück zum Flughafen. Von hier fahre ich mit dem Air Train zu Alamo, um meinen Mietwagen für die nächsten zwei Tage in Empfang zu nehmen. Ich habe nur einen Kleinwagen gemietet, denn große Touren habe ich nicht mehr vor. Da es inzwischen aber zu regnen begonnen hat, fahre ich Richtung Norden, denn am Hudson soll es zumindest trocken sein.
Ich fahre bis nach Hyde Park, wo ich in der vergangenen Woche schon einmal war. Heute ist es aber um einiges kühler und stark bewölkt. Trotzdem fahre ich nach Val-Kill, dem Haus von Eleanor Roosevelt, das ich bisher noch nicht besucht habe.
Das Gelände, auf dem das Haus steht, gehörte einst zum 73 Hektar großen Anwesen der Roosevelts. Hier traf sich die Familie gerne zum Picknick und so beschloss Eleanor Roosevelt hier ein Haus zu bauen. Entwickelt wurde das Gelände aber nicht als Wohnhaus für die Roosevelt. Zusammen mit ihren Freundinnen Marion Dickerman und Nancy Cook schuf Eleanor hier Val-Kill, einen Ort, wo sie der Landbevölkerung im Winter Arbeit anbieten konnten.
Erst nach dem Tod von Franklin D. Roosevelt verkauften die Freundinnen ihre Anteile an Eleanor und die Präsidentenwitwe machte das Anwesen zu ihrem Heim. Nach ihrem Tod wurden im Haus zuerst Mietwohnungen eingerichtet und in den 70er Jahren sollte das Gelände großflächig bebaut werden. Die lokale Bevölkerung aber setzte sich für den Erhalt ein und so entstand 1977 die Eleanor Roosevelt National Historic Site.
Besucht werden kann das Haus nur mit einer geführten Tour und so schließe ich mich einer Gruppe Besucher und einem Ranger an. Leider habe ich diesmal etwas Pech, denn einige Teilnehmer sind etwas nervig. Ich versuche sie auszublenden und mir nicht die Laune verderben zu lassen.
Zuerst schauen wir uns einen Film über die Präsidentengattin und ihre Firma Val-Kill an. Darin wird auch die Entwicklung des Anwesens von 1927 bis 1962 thematisiert. Nur einige wenige Räume sind heute wieder im Originalzustand eingerichtet. An manchen Stellen fehlen aber immer noch Möbel oder Bilder. Man hofft auch diese eines Tages zurückzubekommen.
In einem Zimmer gibt es ein paar Fotos, die zeigen, wie die obere Etage einst ausgesehen hat.
Im Garten des Hauses liegt noch immer der Tennisplatz, den Eleanor Roosevelt hier anlegen ließ.
Das Stone Cottage war einst das Haus von Marion Dickerman und Nancy Cook. Sie wohnten bis 1947 hier. Heute befindet sich eine kleine Ausstellung zu den drei Frauen und ihrer Firma Val-Kill im Gebäude. Gleich nebenan liegt der historische Swimming Pool, der gerade restauriert wird.
Am frühen Nachmittag fahre ich zurück nach New York. Mein Ziel ist Staten Island, wo ich direkt Fort Wadsworth und die Verrazzano Narrows Bridge ansteuere. Leider ist es noch immer ziemlich bedeckt und die Wolken hängen tief. Vom schönen Blick nach Manhattan ist kaum etwas zu sehen.
Doch dann kommt die Anthem of the Seas um die Ecke gefahren und deshalb bin ich schließlich hier, um mein Schiff noch einmal beim Auslaufen zu sehen. Wie schön wäre doch jetzt etwas Sonnenschein, doch das ist bedauerlicherweise nicht zu ändern.
An Bord stehen die Menschen aber auch heute dicht gedrängt. Das Auslaufen aus New York Harbor will sich anscheinend keiner entgehen lassen.
Und dann ist er wieder da, der Moment, als die Anthem of the Seas unter der Brücke hindurchfährt. Auch diesmal passt sie natürlich hindurch. Allerdings ist das mit der Anthem schon ziemlich knapp. Gerade mal fünf Meter sind es noch vom Schornstein bis zur Brücke, erklärte uns der Kapitän an Bord.
Während die Anthem of the Seas zu ihrer nächsten Reise aufbricht, fahre ich noch zum Alice Austen House. Das kleine Museum zeigt Fotografieren der bekannten Fotografin.
Hier komme ich mit einem netten Ehepaar ins Gespräch, das auf Staten Island Verwandte besucht. Wir genießen ein wenig den Blick auf den Hudson, auch wenn es heute trüb und kalt ist.
Dann fahre ich zurück aufs Festland und nach Somerset in New Jersey, wo ich das Residence Inn reserviert habe.
Meine Abendbeschäftigung besteht heute vor allem aus Koffer packen, denn morgen Abend geht mein Flieger zurück nach Berlin.
Meilen: 293
Wetter: 18–24 Grad, bewölkt
Hotel: Residence Inn Somerset