Tag 14 – Samstag, 20. Februar 2016
A Dream comes true – Cozumel
“Never give up on your dreams, because they can come true!” – Rosanne Catalano
Heute erreichen wir den ersten und einzigen Hafen dieser Reise, den Grund, warum ich die ganze Reise gebucht habe. Ich bin schon vor 6 Uhr wach und eine der ersten beim Frühstück. Kurze Zeit später taucht dann auch die mexikanische Insel Cozumel vor uns auf. Hier war ich zwar schon vier Mal, doch das Ziel des heutigen Ausflugs, das kenne ich noch nicht.
Der Himmel ist fast wolkenlos und die Sonne zeigt sich gerade zum ersten Mal, als wir kurz vor dem Pier sind. Die Temperaturen sind auch schon sehr angenehm – es verspricht ein schöner Tag zu werden.
Noch ist niemand sonst im Hafen, doch hinter uns sind schon andere Kreuzfahrtschiffe zu sehen. Der Rekord, den ich hier jemals erlebt habe, waren 15 Schiffe, mehr als in jedem anderen Hafen, in dem ich jemals war. Heute sollen es vier werden, doch von den Menschen werde ich nicht so viel sehen.
Am Pier neben uns hat schließlich die Brilliance of the Seas festgemacht. Sie ist ein Schiff der Radiance Class, die ich ebenfalls kenne. Hier sieht man deutlich, wie viel größer unser Schiff, die Independence of the Seas, ist.
Für mich und eine Handvoll anderer Passagiere geht es aber gar nicht auf die Insel Cozumel, sondern gleich zur Speedferry. Ich erinnere mich noch gut an meine erste Überfahrt auf das Festland in 2005. Damals gab es noch eine alte, klapprige Fähre, bei der man Zweifel hatte, dass sie die 45-minütige Fahrt über das Meer überhaupt schaffen würde. Seit ein paar Jahren sind aber diese neuen Fähren im Einsatz.
Bei strahlendem Sonnenschein erreicht die Fähre schließlich Playa del Carmen, einen Urlaubsort südlich von Cancun. Inzwischen ist es auch richtig warm. 27 Grad zeigt das Thermometer.
Aber auch hier halten wir uns nicht lange auf. Unsere kleine Gruppe besteht übrigens aus Passagieren der Independence of the Seas und der Brilliance of the Seas, denn nur Royal Caribbean bieten den Ausflug nach Chichén Itzá überhaupt an. Und das Interesse scheint nicht so groß. Nur ganz Hartgesottene nehmen die lange Fahrt auf sich. Wir sind etwa 40 Leute aus 6000 Passagieren.
Überhaupt wird der Ausflug auch erst seit kurzem wieder angeboten, denn die alte Mayastadt liegt ziemlich weit im Landesinneren. Doch seit es eine neue Schnellstraße gibt, kann die Fahrt auf 2 1/2 Stunden abgekürzt werden. So machen wir uns auf den Weg. Ziemlich schnell sind wir aus der Stadt heraus und auf der Autobahn. Und die ist gähnend leer. Meile für Meile begegnet uns nicht ein einziges Auto. Die Wagen, die wir auf der ganzen Fahrt treffen, kann ich an einer Hand abzählen. Unser Reiseleiter Umberto erklärt, dass diese Straße Maut kostet und die Mexikaner deshalb lieber über die Dörfer fahren würden.
Schließlich erreichen wir den Parkplatz von Chichén Itzá. Unterwegs hat uns Umberto einiges über Mexiko erzählt und auch einen alten Mayakalender kann man wieder bestellen. Mache ich aber nicht, denn ich habe den längst. Beim Aussteigen fällt mir dann gleich der Bus hier ins Auge. Bin ich wohl nicht die einzige Deutsche in der Mayastadt heute.
Dann führt uns Umberto zum Eingang. Wir bekommen unsere Eintrittskarten sowie ein kleines Gerät mit Kopfhörern, damit wir die Ausführungen von Umberto unterwegs besser hören können. Mich nervt das Teil aber eher ein wenig, doch zuerst nutze ich es mal.
Über einen langen schattigen Weg laufen wir der Mayastadt entgegen. Hier bieten allerhand Händler ihre Waren an. Ich jedoch will davon gar nichts wissen. Ich bin furchtbar aufgeregt und will endlich zu den Ruinen. Schließlich träume ich schon so lange davon, diesen Ort einmal mit eigenen Augen zu sehen. Und dann steht sie ganz plötzlich vor mir, die große Mayapyramide, das wohl bekannteste Bauwerk von Chichén Itzá.
Wir bleiben stehen und Umberto fängt mit seinen Erklärungen an. Ich jedoch will eigentlich viel lieber loslaufen, erkunden und fotografieren. Nach 10 Minuten, die wir an exakt derselben Stelle verbracht haben, halte ich es nicht mehr aus und entferne mich von der Gruppe. Mir ist längst klar, dass ich in der kurzen Zeit nur einen Bruchteil der Mayastadt sehen werde und da will ich doch nicht auch noch hier rumstehen. Ein junger Mann aus unserer Gruppe denkt genauso und so beschließen wir, zusammen loszuziehen. Josh ist Lehrer aus New Jersey und möchte über die alten Kulturen nicht nur im Unterricht erzählen, sondern sie selbst einmal sehen. Nur wegen Chichén Itzá hat auch er diese Reise gebucht.
Zuerst gehen wir zum Jaguartempel. Der steht auf dem südlichen Ende der östlichen Seitenmauer des Ballspielplatzes. Die Gestaltung der Fassade gehört zu den komplexesten und reichhaltigsten der ganzen Anlage.
Weiter geht es zur Juego de pelota – dem großen Ballspielplatz. Er ist einer der größten und bedeutendsten von den mehr als 520 Ballspielplätzen der Mayakultur. Allein in Chichén Itzá soll es rund ein Dutzend dieser Plätze gegeben haben. Das Spielfeld ist 168 Meter lang und 38 Meter breit. Umrahmt ist der Platz von Mauer, von der der Ball abprallen konnte und wieder zurück auf das Spielfeld flog.
Ziel des Spiels war es übrigens, den Ball durch einen dieser beiden an der Wand angebrachten Ringe zu schießen. Dabei durfte der Ball, der meist aus gehärtetem Kautschuk bestand und massiv war, allerdings weder mit Beinen oder Händen berührt werden. Nur Schultern, Brust oder Hüfte waren erlaubt. Die Spieler trugen sogar Schutzkleidung, da das Spiel sehr anstrengend und schmerzhaft sein konnte. Man vermutet, dass es nur selten gelungen ist, einen Treffer zu landen.
An einem Ende des Ballspielplatzes befindet sich auch hier ein Tempel, der wohl die große religiöse und zeremonielle Bedeutung dieses Platzes wiederspiegelt.
Der Weg führt uns wieder aus dem Ballspielplatz heraus. Auch von außen sind die Wände freigelegt worden. Man vermutet, dass sich hier manchmal Zuschauer versammelt haben. Allerdings war das wohl nicht immer der Fall, denn das Spiel war eher eine Art elitäre Veranstaltung des Adels.
Überall an den Mauern und den Ecken finden sich Verzierungen, die mich immer wieder dazu bringen, auch bei Details auf den Auslöser zu drücken. Hier hinten ist es übrigens auch gar nicht mehr so voll. Die Mehrheit der Menschen bleibt anscheinend ganz brav bei ihrer Gruppe.
Nachdem wir den Ballspielplatz völlig hinter uns gelassen haben, gibt das Gelände wieder den Blick auf die Pyramide des Kukulcán, auch El Castillo genannt, frei. Ich kann mich daran gar nicht satt sehen und drücke immer wieder auf den Auslöser. Dass ich hier wirklich nach so vielen Jahren sein kann, ist schon gigantisch.
Plötzlich nehme ich aus dem Augenwinkel eine Bewegung wahr. Und dann sehe ich auch schon die große Echse auf der Mauer sitzen. Die Iguanas kenne ich ja auch aus Tulum und Cozumel. Ich finde die urzeitlich aussehen Tiere aber immer wieder faszinierend.
Nächstes Ziel war der Templo de los Guerreros – der Kriegertempel. 35 Stufen führen auf die 12 Meter hohe Pyramide. Auf der Pyramide befindet sich ein Tempel mit 3 Räumen.
Immer wieder entdecken wir große und kleine Details auf unserem Rundgang und sind ganz begeistert. Wir sind uns sicher, es war die richtige Entscheidung auf eigene Faust loszuziehen. Die Details können wir auch später noch nachlesen, anschauen können wir uns die Orte jedoch nur hier.
Gleich neben dem Kriegertempel befindet sich der Palacio de las Columnas Esculpidas – der Tempel der Tausend Säulen. Ursprünglich waren die Säulen von einem Gewölbe aus Holz überdacht, dass jedoch mit der Zeit verrottet ist.
Durch die Bäume gibt es nebenbei auch wieder einen anderen Blick auf das El Castillo.
Wir laufen noch kurz über den Markt, der aber gar keiner war, sondern eher eine Art Hofgalerie. Viel Zeit bleibt uns aber leider nicht mehr, denn wir müssen wohl oder übel zum Treffpunkt der Gruppe zurück.
Noch ein letztes Mal werfe ich einen nahen Blick auf die Pyramide. Bei genauer Betrachtung sieht sie von jeder Seite etwas anders aus. Hinauf klettern darf man jedoch heute nicht mehr. Da haben die Menschenmassen wohl zu viele Schäden angerichtet.
Auch er verabschiedet sich schon mal von uns.
Im Endeffekt hat es mich etwas geärgert, dass ich mich vorher nicht besser mit der Anlage beschäftigt habe und so in der Kürze der noch mehr sehen hätte können. Ich wusste aber auch nicht, was mich erwartet. Das ging mir bei Tulum damals ähnlich, sodass ich wohl auch hier nochmal her muss, wenn ich den Rest der Anlage noch sehen will.
Mit einem letzten Blick auf die Pyramide des Kukulkán verabschiede ich mich für heute von Chichén Itzá. Schweren Herzens wende ich mich dem Ausgang zu. Die Zeit war einfach viel zu kurz.
Nach knapp zwei Stunden sind wir dann wieder dort, wo Umberto die Tour mit uns begonnen hat. Der Rest der Gruppe trifft auch gerade ein. Sie haben allerdings nur einen Bruchteil von dem gesehen, was wir gesehen haben. Im Prinzip sind sie nur einmal um die Pyramide gelaufen. Was bin ich froh, dass ich auf eigene Faust losgezogen bin.
Nun geht es zurück zum Bus und die Fahrt führt wieder zurück über die gähnend leere Autobahn nach Playa del Carmen. Umso näher wir der Küste kommen, desto mehr zieht sich der Himmel zu. Richtig bedrohlich sieht er aus, als wir Playa del Carmen wieder erreichen. Aber wir haben sowieso keine Zeit, denn wir müssen direkt zurück zum Fähranleger.
Und los geht die Fahrt über den Ozean zurück nach Cozumel. Wir fliegen geradezu über das Meer. Und jetzt bin ich froh eine Jacke dabeizuhaben, denn es ist empfindlich frisch geworden und von Sonne keine Spur mehr. Doch noch ist es trocken und so verbringe ich auch die Rückfahrt an Deck.
Kurz vor der Ankunft in Cozumel habe ich dann noch einen schönen Blick auf die Independence of the Seas sowie die anderen Schiffe im Hafen.
Doch als wir den Anleger erreichen ist Schluß mit lustig. Genau in dem Moment, in dem ich die Fähre verlasse, öffnet der Himmel seine Schleusen – und wie. Ein zurück auf das Boot gibt es nicht und zum Schiff ist es nicht weit, doch ich muss erst noch durch die Hafenkontrollen. Innerhalb von Minuten bin ich klitschnass und völlig durchweicht. Es ist eisig kalt. Nur die Kamera ist zum Glück gut geschützt.
Endlich erreiche ich die Gangway, doch hier hat sich bereits eine längere Schlange gebildet. Erst einmal muss ja jeder, der an Bord will, durch die Sicherheitskontrolle und dann versucht man auch noch gerade einen Rollstuhl zu verladen. Ich entschließe mich zur zweiten Tür zu laufen. Dort scheint es leerer und nun ist es auch schon egal. Noch mehr kann ich gar nicht mehr nass werden. Hier schaffe ich es dann auch endlich recht zügig an Bord. Dann geht es gleich in die Kabine, umziehen und heiß duschen, schließlich will ich nicht krank werden. Danach habe ich einfach nur Hunger, viel gab es heute unterwegs ja nicht. Also erstmal schnell zur Promenade und Pizza geholt.
Dann sind wir bereit zum Ablegen. Der Regen hat inzwischen nachgelassen, aber ich gehe sowieso auf das Promenadendeck, das auf Grund der Decks darüber ja geschützt ist. Zuerst legt die Carnival Triumph ab, kurz danach die Brilliance of the Seas. Dann sind wir an der Reihe.
Nur die Royal Princess bleibt zurück. Ich kenne das Schiff von seiner Taufe in Southampton in 2013. Damals habe ich zum ersten Mal das ungewöhnliche Horn des Schiffes gehört. Zum letzten Mal dann zu meinem Geburtstag 2014 in Warnemünde. Gerne hätte ich das Horn nochmals gehört, doch das ist mir leider nicht vergönnt. Noch ahne ich nicht, dass ich die Royal Princess schneller als gedacht wieder sehen werde.
Bei Ablegen bietet sich mir dasselbe Bild wie heute Morgen, doch diesmal ohne Sonne und nur mit dicken Wolken.
Als wir wieder auf See sind, drehe ich eine Runde über das Schiff. Auf dem Pooldeck wird gerade ein Kinofilm gezeigt. Ich aber hole mir nur kurz ein Eis, bevor ich in meine Kabine gehe, um mich umzuziehen.
Nach einer schönen Show gehe ich ins Restaurant zum Abendessen. Auch heute stehen wieder viele Leckereien auf der Karte.
Nach einem kurzen Verdauungsspaziergang kehre ich schließlich auf meine Kabine zurück. Es war ein schöner, aber auch anstrengender Tag und ich gehe bald schlafen.
Wetter: sonnig, später Schauer, 68–84 Grad
Hotel: Independence of the Seas