Tag 9 – Montag, 15. Februar 2016
Gulf Coast Highway – Tallahassee nach Orlando
„Nostalgia is a file that removes the rough edges from the good old days.” – Doug Larson
Der Wetterbericht scheint auf dieser Reise jeden Tag richtig zu liegen, es ist bedeckt, genau wie vorher gesagt. Nun ja, da ein längerer Fahrtag vor mir liegt, ist das nicht ganz so schlimm. Ein paar kleine Highlights liegen aber dennoch auf meinem Weg und die sind interessanter als zuerst angenommen. Das Erste liegt gleich in Tallahassee, der Alfred B. Maclay Gardens State Park.
Das einzig blöde, die Wolken verschwinden so gar nicht. Zwar versucht sich die Sonne ein paar Mal durchzukämpfen, doch so richtig gelingt ihr das nicht. Nun ja, es hätte schlimmer kommen können, denn westlich von hier tobt ein schlimmer Sturm, der sogar ein paar Tornados verursacht. Da will ich mich nicht beschweren. Zumal auch ein ziemlich langer Fahrtag vor mir liegt, denn ich muss wieder nach Süden. Doch erst einmal laufe ich ein wenig im Garten umher.
Herzstück des Gartens ist das Cottage von Alfred Maclay. Seine Frau und er verbrachten hier die Winter. Das Haus ist jedoch nur von Januar bis April geöffnet, in der Hauptsaison, in der auch die meisten Besucher kommen. So habe ich Glück denn es ist Februar und deshalb natürlich offen.
Die schönen Gärten aber sind das ganze Jahr geöffnet. Begonnen wurde die Anlage im Jahr 1923, als Alfred Barmore Maclay und seine Frau Louise Fleischman das Grundstück kauften. Maclay nannte das Grundstück Killearn, nach dem Geburtsort seines Großvaters in Schottland. Zeit ihres Lebens bauten die Beiden den Garten aus und 1946, zwei Jahre nach dem Tod ihres Mannes, öffnete Mrs. Maclay das Grundstück für die Öffentlichkeit. 1953 schenkte sie die Gärten schließlich dem Staat Florida.
Trotz der frühen Jahreszeit, es ist ja gerade mal Februar, blühen die Magnolien im gesamten Park. Überall leuchten die pinken Blüten, was wunderschön aussieht.
Jetzt fahre ich auf den I‑10, denn mehr will ich mir dieses Mal in Tallahassee nicht anschauen. Etwa eine Stunde führt die Fahrt nach Osten, dann biege ich auf den Highway nach Süden ab. Erst in Perry mache ich wieder Halt. Der ursprüngliche Plan war, hier heute zu übernachten, aber da ich nun schon am Vormittag hier bin, wurde auch diese Nacht gestrichen. Dafür habe ich aber die Zeit, den Forest Capital Museum State Park zu besuchen.
Im kleinen Museum des Parks dreht sich alles um Holz, ein Rohstoff, der in Floridas Norden schon immer eine große Rolle gespielt hat. Neben dem Museum ist hier noch das Anwesen von Wiley W. Whiddon ausgestellt, das bereits 1863 erbaut wurde und typisch für das waldreiche Nordflorida war.
Im Museum ist gerade eine Sonderausstellung des 2014 verstorbenen Valmar Lavoie zu sehen. Er baute verschiedene Gebäude, nicht nur des Museums, sondern auch aus der Geschichte, detailgenau aus Holz nach. Und alle Fahrzeuge, Gebäude, etc. haben funktionstüchtige Elemente. So bewegen sich Räder und Türen und innen sind die Gebäude detailgetreu eingerichtet.
Hinter dem Museum steht dann das Cracker Homestead, das von Wiley W. Whiddon erbaut wurde. So wie hier dargestellt, lebten die Menschen in Florida Mitte des 19. Jahrhunderts.
Als ich zurück zum Visitor Center komme, fragt mich die Rangerin, ob ich beim Moon Tree gewesen sei. Erst verstehe ich nicht so recht, was sie mir damit sagen will, doch dann erzählt sie mir die Geschichte dieses ungewöhnlichen Baums. Die Rakete Apollo XIV nahm einst Samen mit in den Weltraum und brachte sie wieder zur Erde zurück. Diese wurden dann in verschiedenen Bundesstaaten ausgepflanzt, so auch hier. Und aus dem Samen hier ist inzwischen ein staatlicher Baum gewachsen.
Ich verlasse Perry und fahre weiter nach Süden. Fast schnurgerade führt der 4‑spurige Highway durch Sümpfe und Nadelwälder, unterbrochen nur von ein paar winzigen Dörfern. Irgendwann erreiche ich den Abzweig nach Cedar Key. Schon viele Jahre will ich hier mal hin, doch das Wetter hier ist leider nicht gerade schön. Ich drehe eine Runde durch den Ort, doch aussteigen mag ich nicht, dazu ist es mir zu kalt und windig. Muss ich wohl nochmal wieder kommen. Nur am Cedar Key Museum State Park lege ich noch einen Stopp ein.
Das Museum zeigt die Sammlung von Saint Clair Whitman. Er sammelte vor allem Muscheln sowie Artefakte der Ureinwohner. Außerdem gibt die Ausstellung einen Einblick in das Leben auf Cedar Key im 19. Jahrhundert und beginnenden 20. Jahrhundert. Im Museum treffe ich Joe und Emma, die hier als Volunteers arbeiten. Erst erzählen sie mir ein wenig über diesen Ort und dann kommen wir auch auf die Beiden zu sprechen. Sie sind seit Jahren mit ihrem Wohnmobil in den USA unterwegs und melden sich dann immer für ein paar Monate bei irgendeinem State Park als Freiwillige. In 4 Monaten wollen sie nach Texas weiterziehen. Eine wirklich interessante Art das Land kennenzulernen.
Neben der Ausstellung gehört das Haus von Saint Clair Whitman zum Museum. Seine Sammlung stellte er zuerst hier aus, bevor sie der State Park übernahm. Gebaut wurde das Haus bereits 1880, die Whimans kauften es in den 1920er Jahren. Innen spiegelt es das Leben auf Cedar Key zu jener Zeit wieder.
Weiter geht die Fahrt nach Süden, bis ich schließlich Homosassa Springs erreiche. Hier hatte ich eigentlich vor, die Manatees zu besuchen. Doch im State Park ist es, auf Grund des heutigen Feiertags, so voll, dass ich gleich wieder umdrehe und weiter fahre. Nur ein paar Meilen weiter liegt der kleine Yulee Sugar Mill Ruins Historic State Park, den die Massen noch nicht entdeckt haben.
David Levy Yulee errichte hier eine Zuckerrohrplantage, die von 1851–1864 in Betrieb war. Am Ende des Civil War wurde sie zerstört. Yulee war aber nicht nur als Farmer bekannt. Er saß bereits im Parlament, als Florida noch ein Territorium war und wurde dann 1845, als Florida ein Staat wurde, Senator. Er war übrigens der erste US Senator mit jüdischen Wurzeln. Mit Ausbruch des Bürgerkrieges diente er im Parlament der Konförderierten Staaten von Amerika.
Heute sind nur diese Ruinen von dem einstigen Imperium erhalten. Sie stehen seit 1970 unter Schutz und können jederzeit besichtigt werden.
Jetzt führt mich die Fahrt auf direktem Weg nach Orlando, wo ich am frühen Abend eintreffe. Dunkel ist es heute noch nicht, doch nachdem ich gerade mein Gepäck aufs Zimmer gebracht habe, bricht ein Gewitter los.
Als es aufhört zu regnen, fahre ich nochmals kurz los, um mir etwas zu Essen zu kaufen. Zurück im Hotel gehe ich recht bald schlafen und hoffe, dass der Wetterbericht auch morgen Recht behält und die Sonne wieder scheinen wird.
Meilen: 336
Wetter: stark bewölkt, 49–74 Grad
Hotel: Springhill Suites