Ronald Reagan in Illinois
Hier im Westen ist Illinois genauso flach, wie ich es aus dem Süden kenne. Ich habe einmal auf der Fahrt von Chicago nach St. Louis gesagt, dass es hier so flach sei, dass man die Erdkrümmung erkennen kann, wenn man sich auf einen Stuhl stellt. Und so komme ich mir hier auch vor. Doch dann erreiche ich das 800-Seelen Städtchen Tampico.
In Tampico erblickte am 6. Februar 1911 Ronald Reagan das Licht der Welt und darauf ist der kleine Ort sichtlich stolz. Sogar ein Denkmal will man ihm jetzt setzen, doch das ist bei meinem Besuch noch verhüllt. Sonst ist hier aber nicht viel los. Ich kann sogar unbehelligt in der Mitte der Main Street stehen, ohne dass ein einziges Auto kommt.
Im ersten Stock dieses Hauses wohnten John und Nelle Reagan, als ihr Sohn an einem verschneiten Februartag auf die Welt kam.
Als ich das Visitor Center im Erdgeschoss betrete, werde ich von Sharon begrüßt, die sichtlich stolz ist, auch aus Tampico zu sein. In Dixon, sagt sie, behaupten sie immer, dass das Reagans Heimat sei, doch geboren ist er schließlich hier. Nach Dixon sei die Familie erst später gezogen. Ich finde diese Rivalität irgendwie niedlich, denn Dixon liegt vielleicht dreißig Minuten von hier entfernt und ich will dort später auch noch hin. Erst einmal aber lasse ich mir von Sharon die Wohnung der Reagans zeigen.
Erstaunlich geräumig ist sie und gut ausgestattet, das hätte ich nicht erwartet. Die meisten anderen Präsidenten, deren Geburtshäuser ich besucht habe, kamen da aus viel ärmlicheren Verhältnissen. Die Reagans aber hatten Platz. Vier Zimmer, Küche und ein Bad, das man aber noch nicht wirklich als solches bezeichnen kann, denn die Toilette, die befand sich auf dem Hof.
Etwa eine Stunde schwatze ich mit Sharon über Reagan, das Leben hier und auch ihren Blick auf die USA, besonders da wir ja gerade im Shutdown sind. Es ist schon immer wieder interessant, wenn sich Menschen einmal öffnen und mich als Besucher so ein Stück weit an ihrem Leben teilhaben lassen.
Besonders übel nimmt Sharon Präsident Obama, dass er ja einer von hier aus Illinois ist, das aber komplett zu vergessen scheint, wie wohl die meisten Politiker, die ja nicht mal mehr in der Hauptstadt Springfield wohnen, sondern nur noch in Chicago sind. Der Rest von Illinois existiere für sie gar nicht mehr, sagt sie frustriert. Diese Ansicht werde ich später übrigens noch von einem weiteren Einwohner aus Illinois hören.
Ich aber fahre erst einmal weiter durch die Kornfelder von Illinois und auf den Spuren eines ehemaligen Präsidenten. Einem der, laut Sharon, zwar auch ins ferne Kalifornien zog, um sein Glück zu machen, aber seine Wurzeln nie vergessen hat.
Angekommen in Dixon stehe ich ihm dann auch gegenüber, zumindest seiner Statue. Es ist zwar nicht das erste Mal, denn ich war schon zweimal in der Reagan Presidential Library in Kalifornien, doch etwas anderes, denn hier, wo heute die Statue steht, spielte der kleine Ronald früher als Kind.
Und in diesem Haus war die Familie zu Hause. Leider darf ich hier, im Gegensatz zu Tampico, mal wieder nicht fotografieren und auch die Führung ist etwas unpersönlich, sodass ich den Besuch in Tampico um Längen besser fand.
Ronald Reagan’s Birthplace & Museum
111–113 South Main Street
Tampico, IL 61283
Ronald Reagan Boyhood Home
816 S. Hennepin Ave.
Dixon, IL 61021
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