Tag 13: Mittwoch, 16. April 2014
Maryland, my Maryland – von Annapolis nach Ocean City
„Dinge im Leben sind nicht die, die man für bekommt.” – Albert Einstein
Der Wetterbericht hat heute noch einmal recht behalten, was zum einen gut, zum anderen aber auch schlecht ist. Das Gute, der Himmel draußen ist strahlend blau und von Wolken oder gar Regen nichts zu sehen.
Dafür ist es aber leider eisig kalt. Würden die Wolken nicht weg sein, hätte es sicher geschneit, so kalt ist es. Aber was solls, ich fahre trotzdem in die Altstadt von Annapolis. Auf den Fotos sieht man ja die Kälte nicht und das Licht ist sehr schön.
Mein erster Stopp ist, wie eigentlich immer, wenn ich hier bin, das Kapitol. Rundherum kann man hier auch kostenlos parken, was so früh am Morgen kein Problem ist. Da das Gebäude aber noch nicht offen ist, mache ich erst noch einen kleinen Bummel durch die Stadt.
Im Jahr 1649 gründeten britische Siedler aus Virginia zwischen der Mündung von Severn und South River einen Hafen, den sie Arundel Town tauften. Den Regierungssitz der jungen Kolonie Maryland verlegte der Gouverneur Francis Nicholson 1704 von St. Marys City an diesen Ort und benannte ihn zu Ehren der Königin Anne in Annapolis um.
Nach Ende des Unabhängigkeitskriegs diente Annapolis sogar neun Monate lang als Hauptstadt der Vereinigten Staaten und hier unterzeichnete George Washington am 23. Dezember 1783 nach dem gewonnenen Revolutionskrieg sein Rücktrittsschreiben als Kommandant der Kontinentalarmee.
Gleich gegenüber des Kapitols steht das Governors Mansion. Bereits seit 1870 wohnen alle Gouverneure von Maryland hier.
Nun ist es aber so weit und ich gehe einmal mehr die Stufen des Maryland State House hinauf. Das Gebäude stammt aus den Jahren 1772 bis 1779 und ist damit das älteste kontinuierlich benutzte State House der USA. Maryland State House diente vom 26. November 1783 bis zum 3. Juni 1784 sogar als Sitz des Kontinentalkongresses.
Das Gebäude ist das dritte State House an dieser Stelle und wurde von Joseph Horatio Anderson gestaltet. Er entwarf auch die Holzkuppel, die die größte Holzkuppel der USA ohne Nägel ist und die von einem von Benjamin Franklin gestalteten Blitzableiter gekrönt wird. Einige Experten meinen, dass Anderson die Kuppel nach dem Vorbild des Karlsruher Schlossturms gestaltete.
Im neueren Trakt des State House tagen auch heute noch das Repräsentantenhaus und der Senat des Staates Maryland.
Im ältesten Teil erstrahlen die historischen Räume nach einer Renovierung in neuem Glanz.
Seit dem Jahr 2000 findet man die Kuppel des State House übrigens auch auf den Statehood Quarter von Maryland.
Die Innenstadt von Annapolis ist sehr kompakt, weshalb mein nächstes Ziel gleich um die Ecke liegt. Das William Paca House wurde zwischen 1763 und 1765 von William Paca, einem Unterzeichner der Unabhängigkeitserklärung und dreifachen Gouverneur von Maryland, erbaut.
Zum Hause gehört auch ein schöner 8100 qm großer Garten mit einem zweistöckigen Sommerhaus.
Gleich hinter dem William Paca House beginnt das Gelände der Naval Academy, meinem nächsten Ziel. Um Punkt 12 Uhr möchte ich zur Noon Formation hier sein, wenn die jungen Kadetten zum Appell antreten. Um auf das Gelände zu kommen, muss ich allerdings durch eine Sicherheitskontrolle. Und genau hier liegt das Problem. Vor mir ist eine vierköpfige aus Frankreich und als die Frau durch den Metalldetektor geht, piept es. Also geht sie zurück und legt ihren Gürtel ab, geht wieder durch, mit demselben Resultat. Das geht so bestimmt dreimal, bis es dem Officer zu viel ist und er sie zur persönlichen Kontrolle bittet. Leider finden so lange keine Kontrollen statt. Als es endlich weiter geht, ist es fünf nach 12 Uhr. Na super, derentwegen habe ich jetzt die Noon Formation verpasst.
Trotzdem gehe ich natürlich auf das Gelände. Dieses Mal habe ich auch Glück mit dem Wetter. Bei meinem letzten Besuch war der Himmel nämlich komplett wolkenverhangen.
Am bekanntesten ist das Gelände wohl für seine Kapelle und um dort hinzukommen, gehe ich erst einmal an den Häusern der Kommandanten der verschiedenen Abteilungen vorbei.
Das letzte und größte Haus bewohnt dann der Kommandant der Naval Academy.
Das wohl bekannteste und markanteste Gebäude der Academy ist die Kapelle. Zwischen 1904 und 1908 gebaut, kann sie bis zu 2500 Gläubige fassen.
In der Gruft der Kirche befindet sich das Grab von John Paul Jones, einem amerikanischen Nationalhelden. Seine Worte „Ich habe noch nicht angefangen zu kämpfen.” haben Generationen von Marineoffizieren inspiriert.
Im Jahr 1906 hatte Präsident Roosevelt die sterblichen Überreste von Jones in Paris entdeckt und die Gelegenheit genutzt, die Aufmerksamkeit des US-Kongresses auf seine Pläne für den Aufbau einer großen Navy zu ziehen, indem er Jones aufwändig nach Annapolis überführen ließ. Als Vorbild diente ihm dabei Napoleons Grab im Invalidendom in Paris.
Wieder draußen, streife ich noch ein wenig über das Gelände. Es gibt hier auch noch ein sehr gutes Museum, das ich aber schon beim letzten Mal besucht habe. Und auf eine Wiederholung habe ich bei so schönem Wetter keine Lust. Ja, es ist noch immer ziemlich kalt, aber in der Sonne, und wenn man in Bewegung ist, lässt es sich aushalten.
Die Naval Academy bildet die Offiziersanwärter aus, bietet daneben Lehre und Forschung auf wissenschaftlicher Basis und gilt als eine der renommiertesten Hochschulen des Landes. Das Institut, das vom US-Verteidigungsministerium finanziert wird, befindet sich auf der Nordseite der Stadt Annapolis, Maryland, wo der Severn River in die Chesapeake Bucht fließt. Nach vier Jahren Ausbildung müssen die Rekruten fünf Jahre in der US Navy oder dem US Marine Corps dienen.
Die US Naval Academy ist das Pendant zur United States Military Academy der US Army, zur United States Air Force Academy der US-Luftstreitkräfte und zur United States Coast Guard Academy der US-Küstenwache.
Berühmte Absolventen der Academy sind z.B. US-Präsident Jimmy Carter oder Präsidentschaftskandidat John McCain.
Auch viele andere Persönlichkeiten, wie z.B. Apollo 13 Commander James Lovell, haben die Naval Academy besucht.
Zur Mittagszeit kann man auch in der Kantine der Academy Lunch essen. Hier steht übrigens auch einer dieser tollen Coke Automaten, mit denen man über 100 Sorten mixen kann. Was für ein cooler Service.
Wieder auf den Straßen von Annapolis zurück, habe ich noch zwei weitere Ziele, die, praktischerweise, in derselben Straße und gleich gegenüber liegen. Eines ist das Hammond Harwood House, dessen Tür und Türbogen wohl einer der bekanntesten in ganz Maryland ist. Das Haus ist aber auch eines der am besten erhaltenen Gebäude aus der britischen Kolonialzeit. Erbaut wurde es 1773 bis 1774 für den wohlhabenden Farmer Matthias Hammond.
Seine ungewöhnliche Bauart und der gute Gesamtzustand machen das Hammond-Harwood House zum wohl schönsten Gebäude aus der britischen Kolonialzeit, das ich in den USA besucht habe. Leider darf ich, wie beim William Paca House auch, nur von außen Fotos machen.
Gleich gegenüber steht das Chase-Lloyd House, das zwischen 1769 und 1774 erbaut wurde. Seit 1888 ist das Haus ein Heim für ältere, alleinstehende Damen. Insgesamt zwölf Appartements gibt es in den oberen zwei Etagen. Das Erdgeschoss jedoch kann besichtigt werden.
Empfangen werde ich von Beth, die mir erst einmal ein wenig über die Geschichte des Hauses erzählt, bevor sie mir die einzelnen Räume zeigt. Die werden auch heute noch alle von den Bewohnerinnen des Hauses genutzt. Hier im Esszimmer nehmen sie z.B. ihre Mahlzeiten ein.
Am beeindruckendsten aber finde ich das Treppenhaus.
Dann aber wird es Zeit Annapolis den Rücken zu kehren, denn ein Stück Weg habe ich heute noch vor mir. Gleich außerhalb der Stadt liegt der Sandy Point State Park. Von hier hat man einen schönen Blick auf die Bay Bridge. Und bei strahlendem Sonnenschein ist mir der Besuch die drei Dollar Eintritt wert.
Über die Bay Bridge fahre nur auch ich. Sechs Dollar kostet die Fahrt in Richtung Osten. Kurze Zeit später überquere ich die Grenze nach Delaware. Hier will ich das Städtchen Fenwick Island am Atlantik besuchen, genauer gesagt den Leuchtturm. Leider ist der für diese Saison noch nicht geöffnet, sodass es bei diesem Foto bleibt.
Nur noch wenige Meilen trennen mich nun von meinem Tagesziel Ocean City, das aber bereits wieder in Maryland liegt. Trotz kaltem Wind will ich noch einmal kurz zur Küste, um einen Blick aufs Meer zu werfen.
Lange halte ich es jedoch nicht aus, denn trotz langsam untergehender Sonne, ist es durch den Wind so kalt, dass mir bereits nach wenigen Minuten die Finger klamm werden. Deshalb fahre ich recht schnell zu meinem Hotel, dem Hampton Inn. Hier bekomme ich ein, auf den ersten Blick, schönes Zimmer.
Als ich jedoch die Bettdecke zurückziehe, finde ich Haare und Krümel auf dem Laken, und das auf beiden Betten. Hat hier keiner die Bettwäsche gewechselt? Nein – da möchte ich nicht schlafen und gehe zurück in die Lobby. Der Dame an der Rezeption ist das sichtlich peinlich und sie gibt mir den Schlüssel zu einem anderen Zimmer. Als ich da die Tür öffne, fällt mir fast die Kinnlade runter. Das ist ja riesig, aber aushalten lässt es sich hier allemal.
Vom Balkon habe ich dann noch einen schönen Blick auf die untergehende Sonne. So lasse ich den Tag doch gerne ausklingen. Nur etwas wärmer könnte es schon sein.
Als es dunkel ist, fahre ich noch einmal los, um etwas zu essen. Meine Wahl fällt heute auf das Outback Steakhouse, wo ich immer wieder gerne die Pork Chops bestelle.
Zum Essen gab es übrigens auch noch Mashed Potatos, die aber auf einem extra Teller serviert wurden.
Meilen: 136
Wetter: sonnig, 1–9 Grad
Hotel: Hampton Inn, $72.43