Tag 6: Dienstag, 01. Oktober 2013
Islands in the Sun – von Ashland nach Duluth
Das Wetter ist noch immer wunderschön, als ich nach dem Aufstehen aus dem Fenster sehe. Nur etwas windig ist es, doch das stört mich bis jetzt noch nicht weiter. Nach dem Auschecken fahre ich zum Stadtpark, von wo sich ein schöner Blick auf den See bietet.
Danach mache ich mich auf die Suche nach Wandbildern, denn dafür ist Ashland berühmt. Mehr als ein Dutzend riesige Wandgemälde sind überall über die Stadt verteilt. Aber auch Ashland selbst braucht sich nicht zu verstecken. Die kleine Innenstadt wurde sehr schön hergerichtet und sogar das 50ziger Jahre Kino ist heute noch in Betrieb.
Auf den Wandgemälden wird die Geschichte der Gegend erzählt. So sehe ich viele Seeleute, bedeutende Bauwerke und Szenen aus dem alltäglichen Leben.
Nach dieser netten kleinen Runde fahre ich weiter nach Bayfield, dem Tor zur Apostle Islands National Lakeshore. Bayfield ist ein hübscher kleiner Ort am Ufer des Lake Superior …
… und hier befindet sich auch das Hauptquartier der National Lakeshore. Und tatsächlich ist hier alles geschlossen. „Closed due to government shutdown” ist das Wort des Tages. Somit bleibt mir nur ein Rundgang um das ehemalige Courthouse, das heute das Visitor Center beherbergt.
Auch hier gibt es wieder die ersten schönen Herbstfarben, die mich etwas beschwichtigen, denn ich wäre schon gerne ins Visitor Center gegangen.
Als ich zum Hafen komme, dann die Überraschung, die Bootstour zu den Apostle Islands findet trotz Shutdown statt, denn sie wird von einem privaten Anbieter im Auftrag des NPS durchgeführt. Super, also kaufe ich gleich ein Ticket. $39.95+tax für die Grand Tour kostet das und die geht auch gleich los. Nur gut, dass ich vorsorglich schon da geparkt habe, wo man länger als zwei Stunden stehen darf.
Vor dem Ausflugsboot, der Island Princess, hat sich derweil schon eine lange Schlange gebildet und ich wundere mich zeitweilig, wie diese ganzen Leute auf das kleine Schiff passen sollen. Doch es klappt, auch wenn auf dem Oberdeck jeder Platz besetzt ist.
Die Apostle Islands werden auch die Juwelen des Lake Superior genannt. Bis auf eine, gehören heute alle Inseln zur Apostle Island National Lakeshore und sind somit geschützt. Insgesamt gibt es 21 Inseln und außerdem zwölf Meilen Festland, die zum Schutzgebiet gehören. Acht Leuchttürme gibt es innerhalb der Parkgrenzen, mehr als auf jedem anderen Gebiet des National Park Service. Die Hauptaktivitäten sind Wandern, Baden, Paddeln und private sowie kommerzielle Bootstouren.
Auf der Grand Tour fährt man in drei Stunden eine Runde um die schönsten Inseln und sieht schöne Felsformationen, Leuchttürme und wenn man Glück hat auch Tiere, wie diesen Weißkopfseeadler.
Zu Anfang verläuft die Cruise auch noch ganz normal, doch nach ungefähr einer halben Stunde informiert uns der Captain, dass der Wind gedreht hat und immer stärker wird. Das widerum könnte verhindern, dass wir zu allen Inseln fahren können. Der Lake Superior sei ebend der unberechenbarste und launischte aller großen Seen. Erstmal merken wir aber noch nicht viel davon und fahren weiter.
Vorbei fahren wir auch am historischen Fishing Camp auf Rocky Island. Zwischen 1931 und 1958 gab es einige dieser Camps auf den Inseln. Dieses ist aber das Einzige, das erhalten geblieben und heute ein Museum ist.
Nachdem wir vom Fishing Village abdrehen, kommt dann die Nachricht von der Brücke, dass wir nicht nach Devils Island fahren könnten. Der Wind sei zu stark, da die Insel nicht wie die anderen geschützt liegt, sondern mit einer Seite zum offenen Wasser des Lake Superior. Das wäre auch kein Problem für das Schiff, wohl aber für die empfindlichen Gäste an Bord. Und deshalb drehen wir ab. Ich bin total geknickt, soll Devils Island doch einen schönen Leuchtturm und vor allem die schönsten Felsformationen mit interessanten Unterwasserhöhlen haben. Aber das Wetter kann man nicht beeinflussen und die Entscheidung des Captain auch nicht. Er kennt den See besser als wir, also beuge ich mich meinem Schicksal und muss wohl noch einmal wiederkommen.
Auf einer der Inseln entdecke ich dann noch kleine Häuschen. Komisch, sollte NPS Gebiet nicht frei von privatem Eigentum sein? Ist es auch, erklärt der Captain. Das sind Sommerhäuser alteingessessener Familien. Als das ganze Gebiet unter Schutz gestellt wurde, wurden die Häuser enteignet. Die ehemaligen Besitzer können sie aber weiter pachten, so lange sie leben. Danach werden sie wohl abgerissen werden, denn weiterverkaufen oder den Pachtvertrag an Andere übergeben dürfen sie nicht.
Dann nehmen wir etwas Fahrt auf und am Heck bildet sich durch das aufschäumende Wasser und die daraufscheinende Sonne ein Regenbogen.
Der eigentlich letzte Stopp der Rundfahrt ist das Raspberry Lighthouse. 1862 erbaut, wird der Leuchtturm allgemein als der Schönste der Apostle Islands befunden. Er ist auch heute noch in Betrieb und kann im Sommer besichtigt werden.
Wir aber legen leider nicht an, denn die Saison ist längst vorbei. Und so bleibt mir nur noch ein Foto bevor es wieder zurück nach Bayfield geht.
Da wir jedoch auf Grund der Streichung von Devils Island noch Zeit haben, fährt der Captain mit uns noch zum Wrack der Fedora. Das Schiff ist nur eines von vielen, das hier gesunken ist. Ihr Schicksalstag war der 20. September 1901. Das 86 Meter lange Dampfschiff lief hier auf Grund, nachdem es wegen einer explodierenden Kerosinlampe Feuer fing. Die 17 Mann an Bord überlebten die Tragödie zwar, das Schiff allerdings nicht. Und so liegt es noch heute hier im flachen Wasser.
Nach etwas mehr als drei Stunden bin ich wieder zurück in Bayfield. Es war eine schöne Tour, die sich gelohnt hat, auch wenn ich etwas traurig bin, dass ich nicht nach Devils Island konnte. Zum Trost kaufe ich mir im Shop noch ein kleines Büchlein, um mir wenigstens ein paar Bilder anzusehen von dem, was ich versäumt habe.
Auf dem weiteren Weg nach Duluth entscheide ich mich dann gegen die vierspurige US 2 und nehme lieber die Backroads. Und das ist auch gut so, denn sonst hätte ich diese hübsche Windmühle nie entdeckt. Als ich sie sehe, trete ich scharf auf die Bremse und biege auf den kleinen Parkplatz ab.
Die Davidson Windmill wurde vom finnischen Einwander Jacob Tapola Davidson erbaut. Er nutzte die Mühle zwischen 1904 und 1926 um das in der Region angebaute Getreide zu mahlen.
Gleich daneben steht auch eine kleine Blockhütte, die ebenfalls von finnischen Einwanderern errichtet wurde.
Fast bis nach Superior geht es nun durch eine einsame Landschaft mit winzigen Ortschaften und immer am Ufer des Lake Superior entlang, den ich hier und da auch durch die Bäume sehe.
Zwischen Superior und Duluth überquere ich dann die Grenze nach Minnesota, wo ich heute noch ein Stück die Küste des Lake Superior entlangfahren will. Mein Ziel ist das Split Rock Lighthouse, das ich unbedingt einmal besuchen möchte.
Der Leuchtturm liegt mitten im 839 qkm großen Split Rock Lighthouse State Park und wurde 1910 erbaut. Nachdem während heftiger Stürme um die Jahrhundertwende hier zahlreiche Schiffe untergegangen waren, veranlasste der United States Lighthouse Service den Bau des Leuchtturms an der Felsenküste. Ralph Russell Tinkham entwarf den 40 Meter hohen und rund $65.000 teuren Turm. Er ist sechseckig, aus Ziegelstein erbaut und wird durch ein inneres Stahlgerüst verstärkt.
Seit 1969 ist der Turm allerdings nicht mehr in Betrieb. Heute werden er und die umliegenden Gebäude von der Minnesota Historical Society verwaltet und stehen für Besucher offen. Besonders schön finde ich deren Slogan: „Before GPS there was a really big Light.” Besser kann man das eigentlich gar nicht ausdrücken.
Hier noch ein paar Fakten zum Lake Superior, die mich während meinem Besuch im Visitor Center in Erstaunen versetzt haben. Der Lake Superior enthält soviel Wasser, wie die restlichen Großen Seen zusammen. Würde man den Stöpsel des Sees ziehen können, würde das Wasser ganz Nord- und Südamerika 30 Zentimeter hoch fluten. An seiner tiefsten Stelle ist der See 406 Meter tief, man könnte dort das Empire State Building versenken und trotzdem wären noch mehr als 30 Meter Wasser darüber. Und der Lake Superior ist an seiner größten Ausdehnung mehr als 600 Kilometer lang und 250 Kilometer breit. Er bedeckt eine Fläche von 81.000 qkm und ist damit der größte Süßwassersee der Erde. Nur wenn man das Volumen nehmen würde, würde er hinter dem Baikalsee in Russland erst auf Platz zwei landen.
Hinter dem Haus des Leuchtturmwärtes beginn dann ein kleiner Trail durch den Wald. Er endet an dieser Treppe, die direkt an das Ufer des Lake Superior führt. Da ich natürlich neugierig bin, was man dort unten schönes entdecken kann, mache ich mich auf den Weg.
Unten bietet sich mir dann dieser Anblick. Dafür hat es sich doch wirklich gelohnt, die vielen Stufen hinunterzulaufen. Einfach traumhaft schön ist es hier.
Doch dann muss ich natürlich auch wieder nach oben. Ganze 177 Stufen sind es, ja ich habe sie gezählt. Und ganz schön steil ist die Treppe auch. Der einzige Absatz bietet dann noch einen schönen Blick auf den Leuchttrum.
Etwas außer Atem komme ich oben wieder an und gehe zurück zu meinem Auto. Dieser Stopp hat sich wirklich gelohnt und ich bin froh, die 50 Meilen nach Norden gefahren zu sein.
Auf dem Rückweg nach Duluth nehme ich nicht wieder die Schnellstraße, sondern die Scenic Route, die hier ausgeschildert ist. Sie bringt mich nach Two Harbors und zum Agate Bay Lighthouse. Der Leuchtturm ist der ältestes sich noch in Betrieb befindliche in Minnesota und wurde 1891 erbaut. Im Leuchtturm ist heute ein Bed&Breakfast untergebracht, aber er ist auch für Touren geöffnet.
Vor dem Leuchtturm steht auch dieses alte Boot. Die Crusader II wurde 1939 von Ruben und Charles Hill aus Larsmont in Minnesota erbaut. Getauft wurde sie von Kronprinz Olav während seines Besuchs in Knife River.
Als ich hier ankomme, ist es kurz vor 18 Uhr. Und da das Gelände gleich schließt, frage ich die Dame an der Tür, ob ich nicht wenigstens noch ein Foto machen könne. Das erlaubt sie aber nicht und sagt mir, ich könne morgen wiederkommen. Das aber will ich nicht, denn morgen soll es ja nach Süden gehen. Also suche ich mir einen anderen Weg um das Grundstück. Gleich neben dem Tor gibt es einen kleinen Trail und von dort ist es zwar noch etwas Kletterei, aber ich erreiche den Zaun und bekomme mein Foto. Nur die Mücken, die werde ich auch hier wieder nicht so leicht los. Warum habe ich nur ausgerechnet dann immer nichts dabei?
Der Bonus der kleinen Kletterei ist noch ein unverbauter Blick auf die Agate Bay und den Lake Superior. Gar nicht so schlecht und den Eintritt habe ich mir auch gespart.
In Two Harbors selbst gibt es aber noch mehr zu sehen. Hier ist ein Zentrum der Eisenerzindustrie. Von den fünf riesigen Dock sind seit 1995 allerdings nur noch drei erhalten. Das erste Eisenerz wurde bereits 1884 verschifft. Noch heute werden jährlich mehr als 10 Millionen Tonnen verladen und über die großen Seen transportiert. Vorher wird das Erz mit Zügen hierher gebracht. Einige der älteren Loks sind hier ebenfalls zu bestaunen.
Weiter geht die Fahrt auf der Scenic Route, auf der mir so gut wie kein Auto begegnet. Nur das Deer schaut mich erschrocken an, als ich hier vorbeikomme.
Mit Einbruch der Dämmerung bin ich wieder zurück in Duluth. Die Übernachtung habe ich heute im Days Inn Lakewalk gebucht. Es war gar nicht so einfach etwas einigermaßen bezahlbares in der Stadt zu finden. Ob es hier immer so teuer ist, kann ich nicht sagen. Das Hotel ist aber ein Glücksgriff. Es gibt zwar kein Frühstück und auch keinen Fahrstuhl, aber sonst ist es sauber und aus meinem Zimmer kann ich sogar den Lake Superior sehen.
Das Fehlen des Fahrstuhls ist auch nicht so schlimm, denn wenn man an der Hintertür parkt hat, kann man von dort direkt in den zweiten Stock gehen, da das Hotel an einen Hang gebaut wurde. So muss ich mit dem Gepäck nur eine Treppe nach oben.
Abendessen gibt es heute bei Olive Garden, was immer sehr lecker ist. Nach meiner Rückkehr ins Hotel, bin ich auch bald eingeschlummert.
Meilen: 224
Wetter: 16–24 Grad, sonnig und windig
Hotel: Days Inn Duluth Lakewalk, $86.34