The undiscovered Country

Tag 5: Mon­tag, 30. Sep­tem­ber 2013
Unknown Coun­try – von Green Bay nach Ashland

Der heu­ti­ge Tag ist mehr oder weni­ger ein Fahr­tag, denn ich will vom Lake Michi­gan zum Lake Supe­ri­or und muss dazu ein­mal quer durch Wis­con­sin. Der Lake Supe­ri­or ist der ein­zi­ge der Gro­ßen Seen, an dem ich bis jetzt noch nie war. Und wie das bei so einem Fahr­tag so ist, ist man da ja größ­ten­teils im Auto unter­wegs, doch ein paar klei­ne High­lights rechts und links der Stra­ße habe ich trotz­dem entdeckt.

Das Erste ist das Raw­ley Point Light­house, das ich gestern nicht mehr besucht habe. Wegen ihm mache ich nun heu­te einen klei­nen Umweg zurück zum Lake Michi­gan. Aber der hat sich total gelohnt, denn im Mor­gen­licht sieht der Leucht­turm ein­fach fan­ta­stisch aus.

Rawley Point Lighthouse 2

Und auch am Strand, der zum Point Beach Sta­te Park gehört, ist so früh am Mor­gen noch kei­ne Men­schen­see­le unter­wegs. Herr­lich, ich kann mich kaum los­rei­ßen, aber ich habe ja noch ein gan­zes Stück Weg vor mir.

Lake Michigan

Trotz­dem lau­fe ich noch ein­mal um den Leucht­turm her­um. Das Raw­ley Point Light­house ist 34 Meter hoch und damit der höch­ste Leucht­turm an den gro­ßen Seen. Bevor der erste Turm 1853 errich­tet wur­de, lie­fen hier 26 Schif­fe auf Grund und san­ken. Der jet­zi­ge Turm wur­de 1894 erbaut und ist auch heu­te noch in Betrieb. Das Leucht­turm­wär­ter­haus kann aber lei­der nicht besucht wer­den, denn es wird als Feri­en­haus für Ange­hö­ri­ge der Coast Guard genutzt.

Rawley Point Lighthouse

Zurück zum Park­platz muss ich wie­der durch ein klei­nes Stück Küsten­wald lau­fen, in dem sich so lang­sam erste Zei­chen der Herbst­fär­bung zeigen.

Lake Michigan 2

Auf dem Weg zurück zum High­way kom­me ich noch durch Two Rivers, wo ich einen wei­te­ren Foto­stopp am Two Rivers Light­house ein­le­ge. Es wur­de 1886 erbaut und ist heu­te Teil des Rogers Street Fishing Village.

Two Rivers Lighthouse 1

Danach führt mich mein Weg für näch­sten paar Stun­den durch das länd­li­che Wis­con­sin. Zuerst lie­gen rechts und links der Stra­ße noch aus­ge­dehn­te Korn­fel­der und klei­ne Far­men, doch umso wei­ter ich nach Nor­den kom­me, desto mehr wan­delt sich das Bild. Hier begin­nen die gro­ßen Wäl­der, die sich über­all in Nord­wis­con­sin und Min­ne­so­ta erstrecken und auch heu­te noch ein Zen­trum der Holz­in­du­strie sind.

Im klei­nen Ört­chen Phil­lips lege ich dann eine Pau­se am Wis­con­sin Con­cre­te Park ein. gan­ze 237 Skulp­tu­ren und Objek­te errich­te der pen­sio­nier­te Holz­fäl­ler Fred Smith zwi­schen 1950 und 1964. Das Haus, in dem heu­te das Visi­tor Cen­ter und ein klei­nes Muse­um mit Shop ein­ge­rich­tet sind, war frü­her sein Wohnhaus.

Wisconsin Concrete Park 15

Vor­her wuss­te ich nicht so recht, was ich von die­sem Park erwar­ten soll­te. Aber so merk­wür­dig eini­ges auch erscheint, so inter­es­sant war es doch anzu­se­hen. Letzt­end­lich lau­fe ich doch mehr als eine hal­be Stun­de zwi­schen den Skulp­tu­ren umher und lese mir auch die zahl­rei­chen Beschrei­bun­gen durch. Es ist schon sehr inter­es­sant, wie ein ein­zel­ner Mann, der nicht ein­mal Lesen und Schrei­ben gelernt hat­te, das hier alles schaf­fen konnte.

Wisconsin Concrete Park Collage 1

Smith kre­ierte sei­ne Wer­ke nicht, um damit berühmt zu wer­den oder Geld zu ver­die­nen. Er woll­te Kunst für die Men­schen hier erschaf­fen und zwar dort, wo sie immer Zugang dazu haben. Das ist auch heu­te noch so, denn die Skulp­tu­ren ste­hen in einem öffent­li­chen Park und sind für Jeder­mann kosten­los zugäng­lich. Nur um eine Spen­de wird gebeten.

Wisconsin Concrete Park Collage 2

Fred Smith war übri­gens eben­falls Sohn deut­scher Ein­wan­de­rer und wur­de 1886 gebo­ren. Er ver­brach­te sein gan­zes Leben in den Wäl­dern von Wis­con­sin und Min­ne­so­ta. Im Jahr 1964 erlitt er einen Schlag­an­fall, von dem er sich nicht mehr erhol­te und der auch sein Lebens­werk zu einem abrup­ten Ende brach­te. 1976 starb Fred Smith, doch sei­ne Skulp­tu­ren wer­den noch heu­te von Frei­wil­li­gen gepflegt und in Ehren gehalten.

Wisconsin Concrete Park Collage 3

Etwa eine Stun­de fah­re ich jetzt wei­ter nach Nor­den, bevor ich den Cop­per Falls Sta­te Park errei­che, der in der Nähe des klei­nen Städt­chen Mel­len liegt. Der Park wur­de 1929 ein­ge­rich­tet und steht seit­dem allen Besu­chern offen. Um die ver­schie­de­nen Was­ser­fäl­le zu besu­chen, muss man einen etwa 2 Mei­len lan­gen Rund­weg gehen. Den neh­me auch in in Angriff.

Copper Falls SP 1

Dum­mer­wei­se las­se ich den Mücken­schutz im Auto, denn bis jetzt habe ihn nie gebraucht. Ein Feh­ler! Die Bie­ster sind hier super aggres­siv und las­sen kaum von mir ab. Sonst gefällt mir der Trail aber sehr gut und führt mich immer wie­der zu Strom­schnel­len und klei­nen Wasserfällen.

Copper Falls SP 5

Die Cop­per Falls, die dem Park ihren Namen gaben, las­sen sich aller­dings kaum foto­gra­fie­ren, da sie über­all von dich­tem Blatt­werk ver­deckt sind.

Copper Falls SP 2

Über drei Holz­brücken führt mich der Rund­weg durch die Wäl­der von Wisconsin.

Copper Falls SP 4

Hier sehe ich auch schon über­all die begin­nen­de Laub­fär­bung. Ein­zel­ne Blät­ter haben auch schon schö­ne Rot­tö­ne angenommen.

Copper Falls SP 3

Copper Falls SP 6

Ganz zum Schluß fin­de ich dann auch noch die Brown­s­tone Falls. Dies­mal ist es etwas ein­fa­cher ein Foto zu machen. Der Was­ser­fall ist mit neun Metern auch der Höch­ste des Parks.

Copper Falls SP 7

Nach einer guten Stun­de bin ich wie­der zurück am Auto. Etwas erschöpft, denn der Weg ging oft berg­auf und berg­ab und auch eini­ge Trep­pen waren zu über­win­den gewe­sen. Am Mei­sten geschafft haben mich aber die Mücken, von deren Sti­chen ich etli­che abbe­kom­men habe.

Pünkt­lich zum Son­nen­un­ter­gang errei­che ich mein heu­ti­ges Ziel, das Best Western The Hotel Che­qua­me­gon in Ash­land an den Ufern des Lake Supe­ri­or. Ich bin froh, mich für die­ses Klein­od ent­schie­den zu haben. Viel Aus­wahl gibt es hier ja nicht und da mich die­ses Bild schon zu Hau­se ange­spro­chen hat, habe ich dem Hotel eine Chan­ce gege­ben. Und ich habe es nicht bereut.

Best Western The Hotel Chequamegon 1

Ein Hotel mit die­sem Namen gab es hier in Ash­land schon immer, das heu­ti­ge wur­de aber erst vor 30 Jah­ren errich­tet. Das aller­dings ganz im Stil eines alten Grand­ho­tels. So gibt es neben der Lob­by auch einen schö­nen Salon, der mit anti­ken Möbeln ein­ge­rich­tet ist und mehr über die Geschich­te der Gegend verrät.

Best Western The Hotel Chequamegon Collage

Zu Abend esse ich heu­te im haus­ei­ge­nen Restau­rant Mol­lys, von des­sen Ter­ras­se ich einen wun­der­schö­nen Blick auf den Lake Supe­ri­or und den Son­nen­un­ter­gang habe.

Ashland 2

Nach Bil­der sich­ten und sichern gehen dann gegen 22:30 Uhr die Lich­ter aus, denn auch mor­gen habe ich wie­der viel vor, hier im hohen Nor­den. Und ob ich das alles machen kann, ja des­sen bin ich mir nicht mehr so sicher, denn mor­gen ist der 1. Okto­ber und dann beginnt der Shutdown.

Mei­len: 429
Wet­ter: 9–21 Grad, sonnig
Hotel: Best Western The Hotel Che­qua­me­gon, $100.79