Tag 2: Freitag, 27. September 2013
From the Windy City to the Badger State – von Chicago nach Milwaukee
Gut ausgeruht wache ich auf und ein Blick aus dem Fenster verspricht traumhaftes Wetter. Doch da ist noch immer das Problem mit dem stickenden Auto und das will ich so doch nicht hinnehmen. Das bestätigt sich auch, als ich meine Sachen ins Auto lade, denn der penetrante Geruch ist sogar noch schlimmer als gestern.
Auf dem Weg zurück zum Flughafen fahre ich durch Des Plaines, wo ich einen ersten Stopp einlege. Hier, an einer unscheinbaren Straße liegt der erste McDonalds der Welt, oder besser gesagt ein Nachbau, denn das Original ist schon lange vorher abgerissen worden.
Am 15. April 1955 eröffnete Ray Kroc den ersten McDonalds und begann damit eine unglaubliche Erfolgsgeschichte. Nur zehn Jahre später gab es in den USA schon über 700 Restaurants, heute ist McDonalds auf dem ganzen Erdball vertreten.
Dann fahre ich aber schleunigst zu Alamo und schildere mein Problem. Dort ist man auch sofort einsichtig und ich bekomme ein neues Auto, ein pechschwarzer Ford Escape mit Lederausstattung und modernster Technik.
Erstes Ziel mit meinem neuen fahrbaren Untersatz ist dann Downtown Chicago und hier das Adler Planetarium, von wo ich einen wunderschönen Blick auf die Skyline der Windy City habe.
Auch der Navy Pier und das Chicago Harbor Light sind in der Ferne gut zu erkennen.
Gegründet wurde Chicago übrigens von diesem Herrn, Jean-Baptiste Pointe DuSable. In den 1780er Jahren ließ er sich an der Mündung des Chicago River nieder und war somit der erste Bewohner des Gebietes, das heute als Chicago bekannt ist. An dieser Stelle steht heute nicht nur seine Statue, auch ein Park, eine Schule, eine Brücke und ein Museum tragen seinen Namen.
An der Buckingham Fountain stelle ich mein Auto ab. Für $4 pro Stunde kann man hier noch relativ günstig parken. Die am 26. August 1927 eingeweihte Buckingham Fountain wurde von Edward H. Bennet entworfen und mit Skulpturen von Jacques Lambert verziert. Als Vorbild diente der Latone-Brunnen aus den Gärten des Schloss Versailles. Benannt wurde er nach Kate Buckingham, die eine Million Dollar für den Bau des Brunnens spendete und ihn den Bürgern Chicagos widmete. Die Buckingham Fountain enthält etwa 5,7 Millionen Liter Wasser, über 800 fest verbaute Lichter und ist einer der größten Brunnen der Welt. Außerdem markiert er das östliche Ende der legendären Route 66. Wirklich weltberühmt aber wurde der Brunnen durch die Eröffnungssequenz der TV-Serie „Eine schrecklich nette Familie”, in der er zu sehen ist.
Durch den Lurie Garden, der ein Teil des Millennium Parks ist, gehe ich weiter in Richtung Downtown und erhasche immer wieder schöne Blicke auf die Wolkenkratzer von Chicago.
Hier liegt auch das berühmte „Cloud Gate”, das umgangssprachlich als „The Bean” bekannt ist. Heute ist es hier ziemlich voll, denn bei so schönem Wetter sind viele Menschen in der Stadt unterwegs.
The Cloud Gate ist die erste Arbeit des britischen Künstlers Anish Kapoor, die in den USA aufgestellt wurde. Die 110 Tonnen schwere Skulptur reflektiert die Wolkenkratzer von Chicago und die Wolken darüber. Ein etwa 3 Meter hoher Bogen unter der Skulptur lädt die Besucher dazu ein, das Werk aus neuen Perspektiven zu entdecken.
Zwei der wohl bekanntesten Gebäude in Chicago sind der Willis Tower (ehem. Sears Tower) und die Marina Towers. Die zwei als „Maiskolben” bekannten Hochhäuser sind zwischen 1959 und 1964 entstanden und beherbergen über 400 Appartements.
Der Willis Tower hingegen war viele Jahre lang das höchste Gebäude der Welt. Heute allerdings belegt er nur noch Platz 10 und auch in den USA ist er nur noch das zweithöchste Gebäude, denn seit seiner Fertigstellung ist das One World Trade Center noch höher. Bis 2009 trug der Wolkenkratzer noch den Namen Sears Tower. In jenem Jahr mietete der Londoner Versicherungskonzern Willis Group über 13.000 qm Bürofläche und kaufte die Namensrechte des Gebäudes. Richtig angenommen wurde der Name aber bis heute nicht, und so heißt der Wolkenkratzer im Volksmund auch weiterhin Sears Tower.
Auch dem Gebäude der Chicago Tribune statte ich einen Besuch ab. Dieses Haus hatte mich schon auf meiner ersten Reise nach Chicago 2001 fasziniert, denn in die Mauern des Wolkenkratzers sind Steine von berühmten Gebäuden aus aller Welt eingelassen.
Colonel Robert McCormick, der damalige Eigentümer der Chicago Tribune, bat seine Reporter schon vor der Fertigstellung des Gebäudes im Jahr 1925 von überall auf der Welt Steine mitzubringen. Insgesamt sind bis jetzt 136 Steine in die Wände des Gebäudes eingelassen worden. Viele von ihnen sind auch neueren Datums und in den letzten Jahrzehnten dazugekommen.
Auch ein Stück Mondgestein kann man heute bestaunen. Dieses durfte allerdings nicht in die Wand eingelassen werden, sondern liegt hinter Glas in der Lobby. Es ist nämlich nur eine Leihgabe der NASA, die alleiniges Recht hat, Mondgestein zu besitzen.
Auch etliche Stücke aus Deutschland, Österreich und der Schweiz sind bei näherem Hinsehen zu entdecken.
Nach etwas mehr als drei Stunden kehre ich durch den Millennium Park zu meinem Auto zurück.
Ich werde ja am Ende der Reise noch einmal nach Chicago kommen und so mache ich mich erst einmal auf den Weg nach Norden. Einen kurzen Halt mache ich am Charles Gates Dawes House in Evanston. Da es jedoch gerade saniert wird und somit nicht der ganze Komplex besichtigt werden kann, entscheide ich mich gegen einen Besuch und fahre bald weiter.
Sobald ich Chicago verlassen habe, fahre ich an das Ufer des Lake Michigan und unternehme eine erste kleine Strandwanderung. Es ist schon erstaunlich, dass man hier an einem Süßwassersee ist. Wüsste ich das nicht, würde ich glauben am Meer zu sein.
In Grosse Pointe besuche ich den ersten Leuchtturm dieser Reise. Bisher habe ich Leuchttürme meist nur am Ozean besichtigt, doch auch die Großen Seen haben etliche Exemplare. Einige von ihnen werde ich auf der Reise auch näher betrachten. Das 1873 errichtete Grosse Pointe Lighthouse gehört leider nicht dazu, denn es ist wegen Renovierung geschlossen.
Wenig später überquere ich die Grenze nach Wisconsin, einem Staat, von dem ich bisher nur sehr wenig gesehen habe. Einen Stopp habe ich aber bereits 2007 eingelegt, hier bei der Jelly Belly Factory. Eine Tour will ich nicht machen, denn die habe ich bereits 2x in Kalifornien gemacht, doch gibt es hier einen großen Shop, in dem ich auch die Lieblingssorte einer Freundin bekomme.
Danach geht es weiter zum nächsten Leuchtturm. Das Kenosha Lighthouse wurde 1866 an selber Stelle wie schon seine zwei Vorgänger errichtet. 72 Stufen führen bis in die Spitze, von wo man einen schönen Blick auf den Lake Michigan haben soll. Ich habe den aber leider auch hier nicht, denn der Turm ist nur in der Hauptsaison geöffnet.
Und noch ein dritter Leuchtturm steht heute auf dem Programm. Ihn erreiche ich nach einem kurzen aber schönen Spaziergang am Strand des Lake Michigan.
Das Wind Point Lighthouse ist einer der höchsten und ältesten Leuchttürme, der heute noch am Lake Michigan in Betrieb ist. Er wurde 1880 erbaut und 177 Stufen muss man bis nach oben überwinden.
Gleich daneben ist auch das Gebäude mit dem Nebelhorn erhalten geblieben. Als es noch in Betrieb war, konnte man das Nebelhorn bis zu 10 Meilen weit hören.
Danach fahre ich schnurstracks nach Milwaukee. Heute möchte ich allerdings nicht mehr in die Stadt, denn es wird bereits langsam dunkel, einer der Nachteile, wenn man im Herbst unterwegs ist. Übernachten werde ich im Milwaukee Marriott West. Das Hotel liegt zwar etwas außerhalb, ist auf Grund des Wochenendes aber billiger als so manches Kettenmotel direkt in Milwaukee.
Das Zimmer ist schön und geräumig und auch das Bad bietet viel Platz. Wirklich günstig ist es allerdings nur Freitag und Samstag, denn unter der Woche nächtigen hier viele Geschäftsleute.
Meilen: 173
Wetter: 13–27 Grad, sonnig
Hotel: Milwaukee Marriott West, $93.32