Tag 5: 7. September 2006
Summer in the City – Fairbanks
Den heutigen Tag will ich in und um Fairbanks verbringen. Und was macht man an einem so schönen Spätsommertag, an dem die Sonne von einem strahlend blauen Himmel lacht, man beschäftigt sich natürlich mit dem Winter. Die Außentemperaturen passen allerdings gar nicht dazu, denn schon um 10 Uhr morgens zeigt das Thermometer 60 Grad Fahrenheit an. Bei so schönem Wetter den ganzen Tag drinnen verbringen will ich deshalb auch nicht und so beschließe ich spontan noch einen kleinen Ausflug zu machen. Der führt mich nach Chena Hot Springs. Das kleine Resort liegt nördlich von Fairbanks und beschäftigt sich, in Zusammenarbeit mit der Universität von Fairbanks, mit der Entwicklung alternativer Energien. Mich reizt allerdings besonders die Fahrt dorthin, denn die wurde mir von den Besitzern der Rivers Edge Lodge ans Herz gelegt.
Und ich werde nicht enttäuscht. Die Straße ist menschenleer und schlängelt sich durch tiefe Wälder, die schon in den Herbstfarben zu leuchten beginnen und vorbei an glasklaren Seen.
Nach ungefähr einer Stunde Fahrt erreiche ich das Chena Hot Springs Resort.
Zum Resort gehören neben den Forschungsstätten der Universität auch Cabins, die Besucher mieten können. Denn besonders heiß begehrt sind die warmen Quellen, die aus dem Inneren der Erde sprudeln und zu einem Bad einladen.
Auch andere Aktivitäten, wie Gold waschen oder ein Eismuseum werden hier zur Saison angeboten. Die ist aber im September schon vorbei und so macht das ganze Resort einen eher verlassenen Eindruck.
Auf meinem Rückweg zum Auto komme ich dann noch an der Landebahn vorbei. Typisch Alaska ist es einfach eine Piste, die von den hier gängigen Kleinflugzeugen genutzt wird.
Auf der Rückfahrt nach Fairbanks genieße ich noch einmal die schönen Herbstfarben links und rechts vom Highway.
Einen weiteren Stopp lege ich an der Alaska Pipeline ein. Die Pipeline verläuft 1287 Kilometer quer durch den Staat, von den Ölfeldern an der Prudhoe Bay zum eisfreien Hafen Valdez. Die 1,22 Meter dicke Pipeline wurde zwischen dem 27. März 1975 und dem 31. Mai 1977 für insgesamt 8 Milliarden US-Dollar gebaut.
Der Bau der Trans-Alaska-Pipeline war eine besondere Herausforderung für die Konstrukteure. Nicht nur die raue Umgebung machte den Bau schwierig. Es mussten auch drei Gebirgsketten sowie unzählige Flüsse und Ströme überquert werden. Außerdem zwang der Permafrostboden die Konstrukteure dazu, die Pipeline fast über die Hälfte der Länge auf Stelzen zu bauen. Dies wurde nötig, da die Pipeline sonst durch den Temperaturunterschied zwischen dem Erdöl und der Umgebung das Eis geschmolzen hätte und die Pipeline darin versunken wäre.
Entlang der Rohrleitung stehen elf Pumpstationen, in denen sich jeweils vier Pumpen befinden. Jede elektrische Pumpe wird von Diesel- oder Biogas-Generatoren angetrieben.
Auch wenn es über die Jahre immer wieder zu Lecks und Zwischenfällen kam, so ist die Pipeline doch ein Erfolgsprojekt, denn bis heute konnten so mehr als 13 Milliarden Barrel Öl transportiert werden.
Wie schon am Schild der Pipeline gelesen, sind es noch 22 Meilen, bis ich North Pole erreiche. Nein, das ist nicht „der” Nordpol (der ist noch 2700 km weiter nördlich), sondern ein Städtchen, mit einem ganz besonderen Bewohner, denn in North Pole ist Santa Claus zu Hause.
Gegründet wurde der Ort 1944 und bekam den Namen North Pole, weil man so hoffte, eine Spielzeugfabrik ansiedeln zu können. Das klappte allerdings nicht, der Name aber blieb. Und so fahre ich heute auf Straßen mit den wohlklingenden Namen Santa Claus Lane, Kris Kringle Drive oder Mistletoe Lane. Die eigentliche Verbindung mit Weihnachten entwickelte sich aber erst in den 1950er Jahren. Damals eröffnete ein junger Mann namens Con Miller hier einen Trading-Post mit Weihnachtsartikeln. Bekannt geworden war er vorher dadurch, dass er für Kinder in abgelegenen Ortschaften Alaskas den Weihnachtsmann spielte.
Heute ist der Laden zu einem riesigen Geschäft mit Unmengen an Weihnachtsartikel gewachsen. Und jedes Jahr in der Vorweihnachtszeit kommen hier bis zu 400.000 Wunschzettel aus aller Welt an. Auch ich kann mich diesem Zauber nicht ganz entreißen und shoppe gleich mal für Weihnachten. Unter anderem kaufe ich für meine Freunde ein Stück Land in North Pole. Ja, das geht hier. Es ist etwa ein Quadratzoll groß und es gibt eine offizielle Urkunde dazu. Das Ganze wurde dann von hier pünktlich zum Weihnachtsfest versandt, sodass meine Freunde im Dezember eine nette kleine Überraschung im Briefkasten hatten.
Zum Weihnachtsmann gehören natürlich auch seine Rentiere. Die sind gleich hinter dem Haus in einem großen Gehege untergebracht.
Nach diesem netten kleinen Stopp kehre ich nach Fairbanks zurück. Gegen Nachmittag klettern die Temperaturen dann auf sonnige 20 Grad Celsius und das in Fairbanks im September. Da wird es mir doch glatt schon fast zu warm und ein bisschen Kälte muss her. Die finde ich im Eismuseum.
Untergebracht ist das Museum im alten Lacey Street Kino. Von außen sieht das Ganze etwas unscheinbar aus, doch innen erwartet mich ein kleines Zauberland aus Eis.
Eisskulpturen kenne ich ja schon von den zahlreichen Kreuzfahrten, die ich unternommen habe. Dort werden sie gern als Buffetdekoration genutzt. Doch was ich hier zu sehen bekomme, ist viel größer und beeindruckender.
In einem der gläsernen Schaukästen kann ich auch bei der Erschaffung neuer Kunstwerke zusehen.
Ganz schön kalt ist es hier und ich bin froh, meine Jacke dabei zu haben.
Richtig frostig ist es allerdings nur in den Räumen mit den Figuren aus Eis. So gehe ich doch des Öfteren einmal in den Hauptsaal zum Aufwärmen, bevor ich meine Besichtigung fortsetze.
Wieder draußen ist das Wetter noch immer wunderbar, sodass ich beschließe, noch einen kleinen Bummel durch die Innenstadt von Fairbanks zu machen. Fairbanks ist mit etwa 50.000 Einwohnern die zweitgrößte Stadt in Alaska.
The Golden Heart City, so ihr Spitzname, wurde 1902 von Goldgräbern aus dem Klondike gegründet und nach Charles W. Fairbanks, einem Senator aus Indiana und späteren Vizepräsidenten unter Theodore Roosevelt, benannt.
Durch Fairbanks fließt der Chena River, der in der Nähe des Flughafens in den Tanana River mündet.
Leider übernachte ich heute Abend nicht mehr im Rivers Edge Resort und so checke ich im Extended Stay Deluxe ein. Das ist zwar nicht so schön gelegen, aber das Zimmer ist sauber und okay.
Zum Abendessen gibt es heute Chicken Wings und Fries in einem urigen kleinen Restaurant, das ich in der Nähe entdeckt habe. Dann ist ziemlich schnell Schlafenszeit angesagt, denn morgen habe ich wieder eine längere Fahrstrecke vor mir.
Hotel: Extended Stay Deluxe