Schlösser und Herrenhäuser nördlich von Halle/​ Saale, Teil 1

Wäh­rend mei­ner Ent­deckungs­rei­se zu Schlös­sern und Her­ren­häu­sern in Mit­tel­deutsch­land bin ich auch in der Regi­on um Halle/​ Saa­le in Sachsen-​Anhalt unter­wegs gewe­sen. In die­sem Arti­kel stel­le ich Anwe­sen nörd­lich der Stadt vor, die das Umland schon vie­le Jahr­hun­der­te prägen.

Gut Merbitz

Los geht es für mich in Mer­bitz, wo sich noch heu­te das gleich­na­mi­ge Gut befin­det. Der Ort wur­de bereits 1264 erst­ma­lig erwähnt und damals von einer Fami­lie von Mer­bitz besie­delt, die aber schon im 15. Jahr­hun­dert aus­starb. Anschlie­ßend wech­sel­ten die Besit­zer, bis das Gut 1594 von Voll­rat von Kro­sigk kam. Wel­che Gebäu­de damals exi­stier­ten, ist nicht über­lie­fert. Was aber gesi­chert nach­ge­wie­sen wer­den konn­te, Tei­le des heu­ti­gen Her­ren­hau­ses wur­den bereits im 17. Jahr­hun­dert von Voll­rats Enkel Mat­thi­as von Kro­sigk erbaut. Spä­ter wur­de das Haus um wei­te­re Anbau­ten erweitert.

Die Fami­lie von Kro­sigk blieb bis zur Ent­eig­nung 1945 Eigen­tü­mer und ist es heu­te wie­der, denn Claus und Ange­li­ka von Kro­sigk kauf­ten den alten Fami­li­en­be­sitz 1994 zurück. Zwi­schen­zeit­lich wohn­te die Fami­lie im Rhein­land, ist aber nun wie­der zurück in Sachsen-​Anhalt. Das ist auch der Grund, war­um ich den Hof selbst nicht betre­ten kann, denn der Zugang ist nicht gestat­tet. So bleibt nur ein Blick in den Duncker-​Bildband, wo sich auch eine Abbil­dung die­ses Anwe­sens befin­det, das einst zur preu­ßi­schen Pro­vinz Sach­sen gehörte.

Die länd­li­chen Wohn­sit­ze, Schlös­ser und Resi­den­zen der rit­ter­schaft­li­chen Grund­be­sit­zer in der preu­ssi­schen Mon­ar­chie /​ Dun­cker, Alex­an­der (Public Domain)

Burg Krosigk

Stamm­haus der Fami­lie von Kro­sigk aber ist die benach­bar­te Burg Kro­sigk im gleich­na­mi­gen Ort. Ein gewis­ser Dedo von Kro­sigk ist das erste Fami­li­en­mit­glied, das hier 1103 nach­weis­lich erwähnt wur­de. Die ersten Befe­sti­gungs­an­la­gen stam­men wohl auch aus die­ser Zeit und datie­ren somit auf das enden­de 11. und das begin­nen­de 12. Jahrhundert.

Einer der älte­sten Tei­le der Burg, der noch immer erhal­ten ist, ist der Berg­fried. Er wur­de bereits im 12. Jahr­hun­dert erbaut. Eben­falls erhal­ten sind klei­ne Reste der Ring­mau­er sowie des Burg­gra­bens. Die mei­sten Gebäu­de wur­de aber in spä­te­ren Epo­chen überbaut.

Der damals extrem ein­fluss­rei­che Zweig der Fami­lie von Kro­sigk leb­te jedoch nur bis ins 13. Jahr­hun­dert auf der Burg und starb schließ­lich aus. Das Anwe­sen selbst bliebt aber erhal­ten und bekam immer wie­der neue Eigen­tü­mer. Wie das heu­ti­ge Gut der Fami­lie erhielt auch die Burg ihren Platz im Bild­band von Dun­cker, der die wich­tig­sten Adels­sit­ze Preu­ßens zeigt.

Die länd­li­chen Wohn­sit­ze, Schlös­ser und Resi­den­zen der rit­ter­schaft­li­chen Grund­be­sit­zer in der preu­ssi­schen Mon­ar­chie /​ Dun­cker, Alex­an­der (Public Domain)

Vie­le der erhal­te­nen Gebäu­de sind auch viel jün­ge­ren Datums als der Berg­fried, denn 1644 wur­de die ursprüng­li­che Anla­ge durch die Schwe­den zer­stört. Wann genau der Wie­der­auf­bau mit moder­ne­ren Gebäu­den erfolg­te, ist nicht überliefert.

Aktu­ell gehört das Anwe­sen der Gemein­de Kro­sigk und ist des­halb auch öffent­lich zugäng­lich. Der Turm ist zu beson­de­ren Anläs­sen und an eini­gen Sams­ta­gen im Som­mer­halb­jahr auch für Besu­cher geöffnet.

Schloss und Schlosspark Ostrau

Mich führt mein Weg nur wei­ter zum Schloss und Schloss­park Ostrau. Das Anwe­sen gehört heu­te zu den Gar­ten­träu­men in Sachsen-​Anhalt, kann aber auch auf eine lan­ge Geschich­te zurückblicken.

Der Name Ostrau geht bereits auf den alt­sor­bi­schen Begriff „Ost­rov” zurück, was soviel wie Insel bedeu­tet. Man ver­mu­tet des­halb, dass es hier bereits zur Zeit der sla­wi­schen Besied­lung eine Wall­burg gab. Erst­ma­lig urkund­lich erwähnt wur­de das Anwe­sen aber erst 1125 und man geht davon aus, dass es zu jener Zeit eine mit­tel­al­ter­li­che Befe­sti­gungs­an­la­ge gege­ben hat. Immer wie­der wech­sel­ten in jener Zeit die Eigen­tü­mer, bis im Jahr 1585 die Fami­lie von Velt­heim die dama­li­ge Ost­rau­er Burg kauf­te. Otto Lud­wig von Velt­heim war es schließ­lich, der im begin­nen­den 18. Jahr­hun­dert die alten Gebäu­de abrei­ßen und durch ein neu­es Barock­schloss erset­zen ließ.

Und der Bau­herr ist noch heu­te über einem der zwei Sei­ten­por­ta­le als Begrün­der des Schlos­ses ver­ewigt. Er war es, der den fran­zö­si­schen Archi­tek­ten Lou­is Remy de la Fos­se nach Ostrau hol­te, um die­ses pracht­vol­le Schloss zu bau­en, das noch heu­te zu den bedeu­tend­sten Barock­bau­ten in Sachsen-​Anhalt zählt.

Bedingt durch die Insel­la­ge mutet der Bau auf den ersten Blick etwas selt­sam an, denn die Front mit dem Haupt­ein­gang ist gera­de und der Ehren­hof erstreckt sich auf der Rück­sei­te, wo die Schloss­in­sel eine run­de Form hat. Schön zu sehen ist das auch schon auf dem alten Abbild von Alex­an­der Dun­cker, denn Ostrau gehör­te natür­lich eben­falls zu den bedeu­ten­den Anwe­sen in Preußen.

Die länd­li­chen Wohn­sit­ze, Schlös­ser und Resi­den­zen der rit­ter­schaft­li­chen Grund­be­sit­zer in der preu­ssi­schen Mon­ar­chie /​ Dun­cker, Alex­an­der (Public Domain)

Auf der ande­ren Sei­te des Schlos­ses ist übri­gens der letz­te Besit­zer von Ostrau ver­ewigt, Has­so von Velt­heim. Er ließ das Anwe­sen zwi­schen 1929 und 1933 grund­le­gend sanie­ren, nicht ahnend, dass er sein Schloss nur noch für weni­ge Jah­re bewoh­nen wür­de, denn auch Has­so von Velt­heim wur­de 1945 enteignet.

An das Schloss schließt sich ein groß­zü­gi­ger Schloss­park an, der inzwi­schen in Grund­zü­gen wie­der­her­ge­stellt wur­de und für die Öffent­lich­keit zugäng­lich ist.

Im Schloss­park befin­den sich auch Fami­li­en­grä­ber der Fami­lie von Velt­heim. Seit 1990 hat auch der bereits 1956 auf der Insel Föhr ver­stor­be­ne Has­so von Velt­heim hier sei­ne letz­te Ruhe gefunden.

Schloss und Park Cösitz

Eben­falls sla­wi­schen Ursprungs ist auch das näch­ste Anwe­sen, das ich besu­che. Bereits um 750 gab es hier eine sor­bi­sche Wall­burg, die 859 erst­ma­lig urkund­lich erwähnt wur­de, als sie von den Sach­sen erobert wur­de. Im 14. Jahr­hun­dert war das Anwe­sen dann im Besitz derer von Kositz, wur­de aber im Drei­ßig­jäh­ri­gen Krieg kom­plett zerstört.

Von der ein­sti­gen Wall­burg sind nur noch eini­ge Reste der Burg­mau­er erhal­ten. Alle ande­ren Gebäu­de sind über die Jahr­hun­der­te verschwunden.

Das heu­ti­ge Schloss wur­de erst 1891 im Auf­trag von Hubert Frei­herr von dem Bussche-​Lohe und sei­ner Ehe­frau Jean­nette von Wut­hen­au erbaut. Bis 1945 blieb das Anwe­sen im Besitz der Familie.

Nach ver­schie­de­nen Nut­zun­gen in der DDR wur­de das Gebäu­de inzwi­schen umfas­send saniert und in Woh­nun­gen unterteilt.

Der Schloss­park um das Gebäu­de ist aber wei­ter­hin öffent­lich zugäng­lich und wird auch gepflegt. Beson­ders sehens­wert sind eini­ge der dicken Buchen, die zu den dick­sten Bäu­men in ganz Deutsch­land zählen.

Gut Mößlitz

Gut Möß­litz wur­de erst 1692 erst­ma­lig als Rit­ter­gut erwähnt und wur­de bis in das begin­nen­de 20. Jahr­hun­dert rein land­wirt­schaft­lich genutzt. Das heu­ti­ge Guts­haus wur­de aber erst um 1830 erbaut, nach­dem ein Vor­gän­ger­bau durch einen Brand zer­stört wur­de. Ab 1927 wur­de das Gut von der Uni­ver­si­tät Hal­le für land­wirt­schaft­li­che For­schun­gen genutzt und die­se Funk­ti­on hat­te das Anwe­sen auch nach der Boden­re­form wei­ter inne. Nach der Wen­de wur­de der Ver­ein Gut Möß­litz gegrün­det, der hier nur eine Jugend­her­ber­ge betreibt und sich um Fami­li­en und Kin­der küm­mert. Auf dem Gut fin­den aber auch regel­mä­ßig Ver­an­stal­tun­gen statt.

Im zwei­ten Teil besu­che ich wei­te­re Schlös­ser und Her­ren­häu­ser in der Regi­on nörd­lich von Hal­le, dar­un­ter Oppin, Quetzdöls­dorf und das Schloss Zörbig.

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Betty

Es gibt nichts, was ich mehr liebe als die Welt zu bereisen. Immer mit dabei ist meine Kamera, wenn ich spannende Abenteuer erlebe und neue Reiseziele erkunde. Das Reisen bereitet mir so viel Freude, dass ich nun auch meine Leser an meinen Erlebnissen und Erfahrungen teilhaben lassen möchte.

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