Schlösser und Herrenhäuser rund um Leipzig – Teil 2
Meine Rundfahrt zu Schlössern und Herrenhäusern rund um Leipzig hat mich bereits zu einigen schönen und interessanten Anwesen geführt, die ich im ersten Teil bereits vorgestellt habe. In der Fortsetzung erkunde ich nun weitere Häuser in der Stadt sowie im nördlichen Umland.
Gohliser Schlösschen
Nach einer Übernachtung im Marriott Hotel Leipzig setze ich meine Entdeckungstour fort. Mein erstes Ziel liegt nur wenige Kilometer vom Hotel entfern, das Gohliser Schlösschen. Als das Schlösschen erbaut wurde, gehörte Gohlis noch nicht zu Leipzig, sondern war ein Dörfchen vor den Toren der Stadt. Ein idealer Ort also, um sich ein Sommerpalais errichten zu lassen.
Das dachte sich auch der Leipziger Ratsherr Johann Caspar Richter, der das Schloss auf dem Land zweier Bauerngüter, die seine Frau mit in die Ehe brachte, zwischen 1755 und 1756 errichten ließ. Auf der historischen Lithografie ist noch schön die ländliche Umgebung des Palais zu sehen, von der heute nichts mehr erhalten ist.
Im Jahr 1793, als der Erbauer und seine Gattin längst verstorben waren, fiel das Schloss durch Vererbung an die Stadt Leipzig. Während der berühmten Völkerschlacht wurden hier zunächst hohe Militärs einquartiert, später wurde das Haus auch als Lazarett genutzt.
Im Jahr 1832 verkaufte die Stadt das Anwesen jedoch wieder. Neuer Eigentümer war die Familie von Alvensleben, die das Schloss aber nach einigen Jahren bereits an den Leipziger Kaufmann Christoph Georg Conrad Nitzsche verkaufte. Zurück in die Hände der Stadt kam das Gohliser Schlösschen schließlich 1906 und ist es seitdem geblieben. Nach einer Generalsanierung zwischen 1990 und 1998 wird das Gebäude heute als Kulturzentrum und für Veranstaltungen genutzt.
Zu bestimmten Terminen kann das Schloss aber auch im Rahmen einer Führung besucht werden. Ebenso steht der Schlossgarten für Sparziergänge offen.
Das Gohliser Schlösschen ist ein ganz besonderes Exemplar unter den Schlössern und Herrenhäusern, denn es ist als einzige Anlage noch original erhalten. Einst gab es in Leipzig und am alten Stadtrand viele dieser herrschaftlichen barocken Gutsanlagen, doch mit der Erweiterung der Stadt in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhundert fielen sie alle dem Abriss zum Opfer. Um 1900 breitete sich die Stadt so stark aus, dass Land extrem wertvoll wurde und auf den alten Gutsanlagen viele Wohnhäuser errichtet werden konnten. Einzig dieses Anwesen blieb verschont und ist so heute noch ein Zeugnis einer längst vergangenen Zeit.
Rittergut Abtnaundorf
Für mich geht es nur wieder weiter in die Peripherie von Leipzig, genauer gesagt in den heutigen Stadtteil Abtnaundorf, der noch immer einen eher ländlichen Charakter hat. Schon die Zufahrt zeugt von dem einst herrschaftlichen Gut, das bereits seit dem 13. Jahrhundert existiert und damals noch zu einem Kloster gehörte. Daher auch der Zusatz Abt im Namen des Ortes.
Schon lange gab es auf dem Gelände ein Herrenhaus, das während des Barock in ein Schlösschen umgestaltet wurde. Während der Völkerschlacht wurde Abtnaundorf jedoch stark in Mitleidenschaft gezogen und so auch das Herrenhaus geschädigt. In den Folgejahren erfolgten einige Reparaturen, sodass das Haus Mitte des 19. Jahrhunderts wieder sein barockes Aussehen erhielt.
Die Bausubstanz war jedoch dermaßen stark beschädigt, dass sich der damalige Eigentümer Arnold Woldemar von Frege-Weltzien im Jahr 1892 entschied, das Haus abzureißen und komplett neu zu bauen. Und eben jener Bau im Stil der Neorenaissance ist bis heute erhalten.
Während das Schloss von 1966 bis 1996 als Kinderkrankenhaus genutzt wurde, ist es inzwischen umfassend saniert und zu Eigentumswohnungen umgebaut worden.
Schloss Schönefeld
Ganz in der Nähe von Abtnaundorf hat sich ein weiteres Rittergut befunden, das Rittergut Schönefeld, das ich als Nächstes besuchen möchte. Noch heute führt einer der Wege zum Schloss durch das Torhaus, das ebenso wie einige andere Nebengebäude erhalten geblieben ist.
Während das Gut bereits 1404 erstmalig erwähnt wurde, ist das heute Schloss viel neueren Datums. Auch Schönefeld wurde in der Völkerschlacht hart umkämpft und das Gut auf Befehl des französischen Marshall Michel Ney sogar angezündet und niedergebrannt. So ist von den alten Gebäuden nur wenig erhalten.
Auf der Lithografie aus dem Jahr 1860 sind nur die Kirche und einige Nebengebäude zu sehen. Das heutige Schloss war zu jener Zeit noch gar nicht erbaut worden, denn die damaligen Eigentümer hatten nur wenig Interesse an dem Gut, in dessen Besitz sie durch Erbschaft gelangt waren.
Erst unter Hedwig von Eberstein änderte sich das, denn sie war es, die zwischen 1871 und 1876 das neue Herrenhaus anstelle des 1813 zerstörten Gebäudes, das 1604 durch Georg Heinrich von Thümmel erbaut worden war, errichten ließ.
Zu DDR-Zeiten wurden sowohl Schloss als auch Nebengebäude als Pflegeheim genutzt, aber kaum unterhalten. So wurde 1990 die Schließung veranlasst und das Anwesen sah unsicheren Zeiten entgegen. Bereits kurze Zeit später wurde jedoch ein Förderverein Schloss Schönefeld gegründet, der es sich zum Ziel machte, das Schloss zu erhalten und hier behinderten Menschen ein selbstbestimmtes Leben zu ermöglichen. Dieses Ziel wurde auch erreicht, sodass sich im Schloss und seinen Nebengebäuden heute eine Förderschule sowie betreutes Wohnen befinden.
Gegenüber des Schlosses steht die ehemalige Dorfkirche von Schönefeld, die auch auf vielen historischen Bildern zu sehen ist. Schon seit dem 14. Jahrhundert gab es an dieser Stelle eine Kirche, das heutige Bauwerk wurde aber zwischen 1816 und 1820 errichtet, nachdem der Vorgängerbau während der Völkerschlacht vollständig zerstört wurde. Bekannt ist die Kirche vor allem deshalb, weil hier am 12. September 1840 der berühmte Komponist Robert Schumann die Pianistin Clara Schumann, geborene Wieck, heirate.
Auf dem Friedhof neben der Kirche steht dann noch ein ganz besonderes Bauwerk, die Grabpyramide der Familie Eberstein. Clara Hedwig von Eberstein gab den Bau 1883 in Auftrag und wurde darin auch im Jahr 1900 beigesetzt. Die Idee für das Bauwerk hat sich wahrscheinlich von einer Ägyptenreise mitgebracht.
Rittergut Taucha
Mein nächstes Ziel befindet sich in der nordöstlich von Leipzig gelegenen Kleinstadt Taucha, die bereits 974 erstmalig erwähnt wurde. Um 1220 ließ Erzbischof Albrecht I. ein Schloss sowie eine Stadtmauer errichten, das aber nach Belagerung und Einnahme durch den Markgrafen von Meißen bereits 1282 wieder geschleift wurde. Bis 1569 gehörte Tauch so zu Meißen, bevor das Rittergut von der Stadt Leipzig gekauft wurde. Der Grundstein zur noch heute erhaltenen Schlossanlage wurde bereits 1542 gelegt und die Gebäude über die Jahrhunderte immer um und ausgebaut. Seit 1996 gehört das Anwesen der Stadt Taucha, die hier Teil ihre Verwaltung untergebracht hat und das Schloss auch für Veranstaltungen öffnet.
Schloss Gundorf
Über kleine Nebenstraßen führt mich der Weg nun nach Gundorf, das bereits 974 erstmalig erwähnt wurde und seit 1999 zu Leipzig gehört. Einst ein Klostergut, gelangte Gundorf im 17. Jahrhundert durch die Säkularisation in weltliche Hände. Das Schloss wurde 1720 erbaut und der Park von Peter Joseph Lenné gestaltet. Im Jahr 1881 wurde Albin Ackermann Eigentümer und das Gut blieb für drei Generationen in der Familie, bevor es 1938 an die Stadt Leipzig verkauft wurde, die hier ursprünglich Industrieanlagen erbauen wollte. Das wurde jedoch durch den Krieg verhindert und nach der Bodenreform 1945 wurde hier ein volkseigener Landwirtschaftsbetrieb eingerichtet.
Erst nach der Wende fiel das Gebäude wieder an die Stadt Leipzig zurück, die noch heute Eigentümerin ist. Im Schloss und seinen nebengebäuden befinden sich inzwischen Wohnungen und auf dem Grundstück ist ein Reiterhof angesiedelt.
Bismarckturm Lützschena
Neben den Schlössern und Herrenhäusern besuche ich auch immer gerne Bismarcktürme. Eines dieser Bauwerke steht auch im Leipziger Stadtteil Lützschena. Zwischen 1914 und 1915 wurde der rund dreißig Meter hohe Turm erbaut, der einst einer von 240 Türmen war, die an Reichskanzler Otto von Bismarck erinnerten.
Der Turm hier in Leipzig wurde aus zu Beton verarbeitetem Sand und Kies erbaut, der in der Umgebung gefördert wurde. Errichtet wurde der Turm aus drei aufeinander gesetzten Schäften, die sich nach oben hin verjüngen.
Vor dem Turm führt eine mit acht Stufen versehene Freitreppe zum Eingang. Dazu gibt es eine Brüstung, welche die Freifläche um den Turm einfasst und auf deren Rand zehn Betonkugeln mit je einem Meter Durchmesser liegen.
Auf dem Turm befindet sich eine zwei Meter hohe Feuerschale, die zu besonderen Anlässen entzündet wurde.
Bereits seit 1997 ist der Bismarckturm wieder für die Bevölkerung zugänglich und kann auch regelmäßig von innen besichtigt werden. Bei meinem Besuch war aber leider geschlossen, sodass ich diesen Turm nur von außen anschauen konnte.
Schloss und Park Lützschena
In Lützschena gibt es aber nicht nur den Bismarckturm, sondern auch ein Schloss mit angeschlossenem Park. Lützschena startete als Rittergut, das 1278 erstmalig erwähnt wurde. In den folgenden Jahrhunderten wurde das Gut allerdings immer wieder durch Krieg oder Überschwemmungen verwüstet. Trotzdem wurde an dem Land festgehalten.
Bereits 1404 kaufte Wilhelm von Üchtritz das Gut und es blieb anschließend mehrere Jahrhunderte in der Familie. Ein Wolf Rudolph von Üchtritz war es schließlich, der auf dem Anwesen eine Brauerei gründete, die weitere Generationen ausbauten. Doch mit der Völkerschlacht wurde das Gut einmal mehr verwüstet und schließlich 1822 von Maximilian Ritter von Speck, Freiherr von Sternburg gekauft.
Das noch heute erhaltene Schloss im neugotischen Stil wurde allerdings erst von seinem Sohn Alexander im Jahr 1864 erbaut, der den Vorgängerbau abreißen ließ. Zu DDR-Zeiten wurde das Haus allerdings verschandelt, denn man setzte einen vierten Stock auf das Gebäude und entfernte dabei die Zinnen, die zuvor das Dach umrahmten.
Das barocke Schloss, das zuvor auf dem Anwesen stand, ist nur noch auf der Lithografie im Album der Rittergüter und Schlösser erhalten. Die wertvolle Bildersammlung, die damals im Haus beheimatet war, gibt es aber noch heute. Inzwischen ist sie im Museum für bildende Kunst in Leipzig zu sehen.
Während das Schloss vor einigen Jahren umfassend saniert wurde und heute für Veranstaltungen genutzt wird, wurde auch dem Schlosspark inzwischen neues Leben eingehaucht. Park und Schloss wurden 2002 von den Herren von Truchsess und von Erffa gekauft, die Nachfahren der ursprünglichen Besitzer sind. Sie retteten die das Anwesen vor dem Verfall, denn die Stadt Leipzig hatte nicht die finanziellen Mittel, das Gut zu renovieren.
Ein erster Lustgarten wurde auf Lützschena bereits 1685 erwähnt. Das Besondere am Park war die Einbindung des Auwaldes in die Anlage. Über die Jahrhunderte wurde der Park immer mehr erweitert und ausgebaut. Freiherr Maximilian Speck von Sternburg war es schließlich, der den Lustgarten in einen englischen Landschaftspark umwandeln ließ.
In dieser Zeit wurden auch viele der Bauwerke im Park errichtet, darunter der kleine Tempel und die Statuen im Park. Erhalten sind allerdings nur wenige Bauwerke, denn nach der Enteignung 1945 wurde der Park zur Nutzholzgewinnung freigegeben. So ging ein Großteil des alten Baumbestandes verloren. Auch der Park war nicht in dieser Größe erhalten und konnte erst in den letzten Jahren durch Ankäufe von Grundstücken wieder angelegt werden.
Der südliche Teil des Parks diente den früheren Eigentümern als Begräbnisstätte. Noch heute sind einige der Gruften und Gräber erhalten.
Erhalten sind dazu auch Reste der alten Grabkapelle, an der eine stilisierte gotische Tür sowie Gedenktafeln angebracht wurden.
Schloss Altranstädt
Um das letzte Schloss dieser Rundfahrt zu besuchen, verlasse ich noch einmal Leipzig und fahre ins nahe Markranstädt. Hier befindet sich in einem Stadtteil das Schloss Altranstädt, das für kurze Zeit sogar einmal einer der wichtigsten politischen Orte in Europa war. Aber von vorn, denn das Gut mit angeschlossenem Dorf wurde bereits viel früher, nämlich schon um 1200 als Klostergut erwähnt. Durch die Säkularisation wurde auch Altranstädt 1540 zum weltlichen Gut und hatte seitdem viele wechselnde Eigentümer.
Im Jahr 1620 begann schließlich der Bau einer dreiflügeligen Schlossanlage, die direkt an die schon bestehende Kirche angesetzt wurde. Zu jener Zeit waren übrigens zeitweise die von Weißenbach Eigentümer des Anwesens, die Vorfahren der russischen Zarin Katharina der Großen sind. Die Urgroßmutter der Zarin wurde in Altranstädt geboren.
Der wohl bedeutendste Abschnitt in der Geschichte war aber der Große Nordische Krieg, in dem von 1700 bis 1721 um die Vorherrschaft im Ostseeraum gekämpft wurde. Zum Abschluss des Krieges verlor Schweden seine Großmachtstellung und König Karl XII. sein Leben. Viele Jahre zuvor, von September 1706 bis September 1707, hatte der noch junge schwedische König sein Hauptquartier im Schloss Altranstädt. Und hier wurde auch am 24. September 1706 zwischen Karl XII. und August dem Starken von Sachsen der Altranstädter Frieden unterzeichnet. Das Friedenszimmer kann noch heute besichtigt werden.
Nach der Wende wurde das Schloss, das inzwischen der Stadt Markranstädt gehört, saniert und beherbergt inzwischen neben einem Museum auch verschiedenen Veranstaltungsräume, die auch für private Feierlichkeiten gemietet werden können.
Damit endet meine Rundfahrt zu Schlössern und Herrenhäusern rund um Leipzig. Es gibt aber in Nordsachsen noch viel mehr interessante Anwesen zu besuche. So war ich auf dieser Reise auch rund um Wurzen und Grimma unterwegs. Außerdem habe ich einen Abstecher ins benachbarte Sachsen-Anhalt unternommen, um dort Schlösser und Herrenhäuser rund um Halle/Saale zu besuchen.
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