Schlösser und Herrenhäuser rund um Leipzig – Teil 1
Schlösser und Herrenhäuser gibt es nicht nur in ländlichen Gebieten, sondern auch in der Großstadt. Im Großraum Leipzig habe ich viele schöne Orte entdeckt, von denen die meisten inzwischen eine neue Nutzung haben. Einige Häuser sind auch von schönen Parks umgeben, die zu einem entspannten Spaziergang einladen.
Schloss Zöbigker
Meine Entdeckungstour rund um Leipzig startet in Markkleeberg, das südlich an die sächsische Großstadt anschließt. Hier stoße ich auf Schloss Zöbigker, das einst Mittelpunkt eines Rittergutes war. Erstmalig wurde das Gut bereits 1376 erwähnt. Der Grundstock für das heutige Schloss wurde bereits 1678 gelegt, doch seitdem wurde das Gebäude mehrmals grundlegend umgebaut.
Ab 1716 gehörte das Schloss einer Familie Kees, die es im klassizistischen Stil umbauen ließ, der auf den historischen Aufnahmen zu sehen ist. Auch dieser Bau hat mit dem heutigen Schloss kaum noch etwas gemein, denn 1927 erfolgte ein weiterer Umbau, der dem Gebäude sein jetziges Aussehen gab.
Nach der Enteignung der Familie 1945 wurde das Schloss zunächst lange Zeit als Schule genutzt, während der Schlosspark dem Braunkohleabbau zum Opfer fiel. Durch den Tagebau wurde auch das Schloss stark beschädigt und sollte zwischenzeitlich sogar abgerissen werden. Das wurde jedoch verhindert und inzwischen wurde Schloss Zöbigker umfassend saniert und zu Eigentumswohnungen umgebaut.
Schloss Knauthain
Für mich geht es nun weiter zum nahen Schloss Knauthain, das ebenfalls auf ein altes Rittergut zurückgeht, das bereits 1174 erstmalig erwähnt wurde. Zu jener Zeit gab es an dieser Stelle eine Wasserburg, die aber zwischen 1698 und 1704 mit dem heutigen Schloss überbaut wurde.
Vergleicht man den Bau mit der historischen Aufnahme aus der Mitte des 19. Jahrhunderts, ist zu erkennen, wie wenig sich das Schloss seitdem verändert hat.
Umgeben ist Schloss Knauthain von einer Parkanlage, die aber nicht mehr die Ausmaße des eigentlichen Schlossparks hat, denn auch hier wurden Teile durch immer näher rückende Braunkohletagebaue zerstört.
Dazu kommt, dass das Schloss bereits 1936 an die Stadt Leipzig verkauft wurde, die das Gebäude zu einer Schule umbauen ließ. Die Güter hingegen wurden ab 1949 verstaatlicht und das gesamte Ensemble erst nach 1990 von der Treuhand an die Stadt Leipzig zurückgegeben.
In kommunalem Eigentum blieb das Schloss allerdings nicht und wurde 2003 wieder verkauft. Anschließend fand eine umfassende Sanierung statt. Inzwischen wird Schloss Knauthain als Firmensitz genutzt und ist deshalb nicht öffentlich zugänglich, im Gegensatz zur Parkanlage, die wunderbar für Spaziergänge geeignet ist.
Torhaus Schloss Dölitz
Von Rittergut und Schloss Dölitz sind nur noch das Torhaus sowie die angrenzende Parkanlage erhalten. Das Anwesen hat eine bewegte Geschichte und war vor allem während der Völkerschlacht bei Leipzig hart umkämpft. Lange Zeit waren am Torhaus noch Beschädigungen dieser Kämpfe zu sehen, bevor sie durch eine Restaurierung 1959 verdeckt wurden.
Das Torhaus war ursprünglich die Zufahrt zu Schloss Dölitz, das, ebenso wie das Torhaus, Ende des 17. Jahrhunderts erbaut wurde. Im Zweiten Weltkrieg wurde das Schloss jedoch durch einen Luftangriff stark beschädigt und brannte aus. Die Ruine wurde später gesprengt und abgetragen.
Das Torhaus blieb als einziger Zeuge des einst stolzen Anwesens erhalten und war sogar lange Zeit noch bewohnt. Inzwischen befindet sich in dem Gemäuer ein Zinnfigurenmuseum, das eine der größten Sammlungen weltweit beherbergt.
Während der letzten Sanierung in den 1990er Jahren wurden nicht nur einige Spuren der Völkerschlacht wieder sichtbar gemacht, sondern auch Tafeln angebracht, die an die Kämpfe an diesem Ort erinnern.
Hinter dem Torhaus befindet sich der heutige Goethepark, der inzwischen zum agra-Park Gelände gehört. Aufgrund der historischen Ereignisse, die an diesem Ort stattfanden, wird das Areal auch oft für Reenactments genutzt.
Weißes Haus
Ebenfalls im agra-Park befindet sich das Weiße Haus, eine Villa, die von 1896 bis 1897 für den Zeitungsverleger Paul Herfurth als Sommersitz erbaut wurde.
Schon 1893 kaufte Herfurth das Gelände und ließ hier einen Park im englischen Stil anlegen, der zu den größten und schönsten Parks in Sachsen gehörte, aber nicht öffentlich zugänglich war. Die Villa wurde auf einer kleinen Anhöhe im Park errichtet und als Vorbild für den Bau das Lustschloss Petit Trianon im Park von Versailles genutzt.
Der Vergleich mit dem historischen Bild zeigt, dass die Villa auch heute noch ziemlich originalgetreu erhalten ist.
Das Weiße Haus gehört seit 1996 der Stadt Markkleeberg und wird heute als Kulturzentrum sowie Standesamt genutzt. Die Parkanlage um die Villa ist öffentlich zugänglich.
Im Park ist einer der wohl schönsten Orte der Musentempel, der 1900 auf einer Insel im großen Parkteich errichtet wurde. Über eine Brücke ist der Tempel auch erreichbar und ein beliebtes Fotomotiv.
In der Nähe der Villa zu finden, sind auch diese historischen Skulpturen, die einige der Musen darstellen und ebenso wie große Teile der Anlage unter Denkmalschutz stehen.
Schloss Markkleeberg
In der Völkerschlacht heftig umkämpft war auch das ehemalige Rittergut Markkleeberg mit seinem noch erhaltenen Ensemble aus Kirche, Torhaus und Schloss, das ebenfalls um 1200 erstmalig erwähnt wurde.
Die Auenkirche ist sogar das älteste erhaltene Bauwerk des Ortes, auch wenn sie ihr Aussehen inzwischen mehrmals verändert hat. Die Grundmauern des Gotteshauses gehen bereits auf das Jahr 1372 zurück, ihre jetzige Gestalt bekam die Kirche jedoch durch einen Wiederaufbau nach Brand um das Jahr 1627.
Zwischen Kirche und Schloss erinnert ein Gedenkstein an die Gefechte, die hier während der Völkerschlacht stattgefunden haben.
Das Torhaus selbst ist fast genauso alt wie die Kirche, bekam seine heutige Größe aber ebenfalls durch einen Umbau, der um 1664 stattfand. Nach der Enteignung 1945 wurde sogar geplant, das Ensemble abzureißen, was jedoch verhindert werden konnte. Inzwischen ist das Gebäude saniert und beherbergt unter anderem ein kleines Museum zur Völkerschlacht.
Im Durchgang erinnern verschiedene Tafeln an die heftigen Gefechte, die hier stattfanden.
Hinter dem Torhaus befindet sich das Schloss, das in der Mitte des 17. Jahrhunderts errichtet wurde. Nach dem Zweiten Weltkrieg befand sich in dem Gebäude zunächst ein Kinderkrankenhaus, später ein Pflegeheim. Heute wird das Gebäude wieder privat genutzt und kann nur von außen besichtigt werden.
Schloss Güldengossa
Ein weiteres Rittergut im Umkreis von Leipzig war Güldengossa. Auch hier wurde im 18. Jahrhundert ein repräsentatives Barockschloss errichtet, das noch heute erhalten ist.
Auf der historischen Aufnahme schön zu sehen ist, dass das Gut, in dessen Zentrum das Schloss einst stand, noch lange für die Landwirtschaft genutzt wurde. Es gab also nicht den typischen Schlosspark. Von den Nebengebäuden ist allerdings wenig erhalten.
Zu DDR-Zeiten wurde im Schloss ein Lehrlingswohnheim eingerichtet, nach der Wende gab es zunächst ein Weiterbildungszentrum, das jedoch scheiterte. Im Jahr 2006 kaufte die Edelmetall-Herstellerfamilie Geiger das Anwesen und sanierte es grundlegend. Inzwischen ist das Schloss Firmensitz, wird aber auch für kulturelle Veranstaltungen genutzt.
Barockschloss Störmthal
Weiter geht es für mich nun ein wenig in die Peripherie von Leipzig. Hier im Grünen liegt das Schloss Störmthal, das 1693 für den kurfürstlich sächsischen Kriegsrat Statz Friedrich von Fullen erbaut wurde. Die klassizistische Fassade erhielt das Gebäude allerdings erst 1820 durch einen späteren Eigentümer, nachdem das Ensemble schwere Schäden durch die nahen Gefechte der Völkerschlacht verkraften musste.
Viel hat sich seitdem nicht verändert und das Schloss sieht der historischen Aufnahme noch immer bemerkenswert ähnlich.
Auch dieses Schloss kann aber nur von außen besichtigt werden, es sei denn, man kommt zu einer der zahlreichen Veranstaltungen. Zumindest wurde es durch den Kauf eines Unternehmers im Jahr 2010 und die anschließende Sanierung vor dem Verfall gerettet, nachdem es zu DDR-Zeiten als Kinderheim genutzt wurde.
Das Areal rund um das Schloss ist allerdings jederzeit öffentlich zugänglich, sodass man das schöne Gebäude zumindest von außen bestaunen kann.
Damit endet der erste Teil meiner Rundfahrt zu Schlössern und Herrenhäusern rund um Leipzig. Im zweiten Teil besuche ich weitere interessante Orte, die ich während meines Besuchs in der größten Stadt Sachsens entdeckt habe.
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