Iberia Business Class A350 (Next Cabin): Madrid-London
Ohne großes Tamtam hat Iberia im Sommer 2023 eine neue Business Class eingeführt. Bereits zuvor verfügte die spanische Airline über ein konkurrenzfähiges Produkt, das alles Fluggästen direkten Zugang zum Gang erlaubte. Die neue Business Class, die im A350 vorgestellt wurde, geht aber noch einen Schritt weiter. Ich hatte die Möglichkeit, die Next Cabin, wie Iberia die neuen Sitze nennt, auf einem Flug zwischen Madrid und London auszuprobieren.
Nach meiner Ankunft mit Iberia aus Lissabon und einer längeren Busfahrt über das Vorfeld, heißt es für mich die Beine in die Hand nehmen, wenn ich meinen Anschlussflug nach London noch erreichen will. Und das will ich auf jeden Fall, denn während die meisten Flüge auf dieser Strecke mit Maschinen aus der A320er Familie bedient werden, wird auf dieser Verbindung ein A350 eingesetzt. Langstreckenmaschinen sieht man zwischen Madrid und London besonders aus Frachtgründen zwar öfter, doch die nagelneue Iberia Kabine kommt dabei nicht immer zum Einsatz.
Der Weg zum Gate ist also etwas anstrengend, doch ich schaffe es, genau zum Beginn des Boardings am Gate zu sein. So kann ich direkt meine Bordkarte vorzeigen und die Fluggastbrücke betreten.
Iberia 3166
Madrid (MAD) – London (LHR)
Abflug: 15:50 Uhr
Ankunft: 17:25 Uhr (-1 Std.)
Dauer: 2:25 Stunden
Flugzeug: Airbus 350
Sitz: 3L 4K (Business Class)
Leider hat es sich an vielen Flughäfen inzwischen eingebürgert, den Einstieg bereits zu beginnen, wenn die Maschine noch gar nicht bereit ist. So auch hier. Und so stehe ich mit Dutzenden anderer Passagiere erstmal in der Fluggastbrücke. Dabei fällt mir ein A320 gleich nebenan auf. Die Maschine ist doch tatsächlich jene, mit der ich gerade aus Lissabon gekommen bin. Unglaublich. Da steht das Flugzeug direkt nebenan, während ich gefühlt einmal um den ganzen Flughafen laufen musste, um hierherzukommen.
Wenige Minuten später geht es aber endlich an Bord. Da der Einstieg durch die zweite Tür erfolgt, biege ich nach links in die Kabine der Business Class ab. Nun kann ich meinen ersten Blick in die neue Business Class Kabine von Iberia werfen.
Zwischen Tür eins und Tür zwei haben die Spanier 31 Sitze des Herstellers Recaro verbaut. Eine Première hierbei ist für Iberia nicht nur der neue Sitz, sondern auch, dass dieser mit einer Tür ausgestattet ist, die Passagieren etwas mehr Privatsphäre erlaubt. Die Sitze sind versetzt angeordnet, wie es bei Iberia auch schon vorher der Fall war. Exponiert zum Gang ist durch die Tür jedoch keiner der Sitze mehr.
Ich habe mich für den Sitz 3L entschieden, einen Fensterplatz auf der rechten Seite. Auf der rechten Seite sind die Sitze mit ungeraden Nummern direkt am Fenster, während es auf der linken Seite die Sitze mit geraden Nummern sind. Das kommt dadurch, weil sich auf der linken Seite ein Platz mehr befindet.
Die Sitze, die näher am Gang sind, haben zwar auch ein Fenster, jedoch befindet sich hier noch die Konsole, sodass Hinausschauen nur erschwert möglich ist.
Im Mittelteil, wo sich jeweils zwei Sitze nebeneinander befinden, wechseln sich Sitze, die dich nebeneinander sind und jene, die zwei Konsolen in der Mitte haben, untereinander ab. Die dicht beieinander stehenden Mittelsitze sind dabei am besten für Paare geeignet, sollte man neben einem Fremden sitzen, kann hier aber eine Trennwand ausgefahren werden.
Eine richtig sinnvolle und innovative Sache finde ich, dass die Sitznummer auf den Boden projiziert wird. So kann man besonders bei Nacht seinen Sitz schneller finden.
Nicht so toll finde ich dagegen, dass man auf die Gepäckfächer in der Mitte eingespart wurden. Das gibt der Kabine zwar ein besseres Raumgefühl, sorgt aber im Gegenzug dafür, dass die Fächer an den Seiten voller sind und dazu alle Fluggäste immer an der Seitenfächer müssen, wenn sie etwas aus ihrem Gepäck brauchen.
Bevor ich mir den Business Class Sitz näher anschaue, habe ich noch kurz die Möglichkeit, mir die neuen Sitze in der Premium Economy anzuschauen. Hier gibt es 28 Sitze in einer 2–4‑2 Anordnung. Auch diese Sitze stammen von Recaro, verfügen über bewegliche Kopfstützen und kleine Abtrennungen zum Nachbarsitz.
Die Sitze sind übrigens in einer Schale verbaut, sodass sich der Sitz nach vorn schiebt, anstatt nach hinten zu neigen und den Hintermann zu stören. In der Rückenlehne ist ein großer, hochauflösender Monitor verbaut. Dazu gibt es Fußstützen und Steckdosen.
Einzig die Economy Kabine wurde in den neuen A350 nicht groß verändert. Verbaut sind 293 Sitze in einer 3–3‑3 Anordnung, ebenfalls vom Hersteller Recaro. Jeder Sitz verfügt über eine verstellbare Kopfstütze und auch hier sind Steckdosen sowie USB-Anschlüsse verbaut.
Aber zurück in die Business Class Kabine und zu meinem Sitz, den ich mir nun genauer anschauen will. Was mir an dem Sitz negativ auffällt, der Dreipunktgurt ist extrem kurz, sodass schon etwas größere Personen Problem beim Schließen haben können und ggf. eine Verlängerung benötigen. Ansonsten bietet der Sitz aber ein gutes Raumgefühl. Auf der Konsole gibt es eine große Ablage und dazu ein verschließbares Fach.
Das Fach ist zwar nicht besonders groß, bietet aber geöffnet einen Farbklecks in der sonst recht eintönig beigefarbenen Kabine.
Im Fach hängt der Kopfhörer, der aber nur eine mäßige Qualität hat und den ich nach längerem Tragen als etwas unbequem empfunden habe. Es empfiehlt sich also, eigene Kopfhörer dabeizuhaben.
Neben dem Fach befindet sich die Fernbedienung für den Monitor, der aber auch per Touch bedient werden kann. Die Fernbedienung ist dabei leider sehr einfach gehalten und verfügt über keinen zweiten kleinen Monitor, wie es inzwischen bei einigen anderen Airlines Standard ist und den auch Iberia an den Vorgängersitzen verbaut hatte. Außerdem gibt es eine Steckdose sowie zwei USB-Dosen, darunter eine USB‑C Dose, sowie ein weiteres offenes Fach, in dem man eine Flasche abstellen kann.
An der Kante der Ablage sind die Knöpfe zum Verstellen des Sitzes zu finden. Es gibt vordefinierte Positionen und es können auch Lehne sowie Fußablage individuell verstellt werden. Dazu gibt es eine „Bitte nicht stören”-Funktion.
Etwas schmal finde ich die Armlehne am Fenster, die man allerdings wegklappen kann, damit sie beim Schlafen nicht stört.
Wie bei den versetzten Sitzen üblich, ist der Fußraum etwas schmal, da er sich unter der Armlehne des Vordersitzes befindet. Hier war der alte Iberia Sitz tatsächlich besser, denn es gab eine offene Fußablage, die sehr breit war. Über der Fußablage und unter dem Monitor befindet sich noch der herausziehbare Tisch.
Der Tisch ist sehr groß und kann am vorderen Ende umgeklappt werden.
Fest am Sitz verbaut ist der Monitor, der eine angenehme Größe und gute Auflösung bietet. Der Touchscreen ist responsiv, allerdings spiegelt er auch ziemlich, besonders bei Tageslicht. Schade auch, dass man ihn nicht neigen kann, sodass man aus der Liegeposition besser schauen könnte.
An der Kabinendecke hat Iberia lediglich Lampen verbaut, individuelle Luftdüsen gibt es nicht.
Der Sitz kann natürlich auch in ein flaches Bett verstellt werden, das 1,93 Meter lang ist. In der Liegeposition ist der Sitz allerdings recht schmal und durch die reine Plastikeinfassung des Sitzes auch etwas hart.
Als ich es mir auf meinem Sitz gerade bequem machen will, gibt es jedoch einen technischen Defekt und der Sitz kann nicht in die Abflugposition gebracht werden. So bin ich gezwungen, auf den Sitz dahinter zu wechseln, der nun näher am Gang als am Fenster ist.
Vor dem Abflug habe ich auch noch die Möglichkeit, mir die Toiletten anzuschauen. Für die 31 Sitze gibt es zwei Toiletten vor der Kabine, die ausschließlich für die Business Class genutzt werden. Die Waschräume sind eher einfach ausgestattet und außer Seife gibt es auch keine anderen Hygieneprodukte.
Ebenfalls am Boden werden noch die Speisekarten ausgeteilt. Auf dem rund zweistündigen Flug wird ein dreigängiges Menü serviert, bei dem zwei Hauptgänge zur Auswahl stehen.
Vor dem Abflug schalte ich auf dem Monitor die Karte ein, um unsere Position zu verfolgen.
Anschließend findet noch die Sicherheitseinweisung statt, bevor die Maschine vom Gate zurückgeschoben wird.
Der anschließende Rollweg zur Startbahn geht heute erstaunlich schnell und es warten auch keine anderen Flugzeuge, sodass wir eine sofortige Startfreigabe bekommen.
Während des Starts habe ich noch einen schönen Ausblick auf den Terminal sowie die Landschaft rund um den Flughafen, auch wenn der Ausblick von meinem Sitz 4K etwas weniger gut ist als aus den echten Fenstersitzen.
Während wir an Höhe gewinnen, klicke ich mich ein wenig durch das Entertainmentprogramm. Das ist bei Iberia solide. Es gibt eine gute Auswahl an Filmen, auch neue Kinofilme sind dabei, sowie Serien, von denen es auch mehrere Episoden im Angebot gibt.
Nachdem die Anschnallzeichen ausgeschaltet sind, entriegeln die Flugbegleiter auch die Türen für die Sitze. Diese können dann manuell verschlossen werden. Das funktioniert flüssig und es bleibt auch kein Spalt zum Gang. Zwar sind die Wände nicht so hoch, dass niemand etwas sehen kann, wenn er vorbeiläuft, ansonsten ist man aber sehr schön vom Gang abgeschirmt und kann auch nicht angerempelt werden.
An Bord er A350 von Iberia wird auch Wi-Fi angeboten. Kostenloses Messaging gibt es nur für Passagiere der Business Class oder Iberia Plus Mitglieder. Ansonsten werden Gebühren je nach Fluglänge und Paket fällig. Kostenfrei verfügbar sind aber Informationen zum Flug und zur Route.
Der Flug verläuft zunächst gen Norden über dem spanischen Festland, wo ich interessante Ausblicke auf die Berge habe.
Auf der Karte kann ich verfolgen, dass wir uns dem Großraum Bilbao nähern und kurze Zeit später kann ich die Stadt an der Nordküste Spaniens tatsächlich aus der Luft ausmachen.
Als wir den Golf von Biscaya überfliegen, wird an Bord das Essen serviert. Alles kommt auf einem Tablett und während vom Hauptgang die Folie entfernt wurde, werden Vorspeise und Dessert seltsamerweise mit Abdeckung ausgeteilt. Anschließend gibt es auch eine Getränkerunde.
Als wir uns bereits der Bretagne nähern, werden die Tabletts wieder eingesammelt und noch Tee oder Kaffee angeboten. Was mir bei Iberia einmal mehr auffällt, Getränkerunden gibt es eher sparsam und wieso man die ersten Getränke erst nach dem Essen serviert, erschließt sich mir auch nicht.
Zum Abschluss des Fluges verteilt die Crew noch kleine Schokoladentafeln.
Anschließend werden auch schon die Anschnallzeichen eingeschaltet und der Landeanflug auf London-Heathrow beginnt. Da die Landung an diesem Abend aus Westen erfolgt, gibt es leider keine schönen Ausblicke auf die Stadt. Fast pünktlich erreichen wir schließlich den Terminal 5, wo wir an den B‑Gates an einer Fluggastbrücke andocken.
Interessant finde ich die Anzeige auf den Monitoren nach der Landung, die nicht nur den Flug noch einmal zusammenfasst, sondern auch noch einige Informationen über die Route liefert.
Am Gate angekommen, kann ich die Maschine dann zügig durch die zweite Tür verlassen und mich auf den Weg zum Hauptterminal machen.
Fazit: Auf der Strecke zwischen Madrid und London war ich schon öfter unterwegs. So habe ich hier auch die alte Business Class von Iberia kennengelernt und auf der Strecke fand mein Erstflug in der neuen British Airways Club Suite statt. Nun habe ich also auch die neue Iberia Business Class auf einem Flug zwischen den beiden Hauptstädten kennenlernen können. Das neue Design der Spanier gefällt mir im Großen und Ganzen sehr gut. Es gibt zwar einige kleinere Schwachstellen, aber ich kann mir durchaus vorstellen, in diesem Sitz auch auf der Langstrecke unterwegs zu sein.
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