Tag 3: Donnerstag, 26. Januar 2023
A step into history – St. Augustine
„The past actually happened but history is only what someone wrote down.” – A. Whitney Brown
Schon nach dem Aufwachen kann ich diesen tollen Ausblick genießen, das ist wirklich einmalig und so nur im Casa Monica möglich. Lange bleibe ich aber nicht auf dem Zimmer, denn ich will heute einige Orte in der Stadt besuchen.
Nach dem Frühstück geht es los. Die Sonne strahlt vom blauen Himmel und es verspricht ein wunderschöner Tag zu werden. Weit muss ich nicht laufen zu meinem ersten Ziel, denn das Flagler College, frühe das Hotel Ponce de Leon, befindet sich gleich schräg gegenüber. Ich könnte es sogar aus meinem Zimmer sehen, wenn ich mich etwas nach vorn beugen würden.
Das Ponce de Leon Hotel war eines von drei Hotels, das Henry Morrisson Flagler vor über hundert Jahren für die Passagiere seiner Eisenbahnlinie errichten ließ, die wohlhabende Besucher einst bis nach Key West brachte. Das 1888 eröffnete Hotel wurde komplett aus Gussbeton errichtet und war von Anfang an elektrifiziert. Die Generatoren stellte Flaglers Freund Thomas Edison zur Verfügung.
Direkt vor dem Eingang steht dann auch eine Statue von Flagler, der einer der ersten war, der Florida für Besucher erschlossen hat. Entlang der Ostküste des Sonnenstaates gibt es noch etliche Hotels, die auf den Eisenbahnmagnaten zurückgehen. Auch sein Wohnhaus Whitehall in Palm Beach ist heute ein Museum.
Aber zurück zum Ponce de Leon Hotel, das für die damalige Zeit mit allem nur erdenklichen Komfort ausgestattet war. So gab es auch fließendes Wasser, denn in den Türmen waren Tanks installiert, die für die Wasserversorgung sorgten. Bis in die 1920er Jahre war das Ponce de Leon ein beliebtes Luxushotel, in dem auch viele Persönlichkeiten wie Mark Twain, Theodore Roosevelt, Somerset Maugham oder Babe Ruth abstiegen.
Die erste große Krise erlebte das Hotel durch die Große Depression, doch war es eines der wenigen Luxushotels von Flagler, das auch diese Durststrecke überstand. Erst im Zweiten Weltkrieg wurde der Betrieb eingestellt und das Hotels als Trainingslager für Rekruten genutzt. Nach dem Krieg wurde es nochmals für einige Jahre als Hotel genutzt, der Betrieb jedoch in den 1960er Jahren endgültig eingestellt.
Bereits seit 1968 wurde das ehemalige Ponce de Leon Hotel zum Hauptgebäude des neu gegründeten Flagler College und ab 1976 wurde das Gebäude aufwändig restauriert. Im Jahr 1988 konnte schließlich der einhundertste Geburtstag des imposanten Hauses gefeiert werden.
Seit 1998 gibt es übrigens auch von Studenten in Leben gerufene Touren, die Besuchern das einstige Hotel von innen zeigen. Die Touren sind bis heute sehr begehrt und oft Wochen im Voraus ausgebucht. Ohne eine Tour bleibt nur die Möglichkeit, die große Eingangshalle zu besuchen, denn die ist öffentlich zugänglich.
Ich folge vom Flagler College der King Street gen Osten und gelange so zum Government House. Das Casa del gobierno, wie es von den Spaniern genannt wurde, war der Sitz des Gouverneurs von 1710 bis 1812, also von der ersten spanischen Periode über eine britische Periode bis hin zur zweiten spanischen Periode. Schon seit 1598 gab es auf dem Land einen Sitz des jeweiligen Gouverneurs.
Als die USA Florida annektierten, war das Gebäude nur noch eine Ruine und wurde nach Plänen des Architekten Robert Mills, der später auch das Washington Monument entwarf, wieder aufgebaut. Lange Zeit wurde das Gebäude später als Post genutzt, bevor es zu einem Kulturzentrum wurde. Eine Plakette an der Südseite erinnert an die Besuche des spanischen Königspaares Juan Carlos und Sofia im Jahr 2001 sowie Felipe VI. und Letizia, die 2015 St. Augustine besuchten.
Ich folge der King Street weiter, die hier von weiteren historischen Gebäuden umgeben ist, die größtenteils wunderschön restauriert wurden.
Am Ende der King Street befindet sich die Plaza de la Constitución. Der Platz ist schon seit dem 16. Jahrhundert ein Treffpunkt für die Bürger und unter der offenen Halle wurde bereits seit jener Zeit Markt abgehalten. Heute wird der Platz allerdings vor allem für Feierlichkeiten genutzt.
Ich biege nun in die Aviles Street ein, die als älteste Straße der USA bekannt ist. Heute haben sich in der Straße vor allem Künstler angesiedelt und es gibt auch viele öffentlich Ausstellungen. Außerdem gibt es in der Straße einige interessante historische Gebäude zu entdecken.
Gleich zu Beginn der Straße befindet sich das Spanish Military Hospital Museum, das in einem Gebäude untergebracht ist, das 1724 als Krankenhaus eröffnet wurde und heute als älteste Klinik der USA zählt.
Nur wenige Meter weiter stoße ich auf das Segui-Kirby Smith House, das eines von 36 original erhaltenen Gebäuden aus der ersten spanischen Periode ist. Das Grundstück ist bereits seit Ende des 16. Jahrhunderts besiedelt und dieses Haus wurde Ende des 18. Jahrhunderts erbaut. Bernardo Segui, ein wohlhabender Kaufmann aus Menorca, war der erste Eigentümer, der 1786 in das Gebäude einzog. Nachdem die USA Florida annektiert hatten, mietete Richter Joseph Lee Smith das Haus von der Familie und im Mai 1824 erblickte hier Edmund Kirby Smith das Licht der Welt, der später als der letzte General der Südstaatenarmee in die Geschichtsbücher eingehen sollte, der sich ergeben hat.
Gleich nebenan steht das Ximenez-Fatio House, eines der am besten erhaltenen Wohnhäuser aus der zweiten spanischen Periode. Erbaut wurde das Haus zwischen 1797 und 1802 für Andres Ximenez, einen spanischen Kaufmann, der allerdings nicht lange hier wohnte. Bereits 1806 waren sowohl er als auch seine Frau sowie zwei ihrer fünf Kinder verstorben. Die Erben verkauften das Haus 1830 an Margaret Cook, später gehörte es Sarah Petty Anderson und ab 1855 Louisa Fatio, die hier alle auch Mieter aufnahmen und ihnen Kost und Logis boten.
Im Jahr 1939 wurde das Haus schließlich von den Florida Dames gekauft, die mit einer umfassenden Renovierung begannen, um es dann als Museum zu eröffnen. Und ein Museum ist das Ximenez-Fatio House noch heute.
Das Haus ist nicht nur ein Kleinod und wirklich interessant, was mir besonders gefällt, ich kann mich hier sogar auf eigene Faust umsehen. So kann ich so lange bleiben und schauen, wie es mir gefällt.
Besonders gut gefällt mir auch der Balkon, der sich über die gesamte Länge des Hauses zum Innenhof hin erstreckt. Hier kann ich in einem der Schaukelstühle eine kurze Pause einlegen, bevor ich meine Entdeckungstour fortsetze.
Im ganzen Haus wird gezeigt, wie die Menschen hier im 19. Jahrhundert lebten. So gab es über den Betten Moskitonetze, was überlebenswichtig war, um Stiche und damit Krankheiten zu verhindern, da man die Fenster besonders im Sommer zur Ventilation geöffnet hatte. Klimaanlagen wurden erst viel später erfunden.
Zuletzt besuche ich noch die Küche, die sich in einem Anbau neben dem Haupthaus befindet. Hier kochten auch die Eigentümerinnen die Mahlzeiten für ihre Mieter.
Nach dieser interessanten Besichtigung laufe ich weiter und erreiche das Father O’Reilly House, eines der ältesten Häuser in St. Augustine, das bereits 1691 während der ersten spanischen Periode erbaut wurde. Im Jahr 1785 wurde das Haus von Father Miguel O’Reilly, einem irischen Priester gekauft, der es den Sisters of St. Joseph hinterließ, die das Haus seit 1866 verwalten. Im Jahr 2003 wurde ein kostenloses Museum eingerichtet, das aber leider bei meinem Besuch geschlossen hat.
So laufe ich bald weiter und biege schließlich in die Bridge Street ein, wo ich weitere schöne Häuser entdecke, von denen ich einige im Bild festhalte.
An der Ecke zur St. Georges Street entdecke ich das Prince Murat House. Erbaut um 1800, gehört es zu den historischen Schmuckstücken der Stadt. Seinen Namen aber hat es von einem ganz besonderen Herrn, der hier 1824 wohnte, Napoleon Achille Murat, seines Zeichens Neffe von Napoleon Bonaparte. Seine Ehefrau war übrigens Catherine Daingerfield Wills Gray, eine Großnichte von George Washington.
Mein Weg führt mich nun die St. George Street entlang, die ebenfalls von interessanten historischen Häusern flankiert ist.
Darunter befindet sich auch das Stanbury Cottage, das eines der ältesten Häuser im Stil der Carpenter Gothic Architektur in Florida ist. Das Haus hat auch Verbindungen zu Henry Flagler, der oft bei den Stanburys zu Gast war.
Schließlich bin ich zurück an der King Street und an der Plaza de la Constitución. Direkt an der nördlichen Seite des Platzes steht die Kathedrale von St. Augustine. Sie ist Augustinus von Hippo gewidmet, an dessen Gedenktag, dem 28. August 1565, St. Augustine von den Spaniern gegründet wurde. Die Gemeinde ist damit auch die älteste christliche Gemeinde der USA. Die heute Kirche wurde allerdings erst zwischen 1793 und 1797 erbaut. Bereits seit 1870 ist das Gotteshaus eine Kathedrale und Papst Paul VI. verlieh 1976 zusätzlich den Titel basilica minor.
Die Kirche wurde im spanischen Missionsstil mit klassizistischen Elementen erbaut. Der Missionsstil zeichnet sich vor allem durch wenige, kleine Fenster sowie Tondachziegel aus. Das heutige Aussehen erhielt die Kathedrale allerdings erst knapp hundert Jahre nach ihrer Erbauung. Im Jahr 1887 kam es zu einem verheerenden Brand, der die Kirche bis auf ihre Grundmauern zerstörte. Der Wiederaufbau wurde durch Spenden der Gemeinde und von Henry Flagler möglich gemacht.
Während der Restaurierung wurde die Kathedrale nicht nur wieder aufgebaut, sondern auch vergrößert und mit einem Querschiff versehen. Zusätzlich wurde die interessante Decke mit den freiliegenden, bemalten Balken installiert.
Neben der Kathedrale verläuft die St. Georges Street weiter, die hier zu einer belebten Einkaufsstraße und Fußgängerzone wird, die von weiteren historischen Gebäuden flankiert ist.
Eines von ihnen ist das Dr. Peck House, das ursprünglich vor 1750 für den königlichen Schatzmeister errichtet wurde. Während der britischen Periode wohnte hier Gouverneur John Multrie, bevor das Haus 1837 von Dr. Seth S. Peck gekauft wurde. Die Familie Peck restaurierte das Haus nicht nur, sondern ließ auch das Obergeschoss aus Holz errichten.
Ich folge der Straße weiter in nördlicher Richtung und bummle ein wenig durch die Geschäfte, während ich mir zusätzlich die interessanten Häuser anschaue.
Ein weiteres namhaftes Gebäude ist das Acosta House, das zwischen 1803 und 1812 für Jorge Acosta erbaut wurde, der aus Korsika in die Stadt kam und mit einer Frau mit menorquinischen Wurzeln verheiratet war.
Viele der Häuser in der Stadt haben kleine Plaketten, die von den früheren Bewohnern berichtet. So auch dieses Gebäude, das einst Jorge Biassou gehörte. Der gebürtige Haitianer war einer der Anführer der Sklavenaufstände von 1791 auf der Karibikinsel und trat später in die spanische Miliz ein, wo er wegen seiner Erfolge gegen die Franzosen zum General ernannt wurde.
Ein weiteres historisches Gebäude in der Straße ist das älteste hölzerne Schulhaus der USA. Wann es genau erbaut wurde, ist zwar unbekannt, doch taucht das Gebäude bereits 1716 erstmals in der Steuerunterlagen der Stadt auf. Die große Kette, die das Haus umspannt, ist übrigens nicht original. Sie wurde erst 1937 angebracht, um dabei zu helfen, das Haus im Falle eines Hurrikans zu verankern. Während sich im Erdgeschoss der Klassenraum befand, wohnte im Obergeschoss die Lehrkraft. Und noch etwas ist an dem Haus bemerkenswert, denn hier wurden bereits seit 1788 Jungen und Mädchen in einer Klasse unterrichtet.
Auf den letzten Metern der St. George Street geht es etwas ruhiger zu. In den historischen Häusern befinden sich noch einige Restaurants, die aber teilweise erst am Abend öffnen.
Ganz am Ende der Straße stehen die Reste des alten Stadttores, das hier 1808 erbaut wurde. Die Stadtbefestigung selbst ist sogar noch hundert Jahre älter und sollte die Bewohner vor Angriffen von Feinden und Piraten schützen. Zur Verteidigungslinie gehörte auch ein über zehn Meter breiter Wassergraben, der ursprünglich von einer Zugbrücke überspannt wurde. Heute ist nur noch dieser kleine Teil erhalten.
In Sichtweite des Stadttores steht auch das Castillo de San Marcos, das ab 1672 erbaut wurde und eine ältere, hölzerne Festung ersetzte. Seit 1933 gehört die Festung zum National Park Service und kann besichtigt werden. Da ich die Festung schon auf einer früheren Reise ausgiebig erkundet habe, laufe ich heute nur daran vorbei.
Ich folge der Uferlinie des Mantazas River und gelange so zur Bridge of Lions, in die die King Street vor der Plaza de la Constitución mündet. Eine erste hölzerne Brücke wurde an dieser Stelle bereits 1895 erbaut, die damals nur „The Bridge to Anastasia Island” oder „South Beach railroad bridge” genannt wurde. Diese Brücke erwies sich aber schnell als zu instabil und so wurde zwischen 1925 und 1927 eine neue Brücke errichtet. Doch auch an der zweiten Brücke nagte der Zahn der Zeit, sodass sie 2006 geschlossen werden musste. Die Brücke wurde entfernt und aufwendig restauriert, sodass sie 2010 wiedereröffnet werden konnte.
Ihren Namen aber bekam die Brücke durch die zwei Löwen, die ihre Zufahrt seit 1927 flankieren. Sie wurden nach dem Vorbild der berühmten italienischen Medici Löwen geschaffen.
Damit endet mein Tag in St. Augustine und ich gehe wieder ins Hotel zurück, um mich etwas auszuruhen. Morgen ist auch noch etwas Zeit, um ein paar weitere interessante Orte zu entdecken, bevor die Fahrt wieder weitergeht.
Meilen: 0
Wetter: sonnig, 15 bis 23 Grad
Hotel: Casa Monica, Autograph Collection by Marriott