Tag 7: Mittwoch, 12. Juli 2023
Knapp daneben ist auch vorbei – Helgoland
„Sturm ist erst, wenn die Schafe keine Locken mehr haben.“ – Norddeutsches Sprichwort
Der letzte Tag der Kreuzfahrt ist angebrochen und noch einmal steht ein Highlight an, wir wollen vor Helgoland ankern. Das Wetter ist allerdings an diesem Morgen noch immer nicht besser, dicke, graue Wolken hängen bleiern am Himmel und auch der Wind hat wieder aufgefrischt. Vom Vorderdeck ist Deutschlands einzige Hochseeinsel aber schon auszumachen.
Ich war vor rund zwanzig Jahren schon einmal auf Helgoland, das einzige Ziel dieser Reise, das ich schon kenne. Und doch freue ich mich auf einen Wiederholungsbesuch. Zunächst läuft auch alles nach Plan und der Anker wird ins Wasser gelassen.
So liegen wir schon mal vor Helgoland, doch mehr passiert nicht. Kurze Zeit später kommt eine Durchsage, dass es derzeit unmöglich sei, die Tender zu Wasser zu lassen und so der vormittägliche Besuch auf jeden Fall ins Wasser fallen wird. Nun gut, hoffen wir also auf Wetterbesserung.
An Bord wird darauf fantastisch reagiert. Eigentlich war ja geplant, dass die meisten Passagiere gar nicht an Bord sind. Jetzt sieht die Situation aber ganz anders aus. So wird in Windeseile ein BBQ aus dem Hut gezaubert und auf dem Pooldeck ein deftiges Buffet aufgebaut.
Zusätzlich gibt es natürlich auch das reguläre Angebot im Buffetrestaurants, wo vor allem die Desserts reißenden Absatz finden.
Zum Mittag wird das Wetter dann tatsächlich besser. Die dunklen Wolken verziehen sich und die Sonne kommt heraus. Der Wind bläst jedoch weiter heftig, sodass Haare und Röcke bei der anschließenden Poolparty herumfliegen.
Trotzdem keimt Hoffnung auf. Von der Brücke hören wir, dass man versuchen will, die Tender zu Wasser zu lassen. Das ist heute schwieriger als gestern, denn vor List lagen wir in einer etwas geschützten Bucht, heute ankern wir mitten auf der Nordsee.
Und tatsächlich, kurze Zeit später wird der erste Tender zu Wasser gelassen. Das geht allerdings nur auf der dem Wind abgewandten Seite, sodass wir auf jeden Fall weniger Kapazität haben.
Zunächst sieht alles ganz gut aus. Der Tender bricht sogar zu einer ersten Fahrt zum Anleger auf, um zu testen, ob die Überfahrt gefahrlos möglich ist.
Doch die Zeit vergeht und der Nachmittag schreitet immer weiter voran. An Bord werden inzwischen schon Kaffee und Kuchen serviert, während wir warten, dass der Wind nachlässt.
Mehrmal können wir von Deck beobachten, wie die Crew versucht, den Tender ruhig an das Schiff zu fahren. Das ist heute auch das Hauptproblem. Die Überfahrt wäre möglich, aber das Aussteigen gestaltet sich als schwierig. Dazu muss das Beiboot für einige Zeit relativ ruhig am Schiff liegen, doch die Dünung lässt genau das heute nicht zu. Und so wird nach mehreren versuchen und etlichen Stunden warten bekannt gegeben, dass der heutige Stopp leider gestrichen werden muss. Es ist einfach nicht sicher genug und Passagiere könnten beim Umsteigen ins Wasser fallen. Da ist das Risiko einfach zu hoch und der Kapitän entscheidet, die Versuche abzubrechen.
Am späten Nachmittag verlassen wir unsere Ankerposition. Als kleinen Ersatz will man mit dem Schiff noch einmal um die Insel fahren. Das ist allerdings nur in einiger Entfernung möglich. Nun ist es so schön und Helgoland genau vor uns und doch konnten wir das Schiff einfach nicht sicher verlassen. Schade, wirklich schade, aber damit muss man auf einer Kreuzfahrt auch rechnen. Es läuft nicht immer alles wie geplant.
Statt also Helgoland zu erkunden, genieße ich noch ein wenig die Sonne und die Seeluft auf dem Pooldeck.
Zum Abendessen geht es für mich noch einmal ins Restaurant. Es ist der letzte Abend an Bord und da mochte ich mich noch einmal verwöhnen lassen.
Der Sonnenuntergang ist heute nicht ganz so spektakulär während sich die MS Hamburg unaufhaltsam in Richtung Elbmündung bewegt. Wir fahren heute sehr langsam, denn aufgrund des ausgefallenen Landgangs sind wir zu früh dran. Und an der Elbmündung können wir den Lotsen erst in der Nacht aufnehmen.
Wetter: früh bedeckt, später sonnig, 15–17 Grad
Seemeilen: 60