Schlösser und Herrenhäuser zwischen Kiel und Flensburg

Auf mei­ner Rei­se durch Schles­wig und Hol­stein habe ich mich auch wie­der auf eine Ent­deckungs­tour zu Schlös­sern und Her­ren­häu­sern bege­ben. Zwar ist es in die­ser Regi­on oft nicht ganz so ein­fach einen Blick auf die herr­schaft­li­chen Gebäu­de zu wer­fen, da sich vie­le in Pri­vat­hand befin­den und als Wohn­ei­gen­tum genutzt wer­den. Eini­ge schö­ne Exem­pla­re konn­te ich aber schon besu­chen, wäh­rend ich mich bei ande­ren Anwe­sen mit einem Blick auf das Tor­haus begnü­gen musste.

Gut Projensdorf

Mei­ne Rund­fahrt star­tet am Ufer des Nord-​Ostsee-​Kanals, der ein­mal quer durch Schleswig-​Holstein fließt und es sozu­sa­gen in zwei Tei­le unter­teilt. Hier, kurz vor der Mün­dung am Stadt­rand von Kiel ver­läuft ein Geh- und Rad­weg am Ufer, der zu einem klei­nen Spa­zier­gang einlädt.

Zwi­schen den Büschen schim­mert die wei­ße Fas­sa­de des Her­ren­hau­ses Pro­jen­dorf her­vor. Erst­ma­lig erwähnt wur­de das Gut bereits 1378 als „vil­lam Pro­dens­tor­pe“ und gehör­te zum Kie­ler Güter­di­strikt. Das heu­ti­ge Her­ren­haus wur­de 1780 erbaut und steht unter Denk­mal­schutz. Einer der berühm­te­sten Eigen­tü­mer war der Medi­zi­ner Fer­di­nand von Spee, des­sen Erben das Anwe­sen 1937 an den Ban­kier Otto Knapp ver­äu­ßer­ten. Sei­ne Nach­fah­ren bewoh­nen das Gut noch heute.

Gut Knoop

In unmit­tel­ba­rer Nähe befin­det sich das Gut Knoop, das bereits 1322 erst­ma­lig erwähnt wur­de und des­sen Name im Nie­der­deut­schen so viel wie Knauf oder Buckel bedeu­tet. Das heu­ti­ge Her­ren­haus ersetz­te ein älte­res Was­ser­schloss und wur­de von 1792 bis 1796 erbaut. Um das Guts­haus befand sich einst ein Land­schafts­park, der durch den Bau des nahen Nord-​Ostsee-​Kanals aber in gro­ßen Tei­len zer­stört wur­de. Seit 1903 gehör­te das Haus dem Bre­mer Tabak­ka­uf­mann Hein­rich Ger­hard Richard Hirsch­feld, des­sen Nach­fah­ren noch heu­te hier leben.

Das Her­ren­haus Knoop ist eines der weni­gen Anwe­sen die­ser Regi­on, das auch in den Bild­bän­den von Alex­an­der Dun­cker zu fin­den ist. Auf dem Bild ist noch zu sehen, wie das Her­ren­haus ursprüng­lich ent­lang des 1784 eröff­ne­ten Eider­ka­nal aus­ge­rich­tet war.

Die länd­li­chen Wohn­sit­ze, Schlös­ser und Resi­den­zen der rit­ter­schaft­li­chen Grund­be­sit­zer in der preu­ssi­schen Mon­ar­chie /​ Dun­cker, Alex­an­der (Public Domain)

Gut Ludwigsburg

Mei­ne Fahrt führt mich nun zunächst nach Nor­den, wo ich das Gut Lud­wigs­burg besu­che. Vor dem Her­ren­haus befin­det sich hier ein gro­ßer Wirt­schafts­hof, zu dem auch das Tor­haus gehört, durch das die Anla­ge noch heu­te betre­ten wer­den kann. Das Tor­haus ist auch eines der älte­sten Gebäu­de des Anwe­sens und wur­de schon im 16. Jahr­hun­dert errichtet.

Im Mit­tel­punkt des Gutes steht natür­lich das Her­ren­haus, das um 1740 auf den Grund­mau­ern zwei­er Vor­gän­ger­bau­ten errich­tet wur­de. Das Gebäu­de gehört bis heu­te zu den größ­ten barocken Guts­häu­sern im Her­zog­tum Schles­wig und ist voll­stän­dig aus Back­stein gebaut worden.

Vor dem Guts­haus sind noch eini­ge wei­te­re Gebäu­de des histo­ri­schen Wirt­schafts­ho­fes erhal­ten, wäh­rend ande­re im Lau­fe der Zeit Neu­bau­ten wei­chen mussten.

Gut Damp

Nur das Tor­haus konn­te ich hin­ge­gen vom Gut Damp besu­chen. Ursprüng­lich wur­de es im 17. Jahr­hun­dert erbaut, jedoch immer wie­der ver­än­dert und der Turm mit der Wet­ter­fah­ne erst 1908 hin­zu­ge­fügt. Wann das Gut gegrün­det wur­de, ist nicht mehr nach­zu­voll­zie­hen. Sicher bekannt ist nur, dass es im 15. Jahr­hun­dert den Bischö­fen von Schles­wig gehör­te und danach durch vie­le Hän­de ging. Seit bereits vier Gene­ra­tio­nen wird das Gut inzwi­schen von der Fami­lie von Revent­low bewirt­schaf­tet und inzwi­schen vor allem tou­ri­stisch genutzt.

Gut Grünholz

Gut Grün­holz ist ein wei­te­res Anwe­sen, von dem ich nur das Tor­haus sehe. Dar­an ange­schlos­sen ist der Wirt­schafts­hof. Die Anla­ge wur­de im aus­ge­hen­den 19. Jahr­hun­dert und ange­hen­den 20. Jahr­hun­dert errich­tet, nach dem ein Feu­er im Jahr 1888 den alten Wirt­schafts­hof zer­stört hat­te. Das dahin­ter­lie­gen­de Her­ren­haus stammt dage­gen aus dem 18. Jahr­hun­dert und wird noch heu­te von der Fami­lie Schleswig-​Holstein-​Sonderburg-​Glücksburg, einer der ver­blie­be­nen her­zog­li­chen Lini­en des Hau­ses Olden­burg in Schleswig-​Holstein, bewohnt.

Schloss Schönhagen

Wei­ter geht die Fahrt nach Schloss Schön­ha­gen, das aus einem 1711 gegrün­de­ten Rit­ter­gut her­vor­ge­gan­gen ist. Die histo­ri­sche Zufahrt erfolg­te durch ein Tor­haus, das 1913 durch Erich Jauch errich­tet wur­de. Heu­te sind sowohl im Tor­haus als auch den Neben­ge­bäu­den Woh­nun­gen unter­ge­bracht und der Durch­gang kann nur noch zu Fuß genutzt werden.

Das Her­ren­haus wur­de 1889 durch den dama­li­gen Guts­be­sit­zer Her­mann Jauch erbaut und war das Wahr­zei­chen des Ost­see­ba­des. Bereits in den 1920er Jah­ren ver­kauf­te Jauchs Sohn Erich das Gut und 1929 wur­de im Her­ren­haus ein Schul­land­heim ein­ge­rich­tet. Ab 1941 gehör­te das Anwe­sen schließ­lich der Stadt Kiel, die es bis 1970 wei­ter als Schul­land­heim betrieb.

In den 1970er Jah­ren wur­de das Schloss zu einem Hotel umge­baut, das ab 1981 von Dorint Hotels betrie­ben wur­de. Inzwi­schen ist aber auch die­se Nut­zung längst Geschich­te und Schloss Schön­ha­gen ist zen­tra­ler Bau der VAMED Reha­kli­nik Schloss Schönhagen.

Leuchtturm Falshöft

Bereits in Schön­ha­gen habe ich die Ost­see­kü­ste erreicht und etwas wei­ter nörd­lich den Leucht­turm Fals­höft ent­deckt. Von 1908 bis 1909 erbaut, wur­de er ein Jahr spä­ter in Betrieb genom­men. Der knapp 25 Meter hohe Turm ist aller­dings seit 2002 außer Betrieb, besitzt aber seit 2005 wie­der ein gedimm­tes Licht, sodass er auch nachts zu sehen ist.

Zu bestimm­ten Zei­ten kann der Leucht­turm auch bestie­gen wer­den. Wäh­rend mei­nes Besuchs war das Tor aber lei­der verschlossen.

Schloss Glücksburg

Ein ganz beson­de­res Anwe­sen und weit über die Gren­zen von Schles­wig bekannt, ist das Schloss Glücks­burg. Es gehört zu den bedeu­tend­sten Renais­sance­schlös­sern Nord­eu­ro­pas und dien­te den her­zog­li­chen Lini­en des Hau­ses Glücks­burg als Stamm­sitz. Sogar das däni­sche Königs­haus resi­dier­te zeit­wei­lig in dem wei­ßen Prunkbau.

Betre­ten wird Schloss Glücks­burg, das von Was­ser umge­ben auf einer Insel liegt, auch heu­te noch über das Tor­haus und den Wirt­schafts­hof. Fer­tig­ge­stellt wur­de die­ses Ensem­ble bereits 1587 und dien­te seit­dem als Vorwerk.

Vom Wirt­schafts­hof führt ein direk­ter Weg zum Schloss, das zwi­schen 1582 und 1587 anstel­le eines abge­ris­se­nen Klo­sters für Johann III. von Schleswig-​Holstein-​Sonderburg errich­tet wur­de. Ein soge­nann­ter Schwe­ster­bau des Schlos­ses ist übri­gens Schloss Ahrens­burg nörd­lich von Ham­burg, das nahe­zu zeit­gleich errich­tet wurde.

Schloss Ahrens­burg, Schleswig-Holstein

Das Schloss wur­de bau­lich in einer Über­gangs­zeit errich­tet und wäh­rend ande­re Bau­her­ren bereits drei­flü­ge­li­ge Schloss­an­la­gen errich­ten lie­ßen, bekam Glücks­burg einen tra­di­tio­nel­len Grund­riss eines Her­ren­sit­zes, der auch befe­stigt war. Das wird beson­ders durch die Insel­la­ge deut­lich, damals ver­bun­den mit einer Zug­brücke und Schieß­schar­ten ähneln­den Öff­nun­gen in den unte­ren Geschossen.

Seit den 1920er Jah­ren befin­det sich das Schloss im Eigen­tum einer Stif­tung und wird teil­wei­se als Muse­um betrie­ben. So kön­nen ver­schie­de­ne Stock­wer­ke gegen Zah­lung eines Ein­tritts­gel­des auch besich­tigt wer­den. Die heu­ti­ge Aus­stat­tung stammt größ­ten­teils aus dem 19. Jahr­hun­dert, wäh­rend die Raum­ge­stal­tung zumeist dem Barock zuzu­ord­nen ist. Das Schloss ver­fügt im Unter­ge­schoss über eine Schloss­ka­pel­le, in der sich auch eine Fami­li­en­gruft mit 38 Grab­ge­le­gen befin­det. Im ersten Ober­ge­schoss befin­den sich die Wohn­räu­me der fürst­li­chen Familie.

In einem der Zim­mer wird Kai­se­rin Augu­ste Vic­to­ria, gebo­re­ne von Schleswig-​Holstein-​Sonderburg-​Augustenburg gedacht, die Ehe­frau von Kai­ser Wil­helm II. und letz­te deut­sche Kai­se­rin war.

Unter dem Dach sind eini­ge Zim­mer des Per­so­nals zu sehen, das sich um das Schloss und sei­ne Bewoh­ner küm­mer­te. Zumin­dest die eng­sten Bedien­ste­ten waren hier untergebracht.

Indem man das Was­ser der Schwenn­au und der Munk­bra­rup­au auf­ge­stau­te, wur­de bereits nach der Fer­tig­stel­lung der Schloss­teich ange­legt. Er dien­te dem Schutz der Anla­ge und gleich­zei­tig der Nah­rungs­mit­tel­ver­sor­gung durch fri­schen Fisch. Mit der Schaf­fung des Tei­ches wur­de das alte Klo­ster­ge­län­de voll­stän­dig geflu­tet. Schloss und Wirt­schafts­hof waren einst voll­stän­dig von Was­ser umge­ben, doch durch Ver­lan­dung ent­stand spä­ter eine Ver­bin­dung zwi­schen beiden.

Die Park­an­la­gen neben dem Schloss wur­den größ­ten­teils erst im 18. Jahr­hun­dert ange­legt. Da das Schloss auf einer Insel steht, gibt es kei­nen direk­ten Bezug zum Gar­ten. Der wur­de ein­fach an den Wirt­schafts­hof ange­schlos­sen. Zunächst gab es einen Barock­gar­ten, der im 19. Jahr­hun­dert zu einem eng­li­schen Land­schafts­gar­ten umge­stal­tet wur­de. Im Park befin­det sich die Oran­ge­rie, die ab 1827 gebaut wur­de und durch den Por­ti­kus vom stren­gen klas­si­zi­sti­schen Stil abweicht.

Gut Fahrenstedt

Beim näch­sten Gut habe ich wie­der weni­ger Glück. Schil­der wei­sen schon an der Ein­fahrt dar­auf­hin, dass sich Unbe­fug­te fern­zu­hal­ten haben und so kann ich auch hier nur ein Bild von der Allee zum Tor­haus machen. Das Gut wur­de im 16. Jahr­hun­dert gegrün­det und das heu­ti­ge Her­ren­haus 1723 auf den Grund­mau­ern eines Vor­gän­ger­baus errich­tet. Seit 2020 wird das Gut als Reit­an­la­ge genutzt und im Tor­haus befin­den sich Feri­en­woh­nung. Eine Besich­ti­gung ist nur zu beson­de­ren Anläs­sen möglich.

Was Fah­ren­stedt aber mit eini­gen weni­gen Anwe­sen in Schles­wig gemein hat, es hat sei­ne eige­ne Sei­te im Bild­band von Alex­an­der Dun­cker bekom­men. Sei­ner­zeit war das Anwe­sen im Besitz der Nach­kom­men von Baron Fr. Carl von Gers­dorff, der das Gut zu einem Fidei­com­miss gemacht hatte.

Die länd­li­chen Wohn­sit­ze, Schlös­ser und Resi­den­zen der rit­ter­schaft­li­chen Grund­be­sit­zer in der preu­ssi­schen Mon­ar­chie /​ Dun­cker, Alex­an­der (Public Domain)

Schloss Hagen

Für mich geht es nun zurück in die Gegend um Kiel, wo ich noch das Schloss Hagen besu­che. Hagen wird zum ersten Mal bereits 1264 im Kie­ler Stadt­buch erwähnt, wobei das Gut selbst erst im 16. Jahr­hun­dert gegrün­det wur­de. Aus jener Zeit stamm­te auch ein erstes Her­ren­haus, das aber nicht erhal­ten ist. Das heu­ti­ge Schloss wur­de von 1647 bis 1649 erbaut und war bis 1932 im Fami­li­en­sitz der Hagen-​Blomeschen Linie.

Nach dem Ver­kauf befand sich bis 1969 eine Schu­le in dem Gebäu­de. Nach­dem Aus­zug der Schü­ler wur­de Schloss Hagen anschlie­ßend zu einem Kul­tur­zen­trum umge­baut und die­se Funk­ti­on hat es noch heute.

Von der Park­an­la­ge rund um das Schloss ist nur ein klei­ner Teil erhal­ten geblie­ben. Die­ser ist aber heu­te öffent­lich zugäng­lich und kann jeder­zeit besucht werden.

Schloss Bredeneek

Auf mei­ner Fahrt zurück in mein Hotel kom­me ich noch am Schloss Bre­de­neek vor­bei, des­sen Zufahrt sich direkt an einer viel befah­re­nen Sta­re befin­det. Lei­der ist von dem präch­ti­gen Anwe­sen nur sehr wenig zu erken­nen, aller­dings kann man das Haus zu ver­schie­de­nen Ver­an­stal­tun­gen besuchen.

Der Grund­stein für das heu­ti­ge Anwe­sen wur­de 1830 vom Ham­bur­ger Kauf­mann Con­rad Hin­rich Don­ner gelegt, des­sen Enkeln, der mit Bodild Grä­fin Holstein-​Holsteinborg ver­hei­ra­tet war, ist für die Erwei­te­rung ver­ant­wort­lich. Zwi­schen 1898 und 1902 wur­de das Haus zu sei­ner heu­ti­gen Grö­ße aus­ge­baut. Im 20. Jahr­hun­dert stand das Haus jedoch lan­ge Zeit leer und war dem Ver­fall preis­ge­ge­ben, bevor es 2004 vom Ham­bur­ger Ehe­paar Pau­sti­an gekauft und saniert wurde.

Damit endet mei­ne klei­ne Rund­fahrt zu Schlös­sern und Her­ren­häu­sern zwi­schen Kiel und Flens­burg. Es war mei­ne erste Rei­se in die­se Regi­on und ich habe auf die­ser Tour gera­de ein­mal an der Ober­flä­che gekratzt, denn es gibt noch vie­le ande­re schö­ne Anwe­sen in Schleswig-​Holstein zu ent­decken. Doch die müs­sen war­ten, bis ich wie­der ein­mal in den hohen Nor­den Deutsch­lands reise.

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Betty

Es gibt nichts, was ich mehr liebe als die Welt zu bereisen. Immer mit dabei ist meine Kamera, wenn ich spannende Abenteuer erlebe und neue Reiseziele erkunde. Das Reisen bereitet mir so viel Freude, dass ich nun auch meine Leser an meinen Erlebnissen und Erfahrungen teilhaben lassen möchte.

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