MittsommerRemise 2023 in Mecklenburg – Entdeckungen im Mecklenburger Gutsland

Die Mitt­som­mer­Re­mi­se in Mecklenburg-​Vorpommern ist für mich inzwi­schen ein fester Bestand­teil mei­nes Kalen­ders gewor­den. Nach­dem ich bereits vie­le Regio­nen in Meck­len­burg erkun­det habe, war ich 2023 rund um Wis­mar unter­wegs. Besucht habe ich Schlös­ser und Her­ren­häu­ser im Ost­see­guts­land sowie im Meck­len­bur­ger Guts­land, über des­sen histo­ri­sche Bau­ten ich hier mehr erzäh­len möchte.

Burg Trechow

Trechow ist eines die­ser uralten meck­len­bur­gi­schen Anwe­sen, das heu­te wie­der in pri­va­ter Hand ist. Schon im 12. Jahr­hun­dert gab es hier eine Was­ser­burg, die um 1600 durch das noch heu­te erhal­te­ne Bau­werk ersetzt wur­de. Inzwi­schen ist das Anwe­sen regel­mä­ßig geöff­net, so auch zur Mitt­som­mer­Re­mi­se, wäh­rend der Eigen­tü­mer Chri­sti­an Schier­ning per­sön­lich über sein Grund­stück führt und dabei vie­le Anek­do­ten aus längst ver­gan­ge­nen Zei­ten zum Besten gibt.

Zwi­schen 1590 und 1601 wur­de der Grund­stein für die­ses schö­ne Her­ren­haus gelegt. Ganz unge­wöhn­lich für die dama­li­ge Zeit wur­den Gra­nit­qua­der zum Bau ver­wen­det, von denen noch heu­te vie­le zu sehen sind. Die Qua­der wur­den für den Bau alle mit Hand bear­bei­tet und genau in das Gebäu­de ein­ge­passt. Noch heu­te kann man an eini­gen Stel­len sehen, wie die gro­ßen Stei­ne vor über fünf­hun­dert Jah­ren bear­bei­tet wurden.

Auf der Gar­ten­sei­te ist von den Qua­dern jedoch nicht mehr ganz so viel zu sehen. Das liegt an einem Umbau zu Zei­ten des Barocks. Damals war es modern, die Gebäu­de zu ver­put­zen, was dann auch hier gemacht wur­de. Erst bei der letz­ten Reno­vie­rung wur­den zumin­dest die Ecken wie­der frei­ge­legt. Mehr war nicht mög­lich, da das Denk­mal­amt auch die ver­putz­ten Wän­de als erhal­tens­wert ange­se­hen hat.

Das waren jedoch nicht die ein­zi­gen Ver­än­de­run­gen am Haus über die Jahr­hun­der­te. So wur­de ein Trep­pen­turm abge­ris­sen, das Dach ver­än­dert oder auch die Decken im ersten Ober­ge­schoss ange­ho­ben, um neue, reprä­sen­ta­ti­ve Räu­me mit hohen Decken zu schaf­fen. Die­se ver­fü­gen über Illu­si­ons­ma­le­rei­en, die der­zeit restau­riert werden.

Eben­falls ver­än­dert wur­de der Aus­gang zum Gar­ten. Das pas­sier­te sogar erst beim letz­ten Umbau Anfang des 20. Jahr­hun­derts. Dabei wur­de eine moder­ne Gra­nitt­rep­pe mit Ter­ras­se angebaut.

Über der Tür hat Eigen­tü­mer Chri­sti­an Schier­ning die Fami­li­en­ge­schich­te in Kurz­fas­sung anbrin­gen las­sen, denn er ist Nach­fah­re der Fami­lie von Ples­sen, der letz­ten Besit­zer vor der Boden­re­form, bei der auch Tres­sow ent­eig­net wurde.

Neben dem Haupt­ge­bäu­de wur­de dazu noch ein Anbau hin­zu­ge­fügt, als die Fami­lie immer grö­ßer wur­de. Inter­es­sant ist, dass man sich für einen völ­lig ande­ren Bau­stil ent­schie­den hat, bis auf das Fun­da­ment und das Erd­ge­schoss. Die­se wur­de eben­falls aus Gra­nit­qua­dern gesetzt.

Beim Rund­gang um das Haus weist uns Chri­sti­an Schier­ning auch auf die Holz­schnit­ze­rei­en am Haus hin. Hier hat der dama­li­ge Eigen­tü­mer sich und sei­ne Fami­lie durch Schnit­ze­rei­en ver­ewi­gen lassen.

Die Füh­rung rund um das Her­ren­haus endet an der Rück­sei­te, wo noch­mals sehr schön die Gra­nit­qua­der, aber auch der höhe­re erste Stock zu sehen sind.

Der Rund­gang ist aber noch lan­ge nicht been­det. Vor der Sei­te des Hau­ses liegt ein rie­si­ger Gra­nit­stein mit­ten im Gras, umge­ben von vie­len klei­ne­ren Stei­nen. Den gro­ßen Stein hat Chri­sti­an Schier­ning beim Bestel­len der Fel­der gefun­den und in einer unglaub­lich schwie­ri­gen Akti­on hier­her trans­por­tie­ren las­sen. Die klei­nen Stei­ne drum­her­um sind Abfall­pro­duk­te vom Bau des Hau­ses. Hier kann man noch­mals sehr schön sehen, wie die Stei­ne bear­bei­tet wurden.

Vom Haus geht es wei­ter zu den Neben­ge­bäu­den, von denen vor allem der gro­ße Spei­cher inzwi­schen wie­der in neu­em Glanz erstrahlt, zumin­dest von außen. Von innen war­tet noch eini­ges an Arbeit, bevor das Gebäu­de wie­der kom­plett genutzt wer­den kann.

Noch fühlt man sich im Inne­ren eher wie auf einer Bau­stel­le und es ist teil­wei­se schwer vor­stell­bar, dass hier ein­mal Feri­en­gä­ste ein­zie­hen sol­len. Chri­sti­an Schier­ning hat aber bereits sehr kon­kre­te Vor­stel­lun­gen, wie das Gebäu­de ein­mal aus­se­hen soll und sein Enthu­si­as­mus ist sehr anstren­gend. Auch ich bin nun gespannt, wie sich Trechow wei­ter­ent­wickeln wird und wer­de sicher­lich irgend­wann noch­mals vorbeischauen.

Schloss Kaarz

Für mich geht es nach die­ser inter­es­san­ten Besich­ti­gung wei­ter zum näch­sten Her­ren­haus. Das befin­det sich etwas wei­ter süd­lich im Stern­ber­ger Land. Schloss Kaarz ist ein wei­te­res wun­der­schö­nes Bei­spiel meck­len­bur­gi­scher Her­ren­häu­ser, das inzwi­schen einer neu­en Nut­zung zuge­führt wur­de. Hier gehen heu­te Hotel­gä­ste ein und aus und so wer­den auch die Besu­cher zur Mitt­som­mer­Re­mi­se von der Hotel­di­rek­to­rin begrüßt.

Noch heu­te ist die alte Allee erhal­ten, die vom ehe­ma­li­gen Haupt­tor zum Haus führt. Inzwi­schen führt eine Stra­ße um die Allee her­um direkt zum Park­platz des Hotels, der sich hin­ter Hecken verbirgt.

Schloss Kaarz ist eines der jün­ge­ren Her­ren­häu­ser in Meck­len­burg und auch das Gut wur­de erst im 17. Jahr­hun­dert gegrün­det. Zunächst gehör­te es dem bür­ger­li­chen Grund­her­ren Georg Sal­chow, spä­ter der Fami­lie von Welt­zi­en, bevor es 1816 von Bur­chard Hart­wig von Bülow gekauft wur­de. Näch­ster Käu­fer war der Ham­bur­ger Ree­der und Kauf­mann Juli­us Hüni­ken, der das Anwe­sen 1872 erwarb. Er ist es auch, der sich ab 1875 hier einen Som­mer­sitz errich­ten lässt, das heu­ti­ge Schloss Kaarz.

Noch heu­te sind neben der Tür die Fami­li­en­wap­pen zu sehen. Auf einem ist der Name Gaertner-​Hüniken zu lesen. Er weist auf Agnes Gaertner-​Hüniken, die das Fami­li­en­an­we­sen 1994 zurück­kauft, nach­dem es acht Jah­re leer gestan­den hat­te. Zuvor wur­de die Fami­lie 1945 wäh­rend der Boden­re­form ent­eig­net. Das Haus nutz­te man zunächst als Schu­le, spä­ter als Pfle­ge­heim. Nach der Wen­de wur­de hier ein Hotel ein­ge­rich­tet, das seit­dem Gäste empfängt.

Durch die unsach­ge­mä­ße Nut­zung ist lei­der wenig vom Innen­aus­bau des einst prunk­vol­len Her­ren­hau­ses erhal­ten. Des­halb ist es umso schö­ner, die tol­le Jugend­stil­decke in der Ein­gangs­hal­le bewun­dern zu können.

Eben­falls erhal­ten geblie­ben ist ein histo­ri­scher Kamin, der sich im roten Salon befin­det, der heu­te das Hotel­re­stau­rant beherbergt.

Neben der Rezep­ti­on und dem Restau­rant befin­den sich noch wei­te­re öffent­li­che Räu­me im Erd­ge­schoss. Das Hotel schafft heu­te einen Spa­gat zwi­schen histo­ri­schen Gebäu­de und moder­nen Flair.

Wäh­rend der Füh­rung durch das Hotel öff­nen sich natür­lich auch eini­ge Zim­mer­tü­ren für die Tages­gä­ste. So bekom­men wir ein klei­nes Apart­ment im ersten Ober­ge­schoss zu sehen, aus­ge­stat­tet mit Schlaf­zim­mer, Sitz­ecke, klei­ner Küchen­zei­len und einem groß­zü­gi­gen Bade­zim­mer. Dazu gibt es einen tol­len Aus­blick auf den Schlosspark.

Ein ande­res Zim­mer ist zwar klei­ner, dafür aber sehr far­ben­froh aus­ge­stat­tet. Über­haupt sind kei­ne zwei Zim­mer genau gleich, was nicht nur am histo­ri­schen Gebäu­de, son­dern auch an der ganz unter­schied­li­chen Aus­stat­tung liegt.

Auch die Flu­re sind mit viel Lie­be zum Detail aus­ge­stat­tet. Ein­mal gibt es Foto­gra­fien aus dem Schloss­park, dann wie­der klei­ne, inter­es­san­te Accessoires.

Im zwei­ten Ober­ge­schoss bekom­men wir ein Fami­li­en­zim­mer zu sehen, kom­plett mit einem Dop­pel­stock­bett für die Kin­der in einem sepa­ra­ten Bereich.

Ein High­light des Gebäu­des ist auf jeden Fall der Turm und der kann in Kaarz, im Gegen­satz zu vie­len ande­ren Häu­sern, auch bestie­gen wer­den. Eine Wen­del­trep­pe führt vom zwei­ten Ober­ge­schoss hin­auf in den Ausguck.

Wer bis hier oben traut, der wird mit einem wun­der­schö­nen Rund­um­blick belohnt, auf den Schloss­park und die Land­schaft dar­über hinaus.

Der Park wur­de übri­gens bereits ab 1873 auf dem Anwe­sen im Stil eines eng­li­schen Land­schafts­parks ange­legt. Dazu wur­den auch vie­le sel­te­ne Gewäch­se ange­pflanzt. Dazu zählt ein ame­ri­ka­ni­scher Red­wood, der inzwi­schen wun­der­schön neben dem Haupt­haus thront.

Zum Abschluss des Rund­gangs öff­net sich noch die Tür zu einer der Sui­ten des Hau­ses, genau­er gesagt zur Schloss­her­ren­suite, die sich im Erd­ge­schoss befindet.

Nach der Besich­ti­gung dre­he ich noch eine klei­ne Run­de um das Her­ren­haus und wer­fe einen Blick in den Park. Für eine tie­fe­re Besich­ti­gung bleibt heu­te jedoch kei­ne Zeit, denn ich möch­te noch eini­ge ande­re Anwe­sen besuchen.

Auf dem Weg aus dem Ort fällt mir an der Stra­ße hin­ter einem Zaun noch die­ses Gebäu­de auf. Ein klei­nes Schild erklärt, dass es sich hier­bei um das Mau­so­le­um des Ree­ders Juli­us Hünicken handelt.

Damit endet mei­ne Rund­fahrt durch das Meck­len­bur­ger Guts­land anläss­lich der Mitt­som­mer­Re­mi­se 2023. An jenem Wochen­en­de habe ich noch eini­ge Häu­ser im Ost­see­guts­land sowie in Vor­pom­mern besucht. Und natür­lich pla­ne ich auch im näch­sten Jahr wie­der die Mitt­som­mer­Re­mi­se zu besu­chen, um wei­te­re inter­es­san­te Anwe­sen zu besuchen.

Burg Trechow, Am Spei­cher 1, 18246 Bernitt

Schloss Kaarz, Ob. Dorf­stra­ße 6, 19412 Weitendorf

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Betty

Es gibt nichts, was ich mehr liebe als die Welt zu bereisen. Immer mit dabei ist meine Kamera, wenn ich spannende Abenteuer erlebe und neue Reiseziele erkunde. Das Reisen bereitet mir so viel Freude, dass ich nun auch meine Leser an meinen Erlebnissen und Erfahrungen teilhaben lassen möchte.

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