Die letzten Sonnenstrahlen nippen schon an den Spitzen der Wolkenkratzer von Downtown Miami, als sich das schwimmende Resort, die Norwegian Pearl, endlich in Bewegung setzt. Für die nächsten sieben Tage soll sie mein zu Hause sein und mich in die Welt der Mayas und Azteken Mittelamerikas entführen.
Nach einem entspannenden Seetag ist erstmals wieder Land am Horizont zu entdecken. Das erste Ziel, die Urlaubsinsel Cozumel vor der Küste der Yucatán Halbinsel in Mexiko.
Die Insel Cozumel ist eines der beliebtesten Urlaubsparadiese Mexikos und bietet neben schönen Stränden auch ausgezeichnete Restaurants und Shoppingmöglichkeiten. Die historischen Stätten der Maya jedoch liegen auf dem Festland, mit dem die Insel durch eine Fähre verbunden ist. Nach 45 Minuten erreiche ich Playa del Carmen, von wo die Fahrt mit dem Bus fortgesetzt wird – das Ziel, die alte Maya Stadt Tulúm.
Malerisch erheben sich die alten Maya Bauten direkt über den Klippen der türkis schimmernden karibischen See. Auch wenn der Ort bei den Mayas eine eher untergeordnete Rolle spielte, bei den Touristen ist er heute umso beliebter, besonders wegen seiner einmaligen Lage am Meer. Tulúm, was in Maya soviel wie Festung bedeutet, war Anlaufpunkt für Händler aus unterschiedlichen Regionen und entwickelte so eine eigene Mischung verschiedener Maya Baustile. Das größte und wahrscheinlich bedeutendste Gebäude ist das hoch in den azurblauen Himmel aufragende El Castillo, das dem Gott Kukulkan gewidmet ist.
Schon am nächsten Morgen hat die Norwegian Pearl Mexiko bereits wieder verlassen und liegt in Belize vor Anker. Der kleine Staat im Herzen Mittelamerikas ist das einzige Englisch sprechende Land der Region. In der ehemaligen britischen Kolonie sind noch viele Spuren aus der Kolonialzeit zu entdecken.
Aber auch Spuren der Mayas sind zu finden. So unternehme ich einen Ausflug nach Altun Ha. Die Ruinen hier bestehen aus zwei Hauptplazas mit Tempeln und Nebengebäuden.
Altun Ha ist die am intensivsten erforschte Ausgrabungsstätte in Belize, in der auch der berühmte Jade-Kopf des Sonnengottes Kinich Ahau gefunden wurde.
Wie ein feuerroter Ball erhebt sich die Sonne an meinem vierten Tag auf See aus dem Meer, kurz bevor die Norwegian Pearl in Santo Tomas del Castillo in Guatemala anlegt.
Der heutige Landausflug soll mich einmal nicht zu den Stätten der Maya führen, auch wenn diese ebenso in Guatemala zu finden sind. Ich mache mich auf, das Castillo de San Felipe zu erkunden. Am Ufer des Izabel Sees gelegen, wurde das Fort von den Spaniern erbaut, um die Piraterie in der Region einzuschränken.
Mein vierter und letzter Hafen dieser Reise liegt wieder in Mexiko. Costa Maya wurde es in den letzten Jahren für den Tourismus erschlossen und wird heute vor allem von Kreuzfahrtschiffen angelaufen. Ein Ausflug soll mich ein letztes Mal in Welt der Mayas eintauchen lassen. Mein Ziel – Kohunlich. Es ist eine anstrengende Fahrt, denn auch wenn ich im bequemen Bus sitze, sind die Straßen oft von Schlaglöchern übersät oder gänzlich ungepflastert. Doch dann ist es endlich geschafft und ich stehe mitten in der alten Maya Stadt.
Kohunlich wurde erst 1912 wiederentdeckt und noch heute ist nur sehr wenig über diesen Ort bekannt. Selbst der ursprüngliche Name der Stadt ist verloren gegangen und so ist der jetzige die Ableitung des Namens einer Palmenart. Während ich zwischen den antiken Tempeln wandere, besuche ich das wohl berühmteste Bauwerk – den Tempel der Masken, eine Pyramide, die mit drei zu beiden Seiten der Treppe übereinander angeordneten Stuckmasken verziert ist.
Als die Sonne an diesem Abend in den Tiefen der karibischen See versinkt, bin ich längst wieder zurück an Bord der Norwegian Pearl. Und nach einem weiteren Tag auf See, viel zu früh, wieder zurück in Miami. Zurück von einer Reise in das Herz Mittelamerikas und zu den Mayas, deren geheimnisvolle Kultur immer mal wieder in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit rückt. Zuletzt vor dem 21.12.2012, an dem die Welt untergehen sollte. Die heutigen Maya, die ich in Mexiko getroffen habe, glauben bei solchen Daten jedoch eher an den Beginn einer neuen Zeitrechnung als an das Ende aller Tage.
-Ende-