Hotel und Museum Jagdschloss Letzlingen, Sachsen-Anhalt
Es ist das letzte erhaltene Hohenzollern-Schloss in Sachsen-Anhalt, das Jagdschloss Letzlingen in der Colbitz-Letzlinger Heide südlich von Gardelegen. Während hier früher der Adel ein und aus ging sowie einer wechselvollen Geschichte nach dem Ende der Monarchie, kommen heute die Touristen. Und die können hier nicht nur ein Schlossmuseum anschauen, sondern selbst im Schloss übernachten, wie einst schon der deutsche Kaiser.
Hotel und Museum Jagdschloss Letzlingen – Geschichte und Museum
Recht unscheinbar an einer Nebenstraße liegt die Zufahrt zum Jagdschloss Letzlingen heute. Nur ein kleines Schild weist im Ortskern auf dieses Juwel, das die Jahrzehnte trotz widriger Umstände überstanden hat. Ein Tor gibt es heute nicht mehr, man kann einfach auf das Gelände fahren, auf dem ein gut ausgebauter Parkplatz auf Museumsbesucher und Übernachtungsgäste wartet.
Nur ein wenig weiter die Auffahrt hinauf ist es dann schon zu sehen, das Jagdschloss Letzlingen. Ein bisschen wie aus einem Märchen sieht das Gebäude aus, das einst von den Hohenzollern hier erbaut wurde. Die Geschichte dieses Flecken Erde geht aber noch viel weiter zurück. Zur Jagd kam der Adel schon sehr lange in die ausgedehnten Wälder, die sich rund um das Schloss erstrecken. Bereits im 16. Jahrhundert gab es hier ein kleines Jagdhaus, das zwischen 1559 und 1562 durch den brandenburgischen Kurfürsten Johann Georg mit einem ersten Jagdschloss ersetzt wurde.
Die sogenannte „Hirschburg” war ein kastellartiges Anwesen mit einem Wohngebäude, das von einer Ringmauer sowie einem Wassergraben umgeben war. Der Kurfürst hielt sich oft in seinem Jagdschloss auf und feierte hier 1577 sogar seine Vermählung mit Elisabeth von Anhalt. Nach seinem Tod geriet das Schloss jedoch bereits wieder in Vergessenheit, denn seine Nachfolger bevorzugten andere Jagdreviere oder waren der Jagd nicht zugetan.
Erst fast 250 Jahre später wurde Letzlingen aus seinem Dornröschenschlaf geweckt, als König Friedrich Wilhelm IV. das Schloss 1840 wiederentdeckte. Seinerzeit war die alte Hirschburg bereits verfallen, sodass der König auf deren Grundmauern ein neues Jagdschloss errichten ließ. Gebaut wurde ein Schloss im Stil der englischen Neugotik und nach Entwürfen des bekannten Architekten Friedrich August Stüler. Am Torhaus wurde eine Tafel aus dem alten Jagdschloss eingesetzt, die noch heute auf den Baubeginn im Jahr 1560 hinweist.
Zuerst war das Schloss in kleineren Dimensionen gebaut worden, allerdings auf dem Grundriss der alten Burg. So gab es wieder ein Wohngebäude sowie eine Burgmauer und einen Graben, auch wenn man später in die Mauer weitere Gebäude integrierte. Auch das Wohngebäude wurde schnell zu klein und auf vier Geschosse aufgestockt.
An der Rückseite des Schlosses ist von einer Ringmauer nichts mehr zu sehen. Stattdessen befindet sich hier ein weiteres großes Gebäude, in dem sich weitere Räume des Schlosses befanden. Heute wird dieser Teil des Anwesens im Erdgeschoss vom Hotel und im Obergeschoss vom Museum genutzt.
Der ehemalige Wohnturm wird ausschließlich museal genutzt. Hier befindet sich eine Ausstellung der Kulturstiftung Sachsen-Anhalt, der das Schloss heute auch gehört. Sie verpachtet einen Teil des Anwesens an die Betreiber des Hotels.
Der Zugang zu Museum befindet sich im Innenhof des Areals, dort wo die Herrschaften einst aus ihren Kutschen stiegen. Während im Erdgeschoss nur die Tickets verkauft werden, befinden sich im ersten und zweiten Obergeschoss eine Reihe von Ausstellungsräumen.
Schon im Korridor, der die erste Etage durchzieht, ist kaum zu verkennen, dass sich der Besucher in einem Jagdschloss befindet. Überall hängen Trophäen und unzählige Fotografien der Jagd, denn Mitte des 19. Jahrhunderts war erst erstmals in Mode, sich fotografieren zu lassen. Und so gibt es Bilder von den Jagdgesellschaften, die hier zwischen 1840 und 1912 stattfanden.
Im ersten Ausstellungsraum wird die Zeit aber erst noch einmal zurückgedreht. Die Geschichte beginnt mit dem Bau des ersten Schlosses um 1560 und seinem Erbauer, dem Kurfürsten Johann Georg.
Ein Bild zeigt, wie das Schloss im 16. Jahrhundert wohl ausgesehen hat. Anhand von Aufzeichnungen aus Archiven wurde eine Rekonstruktion gewagt und diese Zeichnung angefertigt.
Ebenso zu sehen sind Bild des Kurfürsten Johann Georg und seiner ersten Frau, Sophia von Liegnitz. Die Erbprinzessin von Brandenburg verstarb bereits wenige Tage nach der Geburt des ersten Sohnes, sodass sie Letzlingen nie gesehen hat.
Weitere Räume beschäftigen sich eher mit der jüngeren Geschichte des Schlosses als Jagdresidenz, denn aus der Zeit zwischen 1840 und 1912 sind viel mehr Informationen erhalten geblieben. Auch wenn das Schloss zwischenzeitlich anderweitig genutzt wurde, so konnte das Aussehen der Räume doch recht gut rekonstruiert werden und sogar einige Möbel fanden den Weg zurück nach Letztlingen.
Der Kaisersaal wird heute für Trauungen genutzt. Früher fanden hier ausschweifende Essen statt. Alles, was Rang und Namen hatte, kam nach Letztlingen zu Jagd. Besonders die sogenannten Hofjagden unter Kaiser Wilhelm I. und Kaiser Wilhelm II. waren gesellschaftliche Ereignisse, die Monarchen aus ganz Europa anzogen.
Über eine kunstvolle Wendeltreppe sind die einzelnen Geschosse miteinander verbunden. Auch heute noch gelangen die Besucher so in die oberen Stockwerke.
Die Ausstellung in der zweiten Etage ist mehr dem Schloss als Bauwerk gewidmet. So gibt es einige Möbelstücke aus den Gemächern des Kaisers zu sehen und es wird die Geschichte von Friedrich August Stüler erzählt, dem berühmten Architekten, der neben diesem Schloss viele andere preußische Bauten entworfen hat.
Der letzte Raum allerdings erzählt eine ganz andere Geschichte, die eigentlich so gar nicht zu einem Schloss passt. Nach dem Ende der Monarchie wurde das Schloss zunächst als Internatsschule genutzt. Im Zweiten Weltkrieg wurde das Schloss dann erstmalig zum Lazarett umgebaut und von 1945 bis 1991 befand sich hier eine Außenstelle des Kreiskrankenhauses Gardelegen. Erst nach der Wende wurde das Jadgschloss Letzlingen umfassend saniert und zu einem Museum und Hotel umgebaut.
Zum Jagdschloss gehört aber noch ein weiterer Bau, die Schlosskirche Letzlingen, die sich gegenüber dem Torhaus befindet. Bereits im Jahr 1853 entwarf Stüler auch die Kirche, die ein älteres Gotteshaus ersetzen sollte. König Wilhelm IV. persönlich hatte erste Skizzen zum Bau angefertigt. Bereits im Jahr 1857 wurde der Grundstein gelegt, der eigentlich Bau begann aber erst zwei Jahre später. Der Bau konnte schließlich 1861 fertiggestellt werden, doch die Einweihung erlebte der König nicht mehr. Sein Bruder, der ihm auf den Thron folgte, führte diese schließlich durch.
Hotel und Museum Jagdschloss Letzlingen – Check-in und Lobby
Neben dem Museum gibt es im Jagdschloss den Hotelbetrieb. Auch dieser durchlief seine Höhen und Tiefen. So musste ein Betreiber 2016 Insolvenz anmelden. Seit 2017 wird das Hotel von den sächsischen Travdo Hotels & Resorts betrieben.
Die Zimmer befinden sich größtenteils im Kavaliershaus sowie im Kastellanhaus, die rechts und links neben dem Schloss stehen. Nur drei Suiten sowie die öffentlichen Räume liegen direkt im Schlossgebäude. Die größte Suite des Hotels ist die Torhaus-Suite, die sich, wie der Name schon sagt, direkt über der Toreinfahrt befindet.
Das Kavaliershaus ist das größte Nebengebäude des Schlosses. Hier sind Einzel- und Doppelzimmer verschiedener Größe zu finden.
Auch das etwas kleinere Kastellanhaus beherbergt ausschließlich Hotelzimmer, zu denen auch eine Junior Suite gehört.
Zwei weitere Suiten befinden sich in den zwei hinteren Ecktürmen, die Bismarck Suite sowie die Weinturm-Suite. Die Suiten können direkt bei der Buchung ausgewählt werden, da alle individuell eingerichtet sind.
Der Zugang zur Rezeption befindet sich im Innenhof. Der Weg hierher ist etwas steinig, denn der Hof ist mit historischem Kopfsteinpflaster gepflastert. Schweres Gepäck sollte also lieber erst einmal im Auto bleiben.
An der kleinen Rezeption neben der Hotelbar werde ich freundlich begrüßt und mir wird sogleich der Schlüssel für die Weinturm-Suite überreicht, die ich für diesen Aufenthalt gebucht habe. Wenn ich schon hier übernachte, dann wollte ich auch direkt im Schloss und nicht in einem Nebengebäude nächtigen. Und diese Entscheidung habe ich übrigens nichts bereut.
Hotel und Museum Jagdschloss Letzlingen – Weinturm Suite
Die Weinturm-Suite befindet sich im linken hinteren Turm des Schlosses. Der Zugang erfolgt von außen, sodass man bei schlechtem Wetter den Elementen ausgesetzt ist. Dafür nächtigt man wie in seinem eigenen kleinen Haus, denn dieser Zugang wird nur für diese Suite genutzt.
Gleich hinter der Tür führt eine Wendeltreppe in das Obergeschoss, wo sich die weiteren Räume befinden. Wer die Stufen nicht bewältigen kann, für den ist diese Suite leider nicht geeignet. Alles muss hier nach oben, auch das Gepäck.
Die Treppe endet in einem kleinen Vorraum mit Holzdecke, von dem die Türen zum Schlafzimmer sowie zum Bad abgehen.
Der erste Blick in die Suite zeigt mir ein wirklich schönes Turmzimmer, das mir auf Anhieb gefällt. Ich habe für mich auf jeden Fall die richtige Wahl getroffen und erfahre auch später, dass diese Suite allgemein als das schönste Zimmer des Hotels gilt. Hier kann ich mich schon fast wie eine Prinzessin fühlen.
Richtig klasse sind natürlich vor allem das Doppelbett unter dem Baldachin sowie der alte Kamin, auch wenn er inzwischen ohne Funktion ist.
Was ich allerdings nicht so ganz nachvollziehen kann, wieso man für solch ein Himmelbett zwei getrennte Matratzen wählt. Für meinen Geschmack waren sie auch etwas zu fest, aber da kann man es ja oft nicht jedem recht machen und ich schlafe generell lieber etwas weicher. Was mich gar nicht überzeugt hat, ist die Bettwäsche. Wieso man in einer Suite wie dieser Jersey-Laken nutzt und nur ein viel zu weiches Kissen bietet, bleibt wohl das Geheimnis des Betreibers. Ganz unverständlich ist mir aber, dass die eine Nachttischlampe nicht nur Schieflage hat, sondern überhaupt nicht funktioniert. So etwas sollte bei der Zimmerreinigung doch auffallen. Man sieht schon, trotz meiner allgemeinen Begeisterung, gibt es auch etwas Kritik.
Das Bett an sich ist aber auf jeden Fall etwas Besonderes, denn wann schläft man schon mal unter solch einem Baldachin?
An der gegenüberliegenden Wand steht ein Sofa mit Tisch. Wohn- und Schlafbereich sind in dieser Suite nicht getrennt.
Auf einer Kommode steht ein recht kleiner Flachbildfernseher. Aber wer will den schon in einem Schloss? Von mir aus hätte man den Fernseher auch ganz weglassen können. Viel besser passt da das historische Telefon.
Außerdem gibt es in der Kommode einen Kühlschrank, was ich absolut super finde, denn das gehört in Deutschland selbst heute noch nicht zum Hotelstandard. Zudem steht eine Flasche Wasser bereit.
Alles in allem ist die Suite nicht riesig, aber mir gefällt es, bis auf die kleinen Kritikpunkte sehr gut. In einem Hohenzollernschloss übernachtet man ja auch nicht alle Tage.
Neben dem Hauptraum gibt es übrigens noch ein kleines Ankleidezimmer mit Wandschrank und Frisiertisch.
Das Bad befindet sich auf der anderen Seite vom Treppenabsatz. Es gibt eine Dusche sowie ein Waschbecken mit sehr wenig Ablagefläche. Was ich nicht ganz verstehe, wieso man hier nicht noch eine Badewanne gebaut hat. Das würde so viel besser zum historischen Ambiente passen. Überhaupt finde ich das Bad den Schwachpunkt des Zimmers. Hier könnte man viel mehr daraus machen.
Hotel und Museum Jagdschloss Letzlingen – Bar und Restaurant
Zum Hotel gehören eine kleine Bar sowie ein Restaurant. Die Bar befindet sich gleich neben der Rezeption und die meisten Sitzplätze befinden sich bei schönem Wetter auf der Terrasse.
Das Restaurant teilt sich auf zwei Räume auf, die mit historischem Mobiliar eingerichtet sind. Zwar habe ich gelesen, dass es auch ein à la carte Menü geben soll, während meines Aufenthaltes wurde aber nur ein Buffet zum Festpreis angeboten.
Die Speisen sind in Ordnung, das Ganze hat aber irgendwie doch ein wenig Kantinenatmosphäre, was ich etwas schade finde.
Hotel und Museum Jagdschloss Letzlingen – Frühstück
Das Frühstück wird ebenfalls im Restaurant angeboten. Dazu ist vor der Rezeption ein kleines Buffet aufgebaut, auf dem vor allem kalte Speisen zu finden sind. Die Auswahl ist nicht sonderlich groß, aber für ein so kleines Hotel ausreichend. Es wird auch regelmäßig nachgefüllt, wenn etwas fehlt.
An warmen Speisen gibt es lediglich Rührei und Würstchen, beides keine kulinarischen Highlights. Ein kleines à la carte Angebot würde dem Hotel hier so viel besser stehen, finde ich. Aber vielleicht denke ich da auch zu viel international und zu wenig Deutsch, denn genau so ein Buffet habe ich schon in vielen deutschen Hotels bekommen.
Hotel und Museum Jagdschloss Letzlingen – Fazit
Trotz einiger kleiner Kritikpunkte hat mir mein Aufenthalt im Jagdschloss Letzlingen sehr gut gefallen. Es ist einfach ein tolles Gebäude mit viel Geschichte und wann übernachtet man schon mal unter demselben Dach, unter dem schon Kaiser und Könige genächtigt haben? Ich habe meinen Besuch im Jagdschloss keine Sekunde bereut und mich sehr wohlgefühlt, was auch am sehr nett Personal lag, das sich gut um die Gäste gekümmert hat. Meine Suite war, trotz der kleineren Macken, genau die richtige Wahl für mich. Im Turmzimmer habe ich mich schon ein bisschen wie eine Prinzessin gefühlt.
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